Das Original im Creem Magazine konnte ich leider nicht mehr finden.
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Michael Jackson: Er ist kein Osmond!
Eines seiner seltenen Medien-Interviews, geführt für Creem Ende 1982
Barney Hoskyns, Editorial Director Rock's Backpages - 29. August 2008
Wir kamen nicht dazu, über das Video zu "Beat It" zu sprechen. Der Mann von Epic Records drohte mir Gewalt an, sollte ich mich Michael Jackson während der Dreharbeiten nähern; und wer würde sich mit diesen ganzen Typen, die ihn beschützten, anlegen? Wie es scheint, hat während einer früheren Aufnahme jemand von der Presse etwas zu Michael gesagt, das bei ihm einen Lachanfall auslöste, und damit dem Filmteam eine sehr teure Pause beschert.
Doch wir haben geredet - letztes Jahr, in einem dreistöckigen Appartement im San Fernando Valley, wo Michael wohnte, während das Haus seiner Familie umgebaut wurde, fünf Meilen die Straße hinunter. Ein Appartement, angefüllt mit Büchern, Pflanzen, Kunstwerken, Tieren, Bio-Säften und diversen Neffen und Cousins und Geschwistern der Jackson-Familie.
Schwester LaToya war da und trug einen Cowboy-Hut. Die kleine Schwester Janet war da und plapperte mit einem sympathischen Akzent meine Fragen an Michael wie ein Papagei nach. Oh, und ich vergaß, es gab eine Plattensammlung, von Smokey Robinson (die erste Platte, die er je gekauft hat, war "Mickeys Monkey"), bis zu Paul McCartney, dazwischen Funk, New Wave, Klassik, einfach von allem etwas. Hmm. Die Jackson-Prägung, nicht?
"James Brown, Ray Charles, Jackie Wilson, Chuck Berry und Little Richard - ich glaube, sie hatten großen Einfluss auf viele Menschen, denn das waren die Jungs, die wirklich rocken. Ich will mit dem Ursprung der Dinge beginnen, denn sobald etwas vorangeht, verändert es sich. Es ist so interessant zu sehen, wie es am Anfang wirklich war."
Michael Stimme wurde leise und überirdisch. Sie haben gehört, daß er als kindlich und engelsgleich beschrieben wurde. Sie werden es wieder. Er ist schmerzhaft schüchtern, starrt auf seine Hände, seine Schuhe, seine Schwester, überall dorthin, wo er vergessen kann, daß ein Interviewer da ist.
Er fährt fort: "Ich tue das auch mit Kunst gern. Ich liebe Kunst. Immer, wenn wir in Paris sind, eile ich in den Louvre. Ich kann einfach nie genug davon bekommen! Ich gehe in all die Museen auf der ganzen Welt. Ich liebe die Kunst. Ich liebe sie zu sehr, weil ich am Ende immer alles Mögliche kaufe; man wird süchtig. Man sieht ein Stück, das man mag und sagt: "Oh Gott, ich muss das haben ..."
"Ich liebe klassische Musik. Ich habe so viele verschiedene Kompositionen. Ich erinnere mich, als ich noch ganz klein und im Kindergarten war, hörte ich Peter und der Wolf und solche Sachen - ich höre diese Sachen immer noch, es ist großartig, und das Boston Pops [Orchester] und Debussy, Mozart, ich kaufe diese ganzen Sachen. Ich bin ein großer Fan von klassischer Musik. Wir wurden von allen möglichen Musikstilen beeinflusst -.. Klassik, R&B, Folk, Funk - und ich denke, die Kombination all dieser Bestandteile ist das, was wir jetzt haben. Ich wäre nicht glücklich, wenn wir nur eine Art von Musik machen oder uns selbst etikettieren würden. Ich mache gern für jeden etwas ... Ich will nicht, daß unsere Musik abgestempelt wird. Labels sind wie ... Rassismus."
Ein hinreichender Grund, um von Streisand zu Freddie Mercury zu pendeln, und nicht das Aushängeschild nur einer bestimmten Gruppe von Menschen zu werden.
Ist er ein sehr selbstdisziplinierter Mensch?
"Ich bin kein Engel, ich weiß. Ich bin nicht wie ein Mormone oder ein Osmond [sind wohl auch Mormonen] oder so etwas, wo alles geradlinig ist. Das kann manchmal unsinnig sein. Es geht zu weit."
Es muss schwierig sein, ein Engel zu sein, wenn man als einer der sexiesten Performer überhaupt wahrgenommen wird, bei dem Mädchen im Garten campen und dergleichen.
"Ich würde nicht sagen, daß ich sexy bin! Aber ich schätze, es ist in Ordnung, wenn es das ist, was sie sagen. Ich mag das in Konzerten. Es ist toll."
Was ist nicht toll ist, ist, "wenn du in einen Pulk von Mädchen läufst, was ich dauernd mache; du fährst nach draußen, und all diese Mädchen stehen um die Ecke und sie fangen an zu schreien und zu springen, und ich versinke einfach in meinen Sitz. Das passiert die ganze Zeit."
Ist es einsam an der Spitze?
"Wir kennen viele viele Menschen, weil wir eine so große Familie haben. Aber ich habe vielleicht zwei, drei gute Freunde."
Aber dein Leben fast ausschließlich mit deinen Brüdern und Schwestern zu verbringen – geht ihr euch nicht gegenseitig auf die Nerven? Ist es nicht sehr beengend?
"Ehrlich gesagt, nein, und ich sage das nicht nur aus Höflichkeit. Gott sei Dank ist es das nicht."
Nicht einmal, wenn ihr gemeinsam unterwegs seid?
"Nein. Wir sind so albern, wenn wir unterwegs sind, und wir werden immer alberner. Wir spielen Spiele, wir bewerfen uns gegenseitig mit Dingen, wir machen alle möglichen verrückten Sachen."
Sie fragen sich, wie jemand, der so süß und schüchtern und kindlich ist, ein solcher Dämon auf der Bühne sein kann.
"Ich tue es einfach, wirklich. Diese Sex-Sache ist etwas völlig Spontanes. Es ist etwas, das wirklich von selbst kommt, denke ich."
Also übst du nicht vor dem Spiegel, sexy zu sein?
"Nein! Sobald die Musik spielt, packt es mich. Die Instrumente treiben mich an, sie durchdringen mich, sie beherrschen mich. Manchmal bin ich unbezähmbar und es passiert einfach - boom, boom, boom! – wenn es dein Inneres erreicht."
Geht es einem mit 24 Jahren nicht auf die Nerven, wenn man als "Kind" bezeichnet wird?
"Das ist mir egal. Ich fühle mich wie Peter Pan und Methusalem zugleich, und auch wie ein Kind. Ich liebe Kinder so sehr. Ich danke Gott für die Kinder. Sie retten mich immer wieder!"
Quelle: http://music.yahoo.com/blogs/rocks-b...no-osmond.html / Übersetzung: Pearl
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