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Bericht: Becoming Peter Pan – An Epilogue To Michael Jackson

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  • Bericht: Becoming Peter Pan – An Epilogue To Michael Jackson

    Ein Bericht zur Aufführung von: Becoming Peter Pan – An Epilogue To Michael Jackson

    Donnerstag Abend. Eisige Winde und kühle Temperaturen begleiten mich und meine Vorfreude auf meinem Weg zum Schuberttheater, einem recht unscheinbar angelegten Schauspielhaus. Umso überraschender fällt schließlich der herzliche Empfang aus - man fühlt sich wohl. Die intime Atmosphäre im Foyer kann die Erwartungshaltung der vielen Gäste kaum verstecken und so bekomme ich schon vorab mit, dass ich wohl nicht der Einzige bin, der der Aufführung entgegenfiebert. Sowohl andere Fans als auch interessierte Stammgäste diskutieren munter vor sich hin. Neben einem breit grinsenden Simon Meusburger, ist es auch ein Nikolaus Habjan, der mich unweigerlich zum Schmunzeln bringt, als er (bereits mit Headset versehen) noch einmal einen letzten Blick in die Runde wirft und wieder in seinem Raum verschwindet. Kurz an die frische Luft und gleich hinein in den engen, gemütlichen Aufführungsraum. Dritte Reihe, sechster Platz. Ideal zum Anlehnen an die Wand und recht nahe am Geschehen. Letzteres trifft wohl auf die meisten Plätze des Theaters zu, hier muss man sich mitreißen lassen. Einschlafen in der letzten Reihe gilt nicht.

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    Eine Projektion von Michaels Handschuh auf den weißen Vorhang, umhüllt von Nebel,der sich durch den gesamten Raum ausbreitet, vermittelt einen kleine Vorahnung auf den Charakter des Stücks. Der Saal hat sich bereits gefüllt, die Lichter werden gedimmt. Ein junger Mann erscheint auf der Bühne, zieht seinen Arztkittel an, setzt seine Brille auf und zieht den Vorhang beiseite. Von hinten schiebt er einen Rollstuhl in die Mitte der Bühne. Wir befinden uns in einer Klinik für psychisch Kranke, der Patient sitzt mit dem Rücken zum Publikum. Bekannte Bilder gehen mir durch den Kopf, die gesamte Situation wirkt auf eine unangenehme Weise vertraut. Die Aufmerksamkeit gilt ganz alleine der Person, deren Gesicht wir nicht sehen können. Für wenige Momente sehen wir Michael Jackson in einer Projektion. Den Künstler, die Ikone, zu der er sich gemacht hat, zu der wir ihn gemacht haben. Doch er, der Mann, der sich Michael Jackson nennt, möchte heute nicht auftreten. Dies teilt er seinem Betreuer mit, der auf der gleichen Ebene wie der Zuseher agiert und das Leben seines Patienten rekonstruieren möchte.

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    Die starke Ausstrahlung der Puppe selbst lässt einen völlig vergessen, dass es sich eben 'bloß' um eine Marionette des Darstellers handelt. Sehr viel Ausdruck liegt in den Augen, im Gesicht, und bietet Projektionsfläche für eigene Interpretationen. Das gekonnte Wechselspiel in Form eines engen Dialogs zwischen Michael und seinem Betreuer ruft Anteilnahme hervor. Man erkennt, dass es um den Menschen hinter der Maske geht. Einige Passagen des Stückes sind mit Liedern von Michael umrahmt unter untermauern seine derzeitige Gefühlslage.
    Der Patient, der sich zuweilen für Peter Pan hält, hat seine Persönlichkeit, bei dem Versuch, sich selbst neu zu schaffen, indem er sein Leben zur 'größten Show auf der Welt' machte, vollkommen verloren. Er lebt in seiner eigenen Welt, in der er immer jung bleiben kann, in der Welt des Peter Pan. 'They want escapism', ein Zitat aus dem Film This Is It spiegelt sich auch in dem Stück wider. Gepaart mit gewisser Ironie, bekommt hier der Eskapismus (Flucht aus der Realität) eine neue Bedeutung.

    'Wendy, Wendy, where are you?' - wo ist Wendy wirklich? Wo ist Tinkerbell? Sind die 'fairies' schon alle in den Herzen der Kinder vergessen? In dem Stück wird Michael mit seiner größten Angst konfrontiert, nämlich seiner eigenen Kindheit. Hier weisen sich auch Parallelen zur Geschichte von Peter Pan auf – Isolation und Einsamkeit sind eindeutige Motive; die Angst vor dem Erwachsenwerden, die Furcht vor den Leuten, die einen grundlos verletzen. In der Mitte der Vorführung taucht sein Kinder-Alter-Ego auf, ein frecher kleiner Peter Pan, der (bildlich gesprochen) Michael den Spiegel vor die Augen hält und ihm den 'Man In The Mirror' zeigt. Es wird die Frage nach der Wahrheit gestellt, nach der Wahrheit über Michael Jackson, welche vom aufgeweckten Wunderknaben mit einem schlichten 'Who cares?' und höhnischem Gelächter quittiert wird. Es zeigt sich, dass Michael sich selbst bereits aufgegeben hat und nicht mehr an die Dinge glauben kann, die ihm einst so wichtig waren, nämlich die Welt zu heilen, sie zu einem besseren Ort zu gestalten. Es baut sich ein innerer Konflikt auf, Michael versucht sich von seinem Peter Pan zu lösen.

    An dieser Stelle will ich bewusst nicht näher auf den Inhalt und vor allem auf das Ende des Stücks eingehen. Stattdessen möchte ich abschließend noch meinen großen Dank aussprechen, ich ziehe meinen Hut (wie in Billie Jean) vor allen Mitwirkenden. Das Gespräch mit Nikolaus hat mich letzten Endes völlig in meiner Ansicht bestätigt, dass 'Becoming Peter Pan' keineswegs eine Parodie über Michael Jackson sein soll. Bereits vor Michaels Tod wurde an der Umsetzung des Stückes gearbeitet und in den darauf folgenden Jahren fertiggestellt.

    Allen Leuten, die sich selbst jedoch nicht in der Lage sehen, über ihre Vorurteile hinwegzusehen oder noch immer den Eindruck haben, Michael würde durch das Stück persönlich angegriffen, kann ich keine Empfehlung aussprechen. Die Person Michael Jackson ist ohne Frage überzeichnet dargestellt in dem Stück, aber das ist Theater, darüber muss man sich im Klaren sein.

    Keine Kritikpunkte? Doch. Die Schattenprojektion der Ärzte ist akustisch leider sehr schlecht zu verstehen. Hier konnte ich nur erahnen, worum es geht. Die Szene in der Michael nach seiner Medizin verlangt hätte ich persönlich nicht verwendet. Zieht meiner Meinung nach ein wenig am eigentlichen Thema vorbei und/oder kann leicht missverstanden werden.

    Dem Anspruch 'Theater auf kleinstem Raum, aber höchstem Niveau' wird 'Becoming Peter Pan' meiner Meinung nach absolut gerecht. Es wird sicher nicht das letzte Stück gewesen sein, welches ich mir ansehe.

    Geschrieben von Fabian S.


    Fotografie: Sabine Hauswirth
    Aufführung: schuberttheater.at
    FIL: Vielen Dank für den Bericht!

    Diskussion: Puppenspieler in Wien - Diskussionsthread
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