Interview
Sie ist eine der bestverkaufenden Popkünstlerinnen in der Geschichte. Mit 35 Nummer-Eins-Hits, fünf Grammys und Schauspielrollen auf der kleinen und der großen Leinwand ist Janet Jackson seit Jahrzehnten eine Showbusiness-Ikone. Als Jüngste der Jackson-Five-Familienmitglieder, die seit ihrem fünften Lebensjahr auftritt, schaffte sie es, selbst zu Berühmtheit zu gelangen. Trotz allen Ruhmes blieb Janet bekanntermaßen privat. Und obwohl ihre Musik scheinbar erkennen ließ, dass sie alles unter Kontrolle hat, war dies, was ihr Gewicht betraf, nicht der Fall. Ihr öffentlicher Kampf gegen den Jojo-Effekt, ihr enormer persönlicher Schmerz: Darin lagen die Wurzeln für etwas, über das sie nun zum ersten Mal spricht.
Meredith Vieira: In Ihren Zwanzigern, als Ihr Album ganz vorne in den Charts war, befanden Sie sich in einer guten Situation. Aber Sie schrieben in Ihrem Buch, dass Sie so unerbittlich selbstkritisch waren. Folgendes Zitat: "Ich hasste das, was ich im Spiegel sah. Ich schlug meinen Kopf wortwörtlich gegen die Wand, weil ich mich so hässlich fühlte." Haben Sie das wirklich getan?
Janet: (nickt) Ich schlug meinen Kopf wirklich gegen die Wand und ich weinte, weil…ich…ich…ich mich nicht attraktiv fühlte. Es passierte so viel in meinem Leben. Ich fühlte mich sehr unattraktiv.
M. Vieira: Woher kam das?
Janet: (lacht) Es geht auf meine Kindheit zurück.
Janet erinnert sich daran, sich bereits im Alter von 6 Jahren mit ihrer älteren Schwester Rebbie verglichen zu haben.
Janet: Ich sah mir immer ihr Foto an und dachte: "Oh mein Gott, sie ist so hübsch. Könnte ich doch nur so aussehen, wenn ich älter bin."
Und als sie ihre erste Fernsehrolle bekam, gab es für Janet nicht nur gute Zeiten hinter der Bühne.
Janet: Ich entwickelte mich sehr, sehr früh. Ich bekam mit zehn Jahren Brüste. Und damit ich etwas flachbusiger aussah, banden sie meine Brust zusammen. Unmittelbar sagt man sich da: "Ok, so wie du bist, bist du nicht gut genug." Und das traf mich im Alter von 10 Jahren.
M. Vieira: Über das Zusammenschnüren hinaus, sagten Sie Ihnen zu jenem Zeitpunkt auch, dass Sie dick seien, dass Sie Gewicht verlieren müssten?
Janet: Ja, sie wollten, dass ich eine Diät machte und das tat ich. Ich fühlte mich nie ganz richtig.
M. Vieira: Und manche dieser Hänseleien gingen von Ihrer Familie, von Ihren Brüdern, aus.
Janet: Ja.
M. Vieria: Insbesondere Michael hänselte Sie…
Janet: Ja.
M. Vieira: …wegen Ihres Hinterns.
Janet: Ja. Michael beabsichtige nicht, grausam zu sein. Er bemerkte nicht, welche Wirkung das auf mich hatte. Sie gaben mir einige Namen. Viele Namen. Ich lachte über…
M. Vieira: Was für Namen?
Janet: Oh. (holt Luft) Pferd, Schwein, Kuh, Schlachtferkel (slaughter-hog)…ehm...
M. Vieira: Von Ihren Brüdern?
Janet: Ja. (lacht) Und…
M. Vieira: Yeah.
Janet: Ich denke, einige Leute könnten sagen: "Oh, so scherzen Geschwister." Aber nicht jeder kann das von sich abschütteln. Ich war ein solches Kind, das alles in sein Inneres einschloss. Ich habe mich nie mal geäußert.
Nun, mit 44 Jahren, während sie ihre Up Close and Personal Tour - ihre bisher größte Welttour - einläutet, redet Janet bereitwillig über Fitnessgeheimnisse, gesunde Rezepte aus ihrem Buch und über ihre Gefühle für ihre berühmte Familie.
M. Vieira: Sie schrieben: "Ein zentraler Teil dieser Geschichte wurzelt in meiner Unfähigkeit Joseph zu konfrontieren." Reden Sie mit mir darüber.
Janet: (lacht) Was möchten Sie von mir darüber wissen?
M. Vieira: Ich möchte wissen, was Sie damit meinten.
Janet: Mein Vater war nie so da, wie ich einen Vater [bei mir] haben wollte. Ich sah meine Freunde zusammen mit ihren Vätern spielen. Und ich sagte dann zu mir: "Das ist es, was ich tun möchte. Ich möchte auf seinem Schoß sitzen können. Ich möchte ihn "Dad" nennen dürfen."
M. Vieira: Sie nennen ihn Joseph, nicht wahr?
Janet: Yeah, yeah. "Das ist Dein Name für mich. Du nennst mich Joseph. (schüttelt den Kopf) Du nennst mich nicht "Dad"." Ich versuchte es einmal.
M. Vieira: Ihn Vater zu nennen?
Janet: Ja.
M. Vieira: Was passierte?
Janet: Genau das passierte. Das, was Sie gerade sagten. Er meinte: "Ich heiße Joseph für Dich. Du nennst mich nicht "Dad"." (berührt; hat Tränen in den Augen) Sehen Sie, das bewegt mich. Das hat eine Wirkung auf dich als Kind.
M. Vieira: (mit zitternder Stimme) Ich bin sicher, das es das tut.
Janet: Und es trifft mich immer noch, wie Sie sehen können. Aber es trifft einen wirklich. Ich weiß, dass mein Vater mich liebt. Er hat einfach eine ganz, ganz andere Art, es zu zeigen.
M. Vieira: Sie rechnen es Ihrem Vater hoch an, dass er Ihre Karriere in Gang gebracht hat. Aber Sie sind zudem auch sehr deutlich, Janet, Sie sagen - und Michael sagte das auch - dass ihr Angst hattet vor Eurem Vater.
Janet: Natürlich.
M. Vieira: Und einmal waren Sie im Badezimmer, meine ich, und als Sie herauskamen, schlug er Sie mit einem Gürtel?
Janet: Ja, das war mein Vater…das war das einzige Mal, dass mein Vater mich prügelte.
M. Vieira: Wie alt waren Sie?
Janet: Ich war sehr jung. Ich kann mich nicht mehr genau an mein Alter erinnern. Ich war sehr jung. Ich hatte häufig das Gefühl, dass mein Vater Dinge an uns ausließ wegen – ich weiß nicht - wegen Angelegenheiten außer Haus. Aber wir waren, wir hatten Angst vor meinem Vater, als wir aufwuchsen.
M. Vieira: Sie widmeten Ihr Buch Mike und es gibt ein großartiges Bild hier, in das ich mich direkt verliebt habe. "Mike nannte mich Dunk und wir teilten jeden Traum, jede vertrauliche Bemerkung. Ich war seine kleine Schwester und er wusste immer, dass ich seinen Rücken hielt." Wie meinen Sie das, Sie hielten seinen Rücken?
Janet: Wir stärkten uns gegenseitig den Rücken. Aber im Laufe der Zeit machte er bestimmte Dinge durch...ehm...ich versuchte so sehr ich konnte für ihn da zu sein. Und sogar, nun, Scream, der Song, das Video…wenn Sie hinhören: (Zitat aus dem Song) Stop pressuring me. Makes me wanna scream. I'm tired of injustice. I'm tired of this scheme. The lies are disgusting. Das ist die Strophe, die er schrieb. Also, er war aufgebracht, er war verärgert, er war, er war zornig über all die Anschuldigungen zu dieser Zeit. Ich war seine kleine Schwester, die die da war, die hinter ihm stand, die da war, um in die direkte Konfrontation zu gehen. (lacht)
M. Vieira: Was bedeutete diese Beziehung, die so besonders war?
Janet: Wir waren innig verbunden, so dass wir alles gemeinsam taten und viele Dinge gemein hatten.
M. Vieira: Sie schrieben: "Ich kann unseren Schmerz darüber, unseren Bruder verloren zu haben, nicht beschreiben, oder den Schmerz seiner Kinder, ihren Vater verloren zu haben oder den Schmerz meiner Eltern, ihren Sohn verloren zu haben. Ich habe den Film This Is It immer noch nicht gesehen. Ich kann mir immer noch keines seiner Videos ansehen. Die Trauer hört nicht auf."
Wo befinden Sie sich in diesem Prozess, Janet, zu diesem Zeitpunkt?
Janet: Tatsächlich war ich schließlich in der Lage, es zu tun. Ich war in Paris und ich verbrachte die Nacht lediglich damit, mir all seine Videos anzusehen. Ich hörte mir seine Musik an. Und es gab Momente, in denen mir nach Weinen zumute war und es gab Momente, die mich zum Lachen brachten. Es tat mir gut. Es vergeht immer noch nicht ein Tag, an dem ich nicht an ihn denke. Nicht ein einziger Tag. Nicht ein einziger Tag.
M. Vieira: Sie werden reisen. Sie werden auf Tour sein, während dieses Prozesses um Dr. Murray und ich weiß, Sie dürfen darüber nicht reden…aufgrund all der Einzelheiten, die diesen Prozess umgeben. Aber direkt nach Michaels Tod sagten Sie - und viele Ihrer Familienmitglieder sagten das auch - Sie waren im Gerichtssaal und ich kann mir vorstellen, wie emotional das für Sie gewesen sein muss. Glauben Sie immer noch so stark an seine Schuld, wie Sie es damals taten?
Janet: (schaut zu Boden) Mhm mhm. (nickt bejahend) Und das ist alles, was ich dazu sagen werde. Ich tue das. Ich tue es wirklich. Es ist hart. Es ist hart, im Gerichtssaal zu sitzen.
M. Vieira: Yeah, deswegen wollte ich Sie fragen, weil ich manche Familien sehe, die nicht in der Lage wären, dies zu tun, und andere würden sagen: "Was immer es auch erfordert, wir werden da sein." Und Ihre Familie geht diesen Weg. Ich meine, Sie sind dort gewesen, Ihre Mutter ist dort gewesen, Ihre anderen Geschwister. Warum ist es wichtig für Ihre Familie gewesen, dabei zu sein…bei solchen vorausgehenden Anhörungen?
Janet: Ich…ehm…ich, ich meine, es ist, es ist mein Bruder. Es ist mein Blut. Er ist nicht mehr hier wegen (Pause) X, Y and Z. Ich denke, es ist wichtig für jede Familie, die jemanden verloren hat. Man will Gerechtigkeit sehen.
M. Vieira: Das letzte Mal sahen Sie Michael um Ihren Geburtstag herum.
Janet: Zwei Tage vor meinem Geburtstag.
M. Vieira: Sagten Sie ihm, dass Sie ihn lieben?
Janet: (nickt) Yeah, das war das Letzte, was wir einander sagten. Ich sagte: "Ich liebe Dich." Und er sagte: "Ich liebe Dich auch, Dunk."
M. Vieira: (fragend) Ich liebe Dich auch, Dunk.
Janet: Mein Spitzname: Dunk … Dunky Fried Chicken. Ich kann es nicht erklären. (grinst)
M. Vieira: (lacht)
Janet: Ich weiß nicht. Es macht keinen Sinn. Michael war immer – er war immer so verrückt.
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