ich hatte von 2009 noch zwei Kommentare von Ebonyjet.com auf der Festplatte, die ich recht interessant finde.
Der erste – Introducing Michael Jackson – wurde anläßlich der bevorstehenden O2-Konzerte geschrieben. Ich fand es etwas, hm, merkwürdig, daß die Tochter des Autors sich angeblich fürchtete und weinte angesichts Michaels Veränderungen. Kinder sind normalerweise weit, weit toleranter als Erwachsene und nehmen Dinge, über die Erwachsene spotten und/oder sich aufregen, oft einfach als gegeben hin und kommen gut (besser) damit zurecht. Aber vielleicht hat es was mit dem Alter zu tun, das erwähnt der Autor ja nicht genau.
Wie reagier(t)en denn eure Kinder auf den sich verändernden Michael?
Der zweite Kommentar – Michael Has Left The Building – gefällt mir, weil er voller Ironie ist und vieles auf den Punkt trifft (man bemerke das Datum!) -
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Michael Jackson vorstellen
Eine neue Tour und vielleicht ein neues Album. Doch was sagst du den Kindern?
Von Eric Easter, 17. März 2009
Der scheue Superstar Michael Jackson hat kürzlich eine Reihe von zehn Konzerten für diesen Sommer in London angekündigt, mit der Option auf weitere in Asien und den Vereinigten Staaten, sollten die ersten erfolgreich sein. Für langjährige Michael Jackson Fans ist diese Nachricht aufregend, und eine Chance, noch einmal den Zauber zu erleben, wenn sie tatsächlich ein Ticket ergattern.
Doch für die Eltern von Jacksons neuesten Fans, kleinen Kindern wie meinen, die nun auch das Michael-Fieber gepackt hat, eröffnet diese neue Entwicklung eine ganze Reihe neuer Fragen. Zumindest in meinem Haushalt sind die derzeitigen Fragen rund um "Können wir gehen? Können wir ihn sehen? Können wir mit ihm sprechen?" viel einfacher zu beantworten als die beunruhigenden, die sie bisher gestellt haben.
Wie viele andere Eltern habe ich die Musik, die meine Kinder hörten, tatkräftig gemanagt, auf ziemlich die gleiche Weise, wie ich das mit ihren Eßgewohnheiten handhabte. Es ist keine Frage der Kontrolle, doch ich glaube fest daran, daß ein offener Geist ein erster, entscheidender Schritt zur Intelligenz ist; und der beste Weg, einen offenen Geist zu entwickeln, ist, zu lernen, die schwierigen Dinge wertzuschätzen, bevor man sich den einfachen zuwendet. Das bedeutete, diese Wertschätzung in ihnen zu fördern und sie Gemüse probieren zu lassen, bevor sie Früchte kosteten. Und musikalisch bedeutete es, sie für die vielen Freuden von Klassik, Jazz, afrikanischen und lateinamerikanischen Rhythmen und klassischem Rock und R&B zu begeistern, bevor ich ihnen zu viel Jonas Brothers- und Hannah Montana-Junkfood erlaubte, mit dem sie während der Geburtstagspartys ihrer Mitschüler gefüttert werden.
Ich brachte ihnen die Musik in der Reihenfolge nahe, wie es mir am sinnvollsten erschien, von kindgerechter Klassik bis zu Duke Ellington und Louis Jordan, dann weiter zu Miles und Coltrane, zu Samba und Jobim, zu Reggae, zu Fusion, zu Doo Wop, frühem Motown und den Beatles, und zuletzt zum nächsten logischen Kleinkind-freundlichen Schritt, den Jackson Five.
Die Entscheidung, die Musik von Michael Jackson mit ihnen zu teilen, war leicht. Was auch immer man über den Mann denken mag, schmälert in keinster Weise sein unbestreitbares musikalisches Erbe und sein unvergleichliches Talent als Künstler und Performer. Und, seien wir ehrlich, es gibt in der Popmusik nur sehr wenige Momente, die so rein, unschuldig und aufregend sind wie die ersten Takte von "I Want You Back".
Für ein Kind eröffnet die Tatsache, daß diese großartige Musik von einem Kind gesungen wird, eine ganze neue Welt von Möglichkeiten. Sie wurden auf der Stelle süchtig. Als Resultat war Michael Jackson beinahe sechs Monate lang der Soundtrack auf den Fahrten von und zur Schule, mit gelegentlichen Unterbrechungen, um nicht meinen Verstand zu verlieren.
Bis vor einem Monat war dies alles ein reines Hör-Erlebnis, nur Musik, keine Bilder. Meine Kinder konnten sich nur vorstellen, wie Michael Jackson und seine Brüder aussehen würden. Soweit ich weiß, ist er für sie nicht einmal schwarz gewesen. Vielleicht war er ein Asiat oder ein Latino, oder vielleicht ein Alien. Dann, eines Tages, stieß ich beim Surfen bei YouTube auf Filmmaterial aus dem Diana Ross Special, wobei sie die Jackson Five vorstellte, komplett mit allen Tanz-Moves, an die ich mich erinnerte und die ich noch immer nachahmen konnte. Die Kinder sahen es, liebten es und verlangten nach mehr.
Das war der Zeitpunkt, an dem die Dinge schwieriger wurden, in mehrfacher Hinsicht. Das erste Problem war, daß die frühen Bildaufnahmen von Michael Jackson (der Michael, den zu zeigen ich mich am wohlsten fühlte) nicht so aussagekräftig sind, wie man es sich vielleicht vorstellt. Die meisten Angebote auf YouTube sind doppelt vorhanden oder von schlechter Qualität. Zu meiner Überraschung gab es auch im Handel so gut wie nichts aus Jacksons ganz frühen Jahren.
Ob gut oder schlecht, die einzigen seriösen visuellen Aufnahmen von Michael Jacksons Karriere sind seine Musikvideos. Das bedeutet natürlich einen viel älteren Michael Jackson und in Folge all die Fragen, die mit seiner optischen Veränderung aufkommen. War ich dafür bereit? Waren es meine Kinder?
Dies ist nicht unerheblich. Alle Kinder, unabhängig von ihrem Hintergrund, sind anfällig für die Probleme der Selbstidentifikation und Selbstachtung. Für farbige Kinder sind diese Probleme noch größer. Selbst in einer Zeit, wo ein Präsident namens Obama für Kinder im Kleinkindalter eine Selbstverständlichkeit ist, beginnen sie dennoch die Unterschiede zwischen sich selbst und anderen zu erkennen und zu hinterfragen. Jemanden ins Feld zu führen, der im Verlauf einer Compilation-DVD immer heller wird und sich auf dramatische Weise verändert, schien daher eine unnötige Zugabe in einer ohnehin bereits komplizierten Situation zu sein.
Andererseits leben wir in einer vielfältigen Welt, wo das Selbstverständnis und das Vertrauen eines Kindes immer wieder erprobt werden. In diesem Zusammenhang ist Michael Jackson entweder eine vermeidbare Angelegenheit oder der ideale Zeitpunkt für ein Lehrstück. Ich entschied mich für Letzteres.
Wie sich herausstellte, hatte ich überhaupt nicht zu viel zu lehren.
Ich kaufte Jacksons DVD The Number Ones, eine Sammlung von Jackson meistverkauften Musik-Videos, beginnend mit "Don't Stop Til You Get Enough" über die bahnbrechenden "Beat It" und "Thriller" bis hin zu Auftritten mit Chris Tucker auf seinem jüngsten Album Invincible. Die Videos sind gleichzeitig eine visuelle Bestätigung von Jacksons überragendem Talent und ein zutiefst aufwühlendes Dokument der Veränderung von Jacksons Erscheinungsbild.
Interessanterweise begannen die Kinder an genau dem Punkt Fragen zu stellen, an dem wir alle in einem bestimmten Alter zu fragen anfingen – bei dem Video für den Song "Bad". Davor waren die Veränderungen relativ subtil und könnten der Beleuchtung oder Frisur zugeschrieben werden. Die erste Frage war simpel und unverblümt - "Welcher ist Michael Jackson?"
Nicht nur die Fragen hatten begonnen, sondern auch das Tanzen hatte aufgehört. Bei dem Video "Black Or White" waren sie zu einfachen Zuschauern geworden und begannen sich sichtlich unwohl zu fühlen. Bei "You Are Not Alone" hatte meine Tochter angefangen zu weinen und fragte, ob ich Michael Jackson wieder anmachen könnte. Sie fürchtete sich in der Tat weniger vor den Ghouls und Zombies in "Thriller" als vor dem wirklichen Michael.
Am Ende der DVD hatten die Kinder eine starke Präferenz für den, in ihren Worten, „braunen Michael Jackson“ entwickelt, im Gegensatz zu dem "weißhäutigen Michael Jackson."
Wir spielten keine der Fragen, die auf uns zukamen, herunter. Keine Schönfärberei über Akne oder Krankheit. Wir kamen direkt zu dem Punkt, daß einigen Menschen ihr Aussehen nicht gefällt und sie sich dafür entscheiden, mit Hilfe der Chirurgie Veränderungen vornehmen zu lassen. Wir erklären, wie es gemacht wurde und beschönigten auch nicht die möglichen Folgen. Doch wir taten es wertfrei und ohne anzuklagen, wir legten nur die Fakten dar, soweit sie uns bekannt waren. Die Kinder, zu ihrer Ehre, füllten die Lücken selbst aus.
"Aber ich mag es, wie er aussah. Warum wollte er sich verändern?"
"Er hätte sich lieben sollen."
Ich erinnere mich nicht, sie diese Art des Denkens gelehrt zu haben, abgesehen davon, meinen Kindern zu zeigen, daß sie wirklich geliebt werden und Teil einer toleranteren Welt sind. Ihre Besonnenheit diesbezüglich ist entweder ein Resultat der Erziehung oder der Auswuchs einer neuen Generation, die viel ungezwungener mit Verschiedenartigkeit umgeht.
Wie auch immer, meine Kinder haben aufgehört, nach dieser speziellen DVD zu fragen, sie entschieden sich statt dessen für das Video des Live in Bukarest Konzerts, mit einem noch erkennbaren Michael in einer einzelnen Momentaufnahme, und ohne die störenden Verwandlungen. Im Auto geht es zurück zu den Jackson Five, ohne Bilder, und zurück zu ihren eigenen Vorstellungen. Zurück zu Michael, der asiatisch oder hispanisch oder ein Alien ist.
Eric Easter ist Leiter für digitale Planung der Johnson Publishing Company, Inc. Er schreibt über Politik, Kultur und Technik für EbonyJet.com.
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Michael hat das Gebäude verlassen
Von Eric Easter, 29. Juni 2009
Wir sagen, daß Geschichte sich wiederholt, doch bei den offensichtlichsten Gelegenheiten vergessen wir diese Lektion stets. Und getreu diesem unserem Glauben hätten wir das alles kommen sehen müssen. Vielleicht nicht den Zeitpunkt oder die Umstände, aber sicherlich das Geschehen. Vielleicht nicht jetzt, jedoch früh genug. Es war unvermeidlich. Vorhersehbar. Sogar folgerichtig. Jimi. Martin. Elvis. Der Gitarren-Gott, King und der King bildeten ein Muster.
Hätte der King of Pop seine letzten Jahre damit verbracht, in Vegas aufzutreten, wie von einigen gemunkelt wurde, so wären die Gemeinsamkeiten zu simpel, zu ähnlich. Stars, die jung sterben, brauchen ihr eigenes Mysterium, ihre eigene Geschichte.
Da wir uns mit unserer Vergangenheit beschäftigen, wissen wir auch, wie das nächste Kapitel enden wird. Zuerst kommen die Gerüchte, dann die Fakten, dann die Anschuldigungen, schließlich die Trauer. Mag sein, irgendjemand aus der Familie trauert nicht so, wie wir es von ihm erwarten, und schon gibt es weitere Spekulationen.
Amateurfotografen allerorten entstauben ihre Bilder. Michael backstage. Michael streckt eine Hand aus. Michael signiert ein Autogramm. Die Künstler, Amateure wie Profis, wollen ihn unsterblich machen und zücken ihr Handwerkszeug - Öl, Stein, Holz, Schilder, Seife, Käse.
Was ist im 21. Jahrhundert das Äquivalent einer Samt-Malerei? Ein T-Shirt? Eine beliebte Michael-Ära wird die andere übertreffen. Wird es der Motown-Michael sein, der Thriller-Michael, der Michael aus der Bubbles-Zeit oder derjenige aus den späteren Jahren? Und wir werden Ehrenplätze finden, an denen wir jene Werke aufhängen. In welcher Reihenfolge wird sich Michael an der Wand einfügen, neben Martin, JFK und Jesus?
Die Dinge, die er hinterlassen hat, sind ungeordnet. In diesem Augenblick schmieden die Aasgeier, die sich bei der kürzlich erfolgten Versteigerung über Jacksons Sachen hergemacht haben, ihre Pläne. Ebay oder Christie's? Die Gläubiger verlangen ihren Anteil, und der Streit, wer was bekommt, wem was gehört, und für wie viel, wird erbittert sein, bevor es aufwärts geht.
Die Backgroundsänger werden interviewt. Sie haben diesen Film bereits gesehen. Sie waren ihm am nächsten, und jemand sagt etwas sehr Tiefsinniges. Es ist schon geschehen, als Sheryl Crow sagte: ’Wir möchten nicht sehen, wie Michael alt wird’. Wir haben es nicht. Auch nicht Jimi. Auch nicht Elvis. Laßt sie so sterben, wie wir uns ihrer am liebsten erinnern, oder nahezu so. Vermutlich würden wir Martin beiseite geschoben haben, als er grau wurde, so wie wir es bei Jesse taten. Die Geschichte wiederholt sich, weil wir so schnell vergessen.
Irgend ein Freund von Michael wird Neverland, wahrscheinlich anonym, für die Familie wieder zurückerlangen, und es wird wie Graceland ein Schrein werden, nicht so sehr für Michael, sondern für unsere eigene Kindheit. Wir werden Wallfahrten dorthin unternehmen, einen Abstecher auf dem Weg nach Disneyland.
Wenn sich alles etwas beruhigt hat, wird Michael nicht nur ein Erbe, sondern eine gesicherte Pension für Randy, Marlon, Jermaine und Tito hinterlassen haben. Oh, und für Rebbie, LaToya und all die Nichten und Neffen. Janet wird zurechtkommen. Aber was ist mit Michaels Kindern? Es wird ihnen finanziell gut gehen, doch wer werden sie in zehn Jahren sein? Wir werden uns darum reißen, sie in der Öffentlichkeit zu sehen und hoffen, daß sie aussehen wie Michael, so wie die Tochter von Presley. Doch diesmal werden sie es wahrscheinlich nicht. Wir wollen, daß sie Michaels Talent haben. Aber noch einmal, wenn die Geschichte ein Prophet ist, werden sie es vermutlich nicht, zumindest nicht auf dem Niveau des King.
Letztendlich werden wir vergessen, unsere Kinder jedoch nicht. Sie sind gerade erst dabei, Michael zu entdecken, den Smooth Criminal Lean zu üben und den Moonwalk, und sich in den Schritt zu greifen, obwohl es nach wie vor niedlich aussieht, und Beat It zu singen, so laut wie nur irgend möglich, bis wir aufhören herumzubrüllen.
Wir haben dieses Ende auch früher bereits gesehen - Janis, Lennon, Diana. Wie erklären wir dieses hier? Für viele ist dieser Tod ihr erster, und es ist keine entfernte Tante oder ein Goldfisch; es ist Michael. ein Idol. Für sie wird es ein entscheidender Moment sein, viel mehr als unser entscheidender Moment im vergangenen Januar. [?] Man sagt alles, was einem einfällt. Er lebt weiter in unserer Erinnerung und in seiner Musik und seinen Videos, und in diesem einmaligen MJ Wandteppich, den wir gerade gekauft haben und der nun das Wohnzimmer schmückt. Es kostet nur 300 Dollar. Eines Tages wird er etwas wert sein.
Quelle: ebonyjet.com / Übersetzung: Pearl
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