Also, auf geht`s :
Im Grunde ist bereits der Titel bemerkenswert: Michael Jackson`s Ghosts. Die Geister des Michael Jackson. Damit ist nicht etwa Michael Jacksons Geist gemeint. Wohl eher seine Dämonen.
Der Film beginnt mit der Außenansicht eines Hauses in einer gewittrigen Nacht. An das Haus grenzt ein Friedhof, dessen Grabsteine unheimlich von Nebelschwaden umhüllt werden. Alles ist in schwarz-weiß gehalten und Gewitterwolken bestärken den Eindruck einer dunklen, unheimlichen Atmosphäre. Eine unheilvoll klingende Musik ertönt, und mit einem lauten Donnergrollen wird das sich nähernde Unheil denn auch sichtbar: Eine Fackel in Nahaufnahme, eine schwarze Krähe, die sich auf dem Ortsschild niedergelassen hat: „Welcome to Normal Valley“. Das Schild kündigt an: Hier leben normale Leute. Diese marschieren mit Fackeln ausgestattet aus dem Ort heraus. Ein aufgebrachter Pöbel aus einem kleinen Ort also, der sich zusammengerottet hat um das zu bekämpfen, das nicht zum normalen Dorf passt. Dieses Feindbild findet sich außerhalb des Dorfes, an „irgendeinem anderen Ort“, „Someplace else“. Als die aufgebrachte Meute sich vor dem gitternen Eingangstor des Hauses versammelt, werden einzelne Personen erkennbar: Frauen, Kinder (nur Jungen) und, allen voran, ein älterer Herr mit Anzug, Krawatte und grauem Haar, Bürgermeister des Normal Valley. Dass dieser ihm Film ebenfalls von Michael Jackson gespielt wird, ist nicht zu erahnen, denn gegensätzlicher könnten die beiden kaum aussehen. Der ältliche Bürgermeister spiegelt vielmehr bereits durch sein äußeres Erscheinungsbild diejenigen versteiften, intoleranten Moralprediger wider, die Michael Jacksons größte Feinde sind. So ist es vermutlich kein Zufall, dass der ergraute Bürgermeister eine gewisse Ähnlichkeit mit Staatsanwalt Thomas Sneddon aufweist, der 1993 (und auch nach Erscheinen von „Ghosts“, in den Jahren 2003-5) alle Hebel in Bewegung setzte, den „Freak“ Jackson aus seinem Bezirk zu vertreiben und ihn „dingfest“ zu machen – und sei es mit unlauteren Methoden.
Während die Jungen fragen, ob man „ihn“ nicht in Ruhe lassen könne, schließlich habe „er“ niemandem etwas getan, wirkt der Bürgermeister ebenso entschlossen wie hasserfüllt. Seine gesamte Erscheinung ist die eines durchschnittlichen Spießers mit festgefahrenen Ansichten. Und er lässt sich nicht beirren: „He`s a weirdo. There`s no place in this town for weirdos.“ ("Er ist ein Spinner. In dieser Stadt ist kein Platz für Spinner."), ist seine nicht sehr aufschlussreiche Begründung für den nächtlichen Besuch. Wie auf Kommando öffnet sich daraufhin das Tor, was die einfältigen und abergläubischen Dorfbewohner direkt als „schlechtes Vorzeichen“ werten. Als sich die Meute dem Haus nähert, öffnet sich auch dessen Eingangstür wie von selbst. Die Jungen gestehen, bereits zuvor hier gewesen zu sein, lassen aber erkennen, dass auch sie nicht genau wissen, um was es sich bei dem Bewohner des Hauses handelt. Dass es sich um etwas handelt, das geheim gehalten werden muss, wird allerdings dadurch deutlich, dass ein älterer Junge seinen jüngeren Bruder zum Schweigen verdammt. Die abergläubischen Dorfbewohner fürchten, einen Geist anzutreffen, während der Bürgermeister fest entschlossen ist, mit Vernunft gegen alles angehen zu können, was da kommen mag. Mutig betritt er als erster die Eingangshalle. Auch hier ist es dunkel und die Szenerie wirkt verlassen und staubig. Die furchtsamen Hausmütterchen äußern (zu Recht), dass es vielleicht sinnvoller wäre, tagsüber wiederzukommen. Als sich alle im Haus befinden, fällt die Eingangstür hinter ihnen zu und lässt sich nicht mehr öffnen. Blitze erhellen kurz den Raum, als ein Windzug die Fackeln löscht. Langsam wagt sich die Menge weiter vorwärts. Eine Tür wird ihnen (erneut wie von Geisterhand) geschlossen, während sich dafür eine andere öffnet. Diese offenbart einen Raum, der als einziger farbig ist. Er schimmert bläulich und ein Kaminfeuer wird sichtbar. Die unheimliche Hintergrundmusik schwillt an, als die Kamera auf den Raum zu fährt, der von Zeit zu Zeit von Blitzen erhellt wird. Als die Dorfbewohner den Raum betreten, werden auch sie farbig. Allerhand merkwürdige Objekte werden in Nahaufnahme gezeigt, so die schwarze Krähe, die auf einem Fenstersims platz genommen hat, eine mit Spinnenweben bedeckte Uhr und eine Statue.
Bei einem weiteren Donnerschlag hebt sich ein Vorhang, die Krähe flattert auf. Einen Moment lang stehen die Menschen ratlos da, überwältigt von einer Mischung aus Furcht und Neugierde, denn obwohl die Szenerie äußerst beängstigend und wie aus einem Horrorfilm entnommen scheint, wird doch offensichtlich, dass die nichtsahnenden Dörfler auch einen gewissen angenehmen Nervenkitzel dabei empfinden, in das Haus des Fremden (und damit sein Privatleben) einzudringen und seine private Welt zu erforschen und zu erkunden.
Ein weiterer heller Blitz lässt für einen kurzen Moment eine Figur am Fenster erkennen, die jedoch gleich darauf wieder verschwunden zu sein scheint. Der Bürgermeister geht auf das Fenster zu. Es folgt ein Schreckmoment, als mit einem lauten Donnerknall tatsächlich eine Figur vor ihm steht, deren Gesicht ein Totenschädel zu sein scheint. Erschrocken weicht die Menge zurück, während das Wesen auf die zu kommt, begleitet von Trommelschlägen und perfekter Horrorfilmmusik. Auf dem Höhepunkt der Spannung offenbart sich dem Zuschauer, dass eben doch nicht immer alles so ist, wie es zunächst zu sein scheint: Das in schwarz gehüllte Wesen lüftet seine Totenkopfmaske und zur allgemeinen Erleichterung werden zunächst menschliche Augen sichtbar, dann ein menschliches Gesicht. Es ist Michael Jackson, der hier unter der Maske zum Vorschein kommt. Es ist anzumerken, dass Michael Jackson in dieser zweiten Filmrolle nicht verkleidet oder fremdartig geschminkt ist, sondern zunächst genau so auftritt, wie er in der Öffentlichkeit bekannt ist. Die Einigkeit des Filmcharakters und der realen Person Michael Jackson wird dadurch unterstrichen: Was Jackson hier zum Besten gibt ist nicht irgendeine Phantasiefigur. Es ist er selbst.
Mit sanfter Stimme fragt er die Dörfler: „Did I scare you?“ ("Habe ich euch erschreckt?"), was diese direkt bejahen, der Bürgermeister jedoch schnell verneint in dem Bemühen, sich keine Blöße zu geben und sich außerdem dank seiner erwachsenen, reifen Vernunft vom gemeinen, schreckhaften Pöbel abzuheben: „You didn`t scare me. Maybe you scared them, but you didn`t scare me.“ ("Mich hast du nicht erschreckt. Vielleicht hast du die anderen erschreckt, aber mich nicht!")Nebenbei wird erneut klar, dass zumindest einige der Jungen bereits zuvor Bekanntschaft mit dem Fremden gemacht haben. Dieser wird im Film als „maestro“ bezeichnet, was übersetzt „Lehrmeister“ bedeutet. Auf den Ego-Trip des Bürgermeisters reagiert der Maestro belustigt und gibt zu, es eigentlich darauf angelegt zu haben, die Eindringlinge zu erschrecken: „That`s too bad, isn`t it? I guess I have to try harder next time.“ ("Na das ist doch zu schade, nicht wahr? Dann muss ich mich nächstes Mal wohl noch mehr anstrengen.")Dem offensichtlich feindseligen Angriff des Spießers mit Seitenscheitel begegnet der Maestro zunächst also mit leichtem Spott. Es folgt ein Dialog zwischen Mayor und Maestro, der die Standpunkte deutlich macht:
Mayor: „Won`t be a next time.“ ("Es wird kein nächstes Mal geben.")
Maestro: „Oh really?“ ("Oh, wirklich?")
Mayor: „Oh really.“ ("Ja, wirklich.")
Maestro: „No next time, huh? Why is that?“ ("Kein nächstes Mal also....Und warum nicht?")
In diesem Dialog zeigt sich, dass der Mayor streng und nüchtern mit dem Maestro spricht. Er sieht sich als das Gesetz an, er ist derjenige, der die Regeln macht. Der Maestro wirkt zunächst sehr gelassen und entledigt sich gleichzeitig seiner Totenkopfmaske und seines schwarzen Umhangs. Die Kleidung, die sich nun offenbart, erinnert stark an Jackson-typische Bühnenoutfits: schwarze Hose, schwarze Slipper, weißes langärmliges Hemd. Seine letzte Frage nach den Gründen lässt im Ton jedoch bereits eine leichte Verärgerung erkennen. Die Begründung lässt nicht lange auf sich warten und offenbart die spießige, beschränkte Weltsicht des Mayors: Der Maestro wird als „anders als normal“ (ergo: anormal) identifiziert, dem zwar außer dem Erzählen von Gespenstergeschichten nichts vorgeworfen werden kann, der aber dennoch direkt negativ angegangen und als „Freak“ beschimpft wird:
„We want you out of town. We have a nice normal town, normal people, normal kids...we don`t need freaks like you telling them ghost stories.“ ("Wir wollen dich aus der Stadt raus haben. Wir haben ein nettes, normales Städtchen, mit normalen Leuten und normalen Kindern. Wir brauchen keine Freaks wie dich, die ihnen Geistergeschichten erzählen.")
Interessanterweise ist die Reaktion des Maestros auf die abfällige Bemerkung des Mayors die Frage, ob sie (die Leute) denn etwa nicht an Geister glauben würden. Diese Frage erinnert stark an eine Frage aus Jacksons Lieblingsbuch „Peter Pan“, in dem die Kinder gefragt werden, ob sie denn nicht an Feen glauben würden. Im Buch erfolgt auch schnell die Bemerkung, dass Feen sterben würden, wenn Kinder nicht an sie glauben. Es ist also eine Frage nach der kindlichen Phantasie, für deren Erhalt der gesamte Roman plädiert. Im Film „Ghosts“ wird die Frage aufgegriffen, geht allerdings in eine etwas dunklere Richtung, da es nicht etwa um liebe, freundliche Feen geht, sondern um Geister, die üblicherweise dem Horror-Genre zugeordnet werden und damit ein Gegenbild zu den positiven Feen darstellen. Dennoch zielt auch diese Frage auf die kindliche Phantasie ab – kann jedoch auch in Richtung Kinderängste gedeutet werden (wer erinnert sich nicht daran, als Kind Gespenster unter dem Bett, in dunklen Kellernischen oder nachts zwischen Bäumen und Sträuchern vermutet zu haben?).
Einer der Jungen bejaht denn auch direkt die Frage des Maestros, woraufhin die Mutter den Maestro anfährt: „You see what you have done? [Anmerkung: Was denn?? Zunächst einmal hat der Maestro es doch nur erreicht, dass ihr Sohn bezeugt, an Geister zu glauben] Aren`t you ashamed? Young people are impressionable!“ ("Sehen Sie nicht, was Sie angerichtet haben? Schämen Sie sich denn nicht? Junge Leute sind leicht zu beeinflussen!") Bevor der Maestro reagieren kann, wird er vom jüngsten der Kinder aufgefordert: „Show them the neat stuff you did for us!“ ("Zeig ihnen die coolen Dinge, die du uns gezeigt hast!"), woraufhin er von seinem älteren Bruder erneut durch einen Klapps zum Schweigen aufgefordert wird: „Shut up! That`s supposed to be a secret!“ ("Halt den Mund! Das sollte doch ein Geheimnis bleiben!") Es zeigt sich direkt, von wem der ältere Bruder seine Marotte mit dem Klapps hat, denn seine Mutter erteilt direkt dem älteren Sohn einen Klapps: „Don`t hit your brother!“ ("Du sollst deinen Bruder nicht schlagen!"). Die gesamte Szene zeigt die Widersinnigkeit der Mutter (und ihrer Erziehungsmethoden), sowie die echte Beeinflussbarkeit der Kinder, denn ihr Sohn, der schätzungsweise am Beginn der Pubertät steht, wurde von seiner Mutter beeinflusst und steht in diesem Moment zwischen den Regeln und Ansichten seiner Mutter und dem kindlich-spannenden Geheimnis, das er scheinbar mit seinem jüngeren Bruder und dem Fremden teilt. Doch es zeigt sich, dass die Mutter in diesem Haus nicht die oberste Instanz ist und sie bekommt ihre eigenen Erziehungsmethoden zu spüren, als eine unsichtbare Kraft ihr nun ebenfalls einen Klapps verpasst. In der allgemeinen Verwirrung stehen sich nun wieder Mayor und Maestro direkt gegenüber. Herausfordernd blickt der Maestro den Mayor an, der erneut seine Abneigung verbalisiert:
„You are weird. You are strange. I don`t like you. You are scaring these kids. Living up here all alone...“. ("Du bist eigenartig. Du bist seltsam. Ich mag dich nicht. Du jagst diesen Kindern Angst ein! Und lebst hier oben, ganz allein...") Die Lebensweise des Maestros wird direkt kritisiert, sie weicht von derjenigen der Dorfbewohner ab und verärgert damit den Mayor, der sein normales Dorfleben mit all seinen festgefahrenen Gewohnheiten in Gefahr sieht, obwohl er gar keine Ahnung von der wirklichen Lebensweise des Maestros hat, die letzterer daraufhin verteidigt:
„I`m not alone! And you are right: I do like scaring people, yes! But it`s just for fun!“ ("Ich bin nicht allein. Und Sie haben Recht: Ich erschrecke gern Leute, ja! Aber das mache ich doch nur zum Spaß!") Bezieht man diese Aussage auf den realen Michael Jackson, könnte „scaring“ womöglich mit „provozieren“ übersetzt werden. Es würde bedeuten, dass sich Michael Jackson seiner außergewöhnlichen Lebensweise durchaus bewusst ist, diese aber genießt und Spaß daran hat, die biederen Teile der erwachsenen Gesellschaft durch seine Eigenarten zu provozieren, während er sich der Unterstützung der jungen Fans gewiss sein kann, mit denen ihn ein gemeinsames „Geheimnis“, ein Einverständnis und gegenseitiges stilles Verstehen verbindet. Seine nächste Aussage könnte dahingehend gedeutet werden, lässt aber auch viel Spielraum für Zweideutigkeiten:
„Don`t you kids uuuhm.....enjoy when I......my little......you know....“ ("Gefällt es euch Kindern nicht, wenn ich das mache....naja, also....ihr wisst schon...") Diese vage Beschreibung wird unterstützt durch Gesten, doch gerade die Ungenauigkeit der Erklärung, das zögerliche, beinahe herumdrucksende „uhhhm.....“, und das letztendlich Unausgesprochene, lassen misstrauisch werden und es wird (übrigens bis zuletzt) nicht aufgeklärt, was genau der Maestro mit den Jungen macht, wenn diese ihn besuchen (zu betonen ist in diesem Zusammenhang, dass im Film tatsächlich nur Jungen auftreten, bei einem könnte sogar eine leichte Ähnlichkeit zu Macauley Clukin festgestellt werden, dem ehemaligen besten Freund Jacksons). Bezogen auf den realen Michael Jackson kann diese Szene als eindeutige Anspielung auf die Vorwürfe gewertet werden, die 1993 zum ersten Mal gegen ihn erhoben wurden. Auch damals (2003 muss hier unerwähnt bleiben, da „Ghosts“ bereits vorher erschien) wurde ihm unterstellt, kleine Jungen mit Spielzeug und zunächst harmlosem Spaß in sein Heim, die Neverland Ranch, gelockt zu haben, um sich dort sexuell an ihnen zu vergehen. Unter diesem Blickpunkt erhält auch die Aussage des Jungen „That`s supposed to be a secret!“ eine neue Bedeutung. Mit diesem Hintergrundwissen erweckt das vielsagende „....you know“ ("ihr wisst schon was") des Maestro, kombiniert mit der verschwörerisch begeisterten Zustimmung der Jungen ein mulmiges Gefühl beim Zuschauer.
„Well, the fun is over“, mischt sich der Mayor wieder ein. „Back to the circus, you freak!“ ("Nun, der Spaß hat jetzt ein Ende. Geh zurück zum Zirkus, du Freak.") Bei der letzten Aussage wird zeitgleich Jacksons Gesicht in Nahaufnahme im Profil gezeigt: Die Aussage geht deutlich nicht (nur) an den Maestro.
„And do yourself a favor, ok, don`t force us to get rough with you, because we will, if we have to.“ ("Und tu dir selbst einen Gefallen: Zwing uns nicht dazu, grob mit dir umzugehen. Denn das werden wir, wenn es sein muss!") Die eindeutige Drohung versuchen die anwesenden Frauen direkt zu beschwichtigen, wodurch offensichtlich wird, dass sie im Grunde nicht so stark hinter ihrem Bürgermeister stehen, wie dieser es gerne hätte und durch das Sprechen in der 1.Person Plural ausdrückt. Im Gegenteil: Die einfältigen Dorfbewohner lassen sich schnell mal von der einen und dann wieder von der anderen Seite beeinflussen. Während sich Maestro und Mayor einen direkten Zweikampf liefern und die Jungen dabei auf Seiten des Maestros stehen, stehen die übrigen Dorfbewohner zwischen den Fronten und schwanken in ihrer Meinung: So stellen sie – übertragen auf das „wahre Leben“ - das beeinflussbare, leichtgläubige und etwas einfältige Volk dar, das zwar ein „normales“, spießiges Dasein führt, sich heimlich aber doch an Geschichten über exzentrische Berühmheiten ergötzt und diese, je nach Stimmungsmache in den Medien, verehrt oder verdammt. Aufgrund ihrer Neugierde und Sensationslust, wie auch aus Furcht davor, aus der Masse herauszutreten, nehmen sie an der öffentlichen Hetzjagd gegen das momentan verunglimpflichte Idol teil, ohne direkt böse Absichten damit zu verfolgen. Zumindest werden diese nicht zugegeben.
Der Maestro erkennt die negativen Absichten: „You`re trying to scare me....aren`t you? I`ll tell you what: We`ll play a game. Anybody here like games? Hello?!“ ("Sie versuchen also tatsächlich, mir Angst zu machen. Spielen wir doch ein Spiel. Mag hier irgend jemand Spiele? Hallo?!") Seine Verärgerung ist ihm anzumerken, jedoch kommt noch ein anderer Zug zum Vorschein, als er hinzufügt: „Game time!“ Die Jungen reagieren erfreut und scheinen zu ahnen, was nun folgen könnte, aber der Blick des Maestro bei der Ankündigung „game time“ wirkt unheimlich und lässt auf keine gewöhnliche Art von „Spielen“ schließen. Vielmehr kann sich der Zuschauer in diesem Moment nicht mehr sicher sein, ob er hier tatsächlich den liebenswerten Exzentriker vor sich hat, der alles „nur zum Spaß“ macht und bei dem alles ganz harmlos abläuft, oder ob diese Person nicht doch eine sehr dunkle, makabere Seite in sich hat, die in einem kurzen Blick aufblitzt. Die Regeln für das folgende Spiel klingen einfach:
„The first person who gets scared has to leave. How about that?“ ("Wer als erster Angst bekommt, muss gehen. Wie wäre das?") Der Mayor entgegnet: „I don`t play games with freaks“ ("Ich spiele nicht mit Freaks"), wohl ahnend, dass er und der Maestro ein unterschiedliches Verständnis von „Angst machen“ haben: Während der Maestro mit Emotionen, Phantasie, Begeisterung und Schreckmomenten überzeugt, verlässt sich der Bürgermeister auf seine Vernunft und die Regeln, die er für sein Normal Valley aufgestellt hat und die er nicht durch Irrationalität durchkreuzt sehen möchte.
„There`s no need to be rude“ ("Kein Grund, so unfreundlich zu sein"), bemerkt der Maestro, und erhält Zustimmung von einer Dorfbewohnerin, die sich und ihre Nachbarn nun aus der unangenehmen Situation der direkten Konfrontation und der persönlichen Beteiligung zu befreien sucht, sich dabei jedoch recht heuchlerisch herauszureden versucht.
Mayor: „Are you gonna leave? Or am I gonna have to hurt you?“ ("Wirst du freiwillig gehen, oder muss ich dir erst weh tun?") Es wird immer offensichtlicher, dass die übrigen Dorfbewohner im Grunde nur dem öffentlichen Zugzwang gefolgt sind und mit der Sache gar nichts zu tun haben wollen.
Maestro: „You are trying to scare me. I guess I have no choice. I guess I have to scare you. ..Watch this“ ("Sie wollen mir wirklich Angst machen. Ich habe wohl keine andere Wahl: Ich muss Ihnen Angst machen. Wie wäre es hiermit")...Der Maestro zieht einige Grimassen, wobei er bei jeder fragt „Do you think this is scary?“ ("Finden Sie das etwa gruselig?"). Die Grimassen bringen die Kinder zum Lachen, verärgern den Mayor aber nur noch weiter und bringen ihn dazu, seine vorherige Aussage zu wiederholen:
„Did you hear what I said, freaky boy? It`s time for you to go.“ ("Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe, du kleiner Spinner? Es wird Zeit für dich zu verschwinden") Nun wird der Maestro ungehalten. Mit den Worten „Is this scary?“ ("Macht euch das Angst?!") zerrt er mit Gebrüll seine Gesichtshaut auseinander, zeigt unmenschliche Glubschaugen und eine riesige Zunge, bevor er los lässt und wieder sein vorheriges Aussehen annimmt. Die eigene Deformierung, die selbst herbeigeführte Verunstaltung des eigenen Gesichts bis hin zu einer übertriebenen, unmenschlichen Fratze, spielen auf die „Verwandlung“ von Michael Jackson an, die er durch kosmetische Operationen und Make-Up herbeiführte. In der Filmszene wird dies jedoch hochgradig überspitzt. Mit schwarzem Humor führt Michael Jackson den sensationsgierigen Zuschauern, die seit Jahren über sein Aussehen lästern und in den Medien beleidigend und demütigend darüber berichten, eine echte Fratze vor, die unterstreicht, dass nicht etwa sein Gesicht unmenschlich ist (im Vergleich zu der Fratze wirkt sein echtes Gesicht wunderschön und sehr menschlich), sondern das, was die Zuschauer darin sehen wollen, das, was sie daraus machen.
Und das war erst der Anfang. Vor den entsetzten Augen der Dorfbewohner zerrt der Maestro erneut an seiner Gesichtshaut, zieht sie zu einer noch groteskeren Grimasse auseinander, lässt dann wieder los, um für einen kurzen Moment wieder sein menschliches Gesicht wiederzuerlangen, die Vorführung dann jedoch auf die Spitze zu treiben, indem er sich die gesamte Gesichtshaut (inkl. Haare) vom Schädel zieht und sie der vor Schreck schreienden Menge triumphierend entgegen hält. Damit hat er sich von seinem Gesicht gelöst und ist im wahrsten Sinne des Wortes aus seiner Haut heraus geschlüpft. Dies schien oftmals ein großer Wunsch Jacksons zu sein: Aus seiner Haut schlüpfen zu können, einmal ein anderer sein zu können, nicht er selbst. Sogesehen ist diese Szene eine wortwörtliche Entsprechung des Eskapismus. Zugleich prangert diese Szene die Oberflächlichkeit der Äußerlichkeiten an. Viel zu viel Wert wird in der westlichen modernen Gesellschaft auf äußerliche Dinge gelegt, nicht auf innere Werte. Jackson beweist hier auf makabere Art und Weise, dass es nicht das Aussehen ist, das ihn ausmacht. Es ist das, was unter der Fassade zu finden ist, das ihn ausmacht (in dieser Szene ist es ein Knochenschädel, wie bei jedem anderen, normalen Menschen auch). Das Gesicht, die Äußerlichkeiten werden als reine Oberfläche, ja als Maske degradiert und wie eine Maske „ausgezogen“. Bemerkenswert ist dabei, dass die Augen im Schädel verbleiben – sie gehören also nicht nur zur Oberfläche.
Die Menge beobachtet diese Verwandlung mit Entsetzen, kann jedoch gleichzeitig die Augen nicht von dem Schauspiel abwenden und verharrt in einer Mischung aus Schock und Faszination für eben dieses Entsetzliche, das ihnen hier geboten wird. Erst als die „Maske“ gefallen ist und der Totenschädel ihnen boshaft und höhnisch entgegen lacht, rennt die Menge schreiend auf den Ausgang zu, während der Maestro seinen Knochenschädel zertrümmert, unter dem wieder sein menschliches Gesicht zum Vorschein kommt. Die Tür fällt zu, und der Maestro erklärt: „It`s too late! You are my guests! And by the way...did I tell you I wasn`t alone...?“ ("Es ist zu spät! Ihr seid nun meine Gäste! Und übrigens: Hab ich schon erwähnt, dass ich nicht alleine bin?") Mit diesen Worten nimmt der freundlich lächelnde Maestro beinahe aggressive Züge an, als er mit einer Handbewegung dafür sorgt, dass sich ein Fenster öffnet und die Lampen sich entzünden. „Meet the family!“ ("Begrüßt meine Familie!") fügt er hinzu, und während in seinen Augen ein irres Glitzern aufleuchtet, lässt er mit ausdruchsstarken Bewegungen Gestalten entstehen, die aus dem Boden oder Möbelstücken heraustreten, sichtbar werden und sich nun von allen Seiten um ihn herum versammeln.
Im wahren Leben hieße dies: Michael Jackson und seine Dämonen. Selbsterschaffene Geister, die Teile von ihm selbst sind, in Gestalt märchenhafter Untoter. Personifizierungen seiner Spleens.
Auf dem Höhepunkt der Vorstellung scheint der Maestro völlig weggetreten zu sein, in seinen Augen steht noch immer das irre Funkeln, und immer mehr Geister werden sichtbar. Die Kamera zeigt einige von ihnen in Nahaufnahme: Es sind sehr unterschiedliche Geister, weibliche und männliche, sie scheinen aus früheren Zeitepochen zu stammen, was an Kleidung und Accessoires zu erkennen ist. Darüber hinaus scheinen sie bereits seit geraumer Zeit verstorben zu sein, die Hautfarbe ist bleich und fahl, die Kleidung schon zu einem Großteil verfallen, Spinnenweben umranken Haare, Gesichter und Kleidung. Laute Atemgeräusche sind zu hören, die in Musik übergehen. Die Zombies stellen sich auf, der Maestro ist ihr Anführer und gibt die Signale. Fingerschnipsen und Stampfen leiten den Rhythmus ein, wie in Trance drehen sich die Zombies, dann setzt das Lied ein: „Too Bad“. Der Maestro und seine Geister beginnen eine wilde Tanzchoreographie, dann beginnt der Maestro zu singen. Es ist ein höhnisch-sarkastischer Song, der an dieser Stelle scheinbar an den Bürgermeister gerichtet ist, letztendlich aber Michael Jacksons Antwort auf die Medienhetze gegen seine Person ist. Der Umgang der Medien mit den Anschuldigungen 1993, bei denen die Angriffe der Medien keine Grenzen mehr kannten, ist dabei sicherlich ein Kernpunkt. In dieser Zeit entwickelte sich aus der Aussage des jungen Jordan Chandler eine wahre Lawine aus Beschuldigungen. Verschiedene frühere Angestellte Jacksons erzählten der Presse immer mehr anstößige Beobachtungen, die sie angeblich auf der Neverland Ranch gemacht hatten, die Zeitungen übertrumpften sich gegenseitig mit immer schmutzigeren Details von Jacksons angeblichem sexuellem Umgang mit kleinen Jungen, und noch bevor es überhaupt zu einem Prozess hätte kommen können, waren so viele furchtbare Geschichten verbreitet worden, dass Jackson öffentlich bereits schuldig gesprochen worden war. Mit dem Song „Too Bad“ reagiert er mit Sarkasmus und stellt heraus, dass er sich trotz allem nicht hat klein kriegen lassen: „Look who`s standing if you please, though you tried to bring me to my knees! Too bad, too bad.....!“ ("Sieh an, wer noch immer aufrecht steht, obwohl ihr doch so sehr versucht habt, mich in die Knie zu zwingen! Zu dumm aber auch!") Das Lied geht in ein wildes Herumschwirren der Zombies über, die nun, auf Anleitung des Maestros hin, die Wände hochsteigen und sich an der Zimmerdecke – kopfüberstehend – versammeln. Die Zuschauer (bis auf den Bürgermeister natürlich) sind begeistert. Hier zeigt sich erneut, wie beeinflussbar die Menge ist, wie schnell sie vom hetzenden Pöbel zum jubelnden Publikum wird. Der Maestro begeistert sie mit seiner Show und seiner Magie. Er vollbringt mit seinen Geistern unmögliche Kunststücke und zeigt, dass die Geister zunächst einmal nicht böse sind oder dem Menschen schaden. Dies wird besonders deutlich an einem Geist, der wie ein Clown oder Hofnarr verkleidet ist und der lustig und unterhaltsam wirkt. Als der Maestro den Blick des Bürgermeisters auffängt, merkt er, dass dieser als einziger nicht überzeugt ist. Die positive, unterhaltsame Show hat ihre gewünschte Wirkung beim Mayor verfehlt. Ernst blicken sich die beiden an. Auf ein Zeichen des Maestros hin schweben die Geister, begleitet von ruhiger, melancholischer Musik langsam von der Decke hinunter. Der Blick des Maestros strahlt Traurigkeit und Verletzlichkeit aus, seine Augen schimmern feucht. Es ist ein kurzer Moment, der die eigentliche Sensibilität und Emotionalität des Maestros offenbart. Die Offenlegung des Innersten wird jedoch gleich darauf aufs Makaberste verdreht, als der Maestro sich seiner Kleidung mitsamt Haut und Fleisch entledigt und als Skelett vor der Menge steht: Entblößt bis auf die Knochen. Diese Szene ist wiederum mehrfach deutbar:
1.)Die komplette Entblößung. Es gibt keine Geheimnisse mehr, nichts ist mehr verborgen, das Ehrlichste, Innerste ist offengelegt und für jeden sichtbar. Es ist keine Maske mehr da und auch keine Äußerlichkeiten mehr, die das Innere verdecken oder überspielen können.
2.)Die Koketterie mit den Erwartungen des Publikums. Die Menschen, die stets alles taten um in den Privatmenschen Michael Jackson einzudringen, herauszufinden, „wie er tickt“ und was für Verrücktheiten er in sich trägt, bekommen eine schwarz-humorvolle Antwort.
3.)Das Ergebnis der öffentlichen Hetzjagd. Die Treibjagd hat ein Ende, das öffentliche Gezerre um die Person Michael Jackson hat ein Ende, und das Ergebnis ist, dass alles zerfetzt und zerfleddert wurde, was ihn als Menschen ausmacht, als böse Zukunftsvoraussicht könnte dies sogar andeuten, dass diese Hetzjagd nicht einmal davor Halt machen würde, ihn umzubringen.
4.)Die Loslösung von allem Fleischlichen. Dadurch, dass keine Haut und kein Äußeres mehr vorhanden ist, gibt es auch Hautfarbe, Geschlecht, Alter(serscheinungen) nicht mehr, ebenso wie fleischliche Gelüste nun keinen Sinn mehr ergeben. Es ist ein Wesen entstanden, das auf eine andere Art und Weise lebt, unabhängig von dem Satz: „...aber das Fleisch ist schwach“. Losgelöst von Trieben, Versuchungen, Sünde und Begrenzungen der Natur existiert dieses Wesen folglich auf einer höheren, spirituellen Ebene.
5.)Es ist immer noch Michael Jackson. Auch abseits von seinem Aussehen ist das Talent noch immer sichtbar. Selbst als Skelett, ohne ein störendes Äußeres, über das gelästert werden kann und das vom Eigentlichen ablenkt, tanzt er noch auf unnachahmliche Art und Weise.
Das Skelett tanzt, vollführt seinen Moonwalk (die Slipper sind noch vorhanden) und singt den Song „Is It Scary“, während die Jungen völlig begeistert, die Erwachsenen dagegen zunächst erschrocken sind und wieder mit einer Art Faszination vor dem Ekel dem Spektakel zusehen, dann jedoch ebenfalls begeistert sind. Im Gesicht des Mayors zeichnet sich zwar der Schreck ab, er bleibt aber ruhig, auch als das Skelett schließlich auf ihn zu kommt, ihn packt und mit sich zieht, zu den Zombies. Auf Anweisung des Maestro hin kommen nun einzelne Zombies auf den Mayor zu und versuchen ihn zu erschrecken. Dieser bewahrt jedoch seine Fassung, woraufhin die Zombies nicht mehr sehr freundlich aussehen, sondern dem Mayor zähnefletschend entgegen blicken. Sie werfen sich zu Boden, knurren, fauchen und brüllen und veranstalten mit ihren Schuhen einen ohrenbetäubenden Lärm, der sich zu einem Rhythmus einspielt. Dann beginnen sie erneut zu tanzen, umzingeln den Mayor und das Skelett verwandelt sich erneut. Der Körper scheint wieder der des Maestro zu sein, das Gesicht ist aber das eines Monsters, das noch eine gewisse Ähnlichkeit zum Maestro aufweist. Das Monster beugt sich zum Mayor hinunter, ist von der Kamera in Nahaufnahme zu sehen und spricht direkt in die Kamera „Are you scared yet?“ ("Na, habt ihr schon Angst?") Mit dieser Aussage und dem anschließenden Kichern scheint Michael Jackson einen kurzen Moment lang den Film anzuhalten und sich auf einer Art Metaebene ans Publikum, die Zuschauer des Films, zu wenden, um sich zu vergewissern, dass seine Inszenierung auch bei diesen den gewünschten Effekt erzielt, und um zugleich seinen eigenen Spaß an der Sache zu verdeutlichen, ganz nach dem Motto: „It`s just for fun!“
Anschließend schlüpft dieses Monster wie eine Flüssigkeit in den Mund des Mayors und verschwindet ganz in dessen Körper. Musik setzt ein und der Mayor schafft es nicht mehr, sich unter Kontrolle zu halten. Das Wesen in ihm zwingt ihn dazu, zum Lied „Ghosts“ zu tanzen. Es sind typische Michael Jackson Tanzposen, der Bürgermeister bekommt zu spüren, wie es ist, der Entertainer zu sein. Für einen kurzen Moment wird er aus seiner Spießer-Rolle herausgerissen. Obwohl die Jackson-Schritte beim rundlichen, älteren Bürgermeister mit Anzug und Krawatte eher komisch und lachhaft wirken (einige Tanzschritte wurden natürlich absichtlich dementsprechend eingebaut – der Bürgermeister soll sich ja zum Affen machen), sind die Zuschauer begeistert.
Endlich schafft es der Mayor, den Tanz zu beenden. Mit einem lauten „Stop!!!“ bringt er die Geister dazu, sich wieder in Luft aufzulösen. Doch der Spuk ist noch nicht vorbei: Im Inneren des Mayors beginnt es zu rumoren und plötzlich schnellt der Arm des Maestro aus dem Bauch des Mayors hervor, in der Hand einen Spiegel, den er dem Mayor vors Gesicht hält. Dieser kann im Spiegel beobachten, wie sein eigenes Gesicht sich zur monsterhaften Fratze verwandelt. Es kommt zur Schlüsselszene des Films, als der Bürgermeister zu seiner eigenen Fratze im Spiegel spricht:
„Who`s scary now? Who`s the freak now? Freaky boy, freak circus, freak...Who`s scary?!......Who`s weird now!“ ("Wer ist jetzt angsteinflößend? Wer ist jetzt der Freak? Kleiner Spinner, Freak Zirkus, Freak...Wer ist hier abstoßend? Wer ist jetzt das Monster!") Die Szene ist eindeutig: Michael Jackson hält der Regenbogenpresse und all seinen „Verfolgern“ den Spiel vors Gesicht und zeigt ihnen ihre eigene Abartigkeit. Nicht er ist der Unheimliche (Böse), nicht er ist der Verrückte, der Wahnsinnige, derjenige, der seinen Verstand verloren hat.
(und das ist übrigens auch die Aussage des Songs „Is It Scary“, den man ebenfalls seitenlang analysieren könnte).
Nach diesem Höhepunkt des Films kommt der Maestro wieder aus dem Körper des Mayors heraus. Dieser hat nun seine normale Gestalt wieder und wirkt zunächst ziemlich benommen. Vor ihm steht der Maestro, ebenfalls wieder in seiner normalen Gestalt. Der Maestro lächelt triumphierend, und verbeugt sich dann vor seinem Publikum. Seine Show ist vorüber. Er wirkt wieder ruhig, freundlich und äußerst menschlich:
Maestro: „So....you still want me to go?“ ("Also...wollt ihr immer noch, dass ich verschwinde?") Die Menge schüttelt die Köpfe, sie haben den exzentrischen Fremden lieb gewonnen und haben erkannt, dass er eigentlich keine Gefahr darstellt, kein Feindbild, das man bekämpfen muss, sondern jemand, der vielleicht eine außergewöhnliche Lebensweise hat, aber im Grunde die Leute nur unterhalten möchte. Er will sie verzaubern, zum Lachen bringen, Emotionen in ihnen wecken und Spaß mit ihnen haben. Der Bürgermeister jedoch ist zu festgefahren in seinen Ansichten und zu sehr von Hass erfüllt, um nun aufzugeben:
Mayor: „Yes! Yes!“
Maestro: „Fine. I`ll go.“ ("Ok. Dann gehe ich.")
Mit diesen Worten wirft er sich zu Boden. Seine Hände schlagen auf den Fliesen auf und werden beim Aufprall zu Staub. Dramatische Musik unterstützt den Vorgang, als der Maestro nun seine Arme auf den Boden schlägt, schließlich auf dem Boden liegt und seinen Kopf ebenfalls auf den Boden stößt. Als er den Kopf wieder hebt, zerbröckelt sein Gesicht und zerfällt komplett. Sachte legt er seinen Kopf auf den Boden, liegt unbeweglich da und zerfällt schließlich ganz zu Staub. Eine traurige Musik ertönt, die Kinder können nicht glauben, was sie sehen, Tränen stehen einigen in den Augen, als leichter Wind den Staub hinfort trägt, bis nichts mehr vom Maestro übrig ist. Er hat sich völlig aufgelöst, und Michael Jackson erteilt dem Zuschauer einen weiteren sarkastischen Stoß, indem er den ewigen Gerüchten, sein Gesicht bestehe nur noch aus Plastik, seine Nase sei bereits mehrfach abgefallen, sein Gesicht falle auseinander usw. mit schwarzem Humor entgegen tritt: Es zerbröselt tatsächlich, fällt auseinander (beginnend im Bereich der Nase), der komplette Körper löst sich auf. Und damit nicht genug, ist hier darüber hinaus auch ein sehr morbider Zug enthalten: Vor den Zuschauern liegt der zugrunde gerichtete Körper des Michael Jackson, der letztendlich stirbt und zu Staub zerfällt, als würde er in sekundenschnelle verwesen, zu Staub werden und zum Schluss ganz verschwinden. Asche zu Asche, Staub zu Staub. Am Ende ist er weg und die Kinder, seine Fans, trauern.
Auch die Erwachsenen sind erschüttert: Das haben sie nicht gewollt (interessant übrigens, dass sich an keiner Stelle des Films auch nur einer der Anwesenden verteidigend auf die Seite des Maestros stellt. Stets bleibt die Zweiteilung bestehen.). Lediglich der Bürgermeister scheint zwar gebeutelt, aber erleichtert. Er fühlt sich als Gewinner und will den Rückweg antreten. Entschlossen geht er auf die Tür zu, die Menge folgt ihm nur zögerlich, die Kinder drehen sich immer wieder um, blicken zurück zu der Stelle, an der der Maestro kurz zuvor noch gelegen hatte, in der schwachen Hoffnung, er käme vielleicht doch wieder zurück. Als der Mayor die Tür erreicht, ist er davon überzeugt, den „Freak“ erfolgreich zerstört zu haben, doch als er die Tür öffnet, blickt ihm erneut die monsterhafte Fratze des verwandelten Maestro entgegen, die die gesamte Tür ausfüllt und ihm ein höhnisches „Hello!!“ entgegen ruft. Das ist dann doch zu viel für die arg strapazierten Nerven des Mayors: Entsetzt schreiend ergreift er die Flucht. Die Dorfbewohner sehen ihm nach, wie er am anderen Ende des Raums durch eine Fensterscheibe springt und verschwindet. Als sich die Menge wieder zur Tür umdreht, lehnt in deren Rahmen der Maestro, in seiner gewohnten Gestalt und in seinem wirklichen Ich. Lächelnd kommt er auf die Leute zu.
„Did I scare you?“ ("Hab ich euch erschreckt?")
Die Leute bejahen das, lachen aber und sind fröhlich und gelöst. Der Maestro lächelt erfreut.
„And did we have a good time here?“ ("Und hatten wir hier alle zusammen viel Spaß?")
Die Leute zögern kurz, bejahen dann aber auch diese Frage. Der Maestro alias Michael Jackson strahlt. In diesem Moment ist er ganz er selbst, von allen Figuren und Gestalten, die er innerhalb des Films angenommen hat, würde ich diesen als den „echten“ (oder echtesten) Michael bezeichnen (der vor allem in dieser Szene einfach so unbeschreiblich süß und toll ist, dass es mir schwer fällt, da noch einigermaßen objektiv zu analysieren....ganz ehrlich, ich weiß nicht, wer ihn sich hier ansehen kann, ohne sich auf der Stelle in ihn zu verlieben, dem ist echt nicht zu helfen).
Die Stimmung zwischen Maestro und den Zuschauern ist entspannt und herzlich, als hinter dem Maestro plötzlich eine dunkle Gestalt erscheint. Die Leute machen ihn darauf aufmerksam, dass hinter ihm etwas unheimliches ist. Langsam dreht der Maestro sich um....und erschrickt: Vor ihm steht eine Gestalt, die genau so verkleidet ist wie er selbst zu Beginn des Films: Mit Totenschädel und schwarzem Umhang. Doch hinter der Totenkopfmaske kommt einer der Jungen zum Vorschein, auf den Schultern eines anderen sitzend, der grinsend fragt „Did I scare you?“
Der Maestro lacht. „No. Well.....maybe. How about that? Maybe.“ ("Nein. Naja.....vielleicht. Ok? Vielleicht.") Schmunzelnd hebt er den Kleineren von den Schultern des älteren Jungen herunter (und ist einfach nur komplett Michael Jackson!!). Nun macht der ältere Bruder des Kleinen auf sich aufmerksam:
„Excuse me....“ Alle blicken ihn erwartungsfroh an. „Excuse me........is this scary?!“ ("Entschuldigung....ist das gruselig?") Und mit diesen Worten greift sich der Junge ins Gesicht, es ist allerdings nicht mehr zu sehen, was er gruseliges tut, denn das Bild schwenkt um, es zeigt wieder das Anfangsbild des Films mit der Außenansicht des Hauses, während man lediglich die Schreckensschreie der Leute im Haus hört.
Damit endet der Film.
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