Wenn's dir nix ausmacht könnten wir so verfahren:
Ich finde den ganzen artikel recht interessant und lesenswert samt aller positiven und negativen kritik.
Ich stelle ihn mal komplett ein:
TV-Kritik "Summer of Soul" bei ArteFernseh-Soul-Party am Samstagmorgen
Von Harald Keller
(enth. bild)
Von 1970 bis 2006 war „Soul Train“ das wichtigste Forum für schwarze Musik im US-amerikanischen Fernsehen. Im Rahmen des „Summers of Soul“ erinnert Arte mit einer Dokumentation und der Reihe „Palace of Groove“ an dieses aufregende Kapitel der neueren Popgeschichte.
Michael Jackson lernte hier den Moon Walk. Fred Astaire verpasste möglichst keine Folge. Rosie Perez, Jody Watley, Carmen Electra, MC Hammer taten, besser: tanzten hier ihre ersten Karriereschritte.
Die Crème de la Crème der schwarzen Popmusik, später auch einige handverlesene weiße Künstler wie Gino Vanelli, David Bowie und Elton John gehörten zu den Passagieren des „Soul Train“. Zwar werden seit 2006 keine neuen Ausgaben mehr produziert, aber die Sendung ist Kult.
Archivmaterial wird in Form von Zusammenschnitten auf diversen US-Sendern, auf Internet-Kanälen, auf DVD vertrieben. Und die Verleihung der „Soul Train Music Awards“ ist bis heute ein Pflichttermin für die US-amerikanische Musikindustrie.
Begonnen hat das alles 1970 in Chicago unter denkbar einfachsten Bedingungen: in einem winzigen Studio, mit nur einer Kamera, mit nur einem einzigen Werbekunden – und einem von seiner Sache überzeugten Produzenten und Moderator namens Don Cornelius.
Die seit 1952 bestehende Sendung „American Bandstand“ vor Augen, in der Afroamerikaner sowohl im Publikum wie auf der Bühne Ausnahmeerscheinungen waren, wollte Cornelius ein neues Format schaffen, in dem die schwarze Musikkultur zu ihrem Recht kam. Nach einer zuvor bereits von Cornelius initiierten Veranstaltungsreihe bekam die neue Sendereihe den Namen „Soul Train“.
Märchenhafte Erfolgsgeschichte
Der französische Filmautor Pascal Forneri betonte in seiner von Arte und ITV France produzierten Dokumentation „Show Me Your Soul: Die Soul-Train-Jahre“ den märchenhaften Charakter dieser Erfolgsgeschichte und bemühte dabei auch die eine oder andere Legende.
Laut Forneri wurde Don Cornelius als Rundfunksprecher entdeckt, als er kraft seines Amtes als Verkehrspolizist dem Eigentümer einer Chicagoer Radiostation ein Strafmandat ausstellte. Zwar arbeitete Cornelius tatsächlich zeitweilig als Polizist, strebte aber von sich aus zum Hörfunk und absolvierte einen dreimonatigen Kursus, ehe er einen Sprecherposten bei der von einem schwarzen Eigner geführten Station WVON bekam.
Von dort führte ihn der Weg zum lokalen Fernsehen, wo er drei Jahre als politischer Moderator tätig war, ehe er mit „Soul Train“ die Sendung erfand, die ihn berühmt und zum reichen Mann machen sollte. Die Anfänge indes waren nicht leicht. Schwarze galten der Konsumwirtschaft nichts, weil sie nach landläufiger Meinung zu arm waren.
Daher gelang es den „Soul Train“-Produzenten anfangs kaum, Werbezeit zu verkaufen – im kommerziellen System der USA die Voraussetzung für den Fortbestand einer TV-Reihe. „Soul Train“ trug dann aber dazu bei, dieses rassistische Vorurteil auszuräumen, was sich auch auf andere Bereiche des Fernsehens auswirkte.
Dabei war „Soul Train“ eigentlich ein Nischenprogramm. Zwar wurde es schon 1971 von weiteren Sendern übernommen – und ab da, von einer lokalen Ausgabe abgesehen, nicht mehr in Chicago, sondern in Los Angeles produziert –, aber in der Regel samstags im Vormittagsprogramm ausgestrahlt.
Nicht der beste aller Sendeplätze, aber „Soul Train“ hatte Erfolg und hatte zudem, wie die Arte-Dokumentation deutlich machte, politische Bedeutung in einer Zeit, die noch stark von der Rassentrennung geprägt war.
Der frühere politische Journalist Don Cornelius nutzte seine so bunte und beschwingte Sendung – das Szenenbild war geprägt von Hot Pants, Schlaghosen, Plateauschuhen, Glitzerlook – immer auch im Sinne der schwarzen Emanzipation. In – allerdings gestellten – Gewinnspielen ließ er herausragende Persönlichkeiten der schwarzen Kultur erraten, bei Tanzwettbewerben gab es Stipendien als Preise, James Brown und Reverend Jesse Jackson warben für Gleichberechtigung, Bildungsprogramme und schwarze Colleges.
Mode als Statement
Die Mode selbst war damals bereits ein Statement. In die Kleidung floss afrikanische Folklore ein, selbstbewusste Schwarze trugen stolz den „Afro“, der das naturkrause Haar betonte. Welch ein Unterschied, diesen Punkt blieb der Film schuldig, zu heute, da sich namhafte afroamerikanische Künstler und vor allem Künstlerinnen den weißen Schönheitsidealen unterwerfen. Und dafür auch chirurgische Eingriffe in Kauf nehmen.
Die Geschichte der Fernsehsendung „Soul Train“ ist reizvoll genug, ihre gesellschaftspolitische Relevanz macht sie doppelt spannend. Ähnliches gilt für viele Aspekte der Popkultur. Umso erstaunlicher, dass das deutsche Fernsehen nur selten eingehendere Dokumentationen zu diesem Themenbereich produziert.
Es dominiert eher die personalisierte und zugleich entpolitisierte Huldigung wie bei der am 17. Juli im Ersten beginnenden Reihe „Pop-Legenden“. Wohl kein Zufall, dass „Show Me Your Soul“ in Frankreich entstand; auch aus den Niederlanden sind vergleichbare Produktionen bekannt.
Was nun aber nicht heißt, dass bei Arte France durchweg Meisterliches produziert wird. Im Anschluss an „Show Me Your Soul“ war der erste Teil der Reihe „Palace of Groove“ zu sehen, die laut Ankündigung vor allem Ausschnitte aus den „Soul Train“-Archiven präsentieren soll.
Katastrophale Premierenfolge
Was das anlangt, war die Premierenfolge eine Katastrophe: Kein Titel wurde ausgespielt, die gesamte Sendung immer wieder von wortreichen Moderationen unterbrochen. In jeder Ausgabe soll eine Stilrichtung der schwarzen Musik vorgestellt werden, in Folge 1 stand natürlich der Soul auf dem Programm.
Die Fakten wurden aus dem Off referiert. Dazu gab es eine stilistisch passende Aufnahme von Al Green, die aber in „Rock You Baby“ von George McCrae überging, einem Vertreter des Miami-Sound, der mit dem ursprünglichen Soul wenig gemein hat.
Der schlimmste Fauxpas: In einem „Soul Train“-Ausschnitt sang Stevie Wonder seinen Welthit „Sir Duke“. Die Einblendung aber lautete: „Sir Duck“ (Ente). Was umso beschämender ist, als Stevie Wonder in „Sir Duke“ einen der größten schwarzen Musiker, nämlich Duke Ellington, besingt.
In dieser Form ist „Palace of Groove“ verzichtbar. Und sollte besser durch unbearbeitete Originalausgaben des „Soul Train“ ersetzt werden. Wie aktuell diese Musik immer noch ist, zeigen ja gerade Daft Punk und auch Robin Thicke, der für seinen Hit „Blurred Lines“ unter anderem Marvin Gayes „Got To Give It Up“ als Bastelmaterial herangezogen hat.
Quelle
Viel glück, dass du dein computer-problem bald in den griff kriegst.
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