2012, eine magische Zahl für ein " Interview " Magazin. Warhol's Frau erzählt dazu die Geschichten......wobei SEINE Frau...Alles andere als menschlich war.....doch lest selbst.....
Seinen Gesprächspartnern stellte er sein Diktafon als »meine Frau« vor, die Transkripte druckte er in seinem Interview Magazine auf Zeitungspapier. Die größte Passion des großen Kunsterneuerers unserer Zeit war es, nutzloses Sekundärwissen abzufragen. Er dürfte so als Erfinder des Reality-TV gelten. Am 06. August wäre er achtzig geworden. Eine Würdigung des Publizisten Andy Warhol.
Warhol genoss es, sich für Parties in Drag-Fummel zu hüllen. Er bewunderte »die Jungs, die ihr Leben damit verbringen, vollkommene Mädchen zu sein«. Das »Self-Portrait in Drag« entstand 1981 in einer Foto-Session mit Warhols Assistenten Christopher Makos, die Inspiration dafür fanden sie in den 1920er Arbeiten von Man Ray und Marcel Duchamp.
(Bild: »Self-Portrait in Drag (with Bouffant Wig)«, © 1981, Andy Warhol Foundation)
Park Avenue, New York. Andy Warhol interviewt den damals achtzehnjährigen Michael Jackson für sein Interview Magazine. Der Kaviar wird serviert. Michael Jackson: »Ist das Kaviar?!« – Andy Warhol: »Ja, hättest du gerne welchen?« – Michael Jackson: »Ich brenne nicht gerade darauf …!« – Andy Warhol: »Warum probierst du nicht? Na, komm schon!« – Michael Jackson: »Hm, vielleicht ein bisschen …?« – Andy Warhol: »Es ist richtig gut. Du musst probieren!« – Susan Blond (Michael Jacksons Publizistin): »Das ist viel zu viel! Wenn ich Kaviar esse, nehme ich immer nur ein ganz kleines Bisschen. Gebt ihm ganz wenig, einfach damit er den Geschmack im Mund hat.«
*** Tagebucheintrag Andy Warhols vom 2. Februar 1977: »Um 23 Uhr ging ich mit Catherine ins ›Regine’s‹, um Michael Jackson von den Jackson Five zu interviewen. Er ist ziemlich gewachsen und hat eine wahnsinnig hohe Stimme. Er hatte einen kräftigen Kerl dabei, wohl ein Leibwächter, und das Mädchen aus ›The Wiz‹. Die ganze Situation war ziemlich komisch, weil Catherine und ich nichts über Michael Jackson wussten, rein gar nichts, und er hatte keine Ahnung, was ich so machte. Ich glaube, er hielt mich für einen Dichter oder so was Ähnliches.«
*** Tatsächlich probiert Michael Jackson den ihm angebotenen Kaviar: »Schmeckt dir dieses Zeug wirklich? Ganz ehrlich: Wie kann man so ein Zeug runterkriegen?« – Andy Warhol: »Wenn du erst mal mit deiner Freundin auszugehen beginnst, wirst du so etwas ständig essen müssen.« – Michael Jackson: »Nein!« – Andy Warhol: »Doch!« – Michael Jackson: »Nicht, wenn ich es nicht mag.«
*** Mit dem 1969 gegründeten Interview Magazine veränderte Warhol, damals 41 Jahre alt, die Zeitschriftenwelt für immer – und zwar mit einem Kickstart. Fasziniert von Starkult und den Celebrities, ihren Spleens und Geheimnissen, interviewte Andy Warhol die größten Weltstars höchstpersönlich, befragte sie nach ihren Friseuren, den Macken ihrer Haustiere und ihren Essstörungen. Die Stars wiederum wollten den Star Andy Warhol persönlich kennenlernen, oder man kannte sich längst aus der Manhattaner Gay-Bussi-Subkultur. Über die Jahre entstand so ein Archiv vermeintlich nutzlosen Sekundärwissens, das in seiner unkommentierten Akkumulation zu den lesenswertesten journalistisch-literarischen Zeugnissen der Siebziger gehört.
Der Stummfilm zeigt Andy Warhol und den amerikanischen Schriftsteller Truman Capote 1977 während einer Interview Magazine-Signierstunde in der Boutique Fiorucci. Um sie herum: Chefredakteur Bob Colacello, die Dupont-Brüder und der Performance-Künstler Victor Hugo.
VIDEO: Andy Warhol & Truman Capote
*** Andy Warhol mag andere Beweggründe gehabt haben, als die Medienwelt zu revolutionieren – angeblich war er einfach von seinem Sony-Diktiergerät fasziniert, mit dem er mühelos an jedem Ort Gespräche aufnehmen konnte und das er seinen Gesprächspartnern stets als ›seine Frau‹ vorzustellen pflegte. De facto installierte Warhol mit seinen offenbar sehr roh belassenen Interviewtranskriptionen jedoch einen Stil der Subjektivität: Ins Blatt kam nicht die abgewogene, gerne als ›objektiv‹ bezeichnete Berichterstattung um Seriosität bemühter Journalisten, sondern Niederschriften höchst persönlicher, zutiefst von Intuition und Exzentrik getriebener Gespräche.
*** Andy Warhol beurteilte nicht nach gut oder schlecht, wichtig oder unwichtig. Relevant war einzig, dass im Interview Magazine – je nach Blickwinkel eine Manhattaner Stadtzeitschrift oder ein Warhol-Multiple, das für jedermann erschwinglich war – Stars zu Wort kamen. Und zwar am liebsten Weltstars, wobei es egal war, ob es sich um Filmregisseure, Fashion Designer oder Rockstars wie John Lennon oder eben Michael Jackson handelte.
Das ganze Interview findet Ihr unter
Ich setze das noch dazu, wobei im letzten Abschnitt das Magazin erwähnt wird......
Meistens geht die Sache mit den Interviews so: Der Journalist führt mit einer Person ein Gespräch, das später in einer Zeitung oder in einem Magazin abgedruckt wird. Der Journalist stellt Fragen, der Interviewte antwortet.
Anschliessend schreibt der Journalist das Gespräch auf, jedoch selten eins zu eins: Uninteressante oder irrelevante Dinge etwa streicht er heraus, Verhaspelungen und Verdoppelungen meist ebenso. Bevor das Interview gedruckt wird, darf der Interviewte sein Okay geben. In etwa so lernt man die Sache mit den Interviews auf der Journalistenschule.
Mein Aufnahmegerät, meine Frau
Den Pop-Art-Künstler Andy Warhol kümmerte dies wenig. Er ging einfach auf irgendwelche angesagten Partys, Ausstellungen oder Events, verwickelte wichtige Leute oder aufstrebende junge Künstler in ein Gespräch und liess dabei immer seinen Kassettenrekorder laufen. Das Aufnahmegerät soll er gemäss dem Popkultur-Magazin «spex» jeweils als «meine Frau» bezeichnet haben.
Der neuste Klatsch und Tratsch, Geheimnisse oder private Belanglosigkeiten, Warhol wollte alles von den Prominenten wissen, die auch vieles ausplauderten. Immerhin war Warhol schon selbst ein Star. Nach der Party tippte einer seiner Angestellten alles, wirklich alles wortwörtlich ab – vom gekünstelten Smalltalk bis zum philosophischen Gespräch, vom Monolog bis zur heissen Diskussion, egal ob spannend, privat, belanglos, peinlich, überflüssig oder langatmig. Hauptsache ein Star kam darin zu Wort. Schliesslich wurde das Resultat unverändert im Magazin «Interview» abgedruckt und mit Warhols Polaroid-Schnappschüssen illustriert.
Michael Jackson und der Kaviar
So konnten die Leser gemäss «spex» unter anderem nachlesen, dass der damals 18-jährige Michael Jackson eine Abscheu gegen Kaviar hat: Michael Jackson: «Ist das Kaviar?!» – Andy Warhol: «Ja, hättest du gerne welchen?» – Michael Jackson: «Ich brenne nicht gerade darauf …!» – Andy Warhol: «Warum probierst du nicht? Na, komm schon!» – Michael Jackson: «Hm, vielleicht ein bisschen …?» – Andy Warhol: «Es ist richtig gut. Du musst probieren!» Michael Jackson probiert den Kaviar: «Schmeckt dir dieses Zeug wirklich? Ganz ehrlich: Wie kann man so ein Zeug runterkriegen?» – Andy Warhol: «Wenn du erst mal mit deiner Freundin auszugehen beginnst, wirst du so etwas ständig essen müssen.» – Michael Jackson: «Nein!» – Andy Warhol: «Doch!» – Michael Jackson: «Nicht, wenn ich es nicht mag.»
In wenigen Monaten soll «Interview» – oder «The Crystal Ball of Pop Culture», wie das Magazin auch bezeichnet wird – nun auch in Europa erscheinen, zuerst in Russland und ab 2012 in Deutschland. Die künftige Chefredaktorin beider Magazine, Aliona Doletskaya, die auch schon die russische «Vogue» aufgebaut hat, setzt die Latte hoch: «‹Interview› war immer schon eine Bühne für individuelle, talentierte Menschen, die bereit sind, Tabus zu brechen und ihre künstlerischen Visionen frei zu formulieren», wird sie in der offiziellen Medienmitteilung zum Europastart von «Interview» zitiert. Die europäische Ausgabe soll also ganz auf Andy Warhols Linie sein, wenngleich wir wohl vergebens auf unverfälschte Gesprächsfetzen zwischen zwei Stars wie Warhol und Jackson warten werden.
Lassen Wir Uns überraschen .....
......und hier ein Warhol in Michael Form.....Kunstdruck versteht sich.....
Viel Spass beim lesen!!
TrueCrypt
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