ist zwar ein relativ langer, aber denke ich seriöser artikel, womit einige fragen geklärt werden können:
Während alle Welt auf das Urteil im Prozeß gegen Michael Jackson wartet, lohnt es sich mal zu hinterfragen, wem diese inszenierte Schmierenkomödie letztlich am meisten nutzt. Als eine mögliche Interpretation der Ereignisse könnten die Rechte an über 200 Beatles-Songs und ein Joint-Venture mit dem Musikverlag von Sony eine wichtige Rolle bei der Motivsuche spielen.
Als zumeist unbeteiligter Beobachter der Farce, die offiziell als Gerichtsprozeß daherkommt, fragt man sich insbesondere eines: wozu das Ganze? Selbst für Gegner des "King of Pops" scheint die Beweislage der Staatsanwaltschaft äußerst dürftig, die öffentliche Stimmungsmache des Chefanklägers und erklärtem Intim-Feind von Michael Jackson, Tom Sneddon, ist manipulativer Populismus. Somit rechnet kaum jemand mit einem eindeutigen Schuldspruch in allen 13 Anklagepunkten. Letztlich ist - wie bei vielen (Straf-)Prozessen - Geld der zentrale Faktor! Der in den 80ern zum Superstar der Pop-Musik avancierte Singer-Songwriter Michael Jackson verdiente Millionen, alleine sein im Jahr 1991 abgeschlossener Plattendeal mit Sony Music brachte ihm 60 Millionen Dollar ein. Zum damaligen Zeitpunkt ein guter Deal, verkauften sich seine Solo-Alben bislang weltweit 135 Millionen mal, alleine "Thriller" - das meistverkaufte Album aller Zeiten - brachte es auf 47 Millionen Einheiten.
Das Problem ist nur, daß Michael Jacksons Lebenswandel nicht gerade als sparsam gilt. Dazu kommen noch die nicht unwesentlichen Prozeßkosten. So vermutete das "Wall Street Journal" kürzlich, daß Jackson pro Jahr ca. 30 Millionen Dollar mehr ausgibt, als er eigentlich zu Verfügung habe. Dadurch seien die Schulden des "King of Pop" mittlerweile auf 415 Millionen Dollar angewachsen. Somit ist Michael Jackson faktisch schon seit Jahren nicht mehr liquide - oder direkter ausgedrückt: bankrott. Dies bestätigen sogar die Angaben von Jacksons Buchprüfer vor Gericht: so habe Jackson im Jahre 2003 nur 38.000 Dollar Bargeld und gleichzeitig offene Lieferantenechnungen über 10,5 Millionen Dollar gehabt - so die "Los Angeles Times".
Fehlen also Barmittel, geht es üblicherweise an die "Sicherheiten" - in der Regel also Vermögenswerte - und da gibt es durchaus den einen oder anderen Schatz zu heben. So stand und steht Michael Jackson nicht nur als Musikproduzent und Interpret bei Sony Music unter Vertrag, sondern er ist zugleich Geschäftspartner des Musikkonzern mit japanischen Wurzeln. Vor Jahren kaufte er sich zu 50% bei Sony/ATV ein, einem der weltweit respektiertesten Musikverlage mit einem äußerst attraktiven und wertvollen Repertoirebestand in den Regalen. Das in Insiderkreisen als "All-Terrain-Vehicle (ATV)" bezeichnete Unternehmen -- das übrigens von der SonyBMG-Fusion weitgehend unbeeinträchtigt blieb und seitdem unter der Leitung der Sony Corporation of America steht -- verfügt u.a. über 200 (also nahezu alle jemails veröffentlichten) Titel der Beatles. Zudem besitzt der Musikverlag den weltgrößten Country-Musikkatalog (Tree und Acuff-Rose) sowie zahlreiche Titel im Bereich R'n'B & Urban-Music - Sony/ATV administriert Werke von Künstlern wie Babyface, Felice and Boudleaux Bryant, Destiny's Child, Leonard Cohen, Miles Davis, Bob Dylan, The Everly Brothers, The Fugees, Jimi Hendrix, Graham Nash, Roy Orbison, Sarah McLachlan, Roger Miller, Joni Mitchell, Graham Nash, Willie Nelson, Solar, Stephen Stills, Hank Williams, und Brooks & Dunn - um nur einige Highlights zu nennen.
Die Bank of America habe nun vor kurzem ein Kreditpaket von insgesamt 270 Millionen Dollar an die New Yorker Investmentgesellschaft Fortress verkauft, da Jackson den Forderungen der Bank angeblich nicht mehr nach kommen konnte. Als Sicherheiten für diese Kredite hatte Jackson bereits 2001 seinen 50-prozentigen Anteil an Sony/ATV sowie seinen eigenen Verlag MiJac hinterlegt. Jackson hatte den gesamten Beatles-Katalog 1985 von der Firma ATV für 47,5 Millionen Dollar erworben, die wiederum Northern Songs, den eigenen Verlag der Beatles, bereits 1969 aufgekauft hatte. 1995 verkaufte Jackson dann die Hälfte des Verlages an Sony, woraus das Konglomerat Sony/ATV entstand. Jacksons jetziger Anteil belaufe sich mittlerweile auf einen Wert von 500 Millionen Dollar.
Amerikanische Brancheninsider erwarten, daß Michael Jackson nun selbst im Falle eines Freispruches seinen Anteil am Verlag Sony/ATV verkaufen muß. Der Hintergrund seien die immensen Schulden, die sich bei Jackson aufgehäuft hätten. Der Sänger würde alleine der Bank of America angeblich 270 Millionen Dollar schulden, die Verantwortlichen beim Kreditinstitut hätten ihm daher in den letzten Wochen Möglichkeiten zur Umschuldung aufgezeigt, die u.a. den Verkauf eines Großteils seiner Verlagsbeteiligung umfaßten. Nach der Weigerung Jacksons, auf diesen Vorschlag einzugehen, verkaufte die Bank of America die beiden Kreditverträge zusammen mit den zugehörigen Sicherheiten an den Hedge Fonds der Fortress Investment Group, berichten CNN und Fox News. Die 1998 gegründete Fortress Investment Group LLC ist eine globaler Big-Player unter den in den USA tätigen Investmentgesellschaften und verwaltet ein Beteiligungskapital von ca. 15 Milliarden US-Dollar für überwiegend institutionelle Investoren. Hauptgeschäftsbereiche sind Private-Equity, Hedgefonds und Immobilien. Einem Bericht der "New York Post" zufolge gibt es nun auch bei der Sony Corporation of America Pläne, Michael Jackson für seine Anteile an Sony/ATV auszubezahlen. Im Gespräch ist eine Summe von 300 Millionen Dollar.
Doch trotz der Gefahr eines finanziellen Ruins will sich der "King of Pop" nicht freiwillig von seinen Verlagsrechten trennen. Er sieht sich vielmehr Opfer einer Verschwörung gegen ihn, man wolle ihm den Beatles-Katalog wegnehmen. Sollte Jackson seine Schulden jedoch nicht fristgerecht begleichen, droht ihm zwangsweise der Verlust dieser Verlagsanteile; dem Vernehmen nach läuft mindestens einer der Darlehensverträge Ende des Jahres aus. Der harte Kern des "Unternehmens Michael Jackson" -- bestehend aus Charles Koppelman, dem ehemaligen Chef von EMI Nordamerika, seinen Anwälten John Branca und Al Malnik, Jane Heller von der Bank of America sowie Privatinvestoren, die sich von Goldman Sachs vertreten lassen -- hat laut "Fox News" allerdings bereits ausgehandelt, daß Jackson seine Schulden durch den Verkauf des Verlags komplett tilgen würde. Darin enthalten wären nicht nur die 270 Millionen Dollar Schulden, sondern auch die Darlehen, die MiJac Music Publishing in den letzten Jahren aufgenommen hatte. MiJac ist der Verlag, der die Rechte an Jacksons eigenen Werken und einigen Songs von Sly & The Family Stone vermarktet. Nach dem Verkauf der Sony/ATV-Anteile blieben Jackson dann noch etwa 10 Millionen Dollar in bar sowie ein Jahressalär von geschätzten 7-8 Millionen Dollar. MiJac sei - wenn entschuldet - schließlich rund 100 Mio. Dollar wert, meinen Insider.
Somit wäre der größte Profiteur der Ereignisse -- völlig unabhängig vom Ausgang des Verfahrens -- ganz eindeutig die Sony Corporation of America. Grund ist die völlig freie Verfügungsgewalt über das Repertoire des Musikverlages Sony/ATV. Dort will Finanzchef Rob Wiesenthal schon länger das Geschäft endlich "auf Vordermann" bringen - zusätzliche Kataloge sollen aufgekauft werden, der gesamte Geschäftszweig soll stärker florieren als zuletzt. Im Jahr 1999 wurde Sony/ATV mit 930 Mio. Dollar bewertet, seither habe sich der Verlag nicht weiterentwickelt, heißt es. Und schließlich wartet das Beatles-Repertoire auch noch auf die digitale Vermarktung - bislang sind die Songs der Pilzköpfe in keinem legalen Musikdienst zu finden. Im Vorfeld des Starts von MSN Music hatte man zwar bereits voreilig damit geprahlt, einlösen konnte Microsoft das Versprechen an die Kundschaft bislang aber nicht. Zukünftig könnten also allein über die digitale Vermarktung der Repertoire-Titel noch zusätzlich viele Millionen Dollar pro Jahr verdient werden. Ein gutes Motiv, oder?
Kommentar