Michael Jackson - Michael
(Vö.: 10.12.2010)
Michael Jackson in Los Angeles bei einer Probe am 23. Juni 2009 für seine Comeback-Konzerte in London Das Beste zum Schluss - das ist nicht nur das Motto der NDR 2 Wunschhit-Aktion zum Jahresende. Auf eine bestimmte Weise trifft das auch auf das neue Michael-Jackson-Album "Michael" zu. Auch wenn der "King Of Pop" in seinen letzten Lebensjahren Flauten und Niederschläge hat hinnehmen müssen, war er doch stets bestrebt, Musik zu machen, die seine Fans lieben und abfeiern können. Dazu brauchte es Qualität und Charakter. Beides Eigenschaften, die auf diesem Album zu finden sind. Zum Glück!
Posthum veröffentlichte Alben können auch anders klingen: Einmal durch den Fleischwolf aktueller Hitproduzenten gedreht und mit effektunterlegten Gesangseinlagen garniert sind ebenfalls bekannte Varianten. Zu denen es hier nicht gekommen ist und hoffentlich zukünftig auch nicht kommen wird. Man kann den beteiligten Produzenten dankbar sein, dass sie den perfektionistischen Anspruch, den Jackson stets an seine Arbeit gehabt hat, beibehalten haben.
Der "King of Pop" Michael Jackson Sie haben ihn sogar mitgestalten lassen, den "King Of Pop". Und das ging zum Glück auch ohne Hokuspokus. Für viele der hier auf "Michael" vorliegenden Stücke gab es schon einen Plan vom Meister selbst. Diese Notizen und Skizzen, teils auch gesungene Beats von Michael wurden herangezogen, um die Demo-Stücke letztlich nach seinem Wunsch zu gestalten. Und das ist auch auf dem Album zu hören. Wie im Intro von "(I Like) The Way You Love Me", dort hört man Michael am Telefon singen, wie er sich den Song rhythmisch vorgestellt hat. Vielleicht ein nötiger Authentizitätsbeleg.
Denn bis auf zwei Stücke befinden sind die restlichen Gesangsparts im Roh-Status. "I Am Forever" ist so ein Stück, und das ruft natürlich gleich Skeptiker auf den Plan. Jackson habe die Stücke gar nicht selbst gesungen, von einem Double, das Aufnahmen in der Schweiz gemacht hat, ist die Rede. Klar, für gewöhnlich kann ein bisschen Hype und Aufgebausche zur Zeit der Veröffentlichung nicht schaden. Und gerade ein Michael Jackson ist im Laufe seiner Karriere gern Zielscheibe der Presse gewesen. Das wird auch hier auf dem Album aufgegriffen, mit dem Song "Breaking News".
Der amerikanische Sänger Michael Jackson am 5. März 2009 bei einer Pressekonferenz in London. Doch was die Echtheit des Gesangs betrifft, sind sich nicht nur langjährige Weggefährten und andere Experten einig. Jeder Mensch mit halbwegs funktionierendem Gehör dürfte auf allen Stücken Michael erkennen können. Auch wenn sich die Songs was die Arrangements betrifft voneinander unterscheiden. "Hollywood Tonight", "Monster" oder "Breaking News" sind die ganz typischen Stücke, die an die Zeit von "Dangerous" erinnern, mit einem schweren knackigen und reduzierten Schlagzeug, den typischen Chören und seinem Gekiekse - mehr Michael geht da nicht. Höchstens mal anders: retroangehaucht und hervorragend arrangiert wie auf "(I Like) The Way You Love Me", bratzig, rockig im Duett mit Lenny Kravitz (" I Can't Make It (Another Day)" oder vom 80er Jahre Synthie- Experimentierclub aus Japan inspiriert - dem Yellow Magic Orchestra auf dem Song "Behind The Mask".
Auf andere Weise eingängig präsentieren sich die Balladen des Albums: "Best Of Joy", der vierte Song, auf dem er "I Am Forever" ("Ich bin ewig") singt und damit eine unbeabsichtigte Prognose über sein Leben hinaus bietet, sowie das letzte Stück auf dem Album "Much Too Soon" ("Viel zu früh"), das eine Art Abspann-Charakter hat und damit den Verlust, den man angesichts seines viel zu frühen und unerwarteten Todes hat, noch unterstreicht. Aber es gibt auch Trost. Und das ist dieses neue Album: "Michael" ist Dokumentation, Popmusik auf Höhe der Zeit, und Vermächtnis in einem. Und damit mehr, als sich Fans und Kritiker erhoffen durften.
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