Santa Maria (AP) Seit Freitag liegt das Schicksal von Michael Jackson in den Händen der zwölf Geschworenen, die ihre Beratungen über einen Urteilsspruch aufgenommen haben. In der Jury sitzen ganz unterschiedliche Menschen, die von Staatsanwaltschaft und Jackson-Verteidigern nach ganz bestimmten Kriterien aus 250 Kandidaten ausgewählt wurden.
Acht der Geschworenen haben selbst Kinder - eine Tatsache, die sie besonders für den Vorwurf des Kindesmissbrauchs sensibilisiert. Andererseits sind sechs Jury-Mitglieder erklärte Fans von Jacksons Musik - ein Umstand, von dem sich die Verteidigung einen Vorteil verspricht.
Manche der Geschworenen erfüllen die Kriterien beider Seiten. Eine 45 Jahre alte Frau hat Söhne im Alter von 14 und 16 Jahren, und während des Auswahlprozesses lobte sie die Musik von Jackson. Er sei ein «wunderbarer Entertainer», mit dessen Liedern sie aufgewachsen sei. Andere halten nicht viel vom «King of Pop»: «Seine Musik war ein bisschen vor meiner Zeit», befand eine 22 Jahre alte Mutter von zwei Kindern in den Auswahlinterviews. Sie habe einmal die Chance gehabt, auf Jacksons Neverland Ranch zu kommen, dies aber abgelehnt.
Alle Juroren, darunter auch ein Computerprogrammierer in Rente sowie ein Student, haben sich während des Prozesses immer wieder Videoaufnahmen des Landgutes und vor allem von Jacksons Schlafzimmer ansehen müssen. In dem Raum sollen sich die Missbrauchsfälle zugetragen haben. Und die zwölf Ausgewählten haben eines gemeinsam: Sie erklärten sich bereit, sich sexuell eindeutiges Material anzuschauen. Bei der Beweisvorlage der Staatsanwaltschaft stellte sich heraus, dass es dabei um Dutzende Pornohefte ging, die auf der Neverland Ranch konfisziert wurden.
Bis auf zwei Geschworene haben alle Jury-Mitglieder zumindest einige Zeit am College verbracht, drei haben Hochschulabschlüsse. In den Fragebögen mussten sie nicht angeben, welcher Herkunft sie sind. Zwei Frauen gaben dennoch an, Englisch sei ihre Zweitsprache und Indonesisch beziehungsweise Spanisch die Muttersprache. Die Verteidiger von Jackson waren ärgerlich über die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, zwei schwarze Bewerber abzulehnen. Umfragen vor dem Prozess hatten ergeben, dass Afroamerikaner weit häufiger als Weiße an die Unschuld des Popstars glauben.
Die Geschworenen sind 20 bis 79 Jahre alt. Am ältesten ist eine Frau, deren Enkel wegen einer Sexualstraftat eine Bewährungsstrafe erhielt. Sie erzählte dem Richter Rodney Melville, sie habe ihrem Enkel in einem Brief geschrieben, dass er einige schlechte Entscheidungen getroffen habe. «Und doch liebe ich ihn innig», berichtete sie. Auf die Frage, ob ihr Enkel das Gefühl habe, von der Justiz fair behandelt worden zu sein, sagte sie: «Mit Sicherheit. Und ich will wirklich, dass auch Mr. Jackson einen fairen Prozess bekommt.»
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