Hier ein schöner Nachruf, der hoffentlich auch Nefsche's u. Senfi's Ansprüchen gerecht wird :
Josef Nyary über die große Liz Taylor
Sie war Kinderstar und Teen-Queen, rebellisches junges Mädchen und Hollywoods Leading Lady, Verführerin mit großen Idealen und Sex-Symbol ohne Blöße. Sie war Frauchen und Biest, Unschuldslamm, Megäre und Grande Dame.
Die Top Ten der Filme von Liz Taylor
* Ivanhoe – Der schwarze Ritter (1952)
* Giganten (1956)
* Das Land des Regenbaums (1957)
* Die Katze auf dem heißen Blechdach (1958)
* Telefon Butterfield 8 (1960)
* Cleopatra (1963)
* Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (1966)
* Der Widerspenstigen Zähmung (1967)
* Die Stunde der Komödianten (1967)
* Die Nacht der tausend Augen (1973)
Vor allem aber war Liz Taylor die schönste Frau der Welt: dunkel, sinnlich und keusch. Ihre Liebe suchte Herz und Seele, ihr Zauber wirkte ohne Limit durch die Zeiten: Keine andere heiratete so oft und blieb sich dabei immer treu. Keine andere auch lockte so viele Paparazzi an und bot so wenig Durchblick. Nur ihre Ehemänner durften sie sehen, wie sie war.
Erste Stil-Ikone der Nachkriegszeit
In 64 Filmen zeigt sie Formen und Format. Am 27. Februar 1932 im Londoner Stadtteil Hampstead geboren, steht Elizabeth Rosemond Taylor schon mit Kindesbeinen auf den festen Fundamenten von Fleiß, Disziplin und einer gründlichen Ausbildung: Privatschule, Reiten, Ballett. Das Talent steckt in den Genen, Mutter Sara spielt Theater, Vater Francis handelt mit Kunst. Nach den ersten Nazi-Bomben auf England kehrt die Familie in die USA zurück. Sara Taylor hat Hollywood-Kontakte und bringt die Tochter 1941 in einer kleinen Leinwandkomödie unter.
Die Ehen von Liz Taylor
* Hotelerbe Conrad Nicholson 'Nicky' Hilton Jr. (1950-1951)
* Schauspieler Michael Wilding (1952-1957 / 2 Kinder)
* Filmproduzent Michael Todd (1957 - 1958 / 1 Kind)
* Sänger und Entertainer Eddie Fisher (1959-1964)
* Schauspieler Richard Burton (1964-1974 / 1 Kind)
* Zweite Ehe mit Schauspieler Richard Burton (1975 bis 1976)
* US-Politiker John Warner (1976 bis 1982)
* Bauarbeiter Larry Fortensky (1991 bis 1996)
Der Film floppt, die Karriere nicht: 1942 spielt die kleine Liz mit Hunde-Hero Lassie den Kläff-und-knurr-Knüller „Heimweh“, dann folgt Film auf Film. Der neue Kinderstar ist das tiernärrische Mädchen mit dem zahmen Eichhörnchen, der verliebte Backfisch mit der akuten Telefonitis und die freiheitsdurstige Tochter, die sich gegen die Eltern auflehnt. Ein „Life“-Titel macht sie zur ersten Stil-Ikone der Nachkriegszeit. Mit 17 ist sie erwachsen und dreht das volle Hollywood-Programm: Spionagethriller, Krimi, Kostümschinken.
Die besten Zitate von Liz Taylor
* Ich habe nur mit Männern geschlafen, mit denen ich auch verheiratet war.
* Meine Leidenschaften bestimmen mein Leben.
* Große Mädchen brauchen große Diamanten
* So gut wie alles macht mich nervös – außer Filme zu machen.
* Erfolg zu haben heißt, dass man eine Gefangene wird.
* Man findet erst heraus, wer wahre Freunde sind, wenn man in einen Skandal verwickelt ist
* Mir wurde alles geschenkt – gutes Aussehen, Ruhm, Reichtum, Ehre, Liebe.
* Ich habe den Körper einer Frau und die Emotionen eines Kleinkindes.
* Menschen, die mich gut kennen, nennen mich Elizabeth. Liz kann ich nicht leiden.
Die Klatschpresse hat einen neuen Liebling, als Elizabeth Taylor 1950 den Hotel-Erben Nicky Hilton heiratet. Indiskrete Details oder gar Fotos gibt’s nicht – Hiltons Großnichte Paris wird das später ganz anders handhaben. Nach neun Monaten ist die erste Folge der privaten Ehe-Serie ohne Happy End im Kasten. Mit 21 ist sie die verwöhnte junge Dame der High Society, nicht nur im Film: Die Hilton-Dollars heben ihren Lebensstil auf Top-Level, Liebesaffären machen sie zur „Miss Libertine“ neuer sexueller Freiheit, die vor allem den Frauen nutzt.
In „Giganten“ wird sie vom schüchternen Weibchen zur emanzipierten Ehegefährtin eines texanischen Ölmilliardärs. Als „Katze auf dem heißen Blechdach“ wartet sie nicht mehr passiv auf Sex, sondern macht ihrem schlappen Ehemann Dampf. Und für „Cleopatra“ kassiert sie als erster Star die Weltrekordgage von einer Million Dollar. Die Cleverness, sich als Co-Produzentin zu beteiligen, lässt daraus sieben Millionen werden. Am Ende ihrer Karriere besitzt sie 600 Millionen Dollar.
Nach dem Flugzeugabsturz ihres Ehemanns Nr. 2, Mike Todd, knackt sie Ehemann Nr. 3, Eddie Fisher, aus glücklicher Ehe und lässt ihn dann für Richard Burton sausen, den sie gleich zweimal heiratet. Es ist ein Duo wie heute höchstens das „Brangelina“-Paar Pitt & Jolie, nur mit entschieden mehr Glamour: riesige Villen, riesige Schlagzeilen, riesige Menschenaufläufe.
Kampf für Frieden und Hilfe für Aids-Kranke
Burton schenkt seiner Frau eine der größten Juwelensammlungen der Welt, doch schon damals zeigt Liz Taylor: Luxus allein ist nicht das Leben, das sie sich vorstellt. In Moskau schafft sie es mit einer privaten Friedensmission bis vor Chruschtschow, Bulganin, Mikojan und Gromyko. In Leningrad dreht sie die einzige amerikanisch-sowjetische Koproduktion des Kalten Krieges, und im Libanon und in Israel sucht sie Kriegsparteien zu versöhnen.
Mehr Erfolg hat ihr Kampf für mehr Menschlichkeit. Als erster Superstar sammelt sie für Aids-Opfer. Sie setzt sich für Homosexuelle ein, scheut nicht vor Trash- und Drag-Rollen zurück, stärkt und stützt die Schwulen-Bewegung als Ikone, für die Ewigkeit ins Bild gesetzt von Pop-Art-Gigant Andy Warhol.
Ihr Privatleben füllt die große Bühne, ihre Familie verschwindet in den Kulissen, niemand spricht von den beiden Söhnen aus zweiter oder den beiden Töchtern aus dritter und vierter Ehe, denen sie eine gute Mutter war: Alle vier sitzen an ihrem Bett, als die schwer Herzkranke für immer die schönen blauen Augen schließt. Die Welt ist ärmer geworden, der Himmel reicher.
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