Idole:
Ausstellung Idole sind ein Produkt ihrer Zeit. Es kann gut sein, dass sie nach zwei Generationen belächelt und nach drei vergessen sind. Dem Thema "Idole" widmet sich noch bis zum 31. Juli eine Ausstellung im Stadtmuseum Erlangen.
Der Gang durch die Museumsräume ist auch ein Blick in den Spiegel. Die Fotos aus den Beständen der Bildagentur "picture alliance", die zur Deutschen Presse-Agentur (dpa) gehört, erinnern daran, wem diese Gesellschaft zu Füßen liegt: Michael Jackson, Johnny Depp, Jogi Löw, gern auch fiktiven Gestalten wie Indiana Jones oder James Bond. "Idole sind Projektionsflächen für Hoffnungen und Wünsche", heißt es im Begleittext. Es ist eine museale Wiederkehr der Klatschpresse, und dass einen vom "Idol-Barometer" Dieter Bohlen angrinst, ist da nur konsequent.
Der spannendere Teil der Ausstellung, die zuerst im Historischen Museum der Pfalz in Speyer gezeigt wurde, sind die Schnappschüsse der Zeitgeschichte, die Idole des 20. Jahrhunderts aus Politik, Kultur oder Wissenschaft in meist höchst ungewohnter Pose zeigen: Richard von Weizsäcker mit Einkaufstüte in der Innenstadt von Bad Tölz, Herbert von Karajan als Rennfahrer beim Salzburger Gaisbergrennen, Greta Garbo im Badeanzug vorbeihuschend.
Besonders augenfällig wird der Kontrast zwischen Schein und Sein, zwischen medialer Inszenierung und biederer Realität bei einigen Bilderpaaren, die zum Teil unter rotem Samt versteckt sind. Die Schauseite: Elvis Presley, der strahlende und souveräne Held Amerikas. Unter dem Samt: Elvis Presley küsst seine Mami. Eine Lehre der Ausstellung: Politische Idole sind besonders vergänglich, religiöse besonders stabil. Karl Theodor zu Guttenberg gehörte, als die Schau in Speyer konzipiert wurde, noch zum "Idol-Barometer", das die Besucher selbst regulieren dürfen. Er verlor seinen Nimbus aber just, als die Tafeln nach Erlangen gefahren wurden. Ob er heute noch in die Auswahl käme? Im Begleittext ist von den verflossenen Idolen ******, Lenin und Nixon die Rede, ohne dass die drei jedoch auf den Fotos auftauchen - da saß den Ausstellungsmachern wohl die Angst vor der Schelte im Nacken, sie hätten ****** zum Idol gemacht.
Anders dagegen die religiösen Vorbilder: "Papst, Ayatollah oder Dalai Lama bleiben Idole, unabhängig davon, wer Amt und Würden gerade trägt", stellt Kuratorin Susanne Völker fest. Insofern ist es bemerkenswert, dass auf dem (deutschen) "Idol-Barometer" als einzige Persönlichkeit aus dem religiösen Bereich Margot Käßmann auftaucht, die erst zum Idol wurde, als sie ihr Amt hinter sich ließ. Ein echtes Aha-Erlebnis gibt es am Ausgang, wo an einem PC die Besucher ihr persönliches Idol auswählen können. Die Ergebnisse aus Speyer sind schon eingearbeitet, daher sind die Voten mit einigen Zehntausend Teilnehmern auch einigermaßen aussagekräftig. An der Spitze in den meisten Altersklassen: Michael Jackson und Elvis Presley. Nur bei den 68ern hält sich Fidel Castro an der Spitze.
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