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Todd Gray-Michael Jackson-Before He Was King

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  • Todd Gray-Michael Jackson-Before He Was King

    hi, ihr lieben
    ich hab, weil ich mal wieder nix besseres zu tun hatte, das vorwort und die einzelnen anekdoten von todd grays buch übersetzt, vielleicht hat ja der ein oder andere das buch und weiß aber nicht, was da so drin steht wegen fehlender englischkenntnisse, das is für euch...
    übrigens, falls ich hier falsch sein sollte, bitte verschieben

    Todd Gray-Michael Jackson Before He Was King


    Vorwort

    Meine erste Begegnung mit Michael, bei der wir uns von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden, war 1974, als der Herausgeber von „Soul Newspaper“ mich in die Record Plant Studios nach Hollywood schickte, um Fotos von Stevie Wonder zu machen, da dort gerade an einem Album arbeitete. Ich hatte Rockbands schon seit 1971 fotografiert, als ich noch auf der High-School war und damit machte ich dann auch weiter, um das College bezahlen zu können und später dann die Kunstschule.
    Als ich spät an jenem Abend ins Studio kam, ging ich in den Technikraum und sah einen jungen Mann mit einem Riesen-Afro. Er trug schlecht sitzende Hosen und schwebte um das Mischpult herum, seine Augen fest auf Stevie Wonders Hände gerichtet, der gerade dabei war den Sound des Playback anzupassen. Unsere Augen trafen sich, aber er schaute ganz schnell wieder weg und starrte weiter auf das Mischpult mit seinen endlosen Knöpfen und Hebeln. Mir wurde klar, dass das Michael Jackson war.

    Ebenfalls mit in dem Raum waren 4 weitere Teenager mit nahezu identischen Afros – der Rest der Jackson 5. Die Jacksons waren gerade von einer Tour in Afrika zurückgekehrt und spielten vorausverkauften Hallen in Las Vegas, ihre Single „Dancing Maschine“ war an der Spitze der Charts. Wow, dachte ich, das ist ja großartig. Stevie hatte die Jacksons ins Studio eingeladen, um ihn bei dem Song „You Haven’t Done Nothing“ zu begleiten, den er für sein klassisches Album Fulfillingness First Finale“ aufnahm.

    Während die anderen arbeiteten oder herumhingen, fiel mir auf, dass Michael sehr weit entfernt, entrückt zu sein schien. Es schien als würde seine Aufmerksamkeit ständig zwischen den Aufnahmen und seiner eigenen kleinen Welt hin- und herspringen. Fasziniert hielt ich meine Kamera auf ihn.

    Ich denke, ich habe wohl einen Moment innegehalten, um mir die Bedeutsamkeit dieses ersten Klicks der Fotoklappe einzuprägen, gerade so, als hätte ich gewusst, dass dies den Beginn einer jahrzehntelangen Reise darstellte, die es mir erlauben würde, einen Menschen zu zeigen, der den Lauf der Musik, des Tanzes und des Entertainments auf der ganzen Welt verändern würde. Natürlich hatte ich keine Ahnung, was die Zukunft für mich bereithält.

    Einige Jahre später, es war 1979, forderte CBS Records mich an, um Gladys Knight und die Pips für eine Publicity-Kampagne zu fotografieren. Die Session verlief gut. Ron Weisner und Freddie DeMann, Gladys Knights Managern, gefiel meine Arbeit. Wenige Wochen später bekam ich einen Anruf, ich sollte Fotos von den Jacksons machen. Weisner und DeMann, die auch die Manager der Jacksons waren, hatten ausdrücklich mich für die Aufnahmen angefordert. Obwohl ich die Jacksons seit dem ersten Treffen 1974 schon des Öfteren für verschiedene Veröffentlichungen fotografiert hatte, so hatte ich doch nie mit ihnen gesprochen. Dieser Auftrag würde das nun ändern. Michael und seine Brüder würden den Dezember über Aufzeichnungen für „American Bandstand“ und „Soul Train“ machen und dort Songs wie „Shake Your Body“ und „Things I Do For You“ performen. Als ich zu den „Bandstand“-Aufzeichnungen kam, war die Garderobe vollgepackt mit Leuten aus dem Aufnahmestudio, der Familie und Freunden. So gut wie jeder in diesem Raum, versuchte Michaels Aufmerksamkeit zu erhaschen. Jeder. Jeder Neue, der hereinkam begrüßte Jackie, Marlon, Randy und Tito, ließ sie aber dann schnell stehen. Es war ganz offensichtlich, dass es Michael war, der hier in diesem Raum alle Blicke auf sich zog, jeder rangelte um den besten Platz, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, einen Blick von ihm zu erhaschen. Ich blieb auf Distanz. In meinem Job wurde von mir eh nicht erwartet, dass ich mit ihm oder mit seinen Brüdern sprach. Ich war von einem Herausgeber herbestellt worden, um eine Reihe von Aufnahmen zu machen-ein Fotograf steht in der Hierarchie des Entertainment auf einer niedrigeren Stufe. Ich dachte mir, es sei das Beste, mich von dem ganzen Getümmel um Michael herum fernzuhalten, also zog ich mich einfach in einen anderen Teil des Raumes zurück. Es dauerte nicht lange und Marlon fand mich und bombardierte mich mit Fragen, wahrscheinlich weil ich das neueste Gesicht in der Menge war und wir etwa im gleichen Alter waren, aber es könnte auch gewesen deshalb sein, weil ich einfach einer der wenigen farbigen Fotografen in der Rock-Szene war. Bald kamen auch Tito und Jackie rüber und ich fühlte mich im Handumdrehen sehr wohl, so als würde ich mit meinen eigenen Freunden rumhängen.

    Am nächsten Tag waren wir am Set von „Soul Train“ in Hollywood. Da waren dieselben Leute- Vermarktung, Werbung, Publicity-Leute von Epic Records-und alle tummelten sich um Michael. Als ich in die Garderobe kam, begrüßten Tito und Marlon mich herzlich. Jackie und Randy kamen auch dazu und ich wurde sehr schnell zum Mittelpunkt ihrer Albernheiten und ihrer Scherze. Wir lachten viel, sprachen über Sport, Autos und Filme-Männergespräche halt. Ich unternahm überhaupt keine Anstrengungen, Michaels Aufmerksamkeit zu erringen, ich sah nicht einmal zu ihm hin. Ich verbrachte eine viel zu gute Zeit, mit seinen Brüdern Witze zu reißen und all die Erwachsenen um Michael herum schienen sich im Gegensatz zu uns zu langweilen.

    Eine Woche vor Weihnachten, am 18. Dezember 1979, wurde ich engagiert, um Michael backstage eines Jackson-Konzerts im Forum in LA zu fotografieren, wo er Platin für sein Album „Off The Wall“ erhalten sollte. Die Preisverleihung fand statt kurz bevor die Jacksons performen sollten. In der Garderobe spürte ich eine größere Spannung. Es waren noch mehr Leute da-ein riesiges Gefolge von leitenden Angestellten von Aufnahmestudios, Sekretäre, Disk-Jockeys, Familie, entfernte Verwandte und Freunde. Ich grüßte jeden, den ich mit Namen kannte, aber als Michaels Augen meine trafen, nickte ich nur kurz, um ihm zu zeigen, dass ich ihn gesehen habe. Da kam Michael zu mir und fragte mich mit einem zarten verletzten Flüstern „Warum kommst du nie zu mir, um mit mir zu reden? Du machst Unsinn mit meinen Brüdern, aber nicht mit mir. Magst du mich nicht?“ Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Er hatte vollkommen meinen Schutzwall durchbrochen, mit beidem, mit seiner Stimme und mit seiner Frage. „Nein, du bist toll“, antwortete ich. „Du siehst nur immer so beschäftigt aus und ich hatte einfach nichts zu sagen, Michael, ich mag dich.“ „Okay“, sagte er und ging davon.

    Im folgenden Januar rief mich Ron Weisner an und meinte, Michael hätte darum gebeten, dass ich nach Disneyland komme und ihn fotografiere. Michael war in dem Park, um Aufnahmen mit dem Schauspieler Danny Kaye zu machen, für eine Fernseh-Sondersendung anlässlich des 25.Geburtstags von „Magic Kingdom“. Wenn Michael nicht gerade mit den Aufnahmen beschäftigt war, ergriff er jede nur denkbare Möglichkeit, den Park zu erkunden. In dem Augenblick, in dem der Regisseur ihn auch nur für einen Moment entließ, griff er nach meinem Arm und sagte:“Komm, lass uns auf ein Paar der Karussells gehen!“ Also rannten wir los, begleitet von einem Disney-Sicherheitsbeamten, der uns über geheime Wege lotste, darauf bedacht, dass wir nie warten mussten. Wenn wir bei den Karussells ankamen, ließen die Angestellten für kurze Zeit keine Leute mehr rein, erlaubten uns in einen freien Wagen zu hüpfen, bevor es irgendjemand bemerkt hätte. Nach der Fahrt führte uns wieder ein Angestellter durch einen privaten Ausgang auf eine Abkürzung und ehe wir uns versahen, waren wir wieder auf einem anderen Teil des Geländes. Auf diese Weise, fuhren wir auf 6 oder 7 Karussells und aßen zu Mittag und das in nur einer Stunde. Michael, der zu dieser Zeit 21 war, liebte Disneyland und während ich neben ihm- im „Matterhorn, die Piraten der Karibik“- saß, verbanden uns unsere Schreie und unser Gelächter. Wir hatten wirklich großen Spaß.

    Nicht lange nach diesem Job kam erneut ein Anruf von Ron Weisner, ich sollte Michael bei einem Charity-Event fotografieren. Er sagte mir, Michael habe ihn beauftragt nur mich anzufordern, wenn er fotografiert werden wollte. Dann fragte mich Ron:“Was ist da mit dir und Michael?“ „Ich glaube, wir kommen einfach nur sehr gut miteinander klar“, erwiderte ich. Ich fragte Weisner, ob Michael ihm irgendwelche Andeutungen gemacht habe, warum er wollte, dass ich ihn fotografiere. Er sagte, Michael habe gemeint „Ich mag Todd, weil er nicht so viel redet.“ Und so hatte es begonnen. Ich war Michaels Fotograf und Freund für die nächsten 4 Jahre. Das war der Ritt meines Lebens.

    Ohne zu planen und mir Gedanken im Voraus zu machen, sprang mein inneres Kind aus mir heraus- das passierte ganz von selbst, da ich immer mehr Zeit mit Michael verbrachte, der die unheimliche Fähigkeit besaß, dies aus nahezu jedem herauszuholen, der ihn umgab. Diese besondere Art jugendlichen Benehmens, die den Umgang mit Michael so leicht machte.

    Es half wahrscheinlich auch, dass ich ein sprichwörtliches „Baby-Face“ hatte-ich wurde ständig nach meinem Ausweis gefragt, bis ich etwa 35 Jahre alt war- und mir haben schon viele Leute gesagt, dass meine häufigen schrillen Lachanfälle mich wie ein Mädchen klingen lassen. Wenn ich zurückblicke war das sicher ein Vorteil für mich.
    Schon sehr früh, merkte ich, wie sehr Michael seine Arbeit liebte. Er arbeitete fast die ganze Zeit und schien sich kaum auszuruhen. Er war sicherlich an einen heftigen Termin- Plan gewöhnt, er hatte deshalb auch in seiner Kindheit kaum freie Zeit. Seine Fähigkeiten gingen weit über sein erstaunliches Talent, was Gesang und Tanz betraf, hinweg. Ein sehr großer Teil seiner Zeit wurde in Aufnahmestudios verbracht-der hauptsächliche Schwerpunkt der Jacksons, ein makelloses Produkt abzuliefern, half ihnen, zu dem zu werden, was sie waren und Michael war sicher das konzentrierteste , am härtesten arbeitende Mitglied der Gruppe. Wenn er am Mischpult saß, technische Einstellungen vornahm und mit den Technikern arbeitete, flüsterte er seinen Brüdern Anweisungen über Gesangs-Arrangements zu, er flüsterte nicht etwa, weil die Anweisungen geheim waren, sondern weil er so schüchtern war, er wollte seine Ideen nicht laut hinaus posaunen. Mit 20 traf er Entscheidungen über Album-Covers las Verträge, gab Interviews und machte Aufnahmen, manchmal das alles am selben Tag.
    Im Frühling 1981, begannen Michael und seine Brüder für die „Triumph Tour“ zu proben, die sie in 35 Staaten der USA führen sollte. Michael war ein Perfektionist, er trieb sich selbst und seine Brüder bei jeder Probe ans Limit, so als würden sie gerade richtig auftreten. Michael hielt sich nie zurück und gab schon bei den Proben einfach alles. Er trainierte seinen Körper, aber auch seine Stimme, er benutzte einen Zerstäuber, um seine Stimmbänder aufzuwärmen und backstage die Tonleiter zu üben.

    Er ging sehr sorgsam mit seiner Stimme um, so dass sie immer auf dem höchsten Level der Bereitschaft stand und so konnte er sich immer darauf verlassen, eine hohe Qualität bei seiner Performance abzuliefern. Er wollte, dass jede Show großartig wurde, und dass jede Performance eine neue Erfahrung würde, aber das bedeutete beides, eine Herausforderung und ein Risiko. Weil er so unendlich viel in seine Performance hinsteckte, war Michael sehr oft angespannt und nervös, kurz bevor er auf die Bühne ging, aber es war genau diese Hingabe, die ihn zu solch einem außergewöhnlichen Performer gemacht hat.

  • #2
    Wenn Michael einmal die Zeit fand, um auszuruhen, liebte er es in Fotobänden herumzublättern. Er nahm immer seine Lieblingsbücher mit auf Tour und kaufte unterwegs immer noch mehr dazu. Das Gewicht des Busses nahm ständig mit immer mehr Kisten zu, jedes Mal wenn wir eine Stadt verließen. Die Triumph-Tour begann in Memphis ohne Kisten; als wir dann zwei Tage später in Dallas ankamen, fielen mir die ersten zwei auf; dann ging’s nach Houston und zu der Zeit, als wir nach San Antonio kamen wurden etwa 20 Kisten auf den Bus geladen. Er liebte ganz besonders Bücher über den Hollywood-Glamour der 30er Jahre, wunderschön illustrierte Kinderbücher und Bildbände mit Fotografien. Michael vergrub sich meist auf den hinteren sitzen im Bus, während die anderen meist vorne ihre Zeit miteinander verbrachten. Ich mochte es auch lieber, hinten, wo es still war, zu sitzen und so setzte ich mich neben ihn, während er in ein Buch mit Fotografien über den Hollywood-Glamour der 30er Jahre vertieft war. Als er ein besonders eindrucksvolles Foto anschaute, sagte er „Das ist Magie. Sie werden solche Fotos nie mehr wieder machen.“ Er studierte die Posen, die Augen, das Make-up und den Ausdruck- alles, was ein solches großartiges Glamour-Bild beinhaltet.

    Michael liebte auch Bücher, die Kinder der ganzen Welt zeigten. Ich erinnere mich, dass er eines Tages im Bus einmal sagte:“Alle Kinder sind wunderschön. Es ist völlig egal, woher sie kommen; sie sind alle einfach wunderschön. Ich wünschte, ich könnte ein Buch über die Kinder der Welt schreiben. Ich könnte in jedes Land der Erde gehen und aufzeigen, wie wunderschön jeder einzelne auf der Erde ist. Ich möchte nach Indien und die Armut und das Leiden der Kinder dort zeigen und vielleicht könnte ich helfen, die Lage zu verbessern. Und nach Afrika, da gibt es so viel Hunger und Krankheit. Todd würdest du das mit mir machen?“ Ich war total erstaunt, nicht nur, weil ich mich fragte, woher er dafür die Zeit nehmen wollte, sondern auch dass er mich dafür als Fotograf wollte. Ich war damit einverstanden, ja, ich wünschte mir, dass wir so ein Projekt eines Tages gemeinsam machen würden , ich wies ihn auf den Fotografen Lewis Hine hin, der ein sehr einflussreicher Fotojournalist war, dessen Arbeit urplötzlich zur Einführung der Gesetze gegen Kinderarbeit im frühen 20. Jahrhundert geführt hatte. Als er dann Hines Arbeit sah, sagte er mir, dass sei die Art von Bildern, die ich machen sollte, „Es ist so traurig und berührend, dass ich weinen möchte“, sagte er. Michael brachte von Zeit zu Zeit immer wieder das Gespräch auf unser Buch über die Kinder der Welt, aber nach einer Weile verblasste das Thema, ein unerfüllter Traum. Es nahm jedoch wenige Jahre später eine andere Form an, als Michael „We Are The World“ mitschrieb und mitsang, damit konnten Millionen für die Wohltätigkeitsorganisation USA for Afrika gesammelt werden. Es war eine typische Michael Jackson Geste- großzügig, kreativ und bahnbrechend.

    Ich habe Michael oft zu Shows, Benefits-Veranstaltungen und Preisverleihungen begleitet und er liebte es, sich mit anderen Berühmtheiten fotografieren zu lassen. Er wurde unter anderen Stars immer total begeistert, er verhielt sich genau wie irgendein anderer Fan. Er fragte mich ganz oft:“Meinst du der und der würde sich mit mir fotografieren lassen?“ Ich musste so grinsen und sagte zu ihm:“Michael, du bist ein viel größerer Star als der oder der…er oder sie wünschen sich wahrscheinlich ein Foto mit DIR.“

    Michael hatte auch einen wunderbaren Humor, spitzbübig und fein. Ich hatte einige Fotos mit ihm und anderen Berühmtheiten gemacht und hatte vor, sie ihm direkt auszuhändigen, aber irgendetwas kam mir dazwischen und es ging nicht. Ich sagte ihm, ich würde einen Boten schicken, der ihm die Fotos brachte, aber Michael vertraute keinem unbekannten Boten. Er bestand darauf, dass ich es sein müsste, der ihm die Fotos bringt. Ich hatte ihm stets die Fotos persönlich geliefert und er hatte sich schnell an den persönlichen Service gewöhnt. Plötzlich kam mir eine Idee:“Wie wäre es, wenn ich dir meine Mutter, Carmen, mit den Fotos schicken würde, würdest du ihr vertrauen?“ Natürlich würde er! Ich schickte meine Mutter ins Aufnahmestudio, wo die Jacksons arbeiteten, und als sie dort ankam, wies eine Empfangsdame sie an, das Paket am Fenster abzulegen. Carmen sagte:“Ich habe die besondere Anweisung bekommen, dieses Paket persönlich an Michael Jackson zu liefern und an niemand sonst.“ Die Empfangsdame schob dann meine Mutter in das dunkle Studio. Sie brauchte einen Moment, bis sie sich an die Du8nkelheit gewöhnt hatte. Sie rief:“Michael Jackson, Michael Jackson!“ Eine sanfte Stimme antwortete ihr „Warten Sie, Warten Sie, Todds Mutter, ich komme zu Ihnen!“ Michael streckte sein Hand aus und berührte sanft ihre Hand und sagte:“Seien Sie vorsichtig, Todds Mutter, da liegen überall Kabel und Sie könnten leicht stürzen.“ Er führte sie zu einem Tisch, öffnete den Umschlag und untersuchte sofort die Fotos. Zufrieden sagte er:“Vielen Dank, Todds Mutter!“ und verschwand zurück ins Studio.

    Michael war nun mittlerweile dabei, neue innovative Wege einzuschlagen und er arbeitete hart daran, den Erfolg seines Bestseller-Albums „Off The Wall“ von 1979 noch zu überbieten. Das war der Beginn der Zeit, in der Michael sich immer mehr zurückzog. Natürlich wird der Druck grenzenlos gewesen sein, aber Michael war definitiv dabei, ein neues Level zu erreichen und es stellte sich heraus, dass „Thriller“ das bestverkaufteste Album aller Zeiten werden würde.

    Michael war ein ganz besonderer Mensch. Es war mir niemals möglich, ihn ganz und gar zu erfassen, obgleich ich von Zeit zu Zeit dem Irrglauben erlag, es sei mir gelungen. Heute weiß ich, dass ihn immer etwas unglaubliches, etwas unfassbares, etwas unerreichbares umgab. Heute verstehe ich, dass er ein Knabe war, ein Kind im Körper eines Mannes, der spürte, dass das Geheimnis seiner Kreativität darin lag, sich seine jugendliche, liebende Unschuld zu bewahren. Ich bin glücklich darüber, so viel mit ihm geteilt haben zu dürfen, und in der Zeit, als ich mit Michael und seiner Familie arbeitete, wurde ich immer nur mit Herzlichkeit und Liebenswürdigkeit behandelt. Ich bin dankbar, dass Michael mich mit einer Arbeitsethik in Berührung brachte, die ich mir bis zum heutigen Tag erhalten habe. Immer dann, wenn ich erschöpft bin und nicht willens auf höchstem Niveau zu arbeiten, frage ich mich „Würde Michael Zugeständnisse machen? Würde Michael unter seinem Level arbeiten?“ Selbstverständlich lautet die Antwort immer nein. Daran erinnere ich mich immer wieder und wie aus dem Nichts taucht der Wille auf, mich anzutreiben und mein Bestes zu geben.

    Meine Fotos zeigen ihn als den fesselnden, bezaubernden, jungen Menschen, der er war, bevor die unersättlichen Anforderungen seiner außergewöhnlichen Berühmtheit so schwer auf ihm lasteten. Wenn ich es mir recht überlege, war dies die Zeit, bevor er zum König wurde.

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    • #3
      Seite 26

      Wenn Michael und ich zusammen im Tour-Bus Fotobände durchblätterten, suchte er sich immer Fotos aus, die ihm besonders gefielen. Ganz besonders liebte er das Licht, in dem die Gesichter der Stars auf klassischen Hollywood-Portraits buchstäblich badeten. „Dieses Licht ist zauberhaft“, sagte er mit einem sanften Flüstern, „Dieses Bild ist so wunderschön. Schau dir ihre Augen an, sie blicken so unschuldig und bezaubernd, Todd. Ich möchte, dass du mich so fotografierst.“ Er wünschte sich auch, dass ich ihn fotografiere mit dem Ausdruck, den die Gesichter der Kinder haben, die Hines im frühen 20. Jahrhundert gemacht hatte während die Kinder in den Fabriken arbeiteten, das Thema eines weiteren Buches, über das wir während der Busfahrt nachdachten.

      Wir sorgten dafür, dass wir diese Bilder von Michael in der Präsidenten-Suite des Peach Tree Hotels am späten Nachmittag machen konnten, einer Zeit, die ein Fotograf die „magische Stunde“ nennt, wenn das Licht einen warmen Schimmer in sich birgt und die Strahlen der Sonne tiefe Schatten werfen. Während der Session schaute Michael gern von der Kamera weg und sah nicht direkt in die Linse und er lächelte höchstens ein- zweimal während der 45 Minuten andauernden Aufnahmen. Wir sprachen kaum miteinander, wir wollten den Zauber nicht stören. Ich machte nur minimale Handbewegungen, um ihm zu zeigen, wie er sich drehen soll und ich nickte nur oder brummte zustimmend, wenn ich mir sicher war, etwas Besonderes aufgenommen zu haben.

      Als ich ihm dann später die Probeabzüge gezeigt habe, bestellte er zwei große Drucke von jedem einzelnen der Bilder, was sehr ungewöhnlich war. Eigentlich sieht man es schon als Erfolg an, wenn jemand von einer Fotosession ein oder zwei Bilder bestellt. „Zwei Abzüge von jedem Foto? Das sind 144 Fotos…“ Michael sagte drauf nur:“Ja, ich kann zählen! Ich möchte ein Set für mich und ein weiteres für Diana (Ross). Todd, die sind bezaubernd!“

      Das war meine Lieblings-Foto-Session mit Michael.

      Seite 39

      Die Jacksons verwirklichten ihr „Triumph-Album“ im Juli 1980, sie waren im Frühjahr fertig mit den Aufnahmen, sie hatten sie gemastert, sich noch einmal verschiedene Details genauer angesehen, und verschiedene Cover-Vorschläge begutachtet. Das Album enthielt den Hit „Can you feel it“, das Platin-Status erreichte. Die Arbeitsmoral der Jacksons war inspirierend; nachdem das Album veröffentlicht worden war, haben sie in Hollywood mit den Proben für die Album-Tour begonnen, die im Sommer starten sollte. Doch trotz der zahllosen Proben war Michael nachdenklich und nervös am Abend des Starts der Triumph-Tour am 9. Juli 1981 in Memphis. Doch an diesem Abend, wie an jedem Abend der Tour, war es so, kaum hatte Michael seine Kleidung angezogen und ging raus, um auf der Bühne förmlich zu explodieren, hatte er wieder die volle Kontrolle und lieferte eine unglaubliche Performance ab.

      Seite 51

      Ich fotografierte Michael über die Jahre hinweg auf verschiedenen Partys. Auf diesem Foto türmt sich Magic Johnson neben Michael, während seine Brüder Margot Kidder und Dan Aykroyd bei einer After-Konzert-Party 1981 in dem privaten Forum-Club in LA am Ende der Triumph-Tour begrüßen. Michael hat es immer geliebt, sich mit anderen Berühmtheiten fotografieren zu lassen. Er war ein echter Fan und er war so unbedarft und so süß von der Welt der Stars fasziniert, dass er darüber immer seinen eigenen Status als Star vergaß. Ich glaube, im Grunde genommen half ihm das, sich zu entspannen und ein wenig Druck und Aufmerksamkeit von ihm zu nehmen.

      Seite 58

      Die Fotos von Seite 58 und 59 wurden während der Sommer-Tour 1981 aufgenommen, wo backstage immer eine totale Begeisterung herrschte, besonders vor einer Show. Magic Johnson flog zu nahezu jedem Konzert in diesem Sommer und die Brüder behandelten ihn wie einen Teil ihrer Familie, als ob er ein zusätzliches Mitglied der Gruppe sei. Vor jedem Konzert versammelten wir uns alle in der Garderobe und schrien uns selbst in einen Adrenalin-aufgeladenen Wahnsinn, bevor die Jacksons auf die Bühne gingen. Michael liebte diese Vorbereitung auf die Show natürlich sehr, an manchen Abenden verwandelte sich dieses Geschrei in einen Wettstreit, so als ob alle schließlich wieder im Kindergarten seien. Gleichgültig wie laut das Geschrei auch war, Michaels glockenhelle Stimme war immer herauszuhören.

      Seite 88


      Ich erinnere mich daran, dass ich Chuck Berry auf einer After-Party der American Music Awards allein in der Nähe des Buffets sitzen sah und ich mir dachte, Michael würde es mögen, ein Foto mit ihm zu machen. Ich wollte eine Beziehung zwischen den Generationen zeigen, sozusagen ein Großvater-Enkel-Bild und ich fragte Chuck, ob Michael dafür auf seinem Schoß sitze dürfe. Chuck war einverstanden und Michael kam für das Foto rüber und ohne, dass ich irgendetwas sagen konnte, vereinten sich ihre Hände im Black-Power-Händedruck. Heutzutage ist dieser Händedruck omnipräsent im Sport und in der Popkultur; das war jedoch nicht immer so. Dieser Händedruck trat erstmals während des Kampfes der farbigen Bevölkerung um Bürgerrechte in den 60er Jahren in Erscheinung und wurde auch von farbigen Soldaten im Vietnamkrieg benutzt. Es verkörperte zum einen den Geheimcode und zum anderen war es die Ankündigung eines politischen Kampfes und der Solidarität. Chuck hatte ganz sicher gekämpft und mit diesem Händedruck ließ er vielleicht etwas von seiner Stärke auf die nächste Generation übergehen, auf Michael.
      Auf den Seiten 90 und 91 machen Randy und Jackie eine Erfahrung mit einer farbigen Hoheit, als sie mit Coretta Scott King backstage vor einem Konzert 1981 in Atlanta sprechen. Die Jacksons waren dort, um ein Wohltätigkeits-Konzert für die Familien zu geben, die betroffen waren vom „Atlanta Kindermorden“, die sich zwischen 1979 und 1981 ereigneten. Es sah so aus, als ob ganz Atlanta gekommen wäre, um seine Liebe und Hingabe für die Jacksons zu zeigen, sie wurden am Flughafen begrüßt und später händigte man ihnen den symbolischen Schlüssel der Stadt aus, in Dankbarkeit darüber, dass sie ihr Talent und ihre Energie zur Verfügung stellen, um dabei zu helfen, im ganzen Land die Aufmerksamkeit auf die abscheulichen Verbrechen zu lenken.

      Seite 120

      1983 bekam ich den Auftrag, Michael in seinem Haus in Encino, Kalifornien, zu fotografieren. Er hatte es kürzlich umgebaut und es in sein traumhaus verwandelt, er ließ ein Kino bauen, einen Zoo, und im Hinterhof fanden sich Disney-inspirierte Attraktionen. Dies sollte sich als Michaels Test-Zuhause herausstellen, es wurde zu einem Mini-Neverland, das er Jahre später in Santa Barbara erschuf. „Thriller“ und Michaels längst schon legendärer Moonwalk bei „Billy Jean während der Fernsehsendung zum 25. Geburtstag von Motown, wurden zum Gespräch der gesamten Nation. Michael war den ganzen Tag hindurch, den ich mit ihm verbrachte, schwindelerregend, und er konnte seinen Höhenrausch kaum im Zaum halten.

      Seite 135

      Das „Beat it“-Video wurde im gefährlichsten Teil der Innenstadt von Los Angeles gedreht. Fast alle Mitwirkenden waren Gang-Mitglieder aus Süd-und Ost-LA- es müssen so um die 80 gewesen sein. Das Ergebnis war, dass das LAPD eine riesen Anzahl von Polizisten schickte, um sicher zu gehen, dass der Friede am Set nicht gestört würde. Obwohl einige der Gangs lange andauernde Rivalitäten hatten, erkannten alle die Neutralität der Dreharbeiten an und arbeiteten mit Michael und dem Regisseur Bob Giraldi zusammen. Schon sehr früh hatte Michael erkannt, dass Musik-Videos einen großen wirtschaftlichen Effekt auf ein Album haben und er steckte sehr viel in diesen Film hinein- „Beat it“ gewann mehrere Preise.
      Dies ist eines der letzten Fotos, die ich von Michael aufgenommen habe und es war auch die letzte Zeit, die ich ihn sah. Nach „Beat it“ wechselte er abrupt alle seine Schlüsselfiguren, mit denen er Geschäfte gemacht hatte, einschließlich mir. Mir war aufgefallen, dass sich einiges nach seinen erstklassigen persönlichen Erfolgen verändert hatte, seine Manager, seine Anwälte und seine Buchhalter und das wiederholte sich nach dem immensen Erfolg von „Thriller“. Ich denke, er wollte nicht, dass sich seine Mitarbeiter auf ihren Lorbeeren ausruhen und er wollte das neu ankommende Team herausfordern, die Erfolge des sich verabschiedenden Teams noch zu überbieten. Und niemand kann Michaels Erfolg bestreiten. Er stieg auf, um den Thron des King of Pop unangefochten zu besteigen.

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      • #4
        Hey, danke Dir! Ich kann zwar englisch, aber die langen Texte schiebe ich gern vor mir her oder überfliege sie nur! Da hast Du mir einen großen Gefallen getan. Schöne Story die Todd da geschrieben hat, sehr natürlich und warmherzig. Ich mag Fotos von Michael aus dieser Zeit sehr. Michael strahlt soviel aus. Ruhe, Konzentration, Souverenität, Gelassenheit, Freude, Unbekümmertheit ... ! Damals konnte er noch einfach Michael sein und die Medien haben ihn noch weitestgehend in Ruhe gelassen.

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        • #5
          @achildsbliss - Du bist einfach unbezahlbar. Ich habe schon soviel in den letzten Tagen gelesen, was von Dir übersetzt wurde. DANKE DIR!!!!! Ich schicke das an einige Fans weiter. Damit tust du vielen einen Gefallen!!!

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          • #6
            Liebe achildsbliss,
            es ist noch gar nicht lange her, da habe ich mir diesen Fotoband gekauft. War nicht ganz billig, aber weil DIESE FOTOS
            wirklich unglaublich schön sind und weil Todd Gray wirklich sehr einfühlsam schreibt, musste ich dieses Buch haben.
            Vielen Dank an Dich, dass Dir diese wahnsinnige Mühe gemacht und Dir so viel Zeit genommen hast, das zu übersetzen!
            Dieses Buch lohnt sich wirklich zu kaufen (oder: ist ja bald Weihnachten). Es gibt auch eine deutsche Version davon.

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            • #7
              Das ist mal echt eine coole Idee, wie ich finde
              Hab das Buch leider nicht, will es mir aber irgendwann mal besorgen. Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast. Find ich cool

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              • #8
                Das ist ne richtig gute Idee Danke für die Übersetzung, hab das Buch selbst und find die Bilder einfach nur traumhaft

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                • #9
                  Das Buch ist schon lange in meinem Michael-Schatz Bestandteil, es ist einfach wunderschön, bisher war ich aber zu faul, die langen englischen Passagen zu lesen.
                  Danke Dir sehr für Deine gute Idee!

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                  • #10
                    Das ist zwahr sehr nett von dir, aber es gibt schon eine deutsche Ausgabe des Buches. Warum also das englische Buch selbst übersetzen, wenn im deutschen Buch sowieso (fast) das gleiche steht wie du es gemacht hast...Oder bin ich bloß wieder schwer vom Begriff und habe was falsch verstanden?

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                    • #11
                      danke für die ausführlichen Beschreibungen, schön zu wissen..

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                      • #12
                        Ne Nonoka das stimmt schon ich habe die deutsche Ausgabe bei Weltbild gekauft das einzige was anders ist zur englischen Fassung, ist das Cover. Auf der englischen Lächelt Michael ganz süß und bei der deutschen schaut er etwas traurig in die Linse.

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                        • #13
                          Das unterschiedliche Cover wundert mich auch. Hier seht selbst:

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                          • #14
                            Dann ergibt doch aber der Thread nicht viel Sinn, wenn man doch einfach die deutsche Ausgabe lesen kann, oder?

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                            • #15
                              Ja, aber es hat ja nicht jeder das Buch! Ich wusste z.B. bisher noch nichts von dem Buch!

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