Wenn ich lese, was für eine riesige Lücke Michaels Tod im Leben der ganz leidenschaftlichen Fans hinterlassen hat, habe ich den Eindruck, dass ich für meinen Teil nur ein kleines wehmütiges Gefühl empfinde.
Nun denn, einer meiner Lieblings-Tagträume war immer ein Hausbesuch von Michael... In den Comics von Walter Moers gab es immer wieder (leicht fiese) Episoden, in denen Michael Jackson auf eine private Party kommt, wo sich wie selbstverständlich noch andere, teilweise widerliche historische Figuren tummeln.
Auch ich habe mir oft überlegt, wie es wäre, wenn Michael inkognito durch Deutschland reisen würde. Nachmittags klingelt es dann an meiner Haustür - "Ach Michael, schön, dass du da bist. Komm rein, setz dich und nimm dir'n Keks..." Er schaut sich im Wohnzimmer um, während ich mich frage, ob er die Einrichtung für geschmackvoll oder eher für doof hält... Ansonsten reden wir über Alltägliches und darüber, warum wir welche Art von Musik lieben. Nichts Kontroverses, nichts Psychoanalytisches, ein ganz normaler Gedankenaustausch. Trotzdem wird es ein wahnsinnig interessanter Nachmittag.
Neulich kam mir diese Fantasievorstellung wieder in den Sinn... Dann fiel mir ein, dass Michael nicht mehr ist und das Selbstverständliche dieser kleinen Träumerei war dahin. Dieser niedliche, kindliche Wunsch, diese 0,0001 Promille einer Chance, dass er wahr wird, existieren nicht mehr.
Für mich war Michael nie mein Idol, mein Engel, mein Traum, aber einer, der für mich vordachte, ausprobierte, Klänge, Bilder und Stimmungen schuf, mich inspirierte, Dummheiten machte und all das tat, was im Alltag nun mal schlecht geht. Es ist eigenartig, diesen Bezugspunkt verloren zu haben. Bezugspunkt klingt so nüchtern. Soll ich "verwandte Seele" sagen?
Für einen Fan, dessen ganzes Leben er geprägt hat, muss der Verlust noch viel größer sein. Nun fängt ein neues Jahrzehnt an und Michael wird es nicht mehr miterleben. Aber denkt dran: wir sind noch da! Allein diese Tatsache ist fantastisch und eine Riesenchance...
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