Die gesamte Menge von Propofol, die in Jacksons Magen gefunden wurde, beträgt 0,13 mg. Vergleichen Sie das mit der Menge an Propofol, die geschluckt werden müsste, um die hohen Blutwerte zu erreichen, die wir gesehen haben. Bei intravenöser Gabe hätte die Dosis, um als anästhetische Dosis zu gelten, mindestens 150-200 mg haben müssen, denn darauf deuten die hohen Blutwerte hin. WENN die gleiche Menge Propofol geschluckt wird und den gleichen Effekt hätte wie eine intravenöse Gabe, dann hätte auch die gleiche Menge, nämlich 150-200 mg geschluckt werden müssen. Jedoch muss man eine bedeutend höhere Menge Propofol schlucken, um den gleichen Wert einer intravenösen Gabe zu erreichen, da Propofol, laut der begrenzten Informationen, die dazu erhältlich sind vom Magen sehr schnell absorbiert wird. Es gibt über die orale Gabe von Propofol nicht viele Forschungen, da es niemals dafür vorgesehen war, geschluckt zu werden.
Was bedeutet das? Die 0,13 mg Propofol, die im Magen gefunden wurden sind WINZIG. Angenommen, es müssten 200 mg Propofol geschluckt werden, um die gesehenen Blutwerte zu erreichen, dann wären die 0,13 mg, die gefunden wurden, 0,065 % des geschluckten Propofols. Die Menge, die geschluckt werden müsste, um die gefundene Blutwerte zu erreichen, auch wenn wir Dr. Murrays zugegebene Menge von 25 mg IV dazu nehmen, wäre zig mal höher als die Menge von 200 mg. Dies widerlegt die Behauptung der Verteidigung, dass Jackson mit dem schlucken von Propofol seinen Tod selbst verschuldet hat, da man dann deutlich mehr Propofol in seinem Magen erwarten würde.
Zusätzlich ist die Aufnahme ins Blut, wenn ein Medikament oral eingenommen wird, DEUTLICH langsamer, als wenn es ihm intravenös verabreicht wird. Dr. Murray sagt, er sei für zwei Minuten aus dem Zimmer gegangen und dass Jackson nach seiner Rückkehr nicht mehr atmete. Es ist UNMÖGLICH Propofol in der Menge und in diesem Zeitraum aufzunehmen und damit den Tod zu verursachen. Außerdem ist es UNMÖGLICH, dass dann diese Blutwerte im Magen gefunden worden wären.
Es gibt eine viel plausiblere Erklärung für die geringe Menge an Propofol, die im Mageninhalt gefunden wurde. Postmortale Umverteilung gibt Hinweise auf die Veränderungen, die nach dem Tod mit Medikamenten-Konzentrationen geschehen. Sie bezieht die Umverteilung von Medikamenten aus dem Blut in die umliegenden Organe ein, wie die Leber, die Lunge und den Herzmuskel. Die postmortale Konzentration von Medikamenten spiegelt nicht unbedingt die Konzentration zum Zeitpunkt des Todes wider, da Blutwerte von Medikamenten, laut Datenerhebung, zwischen dem Tod und der Entnahme von Proben, variieren können. Für die postmortale Probenentnahme wird empfohlen, Blut aus der Beinvene zu entnehmen, da sie von den andern Organen relativ entfernt liegt. Von Gefäßen, die näher an den großen Organen liegen, erwartet man eine höhere Konzentration als in der Beinvene. Diese Umverteilung kann auch in den Magen erfolgen. Das ist wahrscheinlich der Grund für die geringe Menge an Propofol, die in Jacksons Mageninhalt gefunden wurde.
Manche Medikamente sind empfänglicher für Umverteilung als andere, aufgrund ihrer bestimmten Zusammensetzung. Von Propofol wissen wir, dass es bis zu einem gewissen Maß der Umverteilung unterliegt, da Blut, das dem Herzen entnommen wurde (eines der Organe, von denen bekannt ist, dass sie durch Umverteilung Medikamente ins Blut abgeben) mehr Propofol beinhaltete als die Probe aus der Beinvene. (3,2 Mikrogramm vs 2,6 Mikrogramm/ml)
Endergebnis: Die Beweise stützen die Prämisse, Jackson hätte Propofol getrunken, nicht. Hätte Jackson sich in der kurzen Zeit, in der Murray behauptet, den Raum verlassen zu haben, selbst Propofol injizieren können? Ja, jedoch wäre Jackson nicht in der Zeit, in der Murray laut eigenen Aussagen zurückgekommen sei, gestorben. Er hätte leicht wiederbelebt werden können. Wenn Jackson sich selbst Propofol intravenös verabreicht hat, war Murray nach unseren Schätzungen mindestens 8-10 Minuten nicht im Raum. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass Murray eine Propofol-Infusion startete, nachdem er Jackson eine Dosis Propofol gespritzt hatte und dass Murray dann nach einiger zeit dachte, Jackson sei stabil. Murray verließ dann den Raum, um zu telefonieren und bei Jackson setzte die Atmung aus. Murray war schon mehr als 5 Minuten, nachdem die Atmung stoppte, aus dem Raum und wahrscheinlich noch länger. Nach seiner Rückkehr wusste er sofort, dass er es vermasselt hatte und dass Jackson tot war. Er entfernte die Propofol-Infusion und versteckte sie, um sie später abzuholen. Dies erklärt den verspäteten Anruf von 911, als Murray in Panik war und sich genau überlegte, was er als nächstes tun sollte. Die einzigen Schlüsse, die wir aus dem toxikologischen Befund ziehen können, sind die, dass Jackson eine Dosis Propofol erhielt, die ausreichte, um zum Atemstillstand zu führen und dass diese Dosis intravenös verabreicht wurde.
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