Adrian McManus, eine der anderen Ex-Angestellten, die 1994 gegen Jackson prozessierten, versuchte 2005, nachdem sie aufgefordert worden war auszusagen, ihr Statement zurückzuziehen, dass sie unter Eid im Zivilprozess wegen „unrechtmäßiger Entlassung“ getätigt hatte.
In ihrer Aussage damals hatte sie erklärt, sie habe nicht gesehen, dass Jackson Culkin unsittlich berührt. Als sie unter Eid 2005 von Thomas Mesereau direkt angesprochen und gefragt wurde, warum sie ihre Aussage von damals zurückziehen wolle, antwortete sie irgendwie unaufrichtig: “Ich hatte nicht die Wahrheit gesagt.“
Kassim Abdool, auch ein Bodyguard, der wegen Diebstahls an Jacksons Eigentum entlassen worden war, konnte bei der Befragung durch Jacksons Verteidiger keinen Vorfall bestätigen, bei dem Jackson ein Kind belästigt hatte.
Morris Williams, ebenfalls beteiligt an dem Prozess wegen „unrechtmäßiger Entlassung“, gab 1994 bei der Befragung ebenfalls unter Eid zu, dass er niemals persönlich Zeuge einer Belästigung gewesen sei. Als er gefragt wurde, warum er der Meinung sei, Jackson sei ein Kindersch******r, sagte er wahrheitsgetreu, weil „es das ist, was ich in den Medien höre.“
Alle Ex-Angestellten, die gegen Jackson prozessierten wegen „unrechtmäßiger Entlassung“ hatten im Juli 1995 den Prozess verloren und wurden dazu verurteilt, zusammen die Summe von 1,4 Millionen Dollar an Jackson zu zahlen. Schließlich mussten 2 der 5 Kläger Konkurs anmelden, um der Zahlung zu entkommen. Aber im Nachhinein war die Wirkung dieser „Geständnisse“ auf Jacksons Namen und seinen Ruf unberechenbar.
Am 15. Dezember erfuhr Jacksons Ruf einen weiteren Schlag als „Hard Copy“ einen weiteren Ex-Angestellten mit Erinnerungen an „Missbrauch“ präsentierte, Titel der Sendung war „Die schmerzvollen Geheimnisse eines Zimmermädchens“. Und wieder würde Dimond behaupten, nicht für diesen Auftritt gezahlt zu haben. Und auch diese Aussage ist falsch. Für die Sendung wurde mit einem Clip geworben, in dem das Mädchen sagte, es habe Jackson mit Jungs in einem Whirlpool gesehen. Blanca Francia bescherte der Auftritt in „Hard Copy“ die Summe von 20000 $, aber soweit es die Verantwortlichen von „Hard Copy“ betrifft, war das Geld gut investiert. „Hard Copy“s Exklusiv-Interview mit Francia bescherte ihnen höhere Einschaltquoten wie der gegnerischen „A Current Affair“-Show. Vor einem Millionenpublikum erzählte Francia Dimond, sie habe Jackson auf Neverland gesehen, wie er mit Jungs geduscht habe, nackt herumgerannt sei und mit ihnen in den Whirlpool ging. Sie erzählte auch, sie habe gesehen, dass Jackson sich ihrem Sohn Jason gegenüber unangemessen verhalten habe. Die Reaktion der Klatschpresse war vernichtend. Die „News of the World“ titelte „Ich sah, wie Jackson es tat“ und die „LA Times“ mit „Mädchen erzählt von nacktem Jackson und Jungs“, klar, welche Rolle Francias Geschichte in der Presse spielte.
Dimond, die sich laut ihrer aktuellen Website, mit dem Spitznamen „Wiedergeburt der Fernsehpersönlichkeit“ identifiziert, meinte, als sie 2003 darüber befragt wurde, wie wichtig es sei, ihre Quellen auf deren Wahrheitsgehalt zu prüfen, „jeder gute Enthüllungs Journalist wird Ihnen sagen, dass das, was eine einzige Quelle sagt, nicht ausreicht. Natürlich verwertet man Informationen einer Quelle, aber dann muss man es von anderen bestätigen lassen, bevor man es veröffentlicht.“ Wenn man aber nun zurück geht in das Jahr 1993 scheint es so, als seien solche „Bestätigungen“ nicht von Nöten gewesen. Wenn Dimond Francias Behauptungen hätte bestätigen lassen, so hätte sie mindestens zwei Dinge entdecken müssen.
Erstens, dass das Mädchen fälschlicherweise behauptete, sie habe ihren Job gekündigt, weil sie so „angeekelt“ gewesen sei. Blanca wurde tatsächlich 1991 entlassen. Und wenn Dimond Francias Anklagen, sie habe Jackson mit einem Jungen gesehen, überprüft hätte (was jeder Journalist tun sollte, besonders wenn es um eine ernste Sache wie Missbrauch geht), hätte sie herausgefunden, dass Francias Anschuldigungen haltlos waren.
Der Junge, von dem Francia behauptet, sie habe ihn mit Jackson duschen sehen, war Wade Robson. Hier ein Auszug aus den Gerichtsakten: Das Volk gegen Jackson 2005.
T.Mesereau: Mr. Robson, hat Michael Jackson sie jemals belästigt?
W.Robson: Absolut nicht.
Robson bestritt grundsätzlich jemals mit Jackson geduscht zu haben. Als er gebeten wurde, einen ganz typischen Tag auf Neverland zu beschreiben, erzählte Robson, dass er, Jackson und jedes andere anwesende Kind, Videospiele gespielt haben, fern gesehen, gesprochen, gegessen und manchmal auch Kissenschlachten gemacht hätten.
2005, beim Kreuzverhör durch Staatsanwalt Zonen, wiederholte Robson noch einmal hartnäckig: “ Ich sage Ihnen, nichts ist geschehen.“ Als Francia 1993/94 ihre eidesstattliche Erklärung im Zuge des Prozesses gegen Jackson abgab, sagte sie aus, sie habe Jackson niemals nackt mit einem Jungen duschen sehen oder ihn nackt mit Jungs auf Neverland in einem Whirlpool herumtoben sehen. Sie sagte aus, dass Jackson immer eine Badehose trug wenn er mit Kindern Wasserspiele gemacht habe. Francias Aussagen vor der Grand Jury im November und Dezember 93 wichen erheblich von der Sensationsstory ab, die sie Dimond in dem „Hard Copy“ Interview gab.
Jahre später, als Francia 2005 von Mesereau befragt wurde, gab sie zu, dass sie ihre Geschichte für „Hard Copy“ „verschönert“ hatte. Sie gab ebenfalls zu, ihre Story an den „National Enquirer“ verkauft zu haben. Francias Sohn Jason sagte aus- als er 2005 von Mesereau befragt wurde- er könne sich nicht an seine Aussage erinnern, dass Polizeiermittler ihn gezwungen hätten, etwas Bestimmtes auszusagen, als sie ihn befragt hatten. Seine Aussage war: “sie wollten, dass ich mit irgendetwas rauskam. Sie übten immer wieder Druck auf mich aus. Ich wollte ihnen nicht nach dem Mund reden.“ Jason Francias Aussage in Jacksons Prozess würde sich später als wenig überzeugend herausstellen.
Der englische Journalist Charles Thompson schreibt in seinem Artikel „Eine beschämende Episode in der Mediengeschichte“ das vierte „Opfer“ Jason Francia ging in den Zeugenstand und behauptete, Jackson habe ihn als Kind bei drei verschiedenen Gelegenheiten belästigt. Als er aufgefordert wurde, Einzelheiten der „Belästigung“ aufzuzeigen, sagte er, Jackson habe „ihn dreimal außerhalb seiner Kleidung gekitzelt und dass er eine jahrelange Therapie hätte machen müssen, um darüber hinweg zu kommen.“
Thompson bemerkt, dass „obwohl Jason Francia behauptet, die Belästigungen hätten 1990 stattgefunden, hat er darüber nie berichtet bis der Mediensturm über die Chandler-Sache hereinbrach. Zu dieser Zeit bekam seine Mutter, das Hausmädchen auf Neverland, prompt 20000 $ von „Hard Copy“ und 2,4 Millionen Dollar in einem Vergleich von Jackson.“
Zwei Jahre später würde aufgedeckt werden, dass Blanca Francias Beziehung mit der Boulevardpresse viel weitreichender war, als irgend jemand sich hätte vorstellen können.
Sie wurde vom "National Enquirer" hofiert sobald sie auftauchte, es scheint dieser ungewöhnliche Schritt wurde tatsächlich getroffen, um einem Enquirer-Reporter dazu zu verhelfen, bei der Polizei Befragung mit Francia am 26 Januar 1995 dabei zu sein.
Der Journalist George Rush schrieb in einem Artikel in der "New York Daily News", mit dem Titel – "Boy, Oh Boy, Jackson Report Maid-To-Order For Fleet Street," ( "Mann oh Mann, das Mädchen berichtet im Auftrag der Fleet-Street (das ist die überregionale britische Presse)", )–die britische Zeitung "Today" habe eine Geschichte veröffentlicht die besage, dass entdeckt wurde, Blanca Francia habe einen Reporter vom "National Enquirer" als Übersetzer benutzt (Lydia Encinas), während sie von der Polizei im April 1993 im Fall der strafrechtlichen Ermittlungen gegen Jackson befragt wurde.
Der "Tabloid-Broker" Paul Barresi hatte nach dem Anhören einer Reihe von inoffiziellen Gesprächen, aufgenommen von Jim Mitteager (inzwischen verstorben) -entdeckt, dass die Enquirer Reporterin Lydia Encinas geholfen hatte Francia's Befragung durch die Ploizei von 1993 zu übersetzten. Damals bot der Enquirer, jedem der eine 'Belästigungs' Geschichte über Jackson verkaufen wollte, erhebliche Anreize – alle gebilligt durch den damaligen Herausgeber David Perel. Zusätzlich zur Zahlung einer ungenannten Summe an Francia für Ihre Geschichte mit Encinas, beschattete der "Enquirer" Francia, um so nahe an den Untersuchungen im Jackson-Fall zu bleiben.
Es ist nicht bekannt, ob die polizeilichen Ermittler wußten, dass Encinas eine Klatsch Reporterin ist, aber da viele von der Polizei von den Klatschblättern beeinflusst waren, es ist unwahrscheinlich, dass diese Erkenntnis es verhindert hätte, sie von der Beteiligung Francias abzubringen, die ja dazu führte, dass der Fall vorankam.
Am 4 April 2005 berichtete die Journalistin Michelle Caruso, (damals bei der "Daily News") in einem Artikel über die bevorstehenden Bezeugungen aus 'vorherigen Handlungen' in Jacksons Verfahren von 2005, dass die 'Mitteager-Aufnahmen (Tapes) auch Sitzungen enthalten mit dem damaligen Herausgeber des "Enquirer" – David Perel..
Mitteager sagte am 23 März 1994: "der Grund warum Lydia Encinas daran ist beteiligt ist, sei weil sie Spanisch spricht und ein gutes Verhältnis mit Blanca hat." Auf dem Band sagte Perel weiterhin, dass Francia's Englischkenntnisse höchstens der "sechsten Klassenstufe" entsprächen.
Caruso spürte den LA Dedektiv Russ Birchim auf, der Francia 1993 interviewt hatte, um die Geschichte zu bestätigen. Caruso berichtet, dass Birchim sagte "Lydia Encinas war nicht die Übersetzerin, aber ich hatte ein Treffen mit ihr in Los Angeles."
Caruso wies auch darauf hin, dass, als er Birchim bat zu erklären, warum er sich im Zuge einer strafrechtlichen Ermittlung mit einem Reporter des "National Enquirer" traf, dieser sich weigerte darüber Auskunft zu geben.
Caruso schloss daraus:. "wenn man die Decke über dieser Geschichte etwas lüftet, hat Bezirksstaatsanwalt Tom Sneddon "mehr zu beißen als er kauen kann".
Das Hausmädchen und Ihre Zahlung von "Hardcopy" und die daraus resultierende Klage geben weniger Auskunft über Jackson als über die Gier und den Ehrgeiz derer, die in seinem Umfeld sind. Um die Geheimnisse um Jacksons 'vorangegangene Handlungen,' zu entwirren, könnte Sneddon Thomas Mesereau viel Raum gegeben haben, die Verbindungen zwischen all diesen Personen zu untersuchen. Und das wäre eine viel interessantere Story, wie alles, was wir bisher hörten.
Es war also um die "Glaubwürdigkeit" der "Zeugen" so bestellt, dass die Verantwortlichen bei "Hardcopy" und anderen Medien Tausende dafür bezahlt hatten. Zur Zeit war die kumulative Wirkung dieser nie endenden Ansammlung von Menschen, die bereit waren Jackson öffentlich der Kindesbelästigung zu beschuldigen jedoch katastrophal.
In Jacksons Abwesenheit wurden diese Ankläger zu den Stimmen, welche die Schlagzeilen in Radio-Debatten und TV-Talkshows dominierten. In den Wohnungen und Büros in ganz Amerika verlor Jackson – der noch immer in einer Britischen Klinik wegen seiner Schmerzmittelabhängigkeit in Behandlung war - den Medien-Krieg.
Die Tatsache, dass diese 'Zeugen' nur mit der Sprache rausrückten wenn ihnen Geld angeboten wurde, verlor sich in der verzerrten öffentlichen Darstellung. Als die Jackson-Geschichte sich etablierte, warf der "Enquirer" noch vor allen anderen Klatsch Publikationen alles auf dem Markt was er an Journalisten, Redakteuren, Ermittlern und in seinem Informanten-Netzwerk hatte. Der "Enquirer" sorgte für schnelle Ergebnisse.
Er verknüpfte die Punkte aus einer alten, zuvor gebrachten Geschichte – 'Ja***'s Neue Adoptiv-Familie, " mit Daten aus ihrem Besitz, sodass die Ermittler die Chandlers in Brentwood ausfindig machen konnten.
Der Jackson-Skandal zahlte sich für den "Enquirer" sehr gut aus, in den nächsten sechs Monaten nachdem die Jackson-Story publik wurde, gab es dazu nicht weniger als 12 Titelstorys. Dies erklärt vielleicht den erstaunlichen Rückzug von traditioneller investigativer Berichterstattung den sie im Dezember 1993 versuchten. Roger Friedman, hauseigener Kolumnist bei "Fox-411", offenbart Matt Drudge in einem Interview im April 2005 den extremen Aufwand den der "Enquirer" wegen dieser Geschichte betrieben hatte. Laut Friedman bereiteten sich der "Enquier" darauf vor mit härteren Bandagen zu kämpfen, während Jackson sich um seine Gesundheit sorgte, und seine Anwälte um seinen guten Namen kämpften.
Daran interessiert, das nächste Stück der sich endlos entfaltenden Jacksonstory abzubekommen, sreckte der "Enquirer" seine Fühler nach jungen Burschen aus, die bekanntermaßen Zeit mit Jackson verbracht hatten. Der Reporter Jim Mitteager fand dann die Newt Jungen Robert und Ronald Newt Jr. (inzwischen verstorben) Beide aufstrebende Musiker, die mit Jackson und seiner Familie circa 1985 befreundet waren, als Jackson noch zuhause in Encino bei der Jackson-Familie lebte.
Mitteager, näherte sich mit der Unterstützung von David Perel, Ronald Newt Sr. an (dem Vater der Jungen) – einem Typ mit einer bunten Vergangenheit, der sich sowohl mit Filmproduktion als auch in 'Zuhälterei' versucht hatte, und versuchte einen Vertrag im Wert von $ 200.000 auszuhandeln, wofür die Newt-Jungen Jackson der Belästigung beschuldigen sollten.
Der Vertrag wurde aufgestellt zwischen dem "Enquirer" und Newt Sr. und Robert Newt begleitete sogar einmal seinen Vater zum Marriot Hotel in San Francisco um Mittelanger zu treffen. Robert Newt erinnerte sich in einem aufgezeichneten Interview mit Roger Friedman daran, wie Mitteager ihm sachlich erklärte wie die Dinge sich möglicherweise entwickeln würden. Er sagte Robert Newt, er würde möglicherweise sogar zu Oprah gehen, und Mittelanger fügte hinzu, das Robert dann erwähnen soll, Jackson hätte ihn am Hintern berührt.
Sprichwörtlich in der letzten Minute schlug Ronald Newt Sr. die Transaktion doch noch aus. Seine genauen Gründe sind unbekannt. Aber vielleicht war es sogar einem alten 'Unternehmer' wie Newt Sr. nicht wert, die Unschuld seiner Kinder in dieser Weise ausnutzen zu lassen. Nachgewiesen durch einen Vertrag mit David Perel's Unterschrift, nahm Mittelager auch eines der Treffen mit den Newts auf.
Die "Mittelager-Tapes" wurden über die Jahre von vielen Journalisten und Redakteuren angehört. Am beunruhigendsten ist vielleicht an Friedmans Rolle bei diesen Vorgängen in einer mächtigen Boulevardzeitung, wie eindeutig hier die echte Bösartigkeit einer Branche veranschaulicht wird, die eigentlich für etwas ganz anderes stehen wollte.
Als Steven Moore in einem im November 1993 erschienenen Artikel im Guardian" schrieb: "Der Michael Jackson Skandal ist zu einer Medien Orgie geworden" – "Es ist ein Unglück, dass die Presse, die die Grundfreiheiten gewährleisten soll, in Gefahr ist, selbst das Instrument zu werden, das uns diese wegnimmt."
Im Herbst 1993 kamen weitere Qualen für Jackson aus seiner eigenen Familie hinzu. Seine Schwester Latoya, zu dieser Zeit von Ihrer Familie entfremdet, welche ihr Posing für den Playboy und ihre Ehe mit Jack Gordon missbilligte, (ein Mann mit einer kriminellen Vergangenheit und einer Vorliebe für Gewalt gegen Frauen) – erschien auf "US Today" und in der "Howard Stern Radio-Show", und sagte, dass Sie "hoffe" die Vorwürfe gegen ihren Bruder wären nicht wahr. Obwohl sie dafür sofort durch den Rest der Jackson-Familie gerügt wurde, prangerte die Presse ihre Aussagen als Zustimmung an, aus denen am 8. Dezember schließlich definitive Anschuldigungen werden würden.
Ende August erhoben Jacksons Anwälte Anklagen gegen Evan Chandler und Barry Rothman wegen Erpressung. Versehentlich zwang dies Evan Chandler dazu, einen neuen Anwalt zu finden, da eine weitere Vertretung durch jemanden, der nun ein Mitangeklagter war, Befangenheit bedeutete. Eine kämpferische Gloria Allred aus Philadelphia trat in die Bresche. Seitdem sie ab dem 31. August als neue Anwältin der Chandlers tätig war, hielt sie am 2. September eine turbulente Pressekonferenz, in der sie unnötig bildlich über Einzelheiten des angeblichen Missbrauchs sprach. Diese Pressekonferenz wurde natürlich weltweit übertragen.
Allred erzählte der Presse "Mein Mandant möchte seinen Auftritt vor Gericht haben" und erklärte "[Jordan] ist bereit, er ist entschlossen, er ist imstande auszusagen." Damalige Quellen aus dem engen Umfeld Chandlers berichteten, dass Allred und Chandler persönlich in Streit geraten waren und es einige Hinweise gab, dass sie sich grundlegend uneinig waren, wie man dem Prozess- und der Presse- begegnen sollte. Folglich erhielt Allred Tage nach der Konferenz einen Brief von Chandlers neuem Anwalt, Larry Feldman, der Allred Sanktionen der Rechtsanwaltskammer androhte, wenn sie nicht umgehend vom Fall zurücktrete. Erfolgreich ausgeschaltet trat Allred noch in derselben Woche zurück.
Für Jacksons Anwälte deutete dieser Wechsel jedoch an, dass sie bald mit einem weiterem Problem zu rechnen hatten- mit einer Zivilklage, die am 14. September 1994 vom sagenhaften Feldman gegen Jackson für $ 30 Millionen eingereicht wurde. Diese Zivilklage, die von Mary A. Fischer 1994 als "der Anfang vom Ende" bezeichnet wurde, bewies in vielerlei Hinsicht, dass sie genau dies war.
Aufgrund der damaligen falschen Berichte sind die Gründe für diese Regelung nicht nur von der amerikanischen Öffentlichkeit sondern auch von Betrachtern im Allgemeinen jahrelang falsch verstanden worden. Verständlicherweise ist die schwerste Frage, an der die meisten Leute scheiterten, warum Jackson sich dazu entschied, den Chandlers eine beträchtliche Zahlung zukommen zu lassen anstatt den Fall vor Gericht auszutragen. Es gibt die Vermutung, dass Jackson sich vor der Aussage des Jungen fürchtete. Diese – bis heute weit verbreitete - Vermutung ist vollkommen falsch. Es gab viele Gründe, warum Jackson sich entschied zu zahlen. Aber der entscheidende Faktor war eine Rechtsfrage.
Bevor Santa Barbara Rechtsanwalt Tom Sneddon die Gesetzgebung in Kalifornien dahingehend abänderte, dass einem Strafprozess nicht länger ein Zivilprozess vorausgehen konnte, wenn der Angeklagte mit den gleichen Anschuldigungen belastet ist, besagte das Gesetz von 1993 allerdings noch, dass Jackson seine Verteidigungsaussage im Zivilprozess würde machen müssen, bevor er im anschließenden Strafprozess aussagte.
Vereinfacht ausgedrückt: Wenn der Zivilprozess dem Kriminalprozess vorausginge, hätte die Staatsanwaltschaft einen Platz in der ersten Reihen und damit Einblick in Jacksons Verteidigungsstrategie gehabt. Dann wäre für Jackson nur noch eine Option offen geblieben- sich auf den fünften Zusatzartikel zur Verfassung zu berufen. Diese Option greift jedoch nur auf dem Papier. Ein Prozess, bei dem sich die Anschuldigungen um so etwas Emotionales und gleichzeitig Abscheuliches wie Kindesmissbrauch drehen mit einem Angeklagten, der fortwährend antwortet "Ich berufe mich auf den fünften Zusatzartikel, Herr Vorsitzender." ist in Wirklichkeit kein Prozess. Das ist gesetzlich unterstützter Selbstmord.
Wenn Jacksons Anwälte darauf bedacht wären, den Kriminalprozess zu gewinnen, müssten sie verhindern, dass der Zivilprozess sich vor dem Kriminalprozess vollzieht. Im 2003-2005er Zivilprozess stahlen Polizeiermittler unter der Leitung von Tom Sneddon vor allem Verteidigungsdokumente mit der eindeutigen Aufschrift "Mesereau" aus dem Haus von Evelyn Tavasci, der damaligen persönlichen Assistentin von Jackson. Sie überschritten zudem die Grenzen des Durchsuchungsbefehls, um in das Büro des Privatdetektivs Bradley Miller, der zum damaligen Zeitpunkt für einen von Jacksons Anwälten arbeitete, eindringen zu können, und verstießen somit gegen das Recht des Anwaltmandanten. Dementsprechend war sich die Staatsanwaltschaft eindeutig nicht zu fein, die Anklage auf den Verteidigungsprozess zuzuschneiden.
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