ein artikel der zeigt, dass elvis presley nie polarisieren wollte (elvis presley selbst verstand es ja nie warum er die musik, mode und jugendwelt damals revolutioniert haben sollte "was habe ich getan? ich wollte doch nur musik machen und menschen glücklich und habe mich nur zu meiner musik bewegt!"
historiker und musikmusikhistoriker waren da anderer meinung und hielten elvis presley für den ersten musiker und künstler der bahnbrechende veränderungen brachte und die gesellschaft veränderten.
Elvis Presley: Ein-Mann-Revolution
Text: Ernst Hofacker
Er war gerade erst 21 Jahre alt geworden, und in diesen ersten Monaten des Jahres 1956 dürfte ihm selbst kaum klar gewesen sein, welch ungeheure Wirkung sein Auftauchen im schläfrigen Amerika der Eisenhower-Ära haben würde. Ohne zu übertreiben lässt sich sagen: Elvis Presley kam über die USA wie ein Hurrikan. Dabei war es gar nicht mal unbedingt die rastlos drängende Energie seiner Rockabilly-Musik, eines elektrisierenden Hybriden aus Country & Western einerseits und dem RhythmnBlues der Afroamerikaner andererseits, die seiner ersten RCA-Single Heartbreak Hotel ihre Sprengkraft verlieh. Es war etwas anderes. Es war der pure Sex dieses unverschämt gut aussehenden Jungen mit den beweglichen Hüften, dem Schluckaufgesang und der Westerngitarre. Und dieser Sex fraß sich in die biedere, puristisch versiegelte Seele der US-Nachkriegsgesellschaft wie ein tückisches Gift.
Im TV nur über der Gürtellinie
Weiße Popsänger hatten bis dahin bewegungslos am Mikrophon gestanden, ihren Vortrag unterstützten sie höchstens mal mit einer sparsamen Handgeste. Das Crooning war dabei der vorherrschende Gesangsstil, Emotionen wurden allenfalls angedeutet. Die extrovertierte schwarze Musik blieb auf den Markt der Race Music beschränkt und fand, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in den weißen Massenmedien praktisch nicht statt. Elvis aber warf diese Regeln über den Haufen. Er adaptierte den Gesangsstil schwarzer Vorbilder wie Big Joe Turner und Louis Jordan, die er daheim in Memphis im Radio ebenso gewissenhaft studiert hatte wie die weißen Countrysänger und die Kollegen aus dem Gospelfach. Dazu brachte er seine unverbildete Freude an der Musik ins Spiel, ließ die Hüften kreisen, die Hosenbeine schlackern und verzog den Mund zum sinnlichen Flunsch. Die Mädchen waren hin und weg, die Altvorderen hellauf entsetzt. So viel zur oberflächlichen Wirkung, die vor allem via TV einsetzte und bekanntlich zu der kuriosen Maßnahme der Sender führte, den Sänger nur noch oberhalb der Gürtellinie ins Bild zu setzen.
Tatsächlich aber ging Elvis Wirkung viel tiefer. Jenseits seiner offensichtlichen Talente als Entertainer wurde er zum Katalysator einer regelrechten Kulturrevolution. Mit Presley kam der Pop. Elvis wurde zur ersten universellen Identifikationsfigur eines jugendlichen Lifestyles, den es zuvor nicht gegeben hatte, der gegen die Regeln der Alten revoltierte und der dabei, quasi nebenbei, den Jugendkult als bis heute gültiges Leitmotiv einer neuen Konsum- und Medienkultur etablierte. Überdies bildete diese neue Teenagerkultur mit Elvis Erfolg zum ersten Mal in der Geschichte ein eigenes, höchst lukratives Marktsegment heraus. Auch künstlerisch setzte Elvis neue Maßstäbe: Er war der erste Gesangskünstler, der sich in seinen Songs konsequent inszenierte, sie sich mit seiner einzigartigen Interpretation zu eigen und sie damit zu Elvis-Songs machte. Er etablierte das bis heute im Pop gültige Prinzip: Its the singer, not the song.
Schüchtern und höflich statt Rotzbengel
Kurz: Elvis war eine Ein-Mann-Revolution. Kaum je hat sich so viel kultureller Umbruch in einer einzigen Figur verdichtet die Ironie an der Geschichte jedoch: Im Grunde fühlte sich Presley nie als Rebell. Weder gehörte er zu der Sorte Juvenile Delinquents, die sich permanent mit den Autoritäten anlegten, noch hatte er ein Interesse daran, gegen gesellschaftliche Normen aufzubegehren. Im Gegenteil, Elvis war ein höflicher, schüchterner und zurückhaltender Bursche, der auch in Interviews sein Gegenüber jeweils brav mit Sir oder Madam ansprach. Sein Ziel war es von vornherein gewesen, eine große Nummer in Hollywood zu werden, die Musik war ihm dazu Mittel und Zweck. Dass er zu den talentiertesten Musikern seiner Generation gehörte, mit intuitivem Einfühlungsvermögen die verschiedensten Stile meisterte und als Sänger nicht nur über eine grandiose Technik sondern auch über ein beispielloses emotionales Spektrum verfügte, ist nicht nur auf seinen frühen Aufnahmen zu hören. Es zeigte sich vor allem auch im Anschluss an sein legendäres 1968er-Comeback, als er mit großartigen Alben wie From Elvis In Memphis die Grenzbereiche zwischen Rock, Country, Gospel und Broadway auslotete bis heute eine im Schaffen des King unterschätzte Phase.
Quelle:
http://www.elvis.de/2014/11/27/elvis...nn-revolution/
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