Nicht dass ich es irgend jemandem schuldig bin, mich zu erklären, aber vielleicht einmal zum besseren Verständnis.
Unter Michael's Fans, mit denen ich Kontakt hatte, gab es leider nur sehr wenige, die sich für das interessieren, was er im Kopf hatte, was ihn bewegte und beschäftigte. Was die Fans interessiert sind sein Körper (im graphischen Detail), seine sexuellen Vorlieben und schmutzige Details. Besonders die oft sehr puritanischen amerikanischen Fans oder die aus dem katholischen Südamerika sind da sehr stark vertreten. Und über all dies hatte ich ihnen - ihrer Meinung nach - Auskunft zu geben. Nichtachtend seiner Person oder der Tatsache, dass ich ein menschliches Wesen bin, noch dazu eine ihnen völlig Fremde, und keine Antwortmaschine. Teilweise konnte ich es selbst kaum glauben, dass dies Michael's Vermächtnis sein sollte, nicht etwa seine künstlerischen oder humanitären Errungenschaften. Es macht mich nach wie vor traurig.
Als ich mich verständlicherweise nicht auf dieses Niveau begab, wurde es hässlich. Man holte sich einfach seine Antworten. Man verschaffte sich Zugang zu meiner Privatsphäre, email-Konten, Business-Webseiten, privaten Fotodateien - alles auf der Suche nach "Beweisen". Und man gab mir dreisterweise sogar zu verstehen, dass man all das tat. Michael Jackson ist öffentliches Eigentum, und darum sind es auch die Menschen, die an seinem Leben teilhaben durften. So scheint die Logik einiger "Fans" zu sein. Und lieferst du uns die Beweise nicht, holen wir sie uns eben. Darüber hinaus bekam ich etliche Freundschaftanfragen auf Facebook (mal gucken, ob sie da Fotos hat) - ohne dass man mein Profil kannte oder überhaupt suchen konnte und trotz dessen, dass ich nirgendwo im Netz meinen wirklichen Namen benutze.
Andere Menschen aus Michael's Leben berichteten mir, dass es ihnen ähnlich ergangen ist. Eine Person verlor durch Michael Jackson "Fans" ihren Job, eine andere traute sich nicht mehr vor die Tür. Einige von uns haben rechtliche Schritte eingeleitet, doch der Schaden, den so eine Behandlung in der Psyche anrichtet, sorgt dafür, dass man sich nur noch mehr bedeckt hält. Noch dazu mussten betroffene Webseiten und Adressen gelöscht werden, was zur Folge hatte, dass etliche Netzwerke aufgelöst wurden und man wieder bei Null anfangen muss.
Unter diesen "Fans" gab es auch genügend, die sagten, dass sie mir "nicht glauben", ihr Verhalten spricht eine andere Sprache. Und haben sie dann endlich ihre Beweise, stimmt auch damit etwas nicht. Fotos sind grundsätzlich "geshoppt", selbst die von Leuten, bei denen es inzwischen öffentlich bekannt ist, dass sie mit Michael bekannt waren.
Wenn es um Michael geht, ist es einfach nie genug. Das habe ich nach all der Zeit einfach gelernt.
Ich arbeite selbst in der Branche und habe die üblichen negativen Erfahrungen machen müssen (von Kritik bis Stalking), doch wenn es dabei um noch jemand anders geht, für den man gewissermaßen Verantwortung trägt, potenziert sich das Ganze. Meine Karriere und meine Bekanntschaft mit Michael habe ich aus gutem Grund stets auseinander gehalten - er wusste dies und schätzte meine Unabhängigkeit - und ich möchte gern, dass das so bleibt.
Nochmal, ich habe keinerlei Interesse daran, irgend jemanden zu überzeugen. Im Gegenteil, ich bin ein sehr privater Mensch und möchte das auch bleiben. Von daher sind mir Zweifler manchmal sogar lieber. Sie beachten mich nicht weiter. Ich erinnere mich einfach gern an Michael, und ich weiss, dass es bei den Fans viele offene Fragen gibt, und wenn ich Dinge teilen kann, dann tue ich das gern. Es hilft mir im Gegenzug, bestimmte Begebenheiten und Empfindungen noch einmal zu prozessieren. Jedoch möchte ich selbst entscheiden dürfen, wie und wozu ich mich äussere. Wenn ich Dinge teile, dann nur soweit sie nicht Michael's Vertrauen, seine kleinen Geheimnisse und unsere Beziehung kompromittieren. Und bestimmte Dinge sind einfach tabu, wie zum Beispiel Auskunft über Dritte, wie z.B. seine Kinder oder die beliebte und mir oft gestellte Frage, wer Blanket's Mutter ist.
Vielleicht konnte ich mich nun etwas verständlicher machen. In den nächsten Tagen bin ich übrigens unterwegs und nicht on line.
Einen schönen Abend in die Runde.
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