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    Presseschau zu Michael Jackson:
    «Flinkes Kaninchen in Schmierenkomödie»

    15. Jun 12:45

    Michael Jackson
    Foto: dpa
    Die nationale und internationale Presse sind sich in einem fast alle einig: Der Freispruch ist für Michael Jackson nicht wirklich ein Sieg. Ein Überblick.

    Der Freispruch von Popstar Michael Jackson vom Vorwurf des Kindesmissbrauchs hat in der deutschen wie in der internationalen Presse lebhafte Reaktionen ausgelöst.

    Bereits am Dienstag - das Urteil wurde in Deutschland Montagnacht gegen Viertel nach elf Uhr bekannt - meldete «Bild» «Michael Jackson größten Sieg». In dem Bericht heißt es: «Staatsanwalt Tom 'Mad Dog' Sneddon, der ***** seit Jahren jagte und endgültig als ************** zur Strecke bringen wollte, präsentierte reihenweise Zeugen, die ***** als pädophiles Monster beschrieben. Er ist es nicht.»

    Am Mittwoch beschäftigt sich die Zeitung erneut mit dem Fall, allerdings bereits im hinteren Teil des Blattes: «***** das Wrack. Seine verspiegelte Sonnebrille konnte es nicht verdecken. Als er den Gerichtssal als freier Mann verließ, schaute er so unendlich traurig. Die Augen stark geschminkt, Blick ins Leere, kleine Pupillen. (...) Ein Freispruch mit **************-Makel - ob ***** damit glücklich wird?»

    «Eher eine Begnadigung»

    Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» sieht im Ausgang des Gerichtsprozesses «eher eine Begnadigung als eine Rehablitierung. Was der 'King of Pop' gewesen ist, wird er nie wieder sein. (...)».

    «Der Grund für die beispiellose Entwertung des Megastars aber sind letzlich weder seine seit langem bekannte heikle Form von Kinderliebe noch sein nach kosmetischen Eingriffen entstelltes Gesicht oder gar das Zerbechen der kreativen Konstellationen, (...). Was hier kaputtgeht, ist mehr als ein Idol - mit Michael Jacksons Karriere kollabiert ein Teil des Phänomens 'schwarze Musik' überhaupt.»

    «Groteske Schmierenkomödie»

    Die «Süddeutsche Zeitung» macht sich Gedanken darüber, was der Prozess gegen den Popstar über die USA aussagt: «Der Prozess gegen Michael Jackson war so bizarr wie seine Protagonisten. Kein Drehbuchschreiber hätte es gewagt, sich solche Figuren auszudenken und erst recht nicht diese Dramaturgie. Doch die Verhandlung war mehr als nur groteske Schmierenkomödie. (...) Amerika findet über solche Sensationsprozesse immer wieder zu sich selbst. Was sich im surrealen Kampf der Bilder widerspiegelte, war der ewige Konflikt zwischen dem Hyperrealismus und der Weltflucht der amerikanischen Gesellschaft.»

    Für «Die Welt» hat «die Jury, (...), hat Amerika ein großartiges Lehrstück über Schöffenpflicht geliefert. 'Beyond a reasonable doubt', bei vernünftigem Zweifel für den Angeklagten. In 64 Verhandlungstagen rettete sie den Leumund der kalifornischen Justiz - und Michael Jackson den Hals, wenn schon nicht das Gesicht.

    «Betrügerische Sippe»

    Die «Frankfurter Rundschau» macht sich währenddessen Gedanken über die Familie des angeblichen Missbrauchsopfers: «Ganz offensichtlich ist *****n einer betrügerischen Sippe ins Netz gelaufen, die zuvor schon einer Supermarktkette außergerichtlich mehr als 150.000 Dollar wegen angeblicher sexueller Belästigung durch das Wachpersonal abgeknöpft hat.

    So üble Eltern wie dieser bedauernswerte Kronzeuge hatte selbst der in seiner Jugend ebenfalls gründlich ausgebeutete Angeklagte nicht zu bieten.»

    Verbissene Jagd

    «Dazu kam noch ein Staatsanwalt, der so ausdauernd und verbissen nach Jackson jagte wie Elmer Fudd nach Bugs Bunny. Aber Jackson hatte über die verlängerte Jagdsaison verlernt, das niedliche flinke Kaninchen zu sein. Unfähig, seiner Verbitterung Ausdruck zu verleihen, erinnerte Michael Jackson zuletzt an die Titelfigur aus Victor Hugos Roman 'Der Mann, der lachte' - und der in Wahrheit ein durch eine grausige Operation entstelltes Gesicht zur Schau tragen musste.»

    Die «New York Times» beschäftigt sich mit dem Image des Popstars nach dem Prozess: «Das größte Hindernis, dem sich Jackson nun gegenübersieht, ist nicht, dass es an Sympathie für seine öffentliche Erniedrigung mangelt, sondern vielmehr, dass es sie im Übermaß gibt. Vielen Leuten tut Jackson leid, aber Mitleid für jemanden haben ist nahezu gleichbedeutend damit, gar nichts für jemanden zu empfinden. (...) Bleibt zu hoffen, dass er einen Produzenten findet, der einen Weg findet, ihn etwas hassenswerter zu machen und dadurch sehr viel liebenswerter.»

    Die «Los Angeles Times» sieht die Gefahr für Jackson noch nicht gebannt: «Zum ersten Mal seit fast zwei Jahren wird Michael Jackson an diesem Morgen aufwachen, ohne dass das Damoklesschwert einer möglichen Verhaftung über ihm schwebt. (...) Aber auch wenn das Urteil eine Demütigung für Staatsanwalt Tom Sneddon war, könnte er dennoch erleben, wie Jackson stürzt. Auch wenn er die Geschworenen nicht überzeugte, seine Vorwürfe gegen Jackson werfen einen solchen Schatten auf Jacksons Lebensstil, dass dessen Karriere in Gefahr ist. Es ist nichts Neues, dass Jackson merkwürdig ist (...), aber vor Gericht wurde die ganze Geschmacklosigkeit und Widerwärtigkeit deutlich.»

    Der «Boston Herald» wiederum konzentriert sich vor allem auf die Familie des Beschuldigers: «Vermutungen, dass Jackson Kinder sexuell belästigt, sind vor mehr als zehn Jahren aufgetaucht. Aber in allen Fällen war die Glaubwürdigkeit des angeblichen Opfers und seiner Familie ein Problem. Was für eine Rolle spielte Geld dabei? (...) Und welche Mutter erlaubt ihrem 13-jährigen Kind, mit dem Popstar in einem Bett zu schlafen, obwohl sie von diesen Vermutungen weiss? Ist das nicht die Frage, die wir uns alle stellen sollten? Eine Jury bestehend aus acht Frauen und vier Männern (acht der Geschworenen haben selbst Kinder) haben Jackson von allen Vorwürfen freigesprochen. Aber wie viele Eltern da draußen würden heute ihren Kindern erlauben, die nächsten Besucher auf Jacksons Neverland-Ranch zu sein?»

    Kein asexueller Peter Pan

    Die «Washington Post» fragt nach dem wahren Charakter Jacksons: «Hat dieser Prozess irgend etwas zu Tage gebracht? (...) Wenigstens wissen wir, dass sich hinter dem kindlichen Äußeren ein kluger und berechnender Mann verbirgt. Wir wissen, dass das Bild Jackson als alternder, asexueller Peter Pan eine Lüge ist. Wir wissen, dass Jackson, der von bezahlten Gefolgsleuten, (...), so genannten Freunden und seiner übermächtigen Familie umgeben ist, ein einsamer Mann ist.»

    Für den britischen «Daily Mirror» ist Jackson «gequältes Genie, das eine einzigartige Beziehung zu jungen Leuten haben darf. (...) Jackson hat Schreckliches durchgemacht. Jetzt kann er anfangen, die Stücke seines außerordentlichen und zerschmetterten Lebens aufzusammeln.»

    Die italienische Zeitung «Il Messaggero» fürchtet für Jackson «die Gefahr einer übertriebenen Euphorie. Und erste Anzeichen gibt es schon. Aber Größenwahn wäre ja keine neue Krankheit im Hause Jackson. (...) Da reicht es schon, die Website des Künstlers anzusehen: Das Datum des 13. Juni 2005 ist eingereiht in historische Momente wie den Fall der Berliner Mauer. Sein hervorragender Anwalt ist da vorsichtiger und versichert zunächst einmal, dass Mister Michael nicht mehr mit Kindern schlafen wird. Das ist ja schon mal etwas. Jetzt gilt es aber, sich um die Zukunft zu kümmern. Denn Jackson ist mit nur 46 Jahren ja immer noch ein recht junger Herr.»

    Aufgeheizte Anklage

    Zu dem Freispruch für den Popstar schreibt die Moskauer Tageszeitung «Iswestija»: «Trotz des Freispruchs hat sich Michael Jackson keinen zusätzlichen Ruhm erworben. Sein Image ist ruiniert, die Karriere stockt, und gesundheitliche Probleme sind auch aufgetaucht. Während der Gerichtsverhandlung hat sich Michael Jackson mit 270 Millionen Dollar verschuldet. Gerüchten zufolge hat Michael vor, seine Ranch Neverland zu verkaufen und auf eine Welttournee zu gehen, um etwas Geld zu sammeln, das er dann für einen Umzug nach Europa oder sogar Afrika ausgeben könnte.»

    Die niederländische Zeitung «De Volkskrant» lobt die Jury, die sich nicht habe leiten lassen «von dem aufgeheizten Charakter der Anklage (Pädophilie) und ebenso wenig der Neigung nachgegeben [habe], mit einem Kompromiss sowohl dem Ankläger als auch dem Beklagten etwas zu geben. Die Fans von Michael Jackson jubeln, aber die kraftlose, bleiche Figur, die als freier Mann den Gerichtssaal verließ, war vor allem Mitleid erregend. Ein menschenscheuer Megastar, dessen Karriere praktisch vorbei ist, der finanziell am Boden liegt, der allerdings keine nachweisbare Unzucht verübt hat, der aber unverkennbar mit einer krankhaften Vorliebe für den Umgang mit Kindern befangen ist. Der King of Pop ist seinen Thron endgültig los.»

    Physischer und psychischer Zerfall

    Laut der spanischen Zeitung «El Mundo» hat «das Ansehen von Michael Jackson in dem Prozess schweren Schaden genommen. Der Sänger wurde freigesprochen, aber nur aus Mangel an Beweisen. Jackson selbst trug zu seiner Verteidigung nichts bei. Von der Justiz hat er kaum noch etwas zu befürchten. In allen anderen Bereichen ist seine Lage ziemlich übel. Der Prozess hat den physischen und psychischen Verfall des Stars deutlich gemacht. Jacksons Vermögen hat sich fast in ein Nichts aufgelöst.»

    «Seine Platten verkaufen sich nicht mehr und er selbst zieht die Fans nicht mehr an wie früher. Er ist wie ein kaputtes Spielzeug. Das einstige Wunderkind hatte fast sein ganzes Leben im Rampenlicht gestanden. Mit dem Ruhm und dem Altern ist der Sänger jedoch nicht fertig geworden.»

    «Schwäche des Systems»

    Die liberale Budapester Tageszeitung «Magyar Hirlap» schließlich wägt die Vor-
    und Nachteile der Geschworenen-Gerichtsbarkeit ab: «Eine Schwäche des Systems liegt darin, dass sich die Frage stellt, wie sehr die ausgewählten Juroren in der Lage sind, sich der öffentlichen Stimmung oder auch den eigenen Überzeugungen zu entziehen«, heißt es in dem Blatt.

    »Doch ist auch möglich, dass von den zwölf Menschen gerade der eine Recht hat, der die Strafbarkeit des Angeklagten nicht für erwiesen erachtet und ihn damit vor dem Gefängnis oder gar dem Todesurteil rettet. Eine Gefahr steht also einer Chance gegenüber. Wir meinen, dass letzteres wichtiger ist.«


    Für das Web ediert von Nicole Alexander

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