und ich folge @Lena's empfehlung im eröffnungspost und wechsle in diesen neuen thread:
Ursprünglich von @geli gepostet:
***** zeigt aus seiner Gruft heraus den Stinkefinger
Review von Sven Kabelitz
Der Tod scheint der Produktivität des Michael Jackson gut getan zu haben. Lagen früher zwischen zwei Alben gerne einmal fünf bis sechs Jahre, erscheint nun nach "Michael" mit "Xscape" bereits der zweite Longplayer in diesem, unserem heutigem, Jahrzehnt. Nimmt man noch "Immortal", den gruselig peinlichen Soundtrack zur Cirque du Soleil-Show, hinzu, kommen wir sogar auf drei.
Jahrzehnte im Musik-Zirkus ließen uns abhärten und so haben wir für eine solche Leichenfledderei nur noch ein Schulterzucken übrig. Egal ob 2Pac, Kurt Cobain oder Johnny Cash, die tote Kuh muss gemolken werden, so lange ihre Milch noch warm ist, und wenn die Milch kalt ist, kochen wir sie halt nochmal auf.
Offenbar scheint die Menschheit nach jedem staubigen Fetzen aus den Studioarchiven zu lechzen. Warum sollte man ihnen diese also auf Grund eines solch gestrigen Konzepts wie der Pietät verweigern? Aber diese mehr als kritisch zu sehende Tatsache wollen wir für einen Moment außen vor lassen. Für einen kurzen Augenblick zählen alleine die Songs und deren neue Bearbeitung.
Gerade einmal acht Lieder erhalten unter der Regie von L.A. Reid und dem allgegenwärtigen Timbaland ein neues Gewand. Die Deluxe Edition enthält freundlicherweise zudem die Demo-Aufnahmen der Tracks, die aus den verschiedensten Epochen des King Of Pop stammen. Eine Dreingabe, die man sich zur Wahrung der eigenen Interessen besser hätte sparen sollen. Schließlich offenbart sie nur all zu deutlich das Problem, an dem "Xscape" leidet.
Denn im direkten Vergleich können die alten Ausführungen naturgemäß nicht in Sachen Produktion mithalten, besitzen aber allesamt mehr Seele. Die noch nicht ausstaffierten Stücke zeigen jederzeit einen Künstler mit Herz und einer deutlichen Vision für sein Werk.
Das vorab veröffentlichte "Love Never Felt So Good" verdeutlicht dies anschaulich. Im Original stammt das Lied wie das bereits verjubelte "This is it" aus einer Session mit dem Schnulzenkönig Paul Anka aus dem Jahr 1983. Nur vom Klavier begleitet singt der junge Jackson auf dieser entblößten Aufnahme voller Inbrunst und Wärme.
"Xscape" begräbt den Song unter einer Wall Of Sound, die aus den verschiedensten Backsteinen aus Jacksons Karriere zusammengemauert wurde. So prallen "Off The Wall"-Geiger und Gitarren auf einen frostklirrenden Beat, der nie so recht zum behaglichen Disco-Flair der Siebziger passen mag. Netterweise erspart uns die "Xscape"-Standard Edition das fragwürdige Justin Timberlake-Feature, dessen Mehrwert mit zweifelhaften "Dance"-, "Let me see you move"- und "Break it down"-Einwürfen gegen null tendiert und hebt sich diese als lästigen Wurmfortsatz für die Deluxe Edition auf.
Das 1999 für "Invincible" aufgenommene "Chicago" trägt in seiner Urform eine ähnlich tropische Stimmung wie "Liberian Girl" in sich. Im Remix weicht diese einer kalten Atmosphäre mit dem muffigen Geruch einer Auftragsarbeit, für die sich ein uninspirierter Timbaland nicht großartig verausgabt. Produktion und Gesang bleiben sich fremd.
Hinter dem von einer akustischen Gitarre geprägten "A Place With No Name" verbirgt sich Americas "A Horse With No Name", das textlich überarbeitet nur im Refrain deutlich von dessen Melodieführung abweicht. Für "Xscape" lassen die Norweger von Stargate davon nichts mehr übrig. In ihrer Interpretation, die die Talsohle der Platte darstellt, klingt Jackson wie ein Alleinunterhalter, der zwischen Sahnetorte und Erdbeerkuchen verzweifelt versucht, die überschaubare Menge mit dem "Bad"-Bonus-Track "Leave me alone" anzuheizen.
Letztlich überzeugen gerade einmal zwei Stücke. Beide stammen aus den Aufnahmen zu "Dangerous" und hätten ohne Weiteres so manchen Füllstoff der Marke "Why You Wanna Trip on Me" oder "She Drives Me Wild" verdrängen können und so die Qualität des Albums gesteigert. In der phonetischen Zwangsjacke "Slave To The Rhythm" harmonieren endlich Timbalands MRT-Beats mit Lied und Jackson.
Warum "Do You Know Where Your Children Are" nicht zu Lebzeiten des Sängers veröffentlicht wurde, liegt auf der Hand. Noch heute bieten Titel und Text, der das Thema Kindesmissbrauch behandelt, genug Angriffsfläche für Jackson-Gegner. Von diesen Eindrücken abgelöst bildet sich mit hämmerndem Bass, flimmernden Synthesizern, rostigem Gitarrensolo und einem empathischen Refrain ein mitreißender Song. "She wrote that she was tired of step-daddy using her / Saying that he'll buy her things while sexually abusing her."
Zu gerne möchte "Xscape" wie das Werk eines noch lebenden Künstlers klingen. Dieses Vorhaben scheitert aber alleine schon daran, dass den Überarbeitungen Leidenschaft und Liebe fehlt. Mit den Demo-Stücken, in denen jederzeit mehr Herzblut steckt, zeigt Jackson aus seiner Gruft heraus seinen Grabplünderern den Stinkefinger und beweist posthum, dass sie ihn nie erreichen können. Denn das einzige Herz, das diese Songs wirklich mit Leben füllen und bis zum Ende herrichten konnte, hat am 25. Juni 2009 aufgehört zu schlagen.
1. Love Never Felt So Good
2. Chicago
3. Loving You
4. A Place With No Name
5. Slave To The Rhythm
6. Do You Know Where Your Children Are
7. Blue Gangsta
8. Xscape
9. Love Never Felt So Good (Original Version)
10. Chicago (Original Version)
11. Loving You (Original Version)
12. A Place With No Name (Original Version)
13. Slave To The Rhythm (Original Version)
14. Do You Know Where Your Children Are (Original Version)
15. Blue Gangsta (Original Version)
16. Xscape (Original Version)
17. Love nfsg
http://www.laut.de/Michael-Jackson/Alben/Xscape-93169
Mich störts nicht wirklich, wer da meint, dass sinnbildlich irgendwem den stinkefinger gezeigt werden müsse. Das mit dem stinkefinger ist meiner meinung nach eh eine ziemlich hilflose plattitüde, so als ob der autor Timaland & co liebend gerne selbst den stinky gezeigt hätte und mal eben sinnbildlich MJ vorschickt um seiner überschrift mehr bumms zu verleihen.
Ist ja nicht wirklich zu übersehen, wie der autor zu den neubearbeitungen selbst und Timbaland & co steht.
Zit: "... Offenbar scheint die Menschheit nach jedem staubigen Fetzen aus den Studioarchiven zu lechzen. ..."
schreibt der autor in sehr grober und ziemlich unangemessener verallgemeinerung.
Weiter unten hat er scheinbar sehr viel mehr herz für die 'staubigen fetzen' samt ihrem ureigenen autor übrig, indem er schreibt, zit.:
"... Mit den Demo-Stücken, in denen jederzeit mehr Herzblut steckt (...) Denn das einzige Herz, das diese Songs wirklich mit Leben füllen und bis zum Ende herrichten konnte, hat am 25. Juni 2009 aufgehört zu schlagen."
Der autor scheint selbst nicht recht zu wissen, wie er mit dem demomaterial von Michael Jackson umgehen soll, einmal staubige fetzen dann stücke mit herzblut ... okay, den spagat muss man nicht wirklich verstehen
Kommentar