Eure Beiträge ... was für eine Gedankenprallheit

Obwohl ich von der US-Grundatmosphäre (irgendwie kalt oder auf eine seltsame Art unpersönlich, versteckt in vorschriftsmäßiger Sch***freundlichkeit) auch unangenehm berührt war, bin ich doch nicht gar so anti-amerikanisch, um in MJ einen vom 'System der Konformen' in finsterer Dallas & Denver-Gesinnung geopferten Märtyrer zu sehen, dessen revolutionäre Taten darin bestanden, Schlangen und Schimpansen zu halten statt 'Minkas', einen gigantischen Karussell-Kinderkult aufzumachen (statt seine Privatwelt in einen exklusiven Puff zu verwandeln). eine Presley zu heiraten statt einer Barbie (wo genau ist da eigentlich der Unterschied bzw. ist Presley heiraten nicht gar die konventionellst-amerikanisch denkbare Steigerung von Barbie heiraten? - Presley gab's immerhin nur eine).
Das reicht mir nicht für einen, der wirklich so unamerikanische Umtriebe veranstaltet hätte, dass man ihn dafür hätte ausschalten müssen. (Natürlich ist meine Datengrundlage die eines Laien.) MJ machte da inhaltlich einiges sehr anders als genormte Kollegen; in seiner Tendenz zu XXL allerdings war er für mich so systemkonform wie irgend denkbar ... Kitsch ... Maßlosigkeit, auch im Guten ...(War eigentlich auch O.J. Simpson als Schwarzer zu reich oder mächtig geworden? - nach dieser Lesart?)
Sehr viel anstößiger an MJ erscheint mir aus Sicht der US-Gesellschaft (die ihn ja schließlich lange gefeiert hat!) mit zunehmender Tendenz zum finalen Plastik-Look, wie sehr er ihnen in dieser Hinsicht den Spiegel vorgehalten hat - als Zerrbild der vielen straffgelifteten Hollywooddiven und der vielen chirurgisch umgebauten Gesichter in diesem Gewerbe. Der Grad an Maskenhaftigkeit war bei MJ ab einem bestimmten Punkt (insbesondere durch die kaputtoperierte Nase, die in Chirurgenkreisen, soweit ich weiß, 'Michael-Jackson-Nase heißt, aber keineswegs NUR die Nase), aber auch durch die Entscheidung (?), auch sonst optisch möglichst bizarr zu wirken (z.B. durch Make-up von feminin-clowneskem Typ) für die amerikanische High Society möglw. tatsächlich nicht mehr sonderlich erträglich, da sie nur zu deutlich darauf gestoßen wurde, wie 'plastik' oder 'bizarr' einige gelebte US-Werte tatsächlich sind. Außerdem wirkte Michael sehr verletzlich, nicht wie jemand, der eine Demontage so wegstecken kann wie evtl. andere, härtere Stars. Das ideale Medienopfer also.
Einen regelrechten Komplott halte ich dennoch für unwahrscheinlich.
Stichwort Rom, lyberty. Das war zwar in Good Old Europe, aber es wirkt immer und überall. Die Menschen wollen Brot und Spiele. Und MJ, nsbesondere der Prozess, das war Colosseum pur. Ein Freak und gestürzte US-Ikone als '**************' vor Gericht - wenn das nicht sensationelle Nachfragewerte garantiert.So leicht wie MJ mit seiner Bizarrerie und seinem Naiv- und Kindertick hat es eben niemand von den ganz großen Stars den Medien gemacht, eine Wahnsinnsnachfrage zu erzeugen und zu bedienen.
Die Nachfragegesetzlichkeiten sind für uns deshalb so unangenehm, weil wir mit dem Finger leicht auf eifersüchtige Theologinnen (die in Erklärungsnot geraten, warum eine Heilige heiliger sein soll als MJ, möglw. der junge Mann aus Nazareth inbegriffen) oder auf pathologisch bigotte und homophobe Staatsanwälte und Konsorten weisen können - nicht aber so leicht auf das sensationsgeile oder manipulierbare Publikum.
Denn das sind wir letzten Endes selbst. Wenn nicht in Sachen Michael, dann woanders. (Siehe z.B. Kommentare zur Person Angelna Jolies in diesem Thread. Teilweise ******niveau in einem Atemzug mit einer Verteidigung Michaels gegen eben jenes ******niveau*.) *Nachtrag: Ich bin gebeten worden, mich respektvoller auszudrücken, als der Urwortlaut erschien. Ich nehme den Begriff hiermit ausdrücklich zurück, siehe Sternchen.
Die bittere Erkenntnis lautet für mich: Wir können tun, was wir wollen, wir sind und bleiben das Publikum, dem die Beute zum Fraß vorgeworfen wird. Und wir fressen. Gewiss mit unterschiedlichem Appetit und unterschiedlicher Bewusstheit - aber fressen tun wir doch.
Wird man sehr deutlich daran sehen, dass vermutlich die meisten hier zumindest mit dem Gedanken spielen (so auch ich bzw. beschlossene Sache), sich den AEG-Film über Michaels Proben anzusehen. Nach diversen Interpretationen dürfte der Film von Leuten gemacht worden oder abgenickt worden sein, die MJ gegenüber eine möglicherweise höchst unrühmliche Rolle gespielt haben. Nach mancher Ansicht auch hier im Forum ihn gar auf dem Gewissen haben. Der Film wird dennoch sein Publikum finden, darunter auch viele von Euch.
Wir SIND in Rom.
Ganz nebenbei: Ich finde, MJ hat auch noch in seiner späteren Maskenhaftigkeit große Schönheit besessen. Es geht nicht gegen ihn. Schade, dass ich immer das Gefühl habe, das dazusagen zu müssen.
LG
colognian_girl
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