Die single "Candy" gibts ab 12. Oktober.
IV Spiegel Online Kultur v. 28.09.12:
"Ich will das Königreich des Pop regieren"
Er wurde fett, er hielt nach Ufos Ausschau, man erklärte ihn für erledigt. Jetzt ist Robbie Williams mit einem neuen Album zurück und gibt sich siegessicher. Im Interview erklärt der 38-Jährige, wie er die Krone der Popmusik zurückerobern will und wie es sich anfühlt, als Berufsjugendlicher Vater zu werden.
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SPIEGEL ONLINE: Mr. Williams, Sie wollen nie erwachsen werden, haben Sie stets gesagt. Als Vater wird das jetzt aber schwierig. Wie geht's Ihnen damit?
Williams: Panik. Ja, ich spüre wirklich Panik. Ich kann nur erahnen, was da noch an Arbeit und Stress auf mich zukommt. Wenn ich nur daran denke, verwandele ich mich in ein zitterndes Wrack.
SPIEGEL ONLINE: Was ist mit Ungeduld? Freude?
Williams: Nein, nur Panik. Seit ich 16 war, drehte sich mein Leben nur um mich selbst. Ich war in einer Popband, ich habe die Popband verlassen, ich wurde Popstar. Ich musste fast nichts für mich selbst regeln, ich habe keinen Schimmer, wie ich auf mich selbst aufpassen soll - und muss jetzt für so ein winziges Wesen sorgen. Das ist schon seltsam. Haben Sie Kinder?
SPIEGEL ONLINE: Nein.
Williams: Dann verstehen Sie mich! Solche Gefühle sind wohl auch okay. Ist ja eine große Sache.
SPIEGEL ONLINE: Das Timing könnte aber besser sein. Ihr neues Album erscheint, Sie müssen auf Tour…
Williams: Tja, Muttis zahlen halt nicht für sich selbst.
SPIEGEL ONLINE: Als ob Sie sich darüber Gedanken machen müssten.
Williams: Ehefrauen sind teuer!
SPIEGEL ONLINE: Haha.
Williams: Nun ja, im Ernst: Die Dinge sind, wie sie sind. Wird schon alles gut.
...
SPIEGEL ONLINE: Haben Sie eigentlich eine Liste von Songs, die Sie Ihrer Tochter vorsingen wollen?
Williams: Ja, die habe ich tatsächlich. Es gibt da ein paar Lieder.
SPIEGEL ONLINE: Auch eigene?
Williams: Nein. Eher so was wie "The Inch Worm": "Two and two are four/ Four and four are eight/ Eight and eight are sixteen/ Sixteen and sixteen are thirty-two…" Ich habe zig Kinderlieder auf Lager.
SPIEGEL ONLINE: Papa sein und Wiegenlieder singen, reicht Ihnen aber offenbar nicht. Ihr neues Album heißt "Take The Crown". Nach welcher Krone greifen Sie?
Williams: Nach keiner konkreten. Es mag sie geben - oder auch nicht.
SPIEGEL ONLINE: Und welches Königreich wollen Sie regieren?
Williams: Das Königreich des Pop! Das Königreich des puren Entertainments! Ich verdiene es, in Stadien aufzutreten, sie sind meine Domäne. Alles darin gehört mir - und wohl auch zu mir. Mit meinen letzten Alben stand ich mit dem einen Fuß in diesem Reich und mit dem anderen außerhalb. Aber jetzt habe ich das Talent, das Bedürfnis und auch wieder den Ehrgeiz, loszuziehen und erneut die Welt zu erobern. Erfolg zu haben fühlt sich einfach nett an, er streichelt das Ego. Ich will verdammt viele Platten verkaufen und die beste Show aller Zeiten abliefern. Oder die zweitbeste, drittbeste. Oder zehnbeste. Das wäre…
SPIEGEL ONLINE: … noch immer Weltklasse, klar. Stellen Sie sich gedanklich doch mal auf die Bühne so eines Stadions. Was sehen Sie vor sich?
... Hörprobe Candy
Robbie Williams: Candy
Williams: Viele, viele Menschen, die auf- und abspringen. Sie singen, sie lächeln, sie haben glückliche Gesichter. Sie verlieren sich für ein, zwei Stunden und genießen meine Art der Unterhaltung.
SPIEGEL ONLINE: Wie haben Sie sich wieder in diesen Zustand versetzt?
Williams: Seit ich 16 bin, habe ich Jahr für Jahr ein Album herausgebracht, beworben und bin damit auf Tour gegangen. Irgendwann, nach bald 20 Jahren, war ich absolut und vollkommen ausgebrannt - so wie ein Big Boss in einem Hochleistungsjob. Mir fehlten Energie und Willenskraft, überhaupt noch an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich habe eine Weile gebraucht, um mich zu sammeln, mich wieder so fit zu fühlen, als würde ich explodieren. Aber das Leben ist kurz, und es wird kürzer. Vielleicht werde ich nicht mehr oft die Chance haben, so etwas zu tun, mit jedermanns Unterstützung. Ist mein Album relevant? Das sei dahingestellt. Aber ich will wieder Großes erreichen, mein Ehrgeiz ist enorm.
SPIEGEL ONLINE: Während Ihrer Auszeit haben Sie sich unter anderem mit Ufo-Sichtungen beschäftigt. Manche Medien erklärten Sie daraufhin für erledigt, wenn nicht gleich für verrückt. In dem neuen Song "Be A Boy" heißt es nun: "They say the magic was leaving". Ist die Zeile Ihren Kritikern gewidmet?
Williams: Wenn du ganz oben stehst, hörst du die Stimme am lautesten, die ruft: "Du bist scheiße, du bist scheiße!" Sicher, du hast Indizien für das Gegenteil, Stadien, die skandieren: "Du bist toll, du bist toll!" Aber du selbst hörst nur diese eine Stimme. Aber sie wird zu einem Antrieb. Wenn ich mir meine Motivation in Form einer Tortengrafik vorstelle, dann steht auf einem ganz großen Stück der Satz: "Fuck you!" Vielen Dank dafür!
SPIEGEL ONLINE: Hegen Sie einen Groll?
Williams: Ich denke schon, ja. Da draußen gibt es eine Menge Leute mit bösen Absichten - und ich zähle mich selbst nicht dazu. Aber mein Groll ist nicht riesig, denn jedes Mal, wenn du daran denkst, verletzt du dich nur selbst.
SPIEGEL ONLINE: Sie sind also wieder da. Warum waren Sie überhaupt weg?
Williams: Du lernst ständig dazu, das tun wir alle. Beim letzten Album ist das aber nicht passiert. Ich hatte einfach keinen Kampfgeist mehr. Den brauchst du, um in den Mechanismen dieses Geschäfts zu funktionieren - hast du ihn nicht, werden sie dich zermalmen. Damals wollte ich nur noch rumsitzen, rauchen, Chips essen und Reality-TV gucken. Das will ich immer noch. Aber ich will auch wieder rausgehen und kämpfen.
SPIEGEL ONLINE: Hat es Ihnen geholfen, einen alten Freund neu zu entdecken, mit dem Sie auch Songs für dieses Album komponiert haben: Gary Barlow?
Williams: Ach, das Leben ist wie ein großer Wandteppich. Und all die Fäden, die wir verweben, führen uns irgendwann zueinander zurück. Meine Beziehung zu Gary hat etwas Symbiotisches, in ihr steckt unendlich viel: Ich liebe ihn, ich beneide ihn, ich will mich mit ihm messen. Er war das Songwriter-Genie in unserer Boyband, ich dachte stets: Ich will auch ein Genie sein! All das liegt dort, in einer lieblichen Schale. Ich bin mir sicher, Gary fühlt das Gleiche.
SPIEGEL ONLINE: Wird also am Ende aus Ihnen doch noch das große Songwriter-Duo, so wie einst aus Lennon und McCartney?
Williams: Ich wüsste nicht, was dagegen spräche.
Das Interview führten Andreas Borcholte und Thorsten Dörting
Viel glück und erfolg für's neue album und einen guten start von 'Candy'!
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