Es gibt kein humanes töten, weder wenn ein mensch noch ein tier davon betroffen ist, es ist und bleibt immer ein akt der gewalt.
Knut hätte mit sicherheit in der freien wildbahn keine chance gehabt. Diese auslese ist, aus menschlicher sicht grausam, aber auch nicht grausamer, als das töten von tieren, nur um des jagends wegen, um einen trophäe zu haben.
Ich bin auf'm land gross geworden und weiss, wie z.b. mit einer plötzlichen überpopulation von hauskatzen umgangangen wurde. Da wurde schon mal ein wurf oder auch mehr kurzerhand ersäuft, erschlagen .... alles hässlich und es tut hölle-weh, wenn man es als kind mitansieht. Ist aber auch nicht schön, wenn ein kater daherkommt und auf seine weise nachwachsende konkurrenz beseitigt. Er tötet einen wurf, frist manchmal auch einen kleinen wehrlosen artgenossen ... aber es ist ein durchaus natürliches verhalten und teil der evolution.
Und ein irgendwie schwächliches eisbärenjunges hat wenig chancen, den mehr als harten start in der natur zu überleben - immerhin werden sie mitten im polaren winter geboren, sind allen von ihrer mutter abhängig und strecken wenn's gut geht im nahenden polaren frühjahr die nase aus'm schnee.
O lest doch mal Michaels geschichte 'Look again, baby seal' - handelt zwar nicht von eisbär, aber von co. - ich finde Michaels gedanken, wie mensch mit diesen geschöpfen umgeht sehr eingehend.
Sicher wäre das geschrei ebenso gross, liesse man im zoo der natur ihren lauf und einem baby aus einem eisbärenwurf seinem sicheren tödlichen schicksal. Das eingreifen und retten, grosswerden lassen - es ist eine verständliche menschliche reaktion, aber sie ist im sinne des tieres nicht artgerecht, sowie die ganze haltung nicht artgerecht ist, das verhalten, was daraus resultiert nicht artgemäss ist - stellt euch das riesige weisse eiskalte und einsame reich eines polarbären vor - auch wenn dieses zusammenzuschmelzen droht im augenblick und vergleicht es mit dem der 'kleinen zündholzschachtel' im zoo? Ich finde - auch wenn der gedanke mehr als verständlich ist, kindern diese stolzen wildtiere zu zeigen, ich finde, kinder erhalten eine falsche prägung, wenn man ihnen diese tiere in einem 'lebensraum' präsentiert, wo ihnen jegliche möglichkeit genommen wird, sich natürlich wohl zu fühlen und zu verhalten, wo sie ihren stolz, ihre würde und ihre unnahbarkeit nicht zeigen können. Das geschrei wäre gross, liesse man die eisbären wie von der natur gegeben robben jagen. Aber andererseits wird oft aus eigenen grossvieh-zoobeständen das futter für raubtiere z.b. generiert, zweckgemeinschaftlich. Ist das jetzt irgendwie richtiger, wie wenn man die raubtiere raubtiere mit samt ihrer gefährlichkeit und unberechenbarkeit sein liesse und ihnen die jagd des eigenen futters zugestehen würde? Zu grausam für's auge des betrachters? Kann man sowas kindern nicht zeigen nicht erklären? Ich denke doch, wenn man sie ihrerseits würdige geschöpfe betrachtet, die den unterschied töten zum überleben, oder töten aus lust und blutgier irgendwie lernen sollten. Ich bin sicher, sie würden einen anderen blick auf einen natürlichen kreislauf erlangen - hätten am ende vielleicht mehr achtung vor der natur mit all ihren aspekten.
Die zookasernen, sie waren für mich nie ein wirklicher blick ins leben, in die natur - auch für unsere kinder nicht.
Btw, hab nie so richtig verstanden, wieso sich Michael tiere aus fremden lebensräumen zum privatvergnügen auf neverland hielt.
Hab verstanden, dass ihn die terrariumshaltung von Muscles faszinierte, besonders der tatsache wegen, dass er es als eine besondere dramatik betrachtete, wenn Muscles lebendfutter bekam. Könnte man als grausam ansehen, oder so wie Michael, der dramatik wegen, oder der einfachen tatsache wegen, dass ein solches schlangenviech gar keine tote maus als futter annehmen würde.
Das nur mal so nebenbei.
Sicher wäre es sehr schade, wenn eine tierart, wie der eisbär irgendwann ausstirbt, weil sein natürlicher lebensraum mit ihm stirbt, weil sein natürliches nahrungsangebot schlicht nicht mehr vorhanden ist.
Aber ehrlich, was macht es für einen sinn, ein in der natur ausgestorbenes tier in einem zoo, bar jeder natürlichen bedingungen und würde vorzuführen?? Was sieht ein kind in diesem tier? Ein weisses grosses kuscheliges tier, das gerne badet und fischiges frist?? Lernt es überhaupt, sich vorzustellen, dass dieses aus angemessener entfernung so relativ harmlose tier in wirklichkeit das gefährlichste und räuberischste raubtier ist, was wir kennen? Eines, was mit einem einzigen prankenhieb einen menschen von der einen seite des geheges auf die andere befördern könnte und sich nicht zieren würde, ein saftiges stück aus dem zappelnden menschlein zu reissen?
Handaufzuchten - ja, es ist sicher mehr als problematisch zu sehen, wenn ein tierbaby von seiner mutter verstossen wird. Aber wäre es nicht würdevoller, keine kamera in die bärenkinderstube zu hängen, der natur ihren lauf zu lassen, ohne das ein weltpublikum dabei zuschauen kann (übertrieben gesagt)? Wäre es nicht sehr viel würdevoller, die entwicklung bis zum ersten publikumskontakt völlig ohne öffentlichkeitsbefriedigung zu lassen?
Wir sehen es als ein akt der gnade und menschlichkeit an, wenn wir ein verstossenes tierbaby retten können. Was ist mit unseren eigenen verstossenen kindern, was mit den babies, die nie leben durften, weil ihre mütter/väter aus was-weiss-ich-welchen-gründen eine kleines wehrloses baby um die ecke bringen, oder quälen, totschlagen, seelisch maltratieren oder alles zusammen?
Mir kommt's manchmal so vor, als sei diese ganze vorgeschobene tierliebe, und vorgeschobene achtung vor der tierischen kreatur einfach nur öffentlichkeitswirksame makulatur, um nicht auf die menschlichen probleme und sorgen kucken zu müssen.
Den tieren kann man in vielen fällen vorgreifen, für sie entscheidungen treffen, aber wir menschen, wir haben hemmungen, da wo's nötig ist zu sagen: stopp, keinen meter weiter ... keinen schlag, keine peinigung mehr, kein angrabschen und missbrauchen von kindern auf jede erdenkliche art.
Ja, könnte man meinen, dass es dem menschen fast gelungen ist, sich die tierische kreatur komplett untertan zu machen. Und auch wieder doch nicht. Wir hatten das grad dieser tage im "Wir haben nur noch 4 jahre .." thread. Jemand schrieb das Einstein-zitat auf:
„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“
Dieses zitat und die erkenntnis daraus zeigt so überdeutlich, wie klein und trügerisch unsere vermeindliche macht des unterwerfens ist.
Weitergedacht, passt auch das Schopenhauer-zitat von Ines sehr gut in die reihe:
Die vermeintliche Rechtlosigkeit der Tiere, der Wahn, dass unser Handeln gegen sie ohne moralische Bedenken sei, ist eine geradezu empörende Barbarei des Abendlandes. Die Tiere sind kein Fabrikat zu unserem Gebrauch. Nicht Erbarmen, sondern Gerechtigkeit ist man den Tieren schuldig.
Erst wenn jene einfache und über alle Zweifel erhabene Wahrheit, dass die Tiere in der Hauptsache und im wesentlichen dasselbe sind wie wir, ins Volk gedrungen sein wird, werden die Tiere nicht mehr als rechtlose Wesen dastehen. Es ist an der Zeit, dass das ewige Wesen, welches in uns, auch in allen Tieren lebt, als solches erkannt, geschont und geachtet wird. Arthur Schopenhauer
Hab manchmal den eindruck, dass es für manche menschen einfacher und sorgloser ist, einen hund ins menschenrudel zu erziehen - notfalls kann man diesen an die leine nehmen und anhand von kommandos zwingen zu gehorchen. Klappt leider nicht wirklich bei teenies.
Aber ehrlich Nefsche, ich würd nicht im traum drauf kommen die berechtigung eines tierischen helfers mit dem eines renitenten jugendlichen vergleichen, schon gar nicht, ob der eine oder andere eher eine berechtigung hat. (Selbstverständlich kanns keine berechtigung geben, einen wehrloses oder wehrhaftes gegenüber zusammenzuprügeln - gibt auch keine berechtigung, wehrlose babies zu töten, nur weil sie grad nicht zur rechten zeit kommen. Uff!)
Ich weiss auf das Für und Wider keine wirkliche Antwort für mich.
So geht's mir auch in vielerlei hinsicht. Manchmal hilft nur, ein stück beiseite treten oder ein stück zurückgehen, neue perspektiven finden.
Vielleicht hilft dabei die geschichte: "So The Elephants March" von MJ.
Von da die kurve zu massentierhaltung und provitgier daraus zu kriegen ist nicht ohne.
Viele probleme würden auf einen schlag gelöst, wenn der mensch sich vom wahllos-massenfleischfresser zum genussvollen fleischesser 1 x die woche entwickeln würde.
Knut, hast ausgelitten. Aber hoffenlicht kommt dadurch wenigstens bewegung in die köpfe.
With L.O.V.E. and respect
Lg rip.michael
Der autor Manfred Karremann wurde irgendwo vorher erwähnt.
Interessant ist auch sein buch "Es geschieht am hellichten tag" . Es gibt durch unter cover einsatz einblick in die sehr verdeckte und gut durchorganisierte pädo-szene.
Das lässt die gedanken um die geschundene tierische kreatur nicht weniger werden, aber dieser abgrund aufgezeigt durch den autor, ist mehr als heftig. Und passiert genauso jeden tag.
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