Es musste jetzt sein: Nach tagelangem Mitlesen, Mitdenken und in-Gedanken-Mitdiskutieren, habe ich mich nun angemeldet.
Ich möchte hier berichten, wie es mir erging.
Am 26.Juni lag bei uns die Morgenzeitung im Vorraum und ich las "Jackson... mit Herzstillstand...Spital eingeliefert...". Diese Sätze brannten sich irgendwie ein. Und auch als Stunden später durch die Medien ging, dass Michael Jackson verstorben sei, nahm ich es irgendwie nicht richtig zur Kenntnis, oder wollte es einfach nicht realisieren. Für mich ist es bis heute nicht ganz real.
Ich hatte Michael Jackson mein Leben lang immer eher von außen betrachtet. Da ich selbst Musikerin bin und stilistisch etwas anders arbeite, habe ich mich nie mit ihm identifiziert. Und die ganze Flut an sich widersprechenden und grotesken Presseinformationen über ihn hatte mich abgehalten, mich mit ihm näher zu beschäftigen. Mich hätte die wahre Person hinter diesem riesen Wall aus Regenbogenpresse-Meldungen zwar interessiert, aber ich hatte nie Zeit und Muße dazu. Zu viel der verzerrten Bilder wurden von ihm abgegeben. Einmal hatte ich ein Interview von ihm auf Band aufgenommen, da ich keine Zeit hatte, es direkt anzusehen, und legte es in ein Regal, wo es bis vor zwei Wochen immer noch lag und wartete, dass ich es einmal ansehen würde. Vor Kurzem nahm ich es endlich heraus, um nachzusehen, welches Interview es denn war. Stellte mit Schaudern fest, dass es die Bashir Doku war (die ich mittlerweile aus Youtube kenne) - die ich aber, trotzdem ich es eigentlich immer wollte, nie angesehen hatte. Was hat mich abgehalten? Ein Gefühl, dass diese Dokumentation nichts Gutes bringt?
Jedenfalls, es geschah einige Tage nachdem 25. Juni 09. Ich wollte mich kurz vor dem TV ausruhen (was ich selten tue) und erwischte zufällig den Anfang des MJ Memorials im Staples Center. Nach den ersten Minuten beschloss ich, mir dieses ganze historische Event anzusehen.
….Was soll ich sagen...
Spätestens als ich diese Montage sah (http://www.youtube.com/watch?v=OtgTGX-tE1k - bis jetzt noch die beste, die ich jemals fand) fiel mir die Kinnlade runter und mir gingen die Augen auf. Als er aus "You Are Not Alone" den Part singt, wo er sich vor dem leeren Konzertsaal im Kreise dreht und den langen Ton mehrmals ansingt, so unglaublich offen und verletzlich, daher so nah...da begannen mir die Tränen runterzurinnen, und es war um mich geschehen.
Ein spät berufener Michael Jackson Fan war geboren.
Ich hörte aufmerksam all die Kondolenzreden an, ich überlegte, ich fühlte nach.... ja, da saß ich nun im Sofa und weite mir die Augen rot.
Das waren nicht Tränen über einen Verlust, sondern Tränen der Erschütterung über die Begegnung mit dem was hier an Michael Jackson rüberkam, und Tränen des Mitgefühls. Tränen inmitten der Erkenntnis, etwas ganz neues entdeckt zu haben: Den Menschen Michael Jackson, wie ich ihn nie zuvor wahrgenommen hatte. Verwunderung: Was ist da geschehen? Wieso berührt mich das so? Warum gerade jetzt? Warum erst jetzt?
Zugleich dämmerte es mir. Und zwar in einem höchst unangenehmen Licht: was haben wir da getan? In was für eine Falle bin auch ich hier gegangen? Dass ich auch nur annehmen konnte, die üblen Redereien wären wahr? Was für Energien sind hier beteiligt? Und - Himmerl nochmal - wieviele tausende Menschen sind diesen Falschmeldungen ebenfalls auf den Leim gegangen, einfach, weil wie sich nicht genug damit beschäftigen konnten?
Liebe Fan-Kollegen, ich sag es wie es ist:
Da ich mich nicht aktiv mit Michael Jackson befasst hatte, wurde durch das Dauerfeuer der Klatschpresse in mir der Eindruck erweckt, es würde schon was dran sein an den Dingen, die da so berichtet werden, über die Prozesse und so. Was genau, getraute ich mich zwar auch damals nie zu beurteilen, aber irgendwas würde es schon sein, dachte ich. Der Gedanke war mir zwar unangenehm, aber die ganze Situation war es. Ich hatte damals keinen Drang, mich mit den Motiven der Boulevard Presse zu beschäftigen, und Pressemeldungen zu verifizieren.
Und in einem sich immer mehr ausweitenden Schrecken, der mich echt zu Herzen geht, wurde mir, seitdem ich das Memorial angesehen hatte, immer klarer, was für ein unsagbarer Skandal sich da eigentlich abgespielt hat.
Nein. Vielmehr, was für ein Skandal das ganze ist.
Immer noch ist.
Und mir wird übel dabei.
Es ist ein Skandal der anderen Größenordnung.
Und das ist erst der Anfang. Soviel wurde mir klar.
Seitdem bin ich am Forschen, am Überlegen. Ich suche die Antwort, versuche zu verstehen:
Was ist da geschehen? Welche Kräfte haben zu Michael Jacksons Tod geführt (Danke für eure Forschungen!!)?
Wer war Michael Jackson? Ich versuche ihm nahezukommen über Videos, Interviews, über Aufnahmen seiner Auftritte und über seine Musik. Versuche ihn zu verstehen, und die Menschen um ihn herum. Er birgt eine Faszination.
Was hat die Öffentlichkeit mit ihm gemacht? Wann hat sich die öffentliche Stimmung begonnen zu spalten, in jene, die ihn liebten und ihm glaubten, und in jene, die ihn verspotteten und verleumden? Wer sind seine Feinde, und warum sind sie so geworden wie sie sind?
Wann ist die mediale Stimmung gekippt von Begeisterung in Skepsis? Warum hielt letzeres an? Was ist da vor sich gegangen, und geht noch vor sich? Wie könnte sich das ändern? Was kann ich tun?
Täglich sitze ich seitdem am Laptop bis in die Nacht hinein und gebe mir die großen, in Folgen geschnittenen Interviews, Filme, Berichte, Michaels Musikviedeos, Mitschnitte unglaublicher Auftritte. Ich lese Fanseiten, (an dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich für die Seite http://www.mjfriendship.de/ bedanken. Dort herrscht seit MJ Ableben zwar absolute Stille - doch die Zusammenfassungen und Informationen auf dieser Site sind unersetzlich und sehr wertvoll. Respekt demjenigen, der sie erstellt und gebaut hat!). Und natürlich bin ich Dauergast in diesem Forum. Vielen Dank auch dafür!
Was ist es nun?
Seit Michael Jackson verstorben ist, kann ich es überhaupt erst fassen, was da geschehen ist, zuvor hätte es mich wahrscheinlich verrückt gemacht, wenn ich es durchschaut hätte, denn ich hätte keinen Weg gewusst, ihm irgendwie zu helfen, oder gegen diese Mächte anzukämpfen, die ihn hier vernichten wollten. Gleichzeitig Hochachtung jenen Fans gegenüber, die die ganze Zeit auf seiner Seite waren. Wirklich Hut ab! Ich glaube ich habe früher erst gar nicht begonnen, nachzuforschen, weil ich diese Hilflosigkeit nicht ertragen hätte.
Heute sehe ich einen Menschen, der ein ganz und gar ungewöhnliches Leben hatte, vollkommen außerhalb unserer Normen und dem ich mich nur mit großer Ehrfurcht nähere. Der mit riesigen Kräften konfrontiert war, und riesige Kräfte hervorgerufen hatte. Der Erfahrungen gemacht hat, die nur ganz wenige machen. In vieler Hinsicht….
Ich möchte es kurz machen: Das war noch nicht das Ende. Wenn es ein wenig trösten kann: Ich bin mir sicher - hundertprozentig sicher - dass die Ungerechtigkeit, die hier geschehen ist, eines Tages aufgeklärt wird. Es wird dauern. Aber wir werden es noch erleben. Und das wird Michael jenen Frieden geben, den wir ihm alle so sehr wünschen.
Und noch etwas: Michael ging aufrecht und in guter Verfassung. Er ging nicht klein und gebrochen. Er ging im Moment des Triumphes über jene Kräfte, die ihn vernichten wollten, TROTZ seiner Schlaflosikeit und seiner Schmerzen. Er tat was er konnte und er tat es hervorragend. Er war bereit, die 50 Konzerte zu machen, koste es was es wollte. Dan Fans zuliebe. Seinen Kinder zuliebe. Die tollste Show die er je gemacht hat war in Vorbereitung und kurz vor der Vollendung. Und es gibt keine einzige negative Kritik von diesen Konzerten, keinen Verriss, keinen Skandal um diese Konzerte. Keinen Zusammenbruch zwischen den Konzerten und keine erneute Presseschlacht. All das gibt es nicht. Er hat mit diesem letzten Projekt nicht versagt, er hat sich soeben wieder erhoben. Wir haben ihn nie gebrochen gesehen. Nicht am Ende seines Lebens. Er ist aufrecht von uns gegangen.
Halten wir sein Erbe in Ehren und tun wir in seinem Sinne was immer wir können.
Und denken wir immer daran, was Michael Jackson gesagt hat: "
"Lügen laufen Kurzstrecken, aber die Wahrheit ist ein Marathohläufer"
Hier, zum Abschluss, mein Lieblingssong in einer seiner besten (intensivsten) Performances überhaupt:
http://www.youtube.com/watch?v=gFPj5l_vbm8
Mir fehlen die Worte. Vielen Dank, Michael.
LG
Louisa
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