Was mir auffiel, dass Walgren die fragen an die zeugen der anklagevertretung fast immer so formulierte, dass sie ohne grosses zaudern mit einem ja oder nein zu beantworten waren. Bei den zeugen im kreuzverhör war das mitunter anders, besonders eben bei den experten Dres Shafer, Waldman und White.
Da zeigte sich, dass zumindest Shafer und White keine greenhorns vor gericht waren, dass ihnen das prozedere und die anforderungen eines bestellten gerichtsgutachters gut vertraut ist. Da standen nun plötzlich experten mit jahrzehntelanger facherfahrung einem relativ jungen und hungrigen staatsanwalt gegenüber, die nun auch nicht gewillt waren, einfach nur vorformulierte fragen, mit einem ja oder nein abzuhaken. Ich bin froh, dass alle drei experten sich weder von Walgren, noch von Chernoff oder Flanagan die butter vom brot nehmen liessen. Da hat's schon manches mal heftig geknistert und geköchelt, wenn experten mit experten zugange sind.
Flanagan ist es längst nicht jedesmal gelungen, ein ja oder nein als antwort zu erhalten. Ich find, die experten hatten alles recht der welt, auch mal nach ihrer meinung nach sachverhalte ausführlicher zu beschreiben, wenn ein einfaches ja/nein da nicht reichte. Ist nicht, weil sich fachidioten (ist nicht abfällig gemeint) etwa gerne referieren hören, sondern sie wollen auch verstanden werden, wenn's um wirklich komplizwickte und nicht zweifelsfrei zu klärende dinge geht.
Dr Shafer hat sich schon ein bisschen in dem gesonnt, dass er nun doch so gut gepunket hatte und alle sympathien auf seiner seite hatte.
War irgendwie süss, wie er sein wohlgefallen mit einem kleinen grinsen quittierte ... muss ein ziemlicher innerer vorbeimarsch für Dr. Shafer gewesen sein, dass sein konkurrent Dr White so in die mangel genommen wurde.
Was mir nicht an Walgren gefallen hat, das war das, dass während der befragung verschiedener zeugen, also bei der direkten ansprache, in seinen papieren blätterte und seinen gesprächspartner phasenweise nicht anschaute während des dialogs. Das ist für mich eine missachtung des dialogpartners, es wird ihm in diesem moment keine volle aufmerksamkeit gewidmet. Das hinterlässt bei mir den schalen nachgeschmack, dass - wenn Walgren so drauf war - er seinem dialogpartner nur mit der geste zeigte: hey ... kannst referieren wie du willst, nicht alles von deinem gesabbel ist für mich wichtig ... kommmzu potte man. Eigentlich machte Walgren keinen schnodderigen eindruck, aber manchmal hat er's schon ein bisschen an nötigem respekt fehlen lassen. Ist aber nur mein eindruck.
Chernoff, der hat ganz schnell gespannt, dass seine zettelwurschtelei der ersten tage gar nicht gut kam, nicht im gerichtssaal, noch unter den augen der weltöffentlichkeit. Hat er ganz schnell abgelegt seine zettelwirtschaft und das gewusel. Vielleicht hat er geschnallt, dass das eher zu Flanagans attitüden gehört.
Hehe Hippo, dir kam Flanagan zeitweise wie ein lauernder aligator vor, mir wie ein alter weiser hai, seiner stärken und gefährlichkeit voll bewusst, seine graue haut sehr würdevoll und stolz präsentierend. Für mich ist Flanagan ganz eindeutig der shark in diesem fischbecken - es macht ihn nicht unsympatischer. Seine teils knochentrockene art und dann wieder das blitzartige vorschnellen mit halboffenem raubtiergebiss - das hat was. Man weiss jedenfalls sofort, woran man ist.
Wenn ich mich entscheiden müsste, mit wem von den 'herrlichkeiten' ich durchbrennen soll - ich würd mir glatt Richter Pastor schnappen, der hat mir absolut gefallen mit seiner knallharten sachlichkeit, aber auch mit seiner humorvollen art hat er's verstanden, das ganze an der richtigen stelle ein bisschen aufzulockern.
Also Mrs Pastor aufgepasst ...
With L.O.V.E. and respect
Lg rip.michael
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