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Lady Gaga: Die wahre Nachfolgerin von Michael Jackson?

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    So geht Musikvideo heute

    Lady Gaga setzt Maßstäbe im Popgeschäft. Ihr zehnminütiger Kurzfilm zur Single "Telephone" entkoppelt die Musik vom Video und bedient die neuen Spielregeln des Internets.

    Genie der Selbstinszenierung? Perverser Auswuchs der Kulturindustrie? Die wahre Nachfolgerin von Michael Jackson? Es ist schwer, jemanden zu finden, der zu Lady Gaga keine Meinung hat.

    Man mag es schätzen oder nicht: Sie setzt derzeit die Trends im Mainstream-Pop. Sie hat die Spielregeln der Popularität und die Funktionsweisen des Web 2.0 besser verstanden als die meisten. Kaum zwei Jahre ist es her, da wurde sie mit den Songs Just Dance und Pokerface bekannt. Mehr noch als die wummernd-hymnischen Lieder blieb ihre Interpretin in Erinnerung: eine Diva mit großer Nase, die eine ebenso theatralische wie provokante Show veranstaltet. Sie hüllt sich in flammende BHs, Plastikguss und Mieder, Tand und Strass, versteckt das Gesicht unter Masken und Perücken – und zentimeterdicker Schminke. Dieser Star ist ein Gesamtkunstwerk.

    Tausendfach wird sie imitiert. Spektakel der Sorte Gaga lohnen sich für die Musikindustrie wohl selbst dann noch, wenn es offensichtliche Kopien sind. Jetzt hat sie eine neue Blaupause entworfen: das Musikvideo zu dem Lied Telephone, gesungen und gespielt mit Beyoncé Knowles. Es ist weniger Musikvideo als ein Kurzfilm über einen effektvollen Rachefeldzug. Gaga sitzt im Frauenknast, Beyoncé zahlt eine Kaution, gemeinsam bringen sie später zwei Dutzend Besucher eines Diners zur Strecke.

    Beinahe zehn Minuten dauert der Clip, im ersten Drittel wird gepöbelt, geknutscht und geprügelt – gesungen aber nicht. Dann klingelt das Zellentelefon, er will sie verlassen, sie ist aber total busy busy. Nach dem Ärger entkleidet sie sich erst mal und singt ein Lied. Immer wieder wird die Musik ausgeblendet und die Handlung erzählt.

    So dünn die Geschichte, so begrüßenswert die Umgestaltung des Musikvideos. Denn obwohl Clips schon vor Jahren vom Fernsehen ins Netz gewandert sind, hat sich ihre Form kaum verändert. Lady Gaga ist einer der ersten Superstars, die dem Rezeptionswandel gerecht wird.

    Eigentlich geht es dem Musikvideo heute wie der Schallplattenhülle vor 20 Jahren: Es wird kleiner. Die Hülle eines Albums schrumpfte von 30 auf zwölf Zentimeter, das Musikvideo von der Größe des Fernsehschirms auf das des YouTube-Fensterchens oder Handy-Displays. Lady Gaga komponiert ihre Clips entsprechend: Einerseits nehmen Details einen größeren Teil des Bildes ein als zuvor, andererseits nutzt sie die neuen Möglichkeiten des Spiels mit der Unschärfe. Pixel zu Provokationen, scheint ihr Motto zu sein. Sogar in Zeiten stetig sinkender Videobudgets leistet sie sich einen solchen Spaß.

    Warum ist da vorher noch niemand drauf gekommen? Gut, auch Michael Jackson stellte seinem Musikvideo zu Black Or White eine anderthalbminütige Sequenz mit Macaulay Culkin voran – anschließend tanzte er sich zehn Minuten lang völkerverständigend durch die Welt. Aber vor 20 Jahren waren die Rahmenbedingungen andere und die Geschichte nur Beiwerk zum Song.

    Nun ist die Musik Beiwerk zum Video. "I am sick and tired of my phone ringing. Sometimes I feel like I live in Grand Central Station. Tonight I'm not takin' no calls ...", singt Lady Gaga. Wehrt sie sich etwa gegen die absolute Erreichbarkeit? Oder ist das eine feministisch inspirierte Kritik am Anspruch weiblicher Verfügbarkeit? Später im Clip tötet sie schließlich vor allem Männer.

    Doch Lady Gaga beharrt in Interviews darauf, keine Feministin zu sein, und die Bilder zu Telephone sprechen ohnehin eine ganz andere, vertrautere Sprache. Die Tänzerinnen im Frauenknast bedienen biedere Fantasien: Wild knutschende, halbnackte Schönheiten schlängeln sich in Fernsehballettmanier entlang den Stahlgittern. Dazu ein paar sexy Prügeleien. Diese Szenen sind so logisch wie ein Bollywood-Streifen.

    Was zunächst als Widerspruch zwischen Feminismus und Rollenklischees erscheint, ist doch nur Strategie. Wie Lady Gaga selbst erfüllt auch das Video zu Telephone nur die Konvention, unkonventionell zu sein. Erstaunlich ist dennoch, wie anregend dieser Clip auf die Zuschauer wirkt. Die einen erfreuen sich an den zahllosen Zitaten aus Quentin Tarantinos Kill Bill – die Rachegeschichte ist so geradlinig, dass sie tatsächlich aus seiner Feder stammen könnte. Andere verbringen Nächte damit, die vielen Produktplatzierungen zu protokollieren. Diätbrause, Handydealer, Mayonnaise, Sonnenbrille, Laptop und und und.

    Dem Videoregisseur Jonas Åkerlund sollte man keine ausgeprägten künstlerischen Ambitionen unterstellen. Er ist ein Dienstleister und half schon Roxette, Madonna oder Rammstein, mittelmäßiges Liedgut optimal zur Geltung zu bringen. Und so täuschen die bald zehn Minuten Film, die ganzen Kniffe und Anspielungen gut darüber hinweg, dass Telephone klingt wie eine lahme Mischung aus ABBA, Modern Talking, DJ Bobo und übergewichtigen Beats. So klingt Lady Gaga immer, so klingt heute vieles.

    "Once you kill a cow, you gotta make a burger", teilt Lady Gaga ihrer Partnerin in Quentin Tarantinos Pussy Wagon mit. Tu es richtig oder lass es. In dieser Hinsicht ist Telephone wohl als Erfolg zu verstehen.

    Qelle: ZO & MJackson.NET
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