(Ein Brief begonnen am 07. 07. 2009 ... bis 07. 08. 2009, die subjektive Erzählung
der letzten Wochen aus meiner Sicht...)
Es ist kurz nach 2.00 nachts, während ich hier schreibe...
Ich nehme gerade seit Stunden Dinge auf DVD auf, von denen ich nie dachte,
dass sie mich je interessieren würden – Videos von Michael Jackson.
Es ist bereits fast zwei Wochen her, dass die Nachricht von seinem Tod so über-
raschend um die Welt ging, ich habe das erst nur wie nebenbei registriert – schade, ja, leider ist wieder jemand den man "kannte" gestorben – so dachte ich.
Man hatte so lange nichts mehr von Michael Jackson gehört. Er stand bereits wie außerhalb der, mit anderen Dingen so beschäftigten, Welt. Die Ankündigung der Konzerte, der Abschiedstournee – von vielen belächelt, ungläubig.
Erst diese Nacht habe ich ihn das erste Mal wirklich wahrgenommen.
Es waren da Sequenzen aus Interviews, Momentaufnahmen, Videos – diese unglaublich traurigen Augen, die Unsicherheit und Verlorenheit.
Und dann aber auch ein inneres Strahlen, Leuchten in den Augen – wie ein
unerwarteter Blick in die Seele dieses Menschen.
Dann sah ich ihn weinen. Und von einem Moment auf den anderen konnte ich
nicht mehr unbeteiligt sein. Sein Schmerz zuckte durch mich hindurch als wäre er mein eigener und ich blieb erschüttert zurück.
Ich konnte Stunden nicht mehr schlafen, weil in meinem Kopf nur noch die Gedanken und Eindrücke wirbelten, Bilder von ihm, die ich immer wieder vor mir sah – wieso berührte er mich sosehr ?
Jemand der mir bisher nichts bedeutete, mich nicht wirklich interessierte, den ich
kaum wahrgenommen hatte – zu sehr war ich mit meiner eigenen Welt beschäftigt,
hatte völlig andere Interessen. Seit 14 Jahren mit ganzer Seele U2-Fan, gab es für mich kaum etwas anderes als die Welt, die ich in ihrer Musik, ihren Gedanken gefunden hatte. Es gab keine anderen Klänge, kein Lebensgefühl, keine Weltanschauung, mit der ich mich je derart in Resonanz fühlte.
Die Musik Michael Jackson´s, sein Leben, war so weit entfernt von mir...Ich nahm sie in meiner Ignoranz kaum wahr, ließ nichts anderes so nah an mich heran.
Ich war vollkommen erfüllt, beseelt, glücklich mit dem was ich hatte mit U2. Dankbar für all ihre Hilfe durch schwere Zeiten, dafür dass sie meiner Seele eine Heimat boten.
Und doch geschah etwas in mir, urplötzlich und völlig unerwartet.
Das Gefühl eines unerklärlichen Verlustes stellte sich ein, etwas das sich immer weiter einbrannte in mein Empfinden. Ich verstand nicht warum, als ich aufeinmal anfing bitter um ihn zu weinen. Ich war geschockt über meine Reaktion.
Über die nächsten Tage geriet ich immer mehr aus der Balance, verlor alle Ruhe. Doch nicht die Nachrichten und Gerüchte waren es, die meine Aufmerksamkeit am meisten fesselten.
Nein, etwas anderes ließ mich nicht mehr los. Ich wurde aufeinmal völlig machtlos gegen den Wunsch, diesen Menschen kennenlernen zu wollen dessen Bild mich so hartnäckig verfolgte. Ich wollte soviel wie möglich erspüren, verstehen lernen von ihm. Ich begann ihm zuzuhören...
Je mehr ich sah von ihm, seine Stimme hörte – auf allen Fernsehsendern, desto mehr rückte für mich ein einziger Eindruck in den Mittelpunkt – der Ausdruck in seinen Augen. Und es schnürte mir das Herz ab.
Ich hatte den Eindruck als hätte ich etwas gesehen, entdeckt...wie ein seltenes Licht, etwas in ihm das zu mir sprach und eine Verbindung herstellte auf zutiefst ergreifende Weise. Und es waren keine flüchtigen Momente, nein – es war als spiegelten sich seine Gefühle völlig offen in seinen Augen.
Selten zuvor hatte ich solch ein immenses Licht in einem Menschen gesehen. Es strahlte tief aus seinem Inneren mit unglaublicher Intensität. Es lag darin soviel Verstehen, Mitgefühl, tiefe Einsicht in die Kraft die uns alle aufrecht erhält, soviel Hingabe und Leidenschaft, soviel Liebe, aber auch Verletztheit.
Ich habe innegehalten, mit ganzer Seele seiner Stimme gelauscht... und meine Welt stand mit einem Mal still.
In jener Nacht habe ich gelernt, diesen Mann mit meinem Herzen zu lieben.
Den Menschen Michael Jackson.
Als ich ihn weinend und verzweifelt vor mir sah... und dann als er trotzdem lächelte, traurig, wie innerlich zerbrochen, aber mit einer Wärme die mich mit unglaublicher Macht in seinen Bann zog.
Irgendwo in ihm war da eine so intensive innere Energie spürbar, die wie eingesperrt auf mich wirkte und mich hilflos machte mit der Frage was ihm geschehen war. Was ging hier vor ? Warum traf mich das alles so ?
Ich habe ihn in jener Nacht, über eine Woche nach seinem Tod, für mich gefunden – und gleichzeitig auf furchtbare Weise auch wieder verloren.
Mein Herz ist seitdem nur noch wie eine offene Wunde.
Momente überwältigender Schönheit, im Wechsel mit der Verzweiflung zu wissen, dass es nie wieder solche Lieder geben wird, nie, nie wieder diese Stimme, das Strahlen in den Augen, die Gedanken, die ganze so einmalige Persönlichkeit Michael Jackson, mit all seiner Empfindsamkeit, Hingabe, Liebe.
Wie soll ich ihn nur entbehren ? Es fällt unendlich schwer ihn herzugeben.
Ich trauere als hätte ich einen nahen Angehörigen verloren. Statt zu essen, ernähre ich mich in diesen Tagen fast nur von seiner Musik. Ich ziehe alle Kraft daraus.
Ich ertrage seit Wochen keine Farbe an mir, kann nicht anders als, als Zeichen meiner Trauer Schwarz zu tragen. Alltägliche Dinge, von denen mir bewusst wird, dass er sie nicht mehr tun und genießen kann, lassen meinen Atem schmerzen und ich weine, nach außen scheinbar ohne Anlass, immer wieder. Es ist als wäre ich übervoll von Tränen, von denen ich nicht einmal wusste dass ich sie habe.
Manchmal starre ich nur aus dem offenen Fenster, versuche zu glauben
dass es ihm jetzt besser geht, aller Leiden entledigt...versuche nachzuspüren, wo sich sein Geist, seine Kraft hinbewegt, als würde man einem seltenen kostbaren Duft nachspüren der noch in der Luft schwebt, oder einem verzaubernden Klang lauschen der noch lange nachhallt...
Ich bin hin- und hergerissen zwischen tiefster Dankbarkeit ihm gegenüber, für die Empfindungen die er mir geschenkt hat durch seine Musik, seine Stimme, seine Gedanken, und dem alles überflutenden Schmerz der einsetzt, immer wieder, wieder und wieder...
Mir ist als hätte ich eine verwandte verstehende Seele, einen besten Freund und Vertrauten verloren, jemanden der mich in meinem Innersten berührt hat und den ich nun mein Leben lang vermissen werde.
Ich glaube heute, und für alle Zeit, das dieser Mann so voller Liebe und Hoffnung
war – Dinge die er selbst, von zuvielen Menschen die ihm wichtig waren, nie genug oder überhaupt nicht bekam. Und nichts konnte das Versäumte ersetzen oder wirklich aufwiegen.
Es erinnert mich an die Geschichte die Bono erzählte über den frühen und plötzlichen Verlust seiner Mutter und wie er sich danach in sich und in die Musik zurückzog. Nur um dann später auf der Bühne vor Emotionen förmlich zu explodieren.
Bono nannte das Gefühl "ein Loch im Herzen haben", ein Ausdruck für massiven Verlust, die Folgen eines Traumas über das er nie wirklich hinweggekommen ist. 50.000 und mehr Fans die einem zurufen dass sie einen lieben – um sich normal und angenommen zu fühlen...
Soviele Dinge können Ursache dafür sein. Bei Michael sehe ich inzwischen eine ganze Abfolge...
Was für ein armer Mensch, trotz all des Erfolges, oder vielleicht gerade deswegen ... Betrogen um seine eigene Kindheit, ausgenommen von Ärzten, Anwälten, Aasgeiern auf dem Weg, mißhandelt vom eigenen Vater, zu oft um jedes bisschen Normalität gebracht – ein Wunder dass er noch in solch einem Maße seine Kunst leben konnte – überhaupt noch leben konnte.
Sie war sein einzigster Lebensinn, Lebensinhalt, geworden.
Bis er sich schließlich seinen Traum von eigenen Kindern und damit endlich – endlich – bedingungsloser Liebe erfüllen konnte. Etwas das gleichzeitig zur Zuflucht wurde.
Menschen die nichts von dem Showbusiness-Ruhm wussten und sich nicht davon blenden ließen, ihn nicht danach bewerteten. Ansehen und Aussehen waren egal, er wurde angenommen so wie er war. Von Menschen die ihm einfach vertrauten und denen er wiederum, ohne jeden Zweifel, vertrauen konnte. Wie ein heilendes
Lebenselixier, etwas das wie nichts sonst half weiterzumachen, durchzuhalten, zu kämpfen.
Alles was er in seinem Leben an Positivem gesehen, seine Erfahrungen, sein Wissen, alles was er gelernt, erlebt hat, hat er letztendlich teuer bezahlt.
Mir ist als wäre mir die Wahrheit mit unglaublicher Wucht ins Gesicht geschleudert worden.
Ich kann die Anschuldigungen niemals glauben, denn ich habe dem Mann in die Augen gesehen, ich habe seine Worte gehört und die Stimme mit der er sie sprach. Und was ich in ihm fand, lässt keinem Zweifel auch nur irgendeinen Angriffspunkt.
Ich glaube ihm. Dem Mann der immer integer war und ausschließlich sein Herz sprechen ließ. Das ist meine Basis. Ich glaube dem was er selbst sagt, und ich lasse mich nicht ablenken. Durch keinen noch so aufgeblasenen Zirkus der um ihn herum veranstaltet wurde.
Dabei bin ich ein sehr vorsichtiger und misstrauischer Mensch und habe selbst U2 und ihre Beweggründe jahrelang beobachtet und mit all meinen Gefühlen und meinem Verstand geprüft. Ich kann nur jemandem vertrauen der aufrichtig ist und ich habe dafür sehr feine Antennen entwickelt.
Soetwas kann man nicht spielen. Keine Maske kann die Seele eines Menschen und die zutiefst in ihr innewohnende Wahrheit ersetzten oder verstecken.
Und er war nicht in der Lage seine Gefühle zu verstecken. Es war ihm völlig unmöglich.
Instinktiv muss er das gespürt haben, darum die Versuche sich abzuschirmen, sein Gesicht zu verstecken, das sovieles über ihn erzählen konnte.
Was er auf der Bühne bewusst einsetzte und auch in Kauf nahm, war darüber hinaus gegenüber fremden Menschen unerträglich.
Mir fällt der Ausdruck "das Gesicht verlieren" ein oder die alte Angst, dass Abbilder die Seele eines Menschen stehlen könnten...
Es ist nur zu logisch dass jemand der äußerst empfindlich ist, alles daran setzt sich zu schützen. Das hat nichts mit freakhaftem Verhalten zu tun.
Doch zuviele konnten nicht sehen, geschweige denn glauben, dass ein Mensch wirklich so sein konnte, aufrichtig und wahr. Ihnen war es lieber sich in ihrer Vorstellung ein, zu allem fähiges, Monster zu erschaffen, über das man sich sensationsgierig den Mund zerreißen konnte.
Was man nicht einschätzen kann und fremd erscheint, macht Angst, weckt irre Phantasien und Vorurteile.
Auch die späten Fotos waren nur im ersten Moment schlimm. Krankheit, Verschleiß aufgrund lebenslanger Höchstleistung und fast 18 Jahre Psychoterror haben ihre Spuren hinterlassen. Wieviele Nächte hat er sich aufgrund dessen gequält, vor all den Gedanken eine Zuflucht zu finden, in einem Schlaf der ihm immer unmöglicher wurde.
Die späten Fotos... ich sehe ihn darin, das einsame Kind, den lachenden scheuen Jungen, dann den verträumten und doch so vehement für sich kämpfenden Mann mit den klaren Zielen...all das ist immer noch da, spiegelt sich in seinen Augen. Schimmert immer wieder auf in kleinen Gesten, im Ausdruck seines Gesichts. Das zu erkennen, ließ mich ihn anders sehen, sein Gesicht erhielt alle Schönheit zurück durch das tiefe innere Gefühl das darin lag. Einige der Bilder, die mir nun am meisten bedeuten, sind erst vor wenigen Jahren, Monaten und Wochen entstanden. Eines davon ist jetzt der Hintergrund auf meinem Mac. Ein Bild mit geschlossenen Augen, wie schlafend, sich fortträumend.
Es ist wohl das, was mich am meisten bannt, in seinen Blicken, ebenso wie in seiner Stimme kann man wie in einem Buch lesen. Alles Ungesagte, Unaus-sprechliche, wird offenbar, und jedem der sich dafür die Zeit genommen hätte, diesem Mann wirklich in die Augen zu sehen, hätte das ins Gesicht springen müssen.
Er war unschuldig, er konnte diese Dinge nie tun, wäre dazu nie fähig gewesen.
Mein intuitives Gefühl wird jetzt bestätigt – je mehr ich über die Anklagen lese, desto mehr wird das Ganze zur Farce, voller zwielichtiger Gestalten, haltloser Aussagen und Behauptungen, und obskurer skuriler Begebenheiten und Vorstellungen. Ganz im Stil einer ECHTEN Freakshow, nur das die Freaks auf der anderen Seite saßen...
Mir ist bewusst geworden, wie wertvoll dieser Mensch für uns alle war. Wertvoll durch die Werte für die er einstand und an die er sein Leben lang glaubte, an ihnen festhielt, für sie kämpfte, entgegen allen Widrigkeiten. Dafür braucht es unter normalen Umständen schon sehr viel Mut, Integrität und einen starken Charakter. Daran festzuhalten, und umsomehr dafür einzustehen, im Angesicht all dessen was ihm angetan wurde, zeigt wie stark und wahrhaftig dieser Mann wirklich war.
Seine Einstellung in sovielen Dingen, die Art und Weise wie er die Welt um sich wahrnahm – als etwas unendlich Kostbares, einmalig und unersetzlich.
Er besaß ein extrem hohes Wertegefühl, ein mit allen Sinnen verfeinertes Gefühl für die grundlegend wichtigen, lebenswerten Dinge.
Eine Inspiration als Künstler und ein Vorbild als Mensch.
Er war sich des Geschenks an ihn voll und ganz bewusst.
Ich habe nicht den Eindruck, dass er in dieser Hinsicht je den Boden unter den Füßen verlor oder sogar größenwahnsinnig wurde – eher das Gegenteil war der Fall. Mir scheint dass jedes bisschen mehr Ruhm, für ihn nur um so mehr zum Grund für Rückbesinnung wurde.
Leider haben sich nicht genug Menschen die Mühe gemacht so fair zu sein, das ganze Bombardement von Falschmeldungen kritisch zu hinterfragen um hinter der Bühnengestalt den einfachen Mann zu erkennen, einen Menschen aus Fleisch und Blut, fühlend. ...mit denselben Bedürfnissen und Wünschen, verständlichen Ängsten und Problemen. Dinge die zutiefst normal waren, aber nicht in das künstlich hochstilisierte Bild und die verdrehten Vorstellungen passten, die viele von ihm haben wollten.
Ich frage mich immer öfter wer hier eigentlich verdreht war. Und es geht immer noch weiter.
Ich schäme mich in Grund und Boden dass ich ihn so lange ignoriert habe und ich
bedauere es zutiefst, dass ich ihn darum nicht bereits viel eher kennengelernt habe.
Ich habe soviel versäumt.
Ich kann es kaum glauben.
Ich war lange Zeit so blind ihm gegenüber...
U2 waren bisher meine ganze Welt.
Ich hätte nie geglaubt, das einmal empfinden und sagen zu können, weil ich Bono
und U2 sosehr liebe, wie nur je ein Fan Michael lieben kann. Ich dachte in meinem Herzen wäre niemals Platz für irgendjemanden sonst, nicht der Hauch einer Chance.
Doch seit diesen Tagen ist genau das passiert, völlig unerwartet, fast unerklärlich.
An der tiefsten Stelle in meinem Herzen ist ein Platz freigeworden. Für Michael.
Es ist nun und für alle Zeit geteilt, und doch umso mehr ganz.
Zu Beginn war es so, als würde ich mir mit den Liedern von U2 nur einen Schutzwall bauen, um die Lieder überhaupt hören zu können, die mir in diesen Tagen am meisten bedeuten – die Lieder von Michael Jackson.
Doch ausgerechnet er gibt mir jetzt Trost.
Mittlerweile höre ich kaum noch etwas anderes als seine Lieder. Selbst die
stärksten, eindringlichsten U2Klänge betäuben jetzt den Schmerz kaum noch.
Einige wenige U2Lieder höre ich im Moment immer wieder zwischen Michael´s, "Where the streets have no name", "Drowning man", "With or without you", "Bad" und "MLK" – weil sie mein Herz mit sich reißen, auf den Weg den er jetzt geht...es sind innige Gebete für eine sanfte Reise.
"Sleep, sleep tonight, and may your dreams be realized...if a thunder cloud passes rain, so let it rain, rain down on here...so let it be..."
Ich fühle mich so, wie ich glaubte das es wäre, bei der Nachricht Bono wäre tot...
Ich habe mich immer sosehr davor gefürchtet. Ein Gefühl, als würde ich ein zweites Mal den Vater verlieren, oder als müsste ich einen Teil meines eigenen Herzens hergeben.
Und nun geschieht mir das mit einem Menschen den ich kaum kannte, von dem ich es nie erwartet habe.
Es ist als ob ein tiefer Schnitt mitten durch mich hindurch geht. Was geschieht nur mit mir...Ich bin loyal, mein Geist ist so lange schon gebunden, mein Stolz, mein Zuhause, mein Herz ruhte so sicher, ich war in Frieden mit mir...wo ist all das geblieben...Michael reisst mich gerade mittendurch und ich kann dem nichts entgegensetzen.
Ich versuche mich mit anderem zu beschäftigen, mich im Alltag abzulenken, tue meine Arbeit. Ich versuche andere Musik zu hören...aber alles bringt mich wieder nur zurück. Mein Empfinden kreist um seine Lieder, wie irgendein in machtvoller Gravitation eingefangener Planet um eine flammende Sonne, eine unwider-stehliche Energiequelle...und ich kann einfach nicht aufhören, bekomme nicht genug von dieser Stimme...und jedes Mal verändert es wieder etwas in mir, jedes Mal.
Was hat er da nur für sich entdeckt...was liegt darin, dass es diese Wirkung hat...welche Art von Schwingung hat er da geschafft zu empfinden, aufzufangen und zu interpretieren...andere Musik zu hören, lässt in mir seitdem oft nur den Wunsch aufkommen, mir die Hände auf die Ohren zu pressen um nichts mehr sonst wahrnehmen zu müssen...es wird Zeit dass ich mir mit z.B. "Achtung Baby" in voller Lautstärke einen Sturm durch den Kopf schicke...alles was ich greifen kann um mir etwas Abstand zu schaffen. Ich bin zwischen zwei so mächtige Energien geraten, zwischen zwei Welten, es ist fast zuviel für mich damit umzugehen...all das ist nicht einfach "nur" Musik für mich...war es nie...ich bin sehr empfänglich, empfindlich für die Stimmungen darin...als wären meine Nervenenden direkte Fortsetzungen der Schallwellen...Musik war schon immer ein machtvolles Medium...es ist fast wie eine Alchemie, birgt Geheimnis. Sie fängt die Ströme und Schwingungen ein, in denen wir uns alle jederzeit befinden... intensiviert sie, macht sie hörbar, bewusst.
Die Klänge sind jetzt in mir, leuchten in Bildern und Farben auf, direkt in meinem Kopf, bewegen sich in Kaskaden durch den ganzen Körper bis in die Füße.
Und ich bin rastlos, ruhelos, unter Hochspannung.
Ich entdecke nun all das wofür Michael´s Herz geschlagen hat...
Eins nach dem anderen habe ich mir seine Alben erarbeitet. Die Musik, seinen Gesang darauf, verinnerlicht, eingeatmet, getrunken und geschmeckt.
Wie im Zeitraffer, all das was für jahrelange Fans selbstverständlich war.
Overwhelming. Sparkling splendid light.
Ich habe mich auf diese Reise begeben, unvoreingenommen und unwissend, neugierig darauf, was mir dort in seiner Welt begegnen würde, an Gedanken,
Gefühlen, Wünschen und Träumen.
Ich habe seine Musik den Weg in mein Herz finden lassen, wo sie nun immer leben wird, bewahrt, ich lege schützend die Hände darum.
Der Weg war so klar und direkt, jedes einzelne Lied, jede Melodie, alles daran – füllte mich einfach aus, als hätte sie nur darauf gewartet, wie eine andere Art Naturgesetz. Magisch, unwiderstehlich, unwideruflich.
Ich kann mir nicht mehr vorstellen jemals ohne ihn gewesen zu sein, kann seine Musik nicht mehr missen.
Und etwas das mir seitdem sehr zusetzt, ist die Erkenntnis, dass hier ein einmaliger Schaffensprozess abrupt abgerissen ist. Abgerissen wurde.
Und das bereits vor Jahren.
Es ist wie ein Schlag ins Gesicht, als wäre ein Stromfluss unterbrochen worden,
der Stecker gezogen, die Energie einfach gekappt.
Es ist unfassbar, wie ein Schock das Bewusstsein, wiesehr und abrupt ein Künstler hier ausgebremst wurde – auf dem Zenit einer beispiellosen Karriere.
In die Leere die folgt, drängen sich die Fragen nach dem warum.
Zu der Trauer, dass er nicht mehr mit uns lebt, kommt für mich nun auch noch das Gefühl, dass seine Kreativität, seine Ideen, sein Wille und die Energie die all die Jahre zuvor im Übermaß vorhanden war, schon damals nahezu zum Ersticken gebracht wurde, gezwungen wurde sich zu verstecken. Dabei war so offensichtlich schon der Weg vorhanden, die Richtung erkennbar...
Ich habe den Eindruck dass viele Menschen vorallem seine frühen Alben favourisieren, ja nur diese, als die wirklich Guten, Bedeutenden werten.
Für mich sind sie jedoch ALLE wie eine musikalische und menschliche Offenbarung.
Doch gerade seine späteren Werke fallen mir besonders auf.
Dangerous überrollt einen geradezu mit seiner Energie. Die Melodien und Rhythmen verankern sich so eindringlich, tief und rasend schnell in Kopf und Herz, dass man gar nicht weiß wie einem geschieht. Man ist völlig wehrlos, hingegeben, nimmt das alles in sich auf, bis man völlig angefüllt damit ist.
Will You Be There steht dabei einzigartig und leuchtend für sich. Gleichzeitig purer hinreißender Gospel und tiefbewegendes intimes, wie auch universelles Gebet
und Bekenntnis.
Es spricht komplett aus dem Herzen, denn jedem von uns geht es so.
Die, damals neuen, Lieder auf der zweiten Hälfte von History sind so abgrund-
tief schonungslos, darunter so offensichtliche Hilferufe, die ganze Wut und
Enttäuschung trifft mit voller Wucht.
Da ich Englisch sehr gut kann, intuitiv verstehe, ja fühle, hatte ich beim ersten Anhören den seltsamen Eindruck, als würde mir wie aus einem Tagebuch oder einer eigenen Anklageschrift vorgelesen. Da ich noch nicht viel über die Hintergründe wusste, war das zuerst ziemlich irritierend. Einer der Gründe die mich dann gerade erst auf Spurensuche geschickt haben.
Wer es bis dahin immer noch nicht begreift – da ist sie, seine Geschichte – HIS story, die einzige Geschichte die zu dem Zeitpunkt wirklich für ihn zählt, ihn existenziell bedroht und in seinen Grundfesten erschüttert. Und er tut noch mehr...
Er kehrt die Anklage um durch seine Lieder. Er nutzt einfach seine Mittel als Musiker und Künstler um seine Situation zu schildern so wie sie wirklich für ihn war. Was all das für ihn bedeutete.
"Money" z.B. ist so treffend. Was tut manch einer nicht alles für Geld...sogar andere Menschen erpressen, indem man sie durch Lügen in eine katastrophale Lage bringt.
Und dann ist da wieder die ganze Zerbrechlichkeit, nahezu unerträgliche Schönheit der Empfindsamkeit in seiner Stimme.
Invincible ist unglaublich gereift, voller vertiefter Gefühle, Weisheit und gleichzeitig wundervoll frisch und innovativ. Und ebenso zeitlos wie alles zuvor.
Der Brückenschlag über die nächsten Jahre wäre ihm nicht schwergefallen, trotz der sich weltweit immer weiter zersplitternden Musikstile. Er war zu vielseitig um sich nur auf bestimmte Bereiche festlegen zu lassen.
Und er hatte eine immense Fähigkeit – die Seele der Musik und des Tanzes in ihrer reinsten Form in akribischer, nahezu besessener Arbeit zu destillieren, und diese Essenz dann mit seiner eigenen Persönlichkeit zu vermischen, was ein unnachahmlich einmaliges und unwiderstehliches Erlebnis kreierte.
Ich habe immer noch Probleme mit der Bezeichnung King of Pop. Pop ? ...es impliziert die Vorstellung von schnell vergänglicher Musik, eine gewisse Zeit populär, aktuell – dann wieder verschwunden, uninteressant. Nichts könnte weniger wahr sein...denn das was er geschaffen hat, ist beständig, zeitlos, von höchster Qualität und Einfühlung. Selbst der ganze geflügelte Name King of Pop, Rock´n´Roll and Soul...es begrenzt wo es keine Grenzen mehr gab, er hat das alles aufgehoben.
Darum musste ich in meinem Gedicht den Namen ergänzen, der in meiner Empfindung am ehesten das ausdrückt was angemessen ist...King of Music and Dance. In beidem hatte er etwas Schamanenhaftes, Betörendes. Wie eine Art Medium, das Empfindungen in Bilder und Bewegung übersetzte und dafür seinen eigenen Körper als Instrument benutzte. Seine Stimme, verbunden mit den musikalischen Arrangements, ergänzte und erhöhte das noch auf kongenialste Weise, breitete sich darüber aus wie ein kostbares Fluidum.
Mein Lieblingslied, sogar mit weitem Abstand noch vor allen anderen die mir jetzt so wichtig geworden sind, ist "Speechless". Allein schon dieses eine kleine Lied hat seine ganze Arbeit, seine ganze Existenz als Soulsänger, gerechtfertigt.
Ich habe soetwas zuvor noch nie gehört.
Und ich werde etwas Vergleichbares mit absoluter Sicherheit in diesem Leben auch kein zweites Mal finden.
Ich höre es nichteinmal oft, weil ich es einfach nicht über mich bringe. Geradezu wie ein wertvolles Juwel das man nicht beschädigen will, indem man es zu oft hervorholt um den Schimmer zu bewundern oder ein einmaliges Bild, ein luftiges zartes Aquarell, dessen empfindliche unzählige Farben nicht zu oft dem Licht aussetzt werden dürfen.
"...all is possible if God is on my side...when I´m with you I am in the light,
where I cannot be found...
I have no words here to explain..."
Mein Lieblingsalbum ist Invincible. Ich könnte davon, und seinem Weg den ich dabei vor mir sehe, fühle, noch tausend und mehr Aufnahmen, Songs, entdecken...ich kann einfach nicht genug von der Vielschichtigkeit, Klarheit und Eindringlichkeit dieses ganzen Albums bekommen.
Mein Gott – wieso gibt es nicht mehr davon... warum musste all das an der Stelle abreißen...
Es ist, als ob man sich gegen den eigenen Willen aus dem Licht heraus umdrehen, und in gähnend schwarze Leere schauen muss... warum konnte man ihn nicht lassen... einfach in Frieden lassen, warum hat man all das zerstört...
Direkt nach Invincible kommt für mich Dangerous.
Vorallem diese beiden bringen mich auf die Füße und endlos zum Tanzen, zum Experimentieren mit Bewegung und Ausdruck an sich. Ich genieße das so. Dafür gibt es keinen Begriff.
Wenn ich in einem Menschen solch ein Feuer brennen sehe, dann gibt es in meiner eigenen Empfindungswelt einen Begriff dafür – und es gibt nicht viele Menschen die ich so nenne.
Michael war Flamenco. ... Flaming purity. Flaming soul.
Flamenco ist für mich DER Tanz überhaupt. ... irgendwann sah ich dann auch das erste Mal das Video zu "In the closet" und glaubte meinen Augen nicht mehr trauen zu können. Kein Joaquin Cortés, nein, doch es gelingt ihm mit seinen Mitteln, seinem eigenen Stil, das Gefühl und den Ausdruck des Flamenco zu vermitteln.
Wenn ich mir all die Aufnahmen anschaue, über seine ganze Solokarriere hinweg, finde ich dieselbe Intensität in seinem Tanz wieder. Und manchmal habe ich den Eindruck dass sein Ausdruck sogar noch vielfältiger war, sein Variations- und Einfallsreichtum noch größer.
Irgendwie schleichen sich nun immer wieder Bilder aus diesem Video vor mein inneres Auge wenn ich tanze. Das ist manchmal gut und man lässt sich einfach darin treiben, und manchmal beeinflusst es aber auch zusehr und man muss sie radikal beiseiteschieben.
Man fühlt wenn das Herz anfängt zu tanzen. Dann ist alles ganz einfach.
Ich brauche diese Musik jetzt wie die Luft zum Atmen. Es ist wie eine Offenbarung, welch ein Geschenk.
Sein Interesse für Musik und Tanzstile weltweit teile ich. Ich höre alles, probiere aus, bin ständig auf der Suche nach Neuem...nur um am Ende festzustellen dass alles einen selben Ursprung hat, nur Teil eines Ganzen ist, verwandt, von denselben Kräften beseelt.
Musik bedeutet mir sehr sehr viel, ist mir äußerst wichtig. U.a. male ich zu Musik. Sie ist ständige Inspiration, sie trägt meine Empfindungen und Träume in endlose Weite, ist die Verbindung zu allem von Wert, zum Leben selbst, wie Lebensatem, Nahrung, eine unerschöpfliche Energiequelle.
Manchmal fühle ich mich jetzt so, als hätte das was ich mit U2 fand und fühle, mich nur auf den Moment vorbereitet in dem ich Michael´s Musik für mich entdeckte.
Als Kind und Teen habe ich sehr viel klassische Musik gehört. Ich glaube ich war früher im Musikunterricht die Einzige in der Klasse die damit ein Aha-Erlebnis verband. Insbesondere Vivaldi, Beethoven, Mozart und ja - meine Lieblinge waren immer die Stücke von Debussy. La Mer, Prelude á l' aprés-midi d'un faune, Nocturnes und Claire de Lune. Es gibt schon Zufälle dass man nur noch mit dem Kopf schütteln kann.
Letzteres ist eins der zauberhaftesten Stücke die je geschrieben wurden, man glaubt das, ins Zimmer hereinflutende, silberne Mondlicht förmlich zu spüren, zu sehen.
Vor vielen Jahren sah ich auch einen Film mit Jeremy Irons über den Tänzer "Nijinski". Seitdem Debussy für mich. Als Cineast sind es auch lange Zeit schon viele Soundtracks die mich faszinieren. Die Verbindung von Filmbildern und ihrem Ausdruck durch Musik. Parallele Erzählweisen.
Ich liebe es mich in andere Welten entführen zu lassen, es gibt dort sovieles zu entdecken, zu lernen. Ich bin neugierig, wissbegierig, möchte andere Blickwinkel erfahren.
Lange Zeit habe ich dann viel Irish and Scottish Folk gehört...Clannad und Capercaillie z.B. Durch U2 bin ich dann auf Rock und ansatzweise auch auf Punk gekommen... Da war ich 21 Jahre.
Welch ein Stilbruch. Aber mir ist egal, welche Art von Musik es ist, nur muss sie Seele besitzen. Nichts anderes zählt. Die vielen Jahre mit U2 haben mich dann am meisten sensibilisiert. Auch ist Irland zu meinem zweiten Zuhause geworden. Dort fühle ich mich so frei wie nirgends sonst. Der Atlantik ist eins der schönsten Wesen die ich je sah, ich stand oft stundenlang auf den höchsten cliffs, konnte den Blick nicht losreißen. Ich liebe die Sturmwolken, die fliegenden Schatten über den Tälern, schwarze Bergseen und der Geruch von Heidekraut, Meerwasser und Torf.
Was ich zu Beginn mit U2 erlebte... Nächte eingerollt wie ein Embryo auf dem Boden, Musik und eine Stimme die über mich hinweg fluteten. Mich einhüllten und sich in Herz und Hirn einbrannten. Die mich mitriss, dorthin wo nur noch die sphärischen Klänge aller Sterne existieren. Sternenmusik, ewige Klänge, für die Unendlichkeit geschaffen, aus ihr entstanden.
Dasselbe geschieht mir jetzt mit Michael´s Musik, seiner Stimme. Mit der gleichen Intensität. Ich dachte nie, dass mir das in meinem Leben ein zweites Mal geschehen könnte. Übernächtig, unfähig die Stille der Nacht nicht Stunde um Stunde mit Klängen zu füllen, und dabei die Worte niederzuschreiben die in mir entstehen.
Musik die trägt, in der man sich auflöst und verschwindet.
Musik die freier atmen, klarer denken, tiefer empfinden lässt.
Und die die Seele zum Tanzen einlädt. Ohne einen Gedanken an Form und Schritte zu verschwenden. Einfach geschehen zu lassen.
Er gibt mir meinen Körper auf eine besondere Art und Weise wieder, die Lust am Tanz. Um vieles intensiver als je zuvor. Es gibt Tage da höre ich nach Stunden erst auf wenn ich mich zu Boden getanzt habe, schweissüberströmt. Dann bin ich unbeschreiblich glücklich. Das ist meine Art von Gebet für ihn. Dafür braucht es keine Kirche und keine Worte, nur einen einsamen Raum, Musik und zwei Herzschläge.
Seine Musik lässt mich empfinden als wäre ich gerade erst geboren, alles ist so neu und doch seltsam vertraut. Wie ein Klang den man bereits in sich hörte, lange vor aller Zeit. Doch er zeigt mir auch viele Dinge die ich so nie, nie zuvor sah.
Es ist als wäre eine Art Komet mit unbeschreiblicher Energie und Wucht in meiner Musik-, Gedanken- und Gefühlswelt explodiert. Vieles ist verbrannt, nur der blanke, härteste Fels ist übrig, die Basis und Essenz von allem und ich muss jetzt sehen wie ich damit klarkomme. Eine neue Welt entsteht seitdem in mir.
Was berührt uns so an Musik, an den Menschen die für ihre Kunst leben...
Ist es, das sie dem am Nächsten kommen, auszudrücken, was auszudrücken unmöglich ist ?
Bereits VOR JAHREN habe ich in einem Brief etwas geschrieben, dass mir jetzt nicht mehr aus dem Sinn geht...weil es wie nichts anderes auf Michael und seine Art zutrifft mit Musik umzugehen, sie entstehen zu lassen...
"Was mich interessiert ist, dass jeder einzelne Sänger, Musiker durch sein Lied mit mir kommuniziert, mich an seinem/ ihrem Leben teilhaben lässt, mir etwas von sich erzählt, seinen Gefühlen und Erfahrungen. Und mich interessiert auf welche Weise das geschieht.
Musik ist eine sehr starke heilsame Kraft, eine der stärksten überhaupt.
Ganz egal ob man an Gott glaubt oder eine Kraft die dem Universum innewohnt – in der Musik, wenn sie beseelt ist, fühle ich mich dieser Ursprungskraft am nächsten.
Astronomen haben festgestellt, dass alle Objekte im Weltall, Planeten, Sonnen, Pulsare, Nebel, schwarze Löcher, ständig Schwingungen aussenden. Sie stammen aus den ungeheuerlichen Energien die schon während des Urknalls freigesetzt wurden.
Alle Sterne und der ganze Kosmos ist in ständiger Schwingung, pulsiert und sendet diese Wellen und Schwingungen auch zur Erde – durch uns.
Die Entstehung jeglichen Lebens, alle Lebensprozesse, sind durchströmt von diesen Wellen. Wir alle sind durchströmt von Sternen-Musik.
Alle Zellen in unserem Körper senden Licht aus und schwingen in dieser Musik, in Resonanz und als Echo auf den ersten Klang bei der Entstehung der Welt.
Ich bin überzeugt davon, dass das was Musiker als ihre Gabe, Intuition, Inspiration bezeichnen, ihr Talent und göttliches Geschenk ist, diese Schwingungen nur um einiges bewusster wahrzunehmen.
Sie machen diese Sternenmusik für diejenigen wahrnehmbar, die sich vielleicht nicht mehr die Zeit nehmen, genauer hinzuhören, in sich hinein – zu fühlen. Die nicht mehr genug Kind sein können, mit der Fähigkeit zu staunen, zu lauschen, alles als neu und wunderbar zu erleben – wie am allerersten Tag ihres Lebens.
Oft wünschte ich als Kind wirklich an Musik und Instrumente herangeführt worden zu sein. Und auch wenn dies nicht geschah, so bin ich doch froh, dass ich ein musisches Gehör besitze und Herz genug, um wahrzunehmen wenn eine Stimme oder Melodie weiter aus dieser kleinen Erdatmosphäre hinausragt.
Ich bin immer auf der Suche nach Sternenmusik.
Nach Musik die allein die ganze Seele eines Menschen beinhaltet und mich damit auch in ganzer Seele berührt. Sie erfüllt mich mit der Gewissheit, dass es richtig ist zu glauben – an etwas dass allem einen Sinn gibt. Daran dass wir nie wirklich allein und verloren sein können, wenn uns solch ein Geschenk, solche Schönheit gegeben wurde.
Dasselbe Gefühl habe ich auch, wenn ich an einem weit offenen Meer stehe oder vor einer atemberaubenden Landschaft, aber auch bei kleinen Dingen – einer Blüte am Wegrand, dem belebenden Geruch nach dem Regen, dem strahlenden
Licht in einem Blick.
Ich denke Musik, wie jede Art von Kunst oder Sprache, berührt nur dann die Stelle in uns die am empfindsamsten ist, unsere Seele, wenn sie auch geschaffen wird aus der Seele des Musikers. Man kann mit Worten, Bildern, Berührungen, Bewegungen oder auch Klängen kommunizieren.
Zuviele Menschen sind in Apathie, falscher Zurückhaltung, Schauspielerei und Ignoranz gefangen. Jeder denkt nur noch daran was als Gegenleistung verlangt wird oder wie etwas in klingende Münze umgesetzt werden kann.
Ich bin überzeugt davon, dass mitfühlende, sensible Menschen, die sich ein wichtiges Stück ihrer Kindheit und ihre Träume bewahren konnten und an ihrer Menschlichkeit festhalten, diejenigen sind, die in dieser zunehmenden Kälte und Isolation am meisten zu leiden haben, weil sie nicht ins "System" passen.
Es ist aber ganz wichtig, sich nicht verunsichern zu lassen und an sich selbst zu glauben, unter allen Umständen.
Nicht wir sind "verrückt" oder neurotisch oder depressiv oder falsch, sondern diejenigen die darauf aus sind, positive Gefühle und Lebenswertes zu zerstören, um an deren Stelle nur Geldgier, Unterdrückung und Ausbeutung zu setzen. Sie verraten sich selbst und den Sinn des Lebens.
Menschen die sich ihre Kinderseelen bewahren, entgegen allen Zweifeln, Anfeindungen und Kälte, besitzen etwas unschätzbar Wertvolles. Sie dürfen es sich nie nehmen lassen, sonst sind sie verloren. Sie werden genauso sterben und in ihrem Inneren auslöschen wie all die anderen Soldaten im Heer unzähliger lebender Toten mit leeren ausdrucks- und gefühllosen Augen. Und es werden ihrer immer mehr, wohin man auch schaut."
All das schrieb ich viele Jahre bevor ich nun begann, Michael´s Gedanken und seiner Musik zuzuhören...
Und dann entdecke ich z.B. im "Moonwalk" wie er ganz an den Anfang ein John Lennon Zitat setzt, dass im Kern genau dieselbe Aussage trifft. Oder in "Dancing the Dream" die Kurzgeschichte "Dance of Life", ebenso wie er zu Beginn über den Tanz an sich schreibt. Es ist wie eine Grundstimmung die alles durchzieht.
Es gibt für mich immer mehr von diesen Momenten wo es mir nur noch heisskalt den Rücken runterläuft und ich kaum noch glauben kann was ich lese, höre oder worin ich kleine aufblitzende Einblicke erhalte, sie erhasche wie ein kurzer heimlicher Blick in ein Weihnachtszimmer mit lauter bunten Geschenken. Ich habe gelernt all diese Überraschungen zu genießen und mit strahlendem Gesicht andächtig auszupacken. Ich habe schon einen ganzen Raum voll...absolutes Chaos, ich muss wohl erstmal sichten was sich da alles angesammelt hat...
Oder die zweite Hälfte dieses sogenannten "Unauthorized Interview" auf youtube.
Ich habe das Gefühl, das war bisher der ergreifendste Moment überhaupt den ich mit ihm bisher erlebte...zuzuhören und zu sehen wie er, fast schon hilflos nach Worten ringend, versucht all das zu erklären, zu benennen, seine Inspirationen, wie er sich in der Musik fühlt...Dinge die mit Worten einfach unnennbar sind, unmöglich zu beschreiben... doch allein zu erleben wie es jemand VERSUCHT...
Und er kommt dem Gefühl näher als ich je zuvor von einem Menschen gehört und erlebt habe.
Ich bekomme Gänsehaut dabei.
Es ist als sähe man einem Menschen beim Denken und Fühlen zu, der Künstler in mir leidet mit und empfindet was er meint, sieht die Bilder und spürt die Herkunft all dieser Gedanken.
Dabei steht er da wie ein kleiner schmächtiger Elf der mit aller Kraft und Magie versucht gegen die Erdenschwere anzukommen... er scheint wie unwirklich, jeden Moment kann er sich vor den Augen auflösen und verschwinden in der Welt die er beschreibt...
Dieses Strahlen dabei auf seinem Gesicht und das Leuchten in den Augen...
Was habt ihr nur zerstört, mein Gott – WAS HABT IHR NUR GETAN !!! Was habt ihr getan, all die Jahre ... Wie kann man einem Menschen DAS wegnehmen...
Welch ein Frevel, ein Verbrechen... dafür gibt es nichteinmal mehr Tränen...
Ich könnte ihm Stunden über Stunden nur einfach zuhören wie er erzählt, ein Leben lang. Nichteinmal Gesang, nein nur Geschichten und Gedanken die ihm einfallen.
Und das werde ich auch... Hört Ihr die Gedanken und Lieder die er weiter erzählt und singt ? Nein ich meine nicht diejenigen die irgendwann, auf kleine silberne Scheiben gepresst, aus den Tiefen diverser Archive auftauchen werden... hört nur genau hin, es werden Klänge und Bilder komponiert die wir nur hören können wenn wir in uns selbst hineinlauschen... das sind diejenigen die nun wirklich zählen.
Ein Verstehen in ihm, das weit über sein Alter hinausging...
Eine alte Seele... Das Gedächtnis und die Erfahrungen aller Lebewesen, Generationen zuvor...und doch nach vorn zu sehen und etwas völlig Neues zu beginnen. Weil es der einzig wirkliche Weg ist.
Er hat sich immer nur als Mittel zum Zweck verstanden. Als Werkzeug, als Instrument, jemand der Empfindungen und Energie kanalisierte, verstärkte, sichtbar machte, zum Leben erweckte und weitergab.
Viele Menschen fragen sich, was ist Kunst eigentlich, denken sie ist nebensächlich und entbehrlich. Ein Showact, ein Bild, ein kleiner Film, ein paar Seiten in einem Buch zum Umblättern. Mehr nicht. Und glauben, sie selbst wären dazu natürlich überhaupt nicht fähig und kreativ genug. Und worin sollte der Sinn liegen.
Doch sie ist alles wofür und wodurch wir leben. Gibt allem eine Bedeutung und macht unser Leben wertvoll. Sie macht alle Schönheit und Verletzlichkeit in uns sichtbar und spürbar für andere. Sie zelebriert das Leben selbst, mit all seinen Facetten. Sie ergreift und verwandelt und lässt uns nie wieder los.
Kunst...sie ist all das was bleibt wenn man die Mühsal, die Abgestumpftheit und Bitternis vom Leben abzieht und nur noch die reine ursprüngliche Seele bleibt.
Die entdeckende Neugier, das spielende staunende Kind das immer noch in uns lebt, das Lachen und das Weinen, die ungeahnten Möglichkeiten...ferne neue Welten, das innere Selbst.
Das man anders denkt und die Welt sieht, intensiver fühlt, Bilder aus den Fingern fließen und ständig neue Ideen hinzukommen, Inspiration und Leben in allem was man täglich sieht, das es einen nicht loslässt, egal was andere sagen, sich nicht verrückt machen zu lassen, sondern nur auf sein Herz zu hören, der inneren Stimme zu folgen.
Dass er die Malerei so schätzte, macht mich froh und stolz...Mit den Händen u.a. Bilder zu erschaffen, ist nur eine andere Art mit denselben Kräften und Gefühlen umzugehen wie in der Musik, oder wie mit Worten. Die Künste sind wie Geschwister, Teil ein und derselben Familie. Ich nehme die Wertschätzung dankbar und mit bescheidener Verbeugung entgegen.
Seine eigenen Zeichnungen sind sehr gut, sehr ausdrucksstark und überraschend für mich, weniger der Inhalt als die Art und Weise. Er hatte wohl auch dafür echtes Talent. Schade dass er dem nicht weiter nachgehen konnte, wohl hat auch die Zeit dafür gefehlt neben all der musikalischen und filmischen Arbeit. Es hätte ihm helfen können sich Ruhepole zu schaffen. Die Malerei ist eine sehr stille ausgleichende Kunst, man kann alles um sich ausblenden und Dinge auf eine Weise ausdrücken, wie man sie wiederum mit Musik nur bedingt könnte. Die Arbeit an der Staffelei oder in freier Natur, ist wie ein Raum voller Konzentration und Selbstvergessen.
Es zentriert die Seele und alles Empfinden.
Maler, Bildhauer, Filmemacher, Schriftsteller, Musiker...jeder ein Meister seines Fachs und seiner Zeit...er war einer von ihnen.
Ein unfassbares Talent, er ist wie die purifizierte Empfindung von Musik, deren ganze Essenz.
Wie sagte er doch selbst ..."immer wenn ich den Mund öffne, strömt einfach Musik heraus..." Das ist so unglaublich schmerzlich wahr gesprochen.
Er hätte diese Dinge allein schon transportieren können, nur mit seiner Stimme, Melodien summend, Geschichten nur mit seinem Tanz erzählend oder in Bildern sprechend. Doch es ist alles zusammen... jedes davon mit harter unnachgiebiger Arbeit an sich selbst zur Vollkommenheit gebracht.
In meinen Augen waren seine größten Stärken dabei seine grenzenlose Begeisterungsfähigkeit, seine Vorstellungskraft und der feste Wille, seine Ideen kompromisslos und unter Einsatz all seiner Energie zu verwirklichen.
Ich denke daran können wir uns alle, jeder für sich in seinem Bereich und mit seinen eigenen Talenten und Fähigkeiten, ein Beispiel nehmen.
Er hat immer alles aufgesaugt wie ein Schwamm, es hätte keinen Stillstand für ihn
gegeben, geschweige denn einen qualitativen Rückwärtstrend.
Doch Neid hat die furchtbare Macht, Menschen vor ihrer Zeit totzusagen.
Und Gewalt, physisch wie seelisch, sperrt Menschen in ihren Ängsten ein, hilflos, erstarrt in Schmerz.
The haunting, sucking Ghost of Jealousy...
Wie sonst, als mit Neid und Mißgunst kann man erklären, dass durchgehend alle Kritiker insbesondere Invincible so verrissen, das heute noch tun ? Ich verstehe es beim besten Willen nicht. Er war dabei sich weiterzuentwickeln, aber man ließ ihn nicht mehr. Alles andere außer der Musik zählte aufeinmal und erdrückte ihn einfach, drückte ihn in die Ecke zurück aus der er sich so viele Jahre bereits versucht hatte zu befreien – und das wohl fast sogar schon geschafft hatte.
Sich seinen eigenen Freiraum erkämpfend, unabhängig, allen kreativen Kräften
ihren Lauf lassend.
Die geballte Wucht der Anklage presste, schnürte ihm die Luft ab und nahm ihm seine Stimme. Die Stimme, mit der er sich nach außen noch hätte verteidigen können.
Man hat diesem Mann eine beispiellose Hexenjagd antan. Als hätten sich gleichsam sämtliche vorstellbaren Vorurteile, alle Ignoranz und Gewalt zu einem
so grausamen Pakt vereint, dass man nur entsetzt sein kann, wie so etwas über-
haupt möglich sein konnte. Was sagt das nur über die Menschheit aus...mir wird schlecht dabei und ich habe Angst.
Ich habe fast ein Jahr in den USA gelebt und einiges von der Doppelmoral und verstiegenen Prüderie dort erlebt. In einem privaten Fine Arts College habe ich
u.a. Aktzeichen- und Akt-Ölmalkurse belegt. Ein Wunder das es soetwas überhaupt schon gab – auch erst wenige Jahre. Ein derart hysterisch verklemmtes, und mit hochgehaltenem Zeigefinger herumfuchtelndes, Verhalten ist mir zuvor noch nie begegnet. Ich fühlte mich als freigeistige Europäerin wie ein Alien und äußerst befremdet.
Auf der anderen Seite sind aber z.B. Waffen, für jeden frei zugänglich, o.k. oder ?
Rassismus, Sozial nach Hautfarbe und Einkommen geteilte Stadtviertel, Vorurteile sind immer noch im Übermaß zu finden.
Zudem läd das dortige morbide Rechtssystem geradezu dazu ein, Menschen wegen Nichtigkeiten und Fadenscheinheiten auf schwindelerregende Summen zu verklagen.
Und das nur um sich persönlich zu bereichern – mit Geld, mit Prestige, dem schäbigen, widerlichen Triumph solch eine Berühmtheit zur Strecke gebracht zu haben. Der freie Fall ist vorprogrammiert.
Eine Menge Geld auf einem Haufen, hat eine ähnliche Wirkung wie ein Köder, auf den sich blitzschnell bissige Fliegen stürzen. Jeder will etwas abhaben. Es ist wie ein Fluch überhaupt etwas zu besitzen.
In den 80ern hochgejubelt und ebenso schnell und bodenlos fallengelassen in den 90ern, als hätte man sich die Finger verbrannt.
So verletzt, gedemütigt und verzweifelt blieb ihm gar nichts anderes mehr als sich zurückzuziehen.
Und als ob es nicht schon einmal reichen würde, musste er sogar noch ein zweites Mal durch dieselbe und diesmal noch schlimmere Hölle.
Nahezu 18 Jahre Nervenkrieg...kein Mensch kann sich das auch nur annähernd vorstellen. Es kommt einer Lynchjustiz gleich.
Hatte er zuviel Einfluss gewonnen... , zumal als Farbiger, und war er deswegen manchen Menschen ein Dorn im Auge ? Wurde darum eine Hetzkampagne ausgerufen ?
Michael träumte sosehr davon alle Menschen zu beeinflussen, sie zu verbinden und dazu zu bringen die Welt zum Positiven zu verändern, ja sie zu retten – am Ende konnte er sich nichteinmal mehr selbst retten, geschweige denn das es sonst jemand wirklich versucht hätte ihm bedingungslos beizustehen.
Man hat zielsicher seinen verletzlichsten Punkt gefunden, die Kinderseele die in ihm lebte – naiv vertrauen wollend, unschuldig, intuitiv fühlend und handelnd.
Die Liebe und innere Sicherheit, Geborgenheit die er Kindern gegenüber empfand, wurde als Werkzeug zu seiner Zerstörung missbraucht.
Selbst seine Inspirationsquelle wurde damit eingeschränkt, aus ihr wurde in den folgenden Jahren eine Gefahrenquelle.
Er hatte etwas an sich, das nach Schutz suchte, nach Geborgenheit. Ständig, und nur in eher seltenen Momenten völliger Gelöstheit wich, dem Verschwinden in einer anderen, sicheren Welt, in Gesellschaft von Kindern, engsten Freunden, allein für sich, beim Tanzen, auf der Bühne.
Ich kann bei den meisten Musikern, nicht auch nur im Ansatz diese reine Energie, Qualität, auf den Punkt gebündelte Intensität, den Ideenreichtum, das tiefe Gefühl,
die Hingabe, Leidenschaft und den Mut zum Erforschen neuer Möglichkeiten finden wie bei Michael. Er hatte von all dem mehr in den Adern fließen als die meisten die mir bisher begegnet ist.
Nun da ich bereits vieles von seinem Werk kenne, ist es wie Tag und Nacht wenn ich andere Musik höre. Fluch und Segen zugleich. Denn ich kann all das, was ich in seinen Liedern höre, empfinde, kaum noch je bei einem anderen finden.
Als würden andere Lieder beginnen seelenlos zu klingen, zu verblassen, weil für
mich in keiner anderen Stimme, MEHR Seele liegen kann als in seiner.
Es ist wie mit einem vollkommen geschliffenen Diamanten, dessen unzählige Facetten ein so intensives Licht und Feuer ausstrahlen, dass es so, nur ein einziges Mal existieren kann. Ein Solitär. Es gibt keinen Vergleich mehr.
Mit seinen Liedern habe ich Schätze gefunden, ein ganzes Universum, und ich stehe erschüttert und in Ehrfurcht davor und weiß gar nicht wie ich das alles annehmen soll. Womit habe ich das nur verdient ?
Und wieder fühle ich mich unglaublich beraubt, um die Chance die weitere
Entwicklung mitzuerleben. Die Lieder und Bilder in ihm waren bereits da. Fühlbar.
Sie lebten. Aufgestaut all die Jahre.
Und nun sind sie mit ihm verstummt, sind im Dunkel verschwunden. Es ist furchtbar das erkennen zu müssen.
Er war zusehr mit ganzer Seele Künstler als dass sie nicht weiter in ihm getanzt hätten, begierig befreit zu werden. Ein Künstler der seine Kunst wirklich lebt so wie er, kann gar nicht anders als zu erschaffen. Es ist wie eine Macht die, unterdrückt, droht irgendwann zu explodieren. Richtet sie sich nach innen, wird sie zu einer immens zerstörerischen Kraft.
Wie schlimm muss es für ihn gewesen sein zu fühlen, dass seine Arbeit, sein Lebenssinn, allen Wert für viele Menschen verlor. Und das nur als irrsinnige Folge von übelsten Machenschaften und Verleumdungen, ohne jeden Zusammenhang.
Ich bin selbst künstlerisch tätig, als Malerin und Designerin, als Ergotherapeutin, und das was man mit Michael gemacht hat, würde für mich dem gleichkommen, mir beide Hände abzuschneiden.
Und mir dabei noch ins Gesicht zu lachen.
Am Ende waren es nicht allein die Spritzen und Pillen die ihn getötet haben,
nein – wirklich tödlich waren die jahrelangen Verleumdungen, der wiederholte Verrat, Anklagen die wie eine endlose zerstörende Folter auf ihn gewirkt haben mussten, die ihn erst an die Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmittel gebracht haben. Viele können es offenbar nicht nachvollziehen wie es so weit kommen konnte. Geben ihm sogar selbst die Schuld.
Doch so einfach ist das nicht.
Auch die stärkste Seele bekommt unter solch brutalem Druck einmal Risse.
Und er war ein zutiefst sensibler, verletzlicher, Mensch, der zudem aus Selbst-schutz sehr isoliert lebte.
Man beginnt sich um sich selbst zu drehen, lebt allein mit seinen Ängsten, die immer mehr und mehr von einem vereinnahmen, zur ständigen Bedrohung werden
– bis in den Schlaf hinein.
Das perfide an Schlaflosigkeit ist, dass sie die absolut letzte Zufluchtsmöglichkeit nimmt. Ruhe, Entspannung, Abschalten und Regeneration existieren de facto nicht mehr. Stattdessen kalter Schweiss die ganze Nacht lang, endlos ratternde nicht abstellbare Gedanken, nur oberflächliches Dahindämmern, Herzrasen, Kopfschmerzen, Angst- und Panikattacken, das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, völlige Überreiztheit und dennoch, wie zum Hohn, bleierne Müdigkeit und Schwere.
Der Körper läuft am Limit. Alles wird zur Belastung, keine Kraft mehr.
Es braucht nicht lange, nur Tage, maximal Wochen, und man ist so zermürbt, dass man zu allem bereit ist um wenigstens einmal zur Ruhe zu kommen.
Michael wurde, zusätzlich zu der psychischen Belastung infolge der Anklagen, durch mörderischen Zeit- und Leistungsdruck, rücksichtslos in die Medikamentenabhängigkeit getrieben, und das obwohl er solch ein Verhalten anfangs selbst verabscheute. Er sah die Gefahren und die Sinnlosigkeit – und doch tat er es dann selbst.
Was muss passieren, wieviel Druck ist nötig, damit jemand sehenden Auges einen so selbstzerstörerischen Weg einschlägt, und damit gegen seine ureigenen Überzeugungen verstößt ? Als letzten "Ausweg", ein geborgtes Vergessen aller Probleme, überhaupt noch geistig, seelisch und körperlich Abschalten-Können wenigstens für kurze Zeit, erkauft unter zu hohem Preis.
Niemand interessierte was all das für ihn bedeutete, und ihm selbst fehlte irgendwann auf dem Weg dahin die Kraft sich noch dagegen zu wehren.
Ein Umfeld aus Ja-Sagern, Beschwichtigern und Wegsehern tat dann ein übriges.
Zu lange Zeit stand für ihn wohl auch im Vordergrund weiter funktionieren zu müssen – geradeso wie er es schon von kleinauf gewohnt war.
Waren persönlicher Ehrgeiz, die Gewohnheit ein Leben als Workaholic zu führen, die Sorgen zu übermächtig ?
Hat man ihm zudem finanziellen und künstlerischen Ruin angedroht ? Und was sollte dann aus den Kindern werden, hatte er selbst davor Angst...soviele Fragen die unbeantwortet bleiben. Warum hat er sich nicht mehr gewehrt ?
Ich werde das Gefühl nicht los, dass Blutgeld geflossen ist, eingewickelt in Verträge, anvisierte Verkaufszahlen, schöne Reden.
Ich könnte auch dieses O2-Konzertshirt nicht ertragen, nicht mal in meiner Nähe. Es steht nur für den Schmerz, doch vorallem facht es meine Wut an, gegen den Konzertveranstalter und die Tatsache dass dort "ehrenwerte Herren", als schattenhafte Drahtzieher im Hintergrund, dafür verantwortlich sind, einen Menschen, mit völlig überzogenen Forderungen und unmenschlichem Druck, in den Tod getrieben zu haben.
Ich würde mir vorkommen, als würde ich das noch gutheißen oder bestenfalls blind für die bittere Wahrheit sein. Nicht geschenkt möchte ich solch eine "Trophäe".
Für mich ist es jetzt ohnehin so, dass je mehr Show um die Ereignisse veranstaltet wird, ich mich desto mehr zurückziehe auf die Dinge dahinter, um ihm selbst zu folgen. Als würde ich all den Bombast und die hektisch zusammengeschusterten angeblichen news immer weiter wegschneiden um in der Tiefe den inneren Kern freizulegen.
Die Lieder von 1997 sind so schlimm...Bei Morphine diese flehende Stimme, im Versuch sich selbst zu beruhigen, zu entschuldigen, sich in Sicherheit zu wiegen...und dann dieses Kreischen wie mit hundertfacher gieriger Stimme nach mehr... Vergessen, Vergessen aller Schmerzen, aller Probleme, Nichtverstehen-Können was ihm geschieht und warum.
Bei Ghosts und Is It Scary ist es so als würde er sich selbst zu dem Monster machen, als das ihn soviele nur noch abstempelten. Vor Ironie, Sarkasmus triefende Texte. Überall, versteckt und dann wieder offensichtlich, all das was ihn zerfraß, Selbstzweifel, Enttäuschung, Entsetzen. Wie ätzende Säure.
Kurze Zeit später dann Prince Michael...das hat ihn nocheinmal herausgerissen, die Kinder waren seine Rettung in den nächsten Jahren, ich glaube sonst hätten wir ihn schon viel eher verloren.
Es ist, als hätte man die Hand eines Menschen berührt, seine Fingerspitzen, einen Lidschlag bevor er vor den eigenen Augen abstürzt. Durch einen Fehltritt, eine Unachtsamkeit, auf einer unheilvollem Suche durch Nebel und Dunkelheit.
Und man steht am Rand dieses Abgrunds und kann nur noch in die Tiefe starren, in ein schwarzes Nichts, fassungslos, erschüttert und endlos verzweifelt – wäre man nur einen Moment eher dagewesen, um zugreifen und zurückreißen zu können, es wenigstens zu versuchen mit aller Kraft, gegen allen Schmerz.
Aber nicht loszulassen, nicht wegzuschauen, einfach dazusein.
Ich kann es mir nie verzeihen.
Doch das was ich für ihn nicht tun konnte, werde ich nun durch meine Arbeit versuchen für andere zu tun. Ich will in seinem Sinn und nach meiner eigenen Überzeugung handeln. Nichts ist wichtiger und wertvoller.
Und ich nutze die Möglichkeiten die die Kunst bietet dafür. Alles was man mit Händen und aus dem eigenen Herzen heraus erschaffen kann.
Ich habe selbst schon in der Suchttherapie gearbeitet und viel von den Patienten über ihre Probleme erfahren, die Gründe dafür, sich zu Medikamenten oder Drogen zu flüchten und insbesondere darüber, wie hart es ist damit aufzuhören.
Wie schnell man in die Abhängigkeit geraten kann, schleichend entgleitet die Kontrolle über den Konsum der Medikamente. Grenzen die der Körper setzt, werden nicht mehr wahrgenommen oder immer weiter verschoben, kurzfristige Erleichterung durch immer neuen und heftigeren Konsum steht im Vordergrund, alle Konsequenzen werden aus dem Bewusstsein ausgeblendet.
Und es gibt tausend Möglichkeiten die Probleme die man damit hat zu vertuschen, vorzugaukeln alles wäre o.k. Abhängige entwickeln dabei einen unfassbaren Einfallsreichtum. Und wer will schon nach außen hin als schwach gelten, zugeben das man es nicht mehr schafft, die Kräfte versagen. Aus Scham und Angst macht man weiter und versteckt sich.
Statt ihm immer noch mehr Versprechungen über die "Lösung" seiner Probleme mit Medikamenten zu machen, und sie ihm dann auch noch in absolut unverantwortlicher Weise zugänglich zu machen, hätten diese Ärzte alles tun müssen um ihm zu helfen davon loszukommen. Zu seinem eigenen Schutz schlimmstenfalls sogar gegen seinen Willen. Aber alle haben sich nur weiter an ihm in kriminellster Weise bereichert und das Ganze einfach laufen lassen...
Er war ja noch lukrativ genug, und wurde idealerweise immer wehrloser.
Man hatte leichtes Spiel !
Dann ist da ein sogenannter Arzt, dem aber offenbar sämtliches medizinisches Grundwissen fehlt. Der mit dem Leben seines Patienten Russisch-Roulette spielt.
Routine die keine Routine hätte sein dürfen da sie nicht sicher war... der für Geld fahrlässig, sorglos und illegal Wünsche und Anweisungen eines Patienten befolgt, der selbst keine ausreichenden medizinischen Kenntnisse besitzt um Gefahren-potential wahrnehmen und einschätzen zu können und verständlicherweise nur nach den eigenen Bedürfnissen und der Meinung eines, in seinen Augen vertrauenswürdigen, Arztes ging.
Im Ernstfall geriet dieser Arzt dann wohl auch noch in Panik und machte alles falsch, was man nur irgend falsch machen kann. Das Ganze erscheint sehr bizarr.
Und selbst wenn es zu einer Anklage und eventuellen Verurteilung kommen sollte, so kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die zur Behandlung und Kontrolle beauftragten Ärzte nur Marionetten und schlussendlich Bauernopfer gewesen sein können und man stattdessen dorthin sehen sollte, wo am meisten von Michael´s Tod profitiert wird.
Sein viel zu früher Tod hätte nicht sein müssen. Und auf diese Weise ist es umso schlimmer.
Ich kann es nicht akzeptieren, ich glaube ich werde es nie können.
Er hat das nicht verdient ! Nichts davon.
Man hat ihn und uns um sein Spätwerk gebracht, ein ganzer Lebensabschnitt
ist ausgelöscht. Träume und Ziele. Aber was noch viel schlimmer ist – man hat ihn um die Zeit beraubt, seine Kinder weiter aufwachsen zu sehen, seine Kinder als junge Erwachsene, reif und offen kennenzulernen.
Damit hat man seinen Lebenstraum zerstört.
Ich kann nicht beschreiben wie unmäßig wütend mich das macht.
Das was mich umtreibt, nicht ruhen lässt, ist das Bewusstsein um die unbeschreibliche Ungerechtigkeit die geschehen ist.
Und das die Verantwortlichen wohl alle davonkommen werden, "aus Mangel an Beweisen". Ein "Unfall mit Todesfolge, ohne Absicht". Um Himmels Willen öffnet die Augen und schaut hin !
All jene die mit der zu Tode hetzenden Meute gelaufen sind, ihn geschmäht und verlacht haben, sich nur wie kräftesaugende Blutegel an ihn gesetzt haben, sollten sich nicht mehr im Spiegel anschauen können. Ihr habt nie auch nur versucht diesen Menschen zu verstehen, und Mitgefühl kann nur ein Fremdwort für euch sein !
Pfui Teufel ! Es widert mich an.
Ich frage diejenigen, die von sich glauben noch wenigstens einen Rest von Gewissen zu haben, wie könnt ihr ihn noch verurteilen ? Wie könnt ihr nur !
Selbst wenn alle Ermittlungen im Sande verlaufen sollten, und Mord nicht mehr
offiziell zur Sprache steht, will ich weiter offen aussprechen, wenn es sein muss herausschreien, dass er schon lange vorher durch Rufmord umgebracht wurde,
auf difame und hinterhältigste Weise.
Lange bevor sein Körper und seine Seele dem unvorstellbaren psychischen Druck nicht mehr standhalten konnten.
Träume, Wünsche und Ziele wurden ermordet, lange bevor der Mensch selbst starb. Geschwächt von all den Angriffen, dem ständigen endlosen Ankämpfen gegen eine Flut von Lügen.
Und er hat zudem noch seinen Körper kasteit, ihm Höchstleistungen abverlangt, in dem verzweifelten Wunsch akzeptiert, wieder angenommen und geliebt zu werden. Was hat sich da alles wiederholt aus der Kindheit. Sich ewig nach Liebe zu verzehren, nach Anerkennung, im Irrglauben dies nur durch Leistung, Perfektion,
im Alles-Hergeben noch der letzten Kräfte, jemals schaffen zu können.
Ich habe gelernt den MENSCHEN Michael zu respektieren und zu lieben. Den tiefsinnigen, hochintelligenten, humor- und liebevollen und sensiblen Mann mit dem weit offenen, ständig gebenden Herzen. Es brauchte dafür keine Perfektion, und sicherlich keinen Starrummel, keine Riesenshows und keine Posen, Geheimnisse und Berge von Geld und Ansehen.
Ich liebe schlicht und einfach sein Herz. Die Art und Weise wie er alles was er tat und jeden Menschen der ihn kannte, mit seiner ganzen Seele berührte und durchdrang. Das ist Michael wie ich ihn niemals vergessen werde.
Ich wünschte ich hätte ihm all diese Dinge sagen können. Sosehr. Sosehr. Um ihm Mut zu machen. Um ihm zu helfen sich selbst annehmen und verteidigen zu können – auch ohne IRGENDETWAS von sich selbst erwarten zu müssen.
Nun schicke ich diese Gedanken als Gebete zu ihm.
Sollte mir je nocheinmal ein anderer Mensch begegnen, der diese Qualitäten in solch einem Ausmaß sein eigen nennt, ich würde mich gesegnet und überreich beschenkt fühlen.
Es ist eine Seite etwas von einem Menschen geschenkt zu bekommen, etwas unschätzbar Wertvolles, es anzunehmen. Gedanken und Empfindungen, fähig das eigene Leben komplett auf den Kopf zu stellen und zu verändern. Die mit der Zeit immer mehr zu einer überlebenswichtigen Hilfe werden, wie ein guter Freund, um zu sich selbst zu finden, zu lernen zu seinen eigenen Fähigkeiten und Über-zeugungen zu stehen. Weil man Verständnis, die gleiche brennende Energie, denselben Geist darin findet.
Das all das o.k. ist, das es das eigene gute Recht ist anders zu sein, sich nicht in vorbestimmte Vorstellungen pressen zu lassen, sich nicht durch den Druck von falschen Erwartungen verbiegen zu lassen bis man sich selbst nicht mehr erkennt.
Die andere Seite ist, davon etwas zurückzugeben, Dank zu sagen. Das bleibt mir jetzt unter den Lebenden verwehrt.
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Ich sage es jedem ins Gesicht. Schon die ganze Zeit. Ich habe nie zuvor in meinem
Leben so bis aufs Blut mit anderen Menschen diskutiert. Ich kann nicht mehr anders, als darum zu kämpfen, ihm seine Würde wiederzugeben und den Platz in den Köpfen und Herzen der Menschen der ihm gebürt. Ich kann es nicht ertragen
wenn jemand auch nur ein abfälliges oder angreifendes Wort über ihn verliert, und versucht, weiter seinen Namen zu beschmutzen.
Es trifft mich wie eine Messerklinge, und entsprechend schneidend reagiere ich . Ich tue alles um in Menschen zu dringen, sie mit Fakten und Argumenten zum Nachdenken zu zwingen und endlich immer mehr zum Verstehen.
Mir sind ausschließlich seine eigenen Worte dabei wichtig, ob nun aus Interviews, Songs, Autobiografisches, und die Erzählungen von Menschen die ihm wirklich persönlich nahestanden, ihm selbst wichtig waren, zu denen er Vertrauen und eine enge Bindung hatte, die mit ihm gearbeitet und ihn in seiner Welt erlebt haben. Daraus ergibt sich ein vollkommen konträres Bild zu dem, das in der Öffentlichkeit entstanden war. Und manchmal frage ich mich, ob einer seiner größten Fehler nicht der war, sich gerade dann extrem zurückzuziehen und sich zu verbergen, wenn es wichtig gewesen wäre, offen zu sprechen und die Tatsachen wieder ins rechte Licht zu rücken.
Aber wo hätte er beginnen sollen...und wer hätte ihm geglaubt, ihm überhaupt wirklich zugehört ?
War es die ganze Aussichtslosigkeit seine Lage noch verändern zu können, das Gefühl gefangen und machtlos zu sein, und mehr und mehr die Kontrolle über das eigene Leben, die Lebensumstände, zu verlieren, die schließlich so zermürbend wirkte und Zweifel sähte, die vorher so nicht existierten ?
Es geht mir nicht darum diesen Mann als unfehlbaren Gutmenschen darzustellen.
Ich bin mir sicher, dass es in seinen dunkelsten und schwersten Zeiten Situationen gab, mit denen viele nicht hätten umgehen können, die zu unerträglich, entsetzlich, gewesen wären. Und es wird nicht wenige dieser Zeiten gegeben haben.
Ich befürchte, dass die Abgründe oft genauso intensiv waren wie die Höhenflüge.
Wenn jemand sosehr unter innerer Anspannung steht, kann er u.a. verbal hilflos um sich schlagen, nicht mehr gewahr dass er andere mit seinen Worten und seinem Verhalten verletzt, auch wenn er das eigentlich nicht will und später zutiefst bedauert.
Vielleicht einer der Gründe, warum Beziehungen und Freundschaften gescheitert sind, weil es etwas in ihm gab, dass es ihm ungleich schwerer machte, Hilfe anzunehmen. Und er sich dann immer wieder in Arbeit flüchtete, weil es das Einzige war, das ihm wirklich vertraut war und ihm die größte Sicherheit bot...
Vielleicht wäre Hilfe anzunehmen, auch einem unerträglichen Eingeständnis eigener Defizite, gescheiterter Pläne, Träume und Gefühle gleichgekommen.
Ein Ausgeliefert-Sein wie schon so lange als Kind. Wie hätte er damit umgehen sollen.
Etwas das Selbstzweifel, sogar ein Gefühl der Wertlosigkeit wachrief.
Die Unfähigkeit sich selbst genug Liebe, und vorallem Nachsicht, entgegenbringen zu können, schuf eine innere Mauer aus Zurückhaltung.
Ich kann nicht ruhen das Unrecht beim Namen zu nennen, auch wenn ich mir
so grauenvoll bewusst bin das es nichts ungeschehen macht.
Immer mehr um mich sehen ihn nun mit ganz anderen Augen. Ich werde nicht nachlassen in seinem Namen zu kämpfen. Ich schwöre es Dir bei dem Schmerz und der Liebe die Du mir hinterlässt !
Ich habe nun eine Ahnung davon, wie es soviele Jahre für Ihn und Euch gewesen sein muss, gegen all jene Stimmen kämpfen zu müssen, die verurteilten.
Gegen die langsam alles zerstörenden Anfeindungen – als ob Ihr Euch gegen die ganze Welt stellen musstet... Es ist schrecklich was da zum Vorschein kommt.
Doch genauso wie er uns seine Stimme gab, geben wir ihm unsere. Ich verstehe
jetzt endlich.
Ich wünschte, ich hätte mithelfen können ein Gegengewicht zu schaffen, ihm weiterhin Lebenssinn zu geben, Mut und Kraft an sich zu glauben, sich wehren zu können gegen alle Gefahr, auch in ihm selbst. Sich zu wehren gegen all die Forderungen von denen er fühlte, dass sie falsch waren und ihm zuviel abverlangen würden. Er hat sich zu Tode geschuftet. Und wofür ?
So wundervoll sein Werk auch ist, wäre es der Preis dafür gewesen, ihm ein glückliches einfaches Leben zu ermöglichen, ich hätte sofort auf die Musik verzichtet.
Doch eine Künstlerseele kann wohl nicht anders, sieht nur den einen Weg vor sich, trotz aller Hindernisse. Trotzdem kann ich in seinem Fall nicht an Schicksal glauben. Soetwas wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. So kann es nicht gewollt gewesen sein.
Warum sind die Besten die Gott uns schickt, diejenigen die am meisten von "Menschen" gequält werden und schließlich viel zu früh brutal ausgelöscht ?
Ich mache mir schwere Vorwürfe. Und auch wenn ich weiss das er das nicht gewollt hätte, so komme ich doch nicht dagegen an.
Das Wissen nichts getan zu haben, aus Unkenntnis um die verheerende Situation der dieser Mensch in Wahrheit ausgeliefert war. Das Gefühl ihn im Stich gelassen zu haben.
Daran zu denken, macht mein Herz krank. Die Scham und das Versagen, die ständige Frage ob und was man hätte tun können um zu helfen, um all das zu verhindern.
Eine Schuld die zu Boden drückt und mit der ich jetzt leben muss. Nicht dagewesen zu sein als es wichtig gewesen wäre, nichts wahrgenommen zu haben.
Ich weiß er würde all das sofort verzeihen, ein Moment würde genügen, doch ich kann mir selbst nicht verzeihen, noch lange nicht.
Vor einiger Zeit habe ich von diesen Fans gelesen, die ihn angeblich noch in den letzten Tagen während der Proben trafen und noch versucht haben etwas zu bewirken, mit Gesprächen, Briefen, Bitten mehr auf sich zu achten, sich Ruhe zu gönnen, mehr zu essen, aus Sorge und weil sie bemerkten in welch schlechtem körperlichen Zustand er wirklich war... danach wurden sie dafür sogar angegriffen in der Annahme dass sie nur Publicity damit erreichen wollten...Ich habe über das Ganze lange nachgedacht und wenn es stimmt, dann haben diese paar Menschen wohl als Einzigste das Richtige versucht – aber viel zu spät und nicht intensiv, nicht nachdrücklich genug. Das ist das Grauenvolle. Auch das kam um einen Atemzug zu spät. Vielleicht wäre ihm noch bewusst geworden in welche Gefahr er sich begab und dass es höchste Zeit war seinen Lebensstil zu ändern und diejenigen in seinem Umfeld kritisch zu sehen, denen er aus Verzweiflung heraus so blind sein Leben anvertraute.
Vielleicht war er aber auch schon zu schwach, apathisch, mit immer weniger Blick für die Realität. Doch angeblich hat er sogar noch nach den Briefen und Anrufen gefragt, dann hat es ihm womöglich doch keine Ruhe gelassen... Wir werden es nie mehr erfahren.
Sosehr man jemanden liebt, und gerade dann, muss man ihm doch die Wahrheit ins Gesicht sagen, schonungslos.
Aus der Apathie kann nichts anderes heraushelfen, auch wenn es wie ein Schock ist, auch wenn es Tränen bedeutet, aber erst dann können es heilsame Tränen sein. Für einen klaren Blick, der das Verstecken vor sich selbst beendet.
Und man muss in der Nähe bleiben, jederzeit, um Halt zu geben.
Nicht alleinzulassen mit den Ängsten, den eigenen Dämonen und der Unsicherheit. Um zu zeigen dass man den Menschen trotzdem liebt und da ist.
Ihn haben zuviele Menschen aufgegeben. Immer wieder...und er fühlte das.
Vielleicht verursachte er das aber auch selbst mit ohne es zu wollen.
Warum nur... ich kann mir nicht vorstellen, dass es so schwer, so unmöglich war, zu ihm zu stehen, mit ihm umzugehen. Ich glaube z.B. nicht, dass er den eigenen Anspruch, außer bei der Arbeit, auch privat auf andere projizierte, er war so oft schon mit, um ein Vielfaches, weniger zufrieden... Oder war das nur die Oberfläche, war er darunter maßlos, sich ohne Grenzen nach Liebe, Anerkennung, Verstehen verzehrend.
Hat er sich zusehr Vollkommenheit, gerade auch in Beziehungen, gewünscht, zusehr ein Alles oder Nichts gelebt ? Wenn ich nicht alles erreichen kann, dann ist nichts mehr etwas wert... Und so lange ich nicht die Vollkommenheit erreicht habe, kann ich nicht ruhen...
Erkannten andere schon viel häufiger was er sich da eigentlich antut und versuchten ihn abzuhalten... und er ließ es nicht zu, ließ niemanden so nah an sich heran, dass sie wirklich Einfluss auf sein Leben gewinnen konnten. War er zu belastet mit schlechten Erfahrungen, dass er nur noch glaubte allein alles auskämpfen zu müssen, dass er es einfach schaffen musste, koste es was es wolle. Das es niemanden für ihn geben würde, der ihm ganz folgen, ihn verstehen und akzeptieren würde. Gab er vor, alles unter Kontrolle zu haben, alles aushalten zu können, dass es das wert war und er ohnehin nicht anders könnte. Kam bei manchen Menschen in seiner Nähe, irgendwann auf dem gemeinsamen Weg, Angst und Verzeiflung auf, dass sie selbst dabei mit Schaden nehmen würden und alle Versuche etwas zu ändern zwecklos seien...
Alles Mutmaßungen.
Was fehlte waren Menschen um ihn, auf die er sich wirklich verlassen konnte, und seine Kinder waren dem noch lange nicht gewachsen.
Mein Herz ist so voller Trauer, in langen Gesprächen mit einer Freundin versuche ich meine Gefühle in den Griff zu bekommen. Doch es gelingt mir nur schwer. Oft kann ich dem nur seinen Lauf lassen. Es ist etwas das man aushalten muss, wo man hindurch muss, Tränen sind am Ende heilsam und notwendig.
Wir haben zu Zeiten Michael Jackson´s gelebt. Wir durften ihm begegnen, er hat sein Herz für uns hergeschenkt, alles was er geben konnte. Alle Energie floss wie
ein Strom von Kraft durch ihn hindurch. Vom Schöpfer, durch ihn, direkt bis in unsere Herzen.
Und wir WERDEN ihn wiederfinden, glaubt daran. Ich tue es. Ich bin mir so sicher. Denn in meinem Herzen spricht er weiter zu mir. Ich kann es fühlen. Jeden Tag.
Nichts von dieser Energie wird jemals verlorengehen.
Sovieles von Ihm ist noch hier mit uns. Ich hülle mich darin ein, in eine warme schützende Decke aus Liebe und Verständnis.
Der Kreis wird sich eines Tages wieder schließen. Dann werden auch wir zu reinem Klang, zu Licht und ganz eins mit ihm. Ich weiß dass der Ort an dem wir uns endlich wiedersehen, nun mit soviel mehr Liebe und Glück erfüllt ist, weil er dort ist. Ich bin voller Vertrauen in ihn.
Ich weiß jetzt auch, dass ich erst den Menschen selbst verstehen lernen musste, um seine Musik, seine Arbeit annehmen und ganz fühlen zu können.
Und noch nach seinem Tod, hat er selbst es geschafft mir die Hand dafür zu reichen, und ist zu mir durchgedrungen.
Als ich an jenem Tag die Nachricht hörte, waren meine ersten Gedanken bei seinen Kindern und bei Euch, seinen Fans. Ich habe mir Sorgen gemacht.
Wenn ich könnte, würde ich Euch alle jetzt in den Arm nehmen und festhalten.
Ich liebe Euch sosehr dafür, dass Ihr diesem Mann all die Jahre mit Eurer ganzen Kraft, Liebe, mit Euren Gedanken und Gebeten beigestanden habt.
Ihr seid starke Herzen, genau wie er.
Bitte verzeiht wenn ich Euren Schmerz berühre, doch er ist zu meinem eigenen geworden. Ich kann nicht mehr anders als darüber zu sprechen, es zerreißt mich sonst.
Das Lied von Michael das mir am schlimmsten zusetzt, dass ich kaum hören kann,
ist "Don´t walk away"...denn es beschreibt genau das was ich jetzt fühle.
Wieviel kann ein Mensch ertragen, bevor sein Herz bricht ?
Immer dann, wenn ich glaube an Dingen zu verzweifeln, mir etwas nicht zutraue, ich Angst habe zu versagen, muss ich jetzt daran denken wieviel dieser Mann auf sich genommen, ertragen hat, und ich stelle mir vor was er getan hätte. Er hätte nie wirklich aufgegeben. Selbst als er schon alle Schmerzen und Ängste betäuben musste, mehr und mehr. Selbst an der Schwelle des Todes, trotz aller Verzweiflung.
Und auf meine stille Frage, höre ich ihn in meinem Geist dann mit sanfter leiser Stimme sagen: "Du kannst alles schaffen, glaub nur an Dich. Ganz egal was andere sagen. Es ist nur wichtig was Du fühlst, schließe die Augen und folge dem Licht das Du vor Dir siehst – es wird Dich leiten und beschützen ! Ich bin bei dir und lass dich nicht allein."
Ich möchte seine starke Seele ehren mit meiner eigenen Arbeit. Ich möchte Dinge
erschaffen die andere berühren, alles geben was ich mit anderen teilen kann.
Ich habe das Gefühl, als ob ich jetzt mit an seiner Energiequelle hänge, und er mir
Kraft schenkt, über die Musik, seine Gedanken, die Elektrizität seines Tanzes, die Wärme die aus seinem Blick spricht. Es ist wie eine Nabelschnur die mich mit lebendigem, warmem Blut versorgt.
Was bleibt ist sein Gedenken zu wahren. Jedes Mal wenn wir an ihn denken
und jedes Mal wenn wir ein Lied hören, wenn wir mit ihm fühlen, wird ein Gebet
sein.
Für ihn, für alles was er liebte.
In der Hoffnung das seine Seele nun Frieden findet und frei ist.
In der Hoffnung das die Inspiration und Kraft seines Geistes mit uns ist,
und durch uns neue Form und neuen Sinn erfährt.
Doch für dieses Mal flüchte ich mich zu Euch. Ich kann nicht allein damit fertigwerden, es geht über meine Kräfte. Ich kann nicht mehr aufhören wieder und wieder zu weinen. Ich finde keine Ruhe mehr.
Wenn irgendetwas hier, auch nur einem von Euch etwas bedeutet, dann bitte
lass mich nicht allein.
Und wenn irgendjemand glaubt, dass auch ich für Ihn dasein und helfen kann, dann bin ich hier und stehe fest und unverrückbar.
Ich danke aus ganzem Herzen. Möge Gott Euch schützen, ebenso wie er seine Hände jetzt über Michael hält.
Seid stark. Für ihn, in seinem Namen, für Euch.
Gebt Euch gegenseitig Halt in Eurer Trauer. Und kämpft weiter für ihn, für seine Ehre, um die Wahrheit. Verkriecht Euch nicht in Eurer Trauer. Geht hinaus und zeigt was geschehen ist. Haltet sein Andenken am Leben.
Wenn ich nur den Grund dafür verstehen könnte, wenn ich nur verstehen könnte warum es gerade jetzt sein musste und auf diese Weise...warum musste er jetzt schon gehen ? So völlig unvorbereitet, und mitten aus einem Leben, in dem er gerade wieder begann zu träumen ? Warum nur...
Sollte ihm noch Schlimmeres erspart bleiben ? Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass er aufgrund der Konzerte nur verrissen worden wäre, viele Kollegen mit denen er arbeitete, standen zu ihm und betonten gerade in letzter Zeit, wiesehr sie ihn als Vorbild sahen und was sie ihm als Wegbereiter zu verdanken hatten.
Es gab soviele vielversprechende Projekte, Ziele, die Hoffnung war greifbar und realistisch, das die Zeit für ihn nocheinmal gekommen war um ein Zeichen zu setzen. Das Erbe weiterzugeben und selbst noch Anteil daran zu haben.
Seine Fans warteten sehnsüchtig darauf, ihm nocheinmal ihre Liebe und Unterstützung zeigen zu können.
Doch wieviele lauerten sicher schon, um ihn erneut zu hetzen und ihn, einmal wieder in der Öffentlichkeit und preisgegeben, ein weiteres Mal durch die Hölle zu schicken ?
Vielleicht hat Gott verhindert, dass er noch länger gequält wurde.
War es die letzte Tür um dem unmenschlichen Druck zu entkommen ?
Ich kann den Gedanken nicht ertragen dass er vielleicht auch noch in seinen letzten bewussten Augenblicken leiden musste. Wann hört das endlich auf, wann habe ich keine Tränen mehr... Ich hoffe sosehr dass er jetzt endlich in Ruhe gelassen wird. Dass ihn niemand mehr findet, ihn niemand mehr stört. Das ist meine Bitte.
Finde Deinen Frieden. Kein Schmerz soll Dich je wieder treffen. Niemand Dich mehr verletzen.
Wer sonst wenn nicht Du, sollte im Himmel mit weit offenen Armen empfangen werden ?
Mir fallen die Worte ein die damals über Audrey Hepburn gesagt wurden (waren
sie nicht von Elizabeth Taylor ?):
"Gott hat jetzt einen wunderschönen neuen Engel."
Ihr seid mit Ihm in meinen Gebeten.
Christine L., 35 Jahre
07.08.2009, Germany
Das alles sind Gedanken eines Monats, über einen Menschen, der mir bisher fremd und fern war...
Niemand kann mir je nehmen, was ich über Michael in den vergangenen Wochen gelernt habe, wie ich ihn und seine Arbeit erfahren habe. Niemand kann ihn je wieder in meinen Augen schmähen oder schänden.
Ich werde ihn immer lieben und respektieren, so wie ich ihn jetzt verstehe.
Er schenkt mir soviel Kraft und Zuversicht. Soviel Freude.
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...
Ich bin so froh dass ich U2 habe, das Leben ist bei den Lebenden und sie geben mir soviel, wie all die Jahre zuvor...
Und doch ist da jetzt dieser andere Raum... Nur durch ein paar Lichter erleuchtet.
Der harte Holzboden glänzt und es herrscht vollkommene Stille... bis die ersten Tropfen Musik beginnen den Raum auszufüllen.
Es dauert nicht lang und es ist da ein leises Lachen das als Echo von den Spiegelwänden hallt, und dann tritt mit langsamen Schritten aus den Schatten ein Tänzer.
Es wird immer diesen Raum geben, in dem er auf mich wartet.
Und es liegt wieder dieses Strahlen auf seinem Gesicht, so wie es war zu Beginn, als alle Träume und Lieder wie zum Greifen nah waren. Er brauchte nur die Hand nach ihnen auszustrecken.
Er breitet die Arme aus als wollte er alles Glück der Welt umfassen, ... und seine Seele beginnt aufzusteigen, wie ein Vogel... frei und schwerelos. Eine Stimme so voller Leben und Empfindung dass er sie kaum in sich fassen kann.
Die Augen geschlossen jetzt, füllt sich sein Herz mit Licht bis es fast schmerzt,
der Körper biegt sich und die Anspannung formt eine vollkommene Linie... Bewegungen beginnen zu fließen, selbstvergessen wie einem eigenen Willen folgend.
Noch ein letzter schelmisch glänzender Blick über die Schulter... und mit leiser Stimme sagt er:
"Come on – just let´s dance together for a while."
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