Peter Bradshaw, The Guardian
Freitag, 31. August 2012
In seiner warmherzigen und liebevollen Studie über Michael Jacksons Bad beweist Spike Lee eine überschwängliche Verehrung für den King of Pop
Spike Lee und Mariah Carey feiern Michael Jacksons Erfolge mit Bad 25
Michael Jacksons Nonkonformismus erhält mit Spike Lee´s neuem Film, einer wunderbar warmherzigen, liebevollen und feierlichen Studie über Jacksons Album Bad aus dem Jahr 1987 enormen Aufschwung. Lee will mit den Verzerrungen und Gehässigkeiten der Boulevardpresse aufräumen und den Blick wieder auf Jacksons Professionalität, sein Handwerk, seine Kunst und sein Genie lenken; der Film beharrt auf herausfordernde Weise darauf, daß Jackson seinen Gegnern überlegen war und ist.
Lee verwendet großzügig ausdrucksstarke Kurzfilme und nie gezeigtes Archivmaterial, darunter Jacksons atemberaubendes und faszinierend skurriles Video-Demo darüber, wie ihn Comic-Rosinen für einen TV-Spot repräsentieren sollten. Lee versucht nicht, vorzutäuschen, er [Michael] sei nicht exzentrisch gewesen, besteht jedoch darauf, Jacksons Exzentrizität sei nicht der Punkt. Er interviewt die Menschen, die heute von Jackson beeinflusst werden, und diejenigen, die damals um ihn herum waren – kreative Köpfe, Techniker, Staranwälte - das geballte Houston-Team, das diesen verwegenen Pop-Astronauten in die Stratosphäre katapultierte.
Lee beginnt mit einem Blick auf Jacksons früheres Album Thriller, das seine außerordentliche weltweite Vorherrschaft begründete. Interessanterweise kam Bad zu einer Zeit, als Jackson das Gefühl gehabt haben mag, sein Stern beginne tatsächlich, wenn auch nur um einen Millimeter, zu sinken. Prince war die neue Pop-Sensation und der Hip Hop entstand. Außerdem fühlte er sich kritisiert, was das Thema afro-amerikanische Solidarität betraf, und auch dafür, daß er angeblich nicht genug obszöne Heterosexualität zeigte.
Mit Bad änderte sich all das: ein heftiger, kämpferischer Gegenangriff oder eine defensive Maßnahme, und das erste Album, das für Stadion-Maßstäbe konzipiert wurde. Er hatte ein kühnes, neuartiges Video oder einen "Kurzfilm", wie Jacksons anspruchsvolle Bezeichnung dafür war, im Kopf, basierend auf der wahren Geschichte eines schwarzen Jungen, der von einem New Yorker Polizisten erschossen wurde. Scorsese inszenierte den Film, der Jackson als einen schüchternen Schüler zeigt, der Wesley Snipes, dem harten Jungen, gegenübertritt, ihn mit seinem Tanz verunsichert und schließlich respektiert wird: er ist Bad. Es gibt ein sehr lustiges Interview, das zeigt, wie Scorsese und seine Assistentin Thelma Schoonmaker den Film heute ansehen, mit einem Hauch von Verwunderung. Offenbar ist er als Kämpfer nicht überzeugend, doch der Punkt ist, daß Michael Jackson, dieser empfindsame Pop-Ästhet, seine Verletzlichkeit und Unschuld in pure Stärke umwandelt. Und es funktioniert: er ist wirklich Bad.
Sein ganz und gar unverwechselbarer Tanzstil wird von Lee mit einer Tradition verknüpft, die Fred Astaire und Buster Keaton einschließt, und er behauptet überzeugend, daß er [Michael] eine zentral wichtige Figur in dieser Tradition ist. Im Gegensatz zu Frank Sinatra oder Elvis Presley drehte Jackson keine konventionellen Spielfilme, aus diesem Grund gibt es keine solchen visuellen Quellen; und die Videos und Live-Aufnahmen, so aufsehenerregend und brillant sie auch sind, können uns natürlich keinen tieferen Einblick dahingehend bieten, wie Jackson im alltäglichen wirklichen Leben war. Und seine Interviews waren selten und zurückhaltend.
Spike Lee´s Schwerpunkt liegt stattdessen darauf, was Jackson auf öffentlichem Gebiet erreichte: in der Musik und im Tanz. Seine überschwängliche Verehrung für den einsamen King of Pop ist ansteckend. Es ist unmöglich, diesen Film ohne ein breites Lächeln im Gesicht anzusehen.
Quelle: http://www.guardian.co.uk/film/2012/...ike-lee-review / Übersetzung: Pearl
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