In der Nacht zum Mittwoch feiert der Dokumentarfilm „This Is It“ in Los Angeles Weltpremiere – doch weder seine beiden Söhne noch seine Mutter werden sich die Doku über die Proben zu den geplanten Konzerten von Michael Jackson ansehen, verrät Michaels Schwester La Toya im Interview. Zu sehr leiden sie noch unter dem Tod ihres Vaters, sind deshalb in psychologischer Betreuung. Nur seine Tochter Paris fühle sich schon stark genug – sie schreibe ihrem Daddy Briefe in den Himmel.
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Was halten Sie vom dem Trubel um den Film “This Is It?”
Ich glaube nicht, dass Michael es befürwortet hätte, diese Aufzeichnungen zu veröffentlichen. Es waren nur Proben. Da fehlte der letzte Schliff. Michael ist ein Perfektionist gewesen und hat jede Bewegung kritisch beobachtet.
Werden die Kinder den Film sehen?
Paris wird sich den Film auf jeden Fall anschauen. Ihr Vater war ihr großes Idol. Ich glaube nicht, dass Prince Michael und Blanket sich dazu überwinden können. Prince Michael geht im Moment durch eine Phase, in der er nichts von seinem Vater sehen möchte.
Und Ihre Mutter Katherine?
Es geht ihr nicht besonders gut. Sie kann es noch nicht ertragen, den Film anzuschauen. Sie sieht auch kein Fernsehen und will einfach immer noch nicht glauben, dass Michael wirklich gestorben ist.
Wissen die Kinder, woran ihr Vater wirklich gestorben ist?
Sie glauben, er hatte einen Herzinfarkt.
Wie beschäftigen sich Prince Michael und seine Geschwister zuhause?
Die Kinder haben zuhause Privatunterricht. Sie waren noch nie in einer öffentlichen Schule und sind es auch nicht anders gewohnt. Morgens sagen sie sogar ‘wir gehen jetzt in die Schule’ und laufen dann in den zweiten Stock, wo sie ein Klassenzimmer und einen Filmvorführraum haben. Die Lehrer sind alle sehr streng und diszipliniert.
Verbringen Sie jetzt mehr Zeit mit den Kindern?
Oh ja, wann immer ich kann. Diese Kinder sind unglaublich. Michael hat sie sehr gut erzogen. Er war nicht nur liebenswert und fürsorglich, er war sowohl Mutter, als auch Vater für sie.
Wie kommen sie mit dem Tod ihres Vaters zurecht?
Es wird von Tag zu Tag besser. Kinder sind unverwüstlich. Sie erholen sich manchmal schneller von einem Unglück als wir Erwachsene. Ich freue mich, dass sie keine Masken mehr tragen müssen. Wir wollten, dass sie ein normales Leben führen und sich nicht immer hinter diesen Masken verstecken müssen. Außerdem können sie jetzt täglich mit ihren Cousins spielen.
Prince Michael musste seinen Vater tot im Bett sehen
Wie gehen sie mit den Paparazzi um?
Manchmal halten sie sich etwas vors Gesicht, weil sie nicht fotografiert werden möchten, aber sie haben sich langsam daran gewöhnt.
Blanket trägt manchmal noch die Michael Jackson Puppe. Was macht die Familie, damit die Kinder ihren Vater in Erinnerung behalten?
Zunächst ist es wichtig, dass die Kinder psychologische Hilfe und Zuspruch bekommen. Sie müssen lernen zu verstehen, was passiert ist und wie das Leben jetzt weitergeht.
Haben sie Gefühlsausbrüche?
Natürlich sind sie manchmal traurig und fragen sich „Warum musste Daddy gehen?“ Irgendwann wird auch einmal Wut in ihnen aufkommen. Das ist ganz normal.
Prince Michael hat seinen Vater tot im Bett gesehen. Das muss für einen kleinen Jungen sehr schwer zu verkraften sein.
Ich fand das absolut grauenhaft. So etwas macht man nicht. Der Junge ist elf Jahre alt. Wie kann der Arzt so etwas erlauben? Es war nicht notwendig.Gut, dass die Kinder diesbezüglich mit einem Kinderpsychologen sprechen.
Weihnachten wird für die Kinder nicht einfach werden. Schon Pläne?
Stimmt, einfach wird es nicht, aber wir werden das Beste daraus machen und den Kindern alles bieten, damit sie Spaß haben werden. Genaue Pläne haben wir noch nicht.
Hat Ihre Familie Michaels Gruft auf dem Forest Lawn Friedhof seit der Beerdigung besucht?
Ich glaube nicht, dass die Kinder dort gewesen sind. Ich habe Michael zwei oder drei Wochen nach der Beerdigung besucht. Es ist ein sehr ruhiger Ort, wunderschön und friedlich. Perfekt für Michael. Dort hat er endlich Privatsphäre.
Sie haben vor Kurzem erwähnt, dass Paris ihrem Vater noch Briefe schreibt.
Ja, Paris schreibt ihm Briefe in den Himmel. Sie ist ein sensibles Mädchen und Schreiben ist eines ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Sie ist wirklich ein sehr intelligentes Kind.
Bekommen die Kinder die weltweite Trauer um ihren Vater mit?
Ich glaube nicht. Sie dürfen nur zwei Stunden am Tag fernsehen, und das sind meistens Sendungen auf den Kinderkanälen Nickelodeon oder Disney.Sie wissen, dass er ein Superstar war und freuten sich schon auf seinen großen Auftritt. Neulich sagte Paris zu mir „Tante LaToya, Daddy war ein Superstar oder?“
„Ich hoffe, dass die Gerechtigkeit siegen wird“
Fragen Sie, wo Ihr Vater ist? Verstehen Sie, was Tod bedeutet?
Sie wissen, was Tod bedeutet und haben im Krankenhaus auch erfahren, dass ihr Vater gestorben war.
Seit Michaels Tod sind vier Monate vergangen und bisher ist noch niemand verurteilt worden. Ist das frustrierend für Sie?
Ich wundere mich natürlich, aber ich habe gelernt, geduldig zu sein. Ich frage mich, weshalb es so lange dauert. Es muss ja irgendeinen Grund geben, weshalb das Ganze hinausgezögert wird. Ich hoffe, dass Gerechtigkeit siegen wird. Wir müssen den Polizei-Inspektoren die Zeit geben, die sie brauchen.
Möchten Sie, dass jemand ins Gefängnis kommt?
Mein Bruder ist nicht mehr unter uns. Gerechtigkeit muss walten.
Würden Sie auch für die Todesstrafe plädieren?
Man muss auch vergeben können, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Eine Todesstrafe halte ich nicht für notwendig, denn mein Bruder kommt dadurch auch nicht wieder zurück. Jeder Mensch muss aus seinen Fehlern lernen, deshalb sollen diejenigen, die das meinem Bruder angetan haben eine Gefängnisstrafe bekommen, damit sie lernen, dass sie so etwas niemals mehr einer anderen Person antun werden.
Haben Sie oder ihre Familie jemals mit Dr. Conrad Murray gesprochen?
Nein, niemand von uns hat mit ihm gesprochen.
Wissen Sie, wann gerichtliche Schritte seitens des Bezirksanwalts unternommen werden?
Nein, darüber weiß ich nichts. Es wird schon seine Gründe haben, weshalb es so lange dauert. Die ganze Welt wartet darauf.
Hat Ihre Familie ein Tribut für Michael geplant?
Meine Brüder haben über eine Show diskutiert, zu der auch andere Künstler eingeladen werden sollen. Die Idee wurde verworfen und dann wieder neu diskutiert. Ich weiß nicht, wie der Stand der Dinge momentan ist, aber ich wäre dafür, eine Show zu veranstalten. Das schulden wir Michaels Fans.
Sind Sie in der Planung involviert?
Nein, das machen alles meine Brüder. Sie sind schließlich die Jackson 5.
Von Dylan Howard und Simone Vollmer