Wenn man an Michael denkt, fallen einem viele Superlativen ein: erfolgreichster Musiker...;meistverkauftes Album....; bekanntester Mensch. Und so könnte man die Reihe weiter fortführen.
Nicht zuletzt deshalb beeinflusste er ganze Generationen, ja sogar ganze Kulturen.
Wir wissen alle, was Mike der Welt und jedem einzelnen von uns geschenkt hat, darauf muss ich hier in einem MJ-Forum nicht weiter eingehen.
Wenn man an Michael denkt, an bestimmte Lieder oder Auftritte, so fällt doch jedem eine Geschichte in seinem Leben ein, die in irgendeiner Form mit ihm zu tun hat. Vielleicht der erste Kuss, der erste Diskobesuch oder andere mehr oder weniger schöne Momente.
Ich möchte hier nun meine Geschichte erzählen. Ich kann mir vorstellen, dass jetzt viele sowas denken wie: "wie uninteressant" , oder "wie langweilig"- Aber nichtsdestotrotz habe ich das Gefühl, davon berichten zu wollen/müssen, vor allem nach diesen ereignisreichen Monaten.
(Braucht ´s ja nicht durchzulesen
Also meine erste Erinnerung an Michael Jackson ist zwar schon 22 Jahre her und ich war erst 7- aber ich hab´s so klar vor Augen, als wenn es gestern war.
Ich war in der 1. Klasse und kam gerade total mies gelaunt von der Schule. Ich schaltete den Fernseher an und zappte gelangweilt und miesepetrig durch die, damals noch wenigen Kanäle. Und auf einmal seh ich das Video von "Bad". Ich war sowas von verzaubert, ergriffen und erstaunt über diese Art zu tanzen, diese Art der Musik und diesem atemberaubendem Typen.
Den Rest des Tages war ich wieder gut gelaunt und ich hatte einen neuen Lieblingssänger.
Jahre später, anfang der 90er bekam ich dann meinen ersten CD-Player und dazu die "Dangerous" von meinen Eltern geschenkt.
Bis dato besaß ich keinerlei Musik von MJ, da meine Eltern nicht sehr viel Kohle hatten und ich noch vier kleinere Geschwister hatte. So war ich stets angewiesen auf die wenigen Radiomomente.
Aber mit dem CD-Player kam der Fanatismus^^
Die Dangerous-CD hatte mich dermaßen im Bann, dass ich wirklich gar nichts anderes mehr hörte. Sogar meine Eltern hörten Sonntag Mittags immer "Who is it" weil sie den Beat so toll fanden.
Wie viele andere fing ich an, jedes Bild und jeden relevanten Artikel über Michaels Leben aus Zeitschriften, Zeitungen und sogar Büchern(Lexika) auszuschneiden und in groß angelegten Ordnern zu sammeln. Ich versuchte seinen Tanz zu lernen, jede Bravo, Popcorn, PopRocky mit dem kleinsten Bericht über Mike musste gekauft werden und die Wände des Zimmers wurden bis zum äußersten mit seinen Postern beklebt- Also ein typischer *****-Fan eben.
In der 6. Klasse fuhren wir dann auf Klassenfahrt in den Teutoburger Wald. Abends hatten wir dann immer Disco- was wirklich der Highlight nach den ewig langen Wanderungen war. Für den letzten Abend hatte ich vor, mit meinem besten Kumpel Ali einen MJ-Auftritt zu imitieren.
Freitag Abend war es dann soweit. Wir tanzten "Black or White"- und Ali machte den Rap
Ich will bei weitem nicht behaupten, dass ich wirklich gut tanzen kann, aber es reichte aus um die Mädels aus der Klasse zum kreischen zu bringen. Sie schrieen dann immer "Michael"- was ironischerweise auch wirklich mein Name ist
Naja, dann kam ja der SCHOCK. 1994; Jordan Chandler und die ganze "Sache", die ja jeder von euch kennt.
Und genau diese Zeit bringt mir jetzt, nach seinem Tod, schlaflose Nächte und große Schuldgefühle.
Erstmal berichte ich von dieser schrecklichen Zeit aus meiner Perspektive.
Wie gesagt, es war so Mitte der 90er und ich war etwa 14. Naja, die Medien waren ja voll von diversen "Skandalen", neuen "Enthüllungen" u.s.w. Es gab keinen Tag ohne neue erschütternde Meldungen.
Wie gesagt, ich war 14 und wusste gar nicht was da passiert. Klar war ich Aufgeklärt- und trotzdem hab ich diese ganzen Dinge nicht verstanden. Ich war regelrecht verstört und wusste nicht, was ich von all diesen Dingen halten sollte, zumal ich es noch nicht einmal einordnen konnte. Fotos des Geschlechtsteil, Masturbation- was soll das alles bedeuten?? Ich wusste gar nichts mehr.
Als wenn das nicht schon krass genug wäre, wurde ich auf einmal in der Schule geärgert. So nach dem Motto: "iiiiihhhh, du hörst noch diesen kinder*****". Ich muss dazu sagen, dass ich aus nem kleinen Dorf in Norddeutschland stamme, wo der Horizont vieler Bewohner wohl reichlich begrenzt ist.
Und leider muss ich mich wohl zu ihnen zählen, denn ich fing an, mich von Michael loszusagen. Ich fing an dieses ganze Zeug zu glauben, ließ mich von diesen ganzen reißerischen Beiträgen einlullen. Die Poster verschwanden und mit ihnen auch der Zauber.
So vergingen Jahre, in dem mir Mike mehr oder weniger gleichgültig war- doch stets mit den Vorurteilen in meinen Gedanken.
Diese verstärkten sich dann auch noch, als RTL vor einigen Jahren diese "nette" Bashir-"Reportage" zeigte und damit erneut eine neue Welle von Anschuldigungen auslöste.
Innerlich war ich zerfressen und fand es einfach nur schade, wie so tolle Musik von einem anscheinend so bösen Mann geschrieben/gesungen wurde.
Ja, so kann man meine Gefühle ihm gegenüber bis zu seinem Tod wohl am besten beschreiben- Bedauern, Enttäuschung und, wie ich im nachhinein erkannt habe, Ignoranz.
Doch dann, die Nacht seines Todes. Zumindest war hier Nacht, als ich es (wieder einmal über RTL) im Nachtjournal erfuhr. Es war bis dahin noch nichts weiteres bekannt, außer, dass er gestorben sei.
So sitz ich nichtsahnend vor dem Apparat und schau die Nachrichten- und auf einmal, die letzten zwei Minuten vor Sendeschluss: Eilmeldung: MJ tot!
Mir schossen die Tränen einfach so raus. Es war, als stirbt eine Hälfte von mir. Ich war tieftraurig und geschockt. Nun ist es also wirklich vorbei- die Michael Jackson-Ära.
Gleichzeitig widersprach es ja meine eigentlich Meinung ihm gegenüber.
Ich fing an, über seinen Tod nachzudenken.
Ich fragte mich, was wäre, falls ich und Millionen anderer, die ihn vorverurteilten und diese Geschichten um Michael J. glaubten, doch unrecht hätten- was man diesem Menschen seitens der Gesellschaft eigentlich lebenslang angetan hat...
Und umso mehr ich darüber nachdachte, umso trauriger wurde ich auch um Mike und sein ganzes Leben. Ich fing an, weiter zu recherchieren und diese alten Geschichten nochmals aufzurollen. Nur diesmal mit dem Vorteil, über das Internet auch die andere Seite hören zu können. Banales Beispiel "Sauerstoffzelt"- klar glaubte ich nicht daran, dass er in solch eines wirklich schlief, aber ich glaubte an ein PR-Gag- doch jetzt erfuhr ich diese Sache mit der Spende für Brandschutzopfer, wofür er seine Pepsi-Gage spendete. Und so setzte ich meine Entdeckungen weiter fort bis zu dem widersprüchlichen und mysteriösen Handeln seitens der Ankläger bei dem Mißbrauchs-Prozess vor vier Jahren.
Und mit jeder Erkenntnis wuchs neben Trauer die Schuldgefühle. Bis sie schließlich so unerträglich wurden wie in diesem Moment.
Letztendlich konnte er niemandem trauen- nicht seinem Vater, nicht seiner Schwester (La Toya), Beratern, Familien, die zu angeblichen Freunden werden, Plattengesellschaften (speziell Sony), Reporter und Medien generell. (Fast) jeder hat ihn verarscht und ausgenutzt.
Und schließlich, die Fans. Ja, du und ich (okay, viell. nicht alle- will´s hier jetzt nicht pauschalisieren). Die, die ihm -und später auch seinen Kindern mit ihrer hysterischen "Liebe" nicht einmal ein Funken an Freiheit geben konnten. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass die Sensationsgier der Presse/Medien letztendlich der Spiegel der Gesellschaft ist- in diesem Fall seine Fans- die alles über ihren Idol erfahren wollen, jede noch so kleine Einzelheit, wie sein Lieblingsparfüm, sein Lieblingsessen und vielleicht sogar seine Lieblingsunterhose. Hier fängt der Eingriff in die Privatsphäre nämlich an.
Letztendlich hat man ihn getötet. Nein, nicht Dr. Murray oder irgendwelche Ärzte- Die Schuld sollte jeder erstmal bei sich selbst suchen. Geldgier, Sensationsgier und erdrückende Fanliebe.
Wir alle haben ihn getötet.
Und ICH habe ihn getötet, indem ichs zugelassen habe, diese ganze propaganda an mich gelassen zu haben, mich von ihm abzuwenden und ihm böses unterstellt zu haben obwohl er nie etwas böses getan hat. Im Gegenteil, er war die Gutmütigkeit in Person.
Ich habe solche Schuldgefühle, das ich einem Menschen, der so selbstlos gegeben hat, sei es durch Spenden, Musik oder sich selbst, unrecht getan habe.
Ich sitze seit Wochen zuhause, höre von Morgens bis Nachts seine Musik, schaue seine Bilder an und bereue es, ihm nicht geglaubt zu haben. Ich kann nicht schlafen. Stets seh ich die großen Ungerechtigkeiten, die man ihm angetan hat.
Wir müssen alle mit der Schuld leben.
Nur- wenn ich den kleinen Michael auf Bildern sehe, denke ich: "es hätte alles so gut laufen können, ohne dieses ganze Show-Tamtam
Ich bin so unendlich traurig.
Michael, verzeih mir!
Von: Mikey
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