Nun wird die Zeitung eingestellt, weil ihre Methoden, insbesondere das Abhören privater Telefongespräche, in massive Kritik geraten sind.
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Der Abhörskandal um die Sonntagszeitung "News of the World" hat die Briten in den vergangenen Tagen hellauf empört. Jetzt zog Eigner James Murdoch die Reißleine: Das Blatt wird eingestellt.
Am kommenden Sonntag (10.07.2011) erscheint die letzte Ausgabe der britischen Zeitung "News of the World". Das teilte der Chef von News International, James Murdoch, am Donnerstagabend mit. Das Unternehmen habe zahlreiche Fehler im Umgang mit dem Abhörskandal gemacht, räumte er ein.
Nach Angaben des britischen Verlags werden die Einnahmen aus der letzten Ausgabe einem wohltätigen Zweck gespendet, zudem werden keine Anzeigen geschaltet. Allerdings hatten etliche Unternehmen wegen des Skandals bereits in den vergangenen Tagen ihre Anzeigenaufträge für das Blatt gestrichen. "News of the World" gehört zum Verlag News International - dem britischen Arm von US-Medienmogul Rupert Murdoch.
Murdoch: "Unmenschliches Verhalten der Journalisten"
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Die Abhöraffäre beschäftigt Großbritannien schon seit Jahren, Politiker, Prominente und Journalisten wurden bespitzelt, um an Storys über ihr Privatleben zu kommen.
In den vergangenen Tagen wurden immer neue Einzelheiten bekannt, die für große öffentliche Empörung sorgten. So sollen Journalisten der Zeitung die Telefone von Mord- und Terroropfern sowie deren Angehörigen angezapft haben. Die Zahl der Betroffenen stieg nach Angaben der Londoner Polizei auf 4000. Es könnten aber noch mehrere hundert weitere im Visier der Reporter gewesen sein, hieß es.
Mailbox eines verschwundenen Mädchens gehackt
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Im Jahr 2007 waren ein Journalist und ein Privatermittler von "News of the World" dafür verurteilt worden, dass sie unter anderem die Telefone von Mitgliedern des Königshauses angezapft hatten.
Premierminister David Cameron forderte nach Bekanntwerden der jüngsten Vorwürfe eine unabhängige Untersuchung des Skandals. "Es ist abscheulich, was hier vorgefallen ist", sagte Cameron in einer Dringlichkeitsdebatte im Parlament.
Skandal bringt Murdochs geplante BSkyB-Übernahme in Gefahr
Die "News of the World" ist das Schwesterblatt der Zeitung "The Sun" und erscheint nur sonntags. Es gehörte bisher zu den meistgelesenen Blättern in Großbritannien. Zugleich ist es eines der aggressivsten Boulevardblätter des Landes. Es hat sich auf Skandale und Prominentenstories spezialisiert.
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Für Medienmogul Rupert Murdoch kam der Skandal zur Unzeit. Die Affäre gefährdet die Übernahme des britischen Satellitensender BSkyB durch sein Medienimperium. Wie die "Financial Times" berichtete, könnte die Regierung in London eine Entscheidung darüber auf September verschieben. Kritiker hatten zuvor bereits vor der Übernahme gewarnt, weil sich dadurch Murdochs Medienmacht weiter verstärken würde. Sein Konzern kontrolliert bereits mehr als ein Drittel der britischen Presse.
Autorin: Ursula Kissel (dpa, rtr, dapd, afp)
Redaktion: Marko Langer
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