Bratwürste aus Franken sind nicht sein Ding. Das erfährt die Presse von einem Mitarbeiter der Gastronomie im Schloss Atzelsberg, noch bevor sie den Mann zu Gesicht bekommt. Denn Joseph Jackson lässt sich Zeit. Während die Fotografen und Kameraleute sich vor dem Schlosstor aufgestellt haben und Absprachen treffen, wie die Spielregeln für sie sein können, damit jeder zu seinem Bild kommt, ist der Vater von Michael Jackson noch zu Tisch im Schloss. Viele Medienvertreter sind da, doch keiner weiß, warum: Die Hintergründe seines Besuchs will Jackson erst auf der Konferenz verraten, hieß es auf der Presseeinladung.
Auch der Erlanger OB Siegfried Balleis kommt. Mit großen Schritten eilt er zum Schloss. Er geht hinein, die Presse bleibt draußen. Eine halbe Stunde später dürfen die Fotografen endlich auf die Auslöser ihrer Kameras drücken. Joseph Jackson geht auf die Journalisten zu. Der Vater des am 25. Juni verstorbenen «King of Pop» ist schwarz gekleidet, weinrot ist seine Krawatte und das Tuch im Jacket, hellblau der große Bilderband, dass er in seiner Hand hält – «Erlangen between the Centuries».
Gekonnt posiert der 80-Jährige und lächelt in die Kameras. Noch ein Erinnerungsfoto mit dem Gastronomie-Personal des Schlosses, dann geht es in die erst vor kurzem neu renovierte Schloss-Scheune zur Pressekonferenz.
Die Konferenz kann beginnen: Jackson schaut erwartungsvoll in die Runde, den Journalisten geht es nicht anders – und schon entsteht die erste Irritation: Warum sagt der Mann eigentlich nichts zu dem Anlass der Pressekonferenz? Nachdem klar wird, dass die Journalisten selbst herausfinden müssen, warum sie hier sind, kommt die erste Frage an den berühmten US-Amerikaner im schwarzen Hut: «Warum sind Sie heute hier?» Die Antwort fällt knapp aus: «Ich wollte mir das Schloss anschauen.»
Wieder Schweigen. Dann ergreift eine Reporterin von einem privaten TV-Sender die Initiative und versucht das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken: Die Reality-Soap seiner Söhne. «Welche Soap? Davon weiß ich nichts.» Die Umbettung des Leichnames seines Sohnes schließt er aus: «Da gibt es keinen Plan.» Auch bei Fragen nach Michael Jacksons Kindern, seiner Rolle als prügelnder Vater sind seine Antworten kantig: «Den Kindern geht es gut. Ich habe meine Kinder gar nicht so misshandelt, wie behauptet wird, weil ich selten daheim war. Ich hatte zwei Jobs.» Als sich die Journalistin damit nicht zufrieden geben will und nachhakt, verbietet der Mann ihr das Wort.
«Warum sind Sie hier?»
Wieder Schweigen. Ein paar Journalisten starten den nächsten Versuch und fangen wieder von vorne an: «Warum sind Sie hier?» Jackson geizt mit Worten und Informationen, nur so viel verrät der Mann: Er sei schon seit ein paar Tagen in Deutschland und heute aus Oldenburg angereist. Sein Deutschland-Besuch habe nicht private, sondern geschäftliche Gründe, darüber zu reden sei ihm aber «zu privat», es soll noch geheim bleiben. «Besuchen Sie Nürnberg?», will eine Journalistin wissen. «Besuche ich Nürnberg?», fragt der Mann zurück und schaut zu dem Mann, der rechts von ihm sitzt und den Jackson beschreibt als den Mann, «dessen Namen ich nicht aussprechen kann» – später verrät dieser Mann, dass er Ralf Sesselberg heißt und Jacksons Europa-Manager ist. Auch die Frage, ob Jackson sich München anschauen wird, zaubert ein Fragezeichen auf Jacksons Gesicht.
Die Verwirrung unter Journalisten wächst. Okay, der nächste Versuch: «Welche Projekte haben Sie momentan?» Er habe einen Film gemacht, der «Destination Fame» heißt. Zum Film über Michael Jackson, der demnächst rauskommen soll, kann er nichts sagen, weil er ihn noch nicht gesehen hat. Nach seinen Erwartungen an diesen Film gefragt macht Jackson seinem Ärger über die Presse Luft: «Mein Sohn konnte niemanden leiden sehen. Er hat allen geholfen, nur die Presse hat sich dafür nicht interessiert. Sie bezeichnete ihn als «*****», aber sein Name war Michael Jackson, der Superstar aller Zeiten.»
Vielleicht liegt es daran, dass Jackson die Fragen nicht so recht versteht, vielleicht auch, weil die Journalisten seine Aussprache schlecht verstehen, doch die Konferenz wird nicht zu einem spannenden Ping-Pong-Spiel. Nach einer halben Stunde lächelt der 80-Jährige mal wieder und steht auf.
Die Frage «Warum ist er da?» wird verdrängt von der Frage «Hat man ihn bezahlt, und wenn ja, wie viel, dass er ins Schloss kommt?» Saß Norbert Nägel die ganze Zeit schweigend links von dem Prominenten, so wird der Geschäftsführer des Schlosses nach der Konferenz von Journalisten umzingelt. Bezahlung? «Dazu sage ich nichts.»
«Hier gibt es frische Luft, schönes Grün», sagte Jackson noch über das Schloss. Vielleicht war es ein schöner Ausflug für den Mann, der gerne verreist, für Journalisten war es ein kurioser Nachmittag. «Man kann es nicht ohne Presse machen», sagt Ralf Sesselberg. Aber was macht die Presse jetzt damit?
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