Der King Of Rock´n Roll wäre heute 75 Jahre alt geworden...
Elvis Presley
Der ewige Kult um den „King"
Elvis Presley wäre heute 75 Jahre alt geworden. An den Menschen hinter der Kunstfigur erinnert sich kaum noch jemand. Der „King“ ist längst zum Werbeträger verkommen.
Als sich Michael Jackson zum „King of Pop“ krönte und damit zum Herrscher über die Populärkultur erhob, stand er längst im Schatten des einzig wahren „Kings“: Elvis Presley. Jene Musiklegende, die sich nicht damit zufriedengab, ihren Herrschaftsanspruch auf eine – wenn auch weitgefasste – Domäne zu begrenzen.
Elvis Aron Presley, der heute 75 Jahre alt geworden wäre, ist längst zum Herrscher über das gesamtkulturelle Reich aufgestiegen. Kein Winkel des Kulturlandes, der nicht vom Glanz des Schmalzlocken-Trägers profitieren will. Ob Musik, Film, Computerspiele oder einfach nur im Internet – der King ist allgegenwärtig.
Herr über Kitsch und Kult
Dabei haben gerade jüngere Generationen oft ein Bild von Elvis Presley im Kopf, das die Unterhaltungsindustrie gezeichnet hat. Darin lebt der Musiker stets weiter, findet sich in Werbespots und begründet dort seine Abwesenheit in den letzten 30 Jahren beispielsweise durch eine Entführung durch Aliens. Nach wie vor steht Elvis zusammen mit verschiedenen Musikern und Bands – der Digitaltechnik sei dank – auf der Bühne und chansonniert so auch mit seiner erwachsenen Tochter Lisa Marie, die an seinem Todestag gerade einmal neun Jahre alt war.
Und auch sonst zieht Elvis als quotenträchtiger Verkäufer in Werbespots, der von Currywürsten bis iPods alles an den Mann bringt. In Videospielen wie „Grand Theft Auto“ taucht „Elvis the Pelvis“, wie der hüft- und beckenschwingende Entertainer genannt wurde, gleich in mehrfacher Ausführung auf, um den Spieler nach erfolgreichem Überfahren mit dem Ausspruch „The King has left the Building!“ Bonuspunkte zu bescheren. Elvis ist cool, Elvis ist Zeigeist pur, Elvis twittert sogar.
Musik für Schwarz und Weiß
Ganz vergessen, der wahre Elvis Presley, der zuletzt alles andere als werbeträchtig war: Eine traurige Gestalt – fett, auf Drogen und in der Tat wie von Aliens entführt, zumindest sein Geist. Eine Parodie des glamourösen Über-Musikers, der die Massen alleine durch einen angedeuteten Hüftschwung zu elektrisieren wusste und moralische Standards durch obszöne Gesten in Frage stellte. Keine Rede vom begnadeten musikalischen Talent, das es schaffte, die Grenzen zwischen weißer und schwarzer Musik zu verwischen – nicht ohne sich zahlreichen Anfeindungen auszusetzen.
Dabei wäre Elvis Presley ein Paradebeispiel für die heutigen Karrieren vieler selbsternannter Hip-Hop-Könige. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in Tupelo, Mississippi. Im Süden, wo die Rassentrennung am konsequentesten umgesetzt wurde, bewunderte er früh die Musik, die die Nachfahren der ehemaligen Sklavenminderheit stolz und reich an Einflüssen zelebrierten.
Wie kein anderer Musiker steht Elvis für den Selfmade-Man, der sich vom schüchternen Jungen zum Superstar entwickelt, durch den schieren Willen zum Erfolg. Er bringt sich das Gitarrenspiel selbst bei, er imitiert seine Vorbilder und perfektioniert seinen Stil, der für die Verhältnisse der damaligen Zeit einzigartig ist.
Der tiefe Fall des Königs
Doch Elvis kommt, wie so viele Stars heute auch, mit dem Ruhm nicht klar. Zu groß wird der Druck, dass sich der Musiker und inzwischen mittelmäßige Schauspieler in die Ekstase flüchtete. Tablettensucht und ungesunde Ernährung (haufenweise Erdnussbuttertoasts) entstellen den einstigen Beau. Bei Auftritten lallt der prächtige Herrscher über die Popwelt nurmehr, anstatt zu singen. Dieser Lebensstil wird schließlich zur Belastungsprobe für ihn und vor allem für seine Familie. Priscilla, seine Frau, die er im hessischen Bad Nauheim während des Militärdienstes kennengelernt hat, ist nicht länger bereit, ihm den Rücken freizuhalten. Die Scheidung ist unausweichlich und reißt den angeschlagenen König vollends vom Pferd – hinein in ein tiefes Loch der Depression, aus dem auch überhöhte Dosen an Amphetaminen und Tabletten nicht mehr heraushelfen.
Quelle: Focus Online
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