Ich habe über die Festtage den PC wenig angehabt, weil ich einfach mal Abstand bekommen wollte von allem und der Trauer um Michael im Besonderen.
Ausserdem wollte ich auch dankbar mit meiner Familie die Festtage genießen.
Natürlich verschwinden die Gedanken nicht auf Komando, nur weil man es so will.
Vielles geht mir im Kopf rum, vor allem das WARUM???
Und wenn ich soweit bin, geht die Talfahrt wieder los.
Ich dachte immer wieder, das kann nicht sein, so eine abgrundtiefe Trauer. Ich bin ja außer von Michael im Laufe meines doch schon etwas längeren Lebens auch von anderen Leuten Fan gewesen, die mittlerweile auch schon verstorben sind. Das hat mich zwar berührt, aber nicht so runtergezogen.
Ich fand vor Weihnachten beim Sortieren einer Kramkiste mit gesammelten Sprüchen diesen hier:
Tue alles im Geiste des Loslassens.
Erwarte weder Lob noch Gewinn.
Wenn du wenig loslässt, wirst du wenig Frieden haben.
Wenn du viel loslässt, wirst du viel Frieden haben.
Wenn du ganz loslässt, dann wirst du wissen,
was Frieden und Freiheit wirklich sind.
Deine Kämpfe mit der Welt werden zu Ende sein.
Seit dem liegt der Zettel überall da, wo ich mich in meiner Wohnung gerade aufhalte.
Ich fand das irgendwie passend auf Michaels Leben, so, als wäre es eine Botschaft von ihm.
Und dann fand ich es natürlich auch passend für mich.
Trotzdem, wenn man ein halbes Jahr nur in eine Richtung rennt, bildlich gesehen, ist es schwer, den Kurs zu ändern. Um dem weiter auf die Sprünge zu helfen, ist mir eine nette kleine Hexe in den Rücken geschossen genau Heiligabend, kurz bevor wir in die Kirche wollten. Kein Schmerzmittel half. Da mein jüngster Sohn da mit seiner Band spielte und ich auch in der Kirche um Entspannung für meinen Schmerz, der sich nun von innen nach außen verlagert hat, bitten wollte, mußte ich gestützt am Arm meines ältesten Sohnes, mich da hin quälen. Ich kam mir vor wie 100!
Ich habe immer mehr gedacht, es ist eine Projektion!
Es kann einfach nicht sein, dass die Trauer und der Schmerz um ihn mich so am Wickel hat. Ich trauere um ihn ja mehr, als um jeden nahen Verwandten, der verstorben ist. Dabei habe ich ihn ja gar nicht persönlich gekannt. Ich bin einfach nur ein Fan.
Sicher ist Michael einer der großartigsten Menschen und Künstler, die je auf Gottes Erdboden gewandert sind, und die Tragik seines Lebens beschäftigt mich auch sehr.
Aber es war sein Leben und nicht meins! Was hat es mit mir zu tun?
Michaels Tod hat mich nicht dazu veranlasst, mich mehr um andere Menschen zu kümmern und genauer hinzusehen, was ist. Das habe ich schon immer gemacht.
Das bringt mich zu der Überlegung:
Wir sind ja auch eine Generation, Michael und ich, und damals, als wir jung waren, mußten wir uns viel mehr erkämpfen. Viele Dinge waren einfach nicht selbstverständlich, wie es heute für die jungen Leute ist. Natürlich hatte man dann auch irgendwann mal die entsprechenden Erfolgserlebnisse.
Das sehe ich an meinem jüngsten 18jährigen Sohn ganz gut.
Wir haben Ideale gehabt und Visionen von einer besseren Welt und uns auf verschiedenste Art und Weise dafür eingesetzt.
Und genauso hat es Michael gemacht.
Vielleicht fehlt das heute den jungen Leuten auch, bei allem Stress, den sie so haben mit Schule usw.
Vielleicht, dass man nach etwas sucht, was einen Sinn macht im Leben. Und man spiegelt es auf Michael.
Der hatte ja nun weiß Gott zu kämpfen und hat viel gemacht bis zum bitteren Ende. Von all seiner Schönheit, Spiritualität und künstlerischem Genie mal abgesehen.
Sind einfach nur so Gedanken.
Ich habe meditiert, um meine Projektion zu finden. Und hatte auf einmal einen Menschen ganz klar vor meinen Augen, der mich einfach nur ansah. Ich sah in seine Augen und eine Wärme ging von ihm aus und verbreitete sich in meinem ganzen Körper bis in die letzte Zelle. Das war ein wunderschönes Gefühl und ich wußte, was er mir sagen wollte.
Dieser Mensch war eine große Liebe von mir und ist im Alter von 19 Jahren tödlich verunglückt. Er war auch auf einmal von heute auf morgen nicht mehr da.
Ich habe seinen Tod damals nicht verarbeiten und akzeptieren können. Ich habe noch Jahre später viel an seinem Grab gesessen und mit ihm geredet. Und auch, obwohl er schon lange tod war, ihn gebeten, mir mal aus einer sehr schwierigen Zeit in meinem Leben raus zuhelfen. Ich würde dann, wenn ich noch mal einen Sohn bekommen würde, ihm seinen Namen geben.
Ich bin aus der Situation heraus gekommen und mein jüngster Sohn hat seinen Namen als Zweitnamen.
Mein Sohn weiß das übrigens, dass er in ehrendem Gedenken den Namen meines Freundes trägt.
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