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Michael-Jackson -Show „King of Pop“

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  • Michael-Jackson -Show „King of Pop“

    November 02, 2009 | Newsman | MJackson.NET | suedkurier | SZON |

    Offenbar ist er gar nicht tot. Zumindest nach dem Besuch der Show „King of Pop“ in Ravensburg konnte man diesen Eindruck haben.

    Doppelgänger hinterlassen oft einen schalen Geschmack, egal wie gut oder schlecht sie ihren Job machen. Einer der Gründe: Obwohl sich das Publikum dem Schein der Rolle hingeben will, bleibt da doch eine innere Stimme, die das genaue Gegenteil in Richtung Bühne flüstert: „Sag uns, wer du wirklich bist; denn wer du nicht bist, wissen wir.“ Sein Publikum, jedem Doppelgänger ist das klar, ist in sich gespalten: Es will ihn einerseits in der verkörperten Rolle idolisieren, ihn zugleich als Rollenspieler aber bloßstellen; der Verehrungssehnsucht steht eine Feindseligkeit gegenüber, die sich in der kleinlichen Suche nach Fehlern zeigt, die dem Doppelgänger wohl unterlaufen mögen.

    Wird Michael Jackson imitiert, ist das Verhältnis besonders prekär. Einerseits ist der King of Pop tot; deshalb ist eine perfekte Jackson-Kopie das Beste, was man auf einer Livebühne bekommen kann. Andererseits hat kein anderer Popmusiker einen vergleichbaren Superstar-Status erreicht. Keiner hat so sehr die Bodenhaftung verloren, keiner hat sich so sehr in die über ihn grassierenden Mythen hinein entwirklicht. Das macht Michael Jackson zu einer quasi-religiösen Figur der Popmusik, und ihn zu imitieren ist zugleich ein Sakrileg.

    Bereits der Frage „Wer bist du in Wirklichkeit?“ ist im Grunde nur Michael Jackson allein würdig. Der neurotische Halbgott, gespalten zwischen einem Dasein auf und einem anderen jenseits der Bühne, war sein eigener Doppelgänger. Wie sollte man dieselbe Frage, wer er wirklich sei, also mit brennendem Interesse einem bloßen Jackson-Double stellen? Damit wird das Double noch aus dem Vorhof jenes Tempels vertrieben, dessen Gott er zugleich verkörpern soll.

    Mit einem Wort: Earnest Valentino hat es nicht leicht. Valentino ist Jackson, das Herz der Show „King of Pop“, die in der Oberschwabenhalle in Ravensburg nach der Premiere in Luxemburg an diesem Abend ihre zweite Aufführung erlebt – beides sind Warmlauftermine, ehe man sich an die Eroberung der großen Welt wagt: Stuttgart, Paris, St. Petersburg und Moskau stehen auf dem Tourplan. Dabei braucht der aufwändigen Produktion, die mit siebenköpfiger Band, sechs Tänzerinnen und Tänzern sowie drei Backgroundsängern aufwartet, nicht bange zu sein: Ihr gelingt das Unmögliche – Michael Jackson wird wieder lebendig. Das ist nicht nur das Verdienst von Earnest Valentino; „King of Pop“ ist alles andere als hingeschluderte Leichenfledderei. Freilich will auch Produzent Tom Beser einen guten Euro machen, aber er bietet dem Publikum wohl das Beste, was es für sein Geld bekommen kann.

    „King of Pop“ will die Liveshows von Michael Jackson nicht imitieren, sondern selbst original sein, soweit dies eben möglich ist. Und so hat Beser die Choreografin Stacy Walker engagiert, die für die Tanzeinlagen von Jacksons kommender Tournee verantwortlich gewesen wäre, nebst Musikern, die mit Jackson auf Tour waren. Das Ergebnis ist eine Punktlandung. Der Liveband gelingt es, die gewohnten Studioversionen von Jacksons Hits in Liveversionen zu verwandeln, die zugleich druckvoll als auch makellos gespielt sind. Die Choreografin Stacy Walker, auch selbst als Tänzerin auf der Bühne, orientiert sich im Tanz an Jacksons Videoclips, ohne sklavisch daran zu kleben. Verblüffend synchron, erfrischend turbulent geraten die Szenen, und Earnest Valentino alias Michael Jackson ist ihr Gravitationszentrum.

    Wer bist du in Wirklichkeit? Valentino schafft es durch seine lückenlos authentische Darstellung, dass man ihm diese Frage stellen will – und auch, dass man sie immer wieder vergisst, denn der 44-jährige Kalifornier ist in seine Bühnenrolle ähnlich gründlich hineingewachsen wie Michael Jackson in die seine; Valentino imitierte Jackson schon, als er noch ein achtjähriger Knirps war. Besitzt Earnest Valentino eine eigenständige Persönlichkeit, nachdem er von Kindesbeinen an die Wandlung zum perfekten Doppelgänger betrieb? Valentino hat in Mimik, Gestik, Tanz und Gesang über Jahrzehnte hinweg die Entwicklungsstufen seines Vorbilds nachvollzogen; und dieses Vorbild wiederum hatte seinerseits mit der eigenen Identität gewiss größte Probleme.

    Die Frage der Identität stellt sich vor diesem Hintergrund auf einer tieferen Ebene: Wer war Michael Jackson? Wer ist Earnest Valentino? Vor allem: Wo verläuft die Grenze? Die Identitäten scheinen brüchig zu werden, und Valentino ein Doppelgänger auf fundamentalerer Ebene als bloß der einer äußerlich angeeigneten Rolle; daher schillert sie auch in allen Farben. Earnest Valentino als Michael Jackson, das geht hinaus über den schwerelosen Moonwalk, über die Christusposen mit ausgebreiteten Armen und die ekstatisch kieksende Stimme. Seine vollendete Verwandlung rührt also an jene Frage: Wer bist du in Wirklichkeit?

    Dass Michael Jackson darauf keine Antwort fand, machte die Tragik seines Lebens aus. Und dass man sie gerne Earnest Valentino stellen möchte, ist das Faszinosum dieser perfekten Show.

    ******

    Die Show ist perfekt, aber kurz

    Ein Michael-Jackson-Konzert mit einem falschen Michael Jackson an Halloween? Das klingt gruseliger als Jacksons Monster-Hit "Thriller". Doch wenn die Erwartungen niedrig sind, bleibt Raum für positive Überraschungen. Die "King of Pop"-Show in der Ravensburger Oberschwabenhalle war begeisternd.

    (Ravensburg/sz) Gespenstisch ist an dem Abend nur die viel zu leere Oberschwabenhalle, in der sich ein paar hundert Zuhörer verloren vorkommen. Grund für das mangelnde Interesse sind wahrscheinlich die gruselig hohen Eintrittspreise: Zwischen 50 und 76 Euro sind für den echten Michael Jackson wenig, für ein Double aber relativ viel Geld.

    Earnest Valentino heißt der Mann, der seit Jahrzehnten in die Rolle des möglicherweise größten Popstar aller Zeiten schlüpft. Der auf der Bühne das Leben eines anderen führt. Eine ewige Kopie. Ein Illusionist. Es sind nicht nur Kleidung, Styling und Make-up, die den gebürtigen Amerikaner so frappierend Michael Jackson ähneln lassen. Seine zarte, sanfte Stimme, wenn er spricht, die Art, wie er sich den Hut ins Gesicht schiebt, wenn er tanzt, die perfekt-geschmeidige Beherrschung des "Moonwalk" - Gestik, Mimik, Habitus stimmen.

    Und so wird die am Anfang des Konzerts noch als anbiedernd empfundene Kopie im Laufe der Lieder zu einem rührenden Tribut. Sogar ein Kind aus dem Publikum holt Valentino am Ende des Konzerts auf die Bühne. Der Junge freut sich fast so sehr, als hätte ihn der echte Star auserwählt, mit ihm zu tanzen. Michael Jackson hätte Valentinos Darstellung sicher geliebt. Samt dem Pathos, mit dem er die Augen zum Himmel hebt, wenn er von seinem großen Vorbild und "Mentor" spricht. Und der drolligen Bescheidenheit, mit der er am Ende Autogramme schreibt.

    Eine perfekte Show liefern auch die Tänzer um Choreographin Stacy Walker, die Jackson jahrelang auf Tourneen begleitete. Ob als prügelnde Gang-Mitglieder bei "Beat it" oder Zombies in "Thriller", ihre Darstellung ist spannungsgeladen, abwechslungsreich, perfekt. Gleiches gilt für Musiker und Backgroundsänger, die zum Teil auch schon mit dem echten Superstar zusammengearbeitet hatten.

    Die Veränderung im Publikum ist sichtbar. Sie reicht von anfänglicher Skepsis bei schwächeren Titeln wie "Jam" über verzückte Jubelrufe beim Superhit "Billie Jean" und Gänsehaut beim sakral-gospelhaften "Will you be there" bis hin zum Höhepunkt "Man in the mirror", laut Valentino Michael Jacksons Lieblingslied, und "Heal the world", bei dem auch Ravensburger Kinder mitwirken. Die Zuschauer stehen vor den Stühlen, singen mit, klatschen, tanzen. Dass die Halle zu drei Vierteln leer ist, fällt im Publikum nicht mehr auf. Aber den Künstlern vermutlich doch. Nach gut anderthalb Stunden verlassen sie die Bühne, das Licht geht an, "Zugabe"-Rufe verhallen ungehört, einige Fans können es gar nicht fassen und bleiben noch eine ganze Weile auf den Stühlen sitzen. Und so beschleicht manchen am Ende doch noch das unheimliche Gefühl, dass es bei der "King of Pop"-Show eher um Geldmacherei als um den Tribut an einen legendären Ausnahme-Künstler geht. Die Illusion ist vorbei.

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    Anmerkung von Newsman:
    Statt William Hall (wie vorher angekündigt) wurde anscheinend das Double vom Veranstalter durch Earnest Valentino ersetzt, das gibt der Show nochmals einen neuen Glanz.
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