Das Problem bei Missbrauchs-Tätern (sowie auch bei anderen Straftaten, besonders Kapitalverbrechen) ist doch oft, dass es ihnen niemand zugetraut hätte bzw. alle einen solchen Verdacht für absurd gehalten und extrem weit von sich gewiesen hätten, ja nicht nur das, sondern dass man einen solchen Verdacht für einen Skandal gehalten hätte. Oft sind es eben keine Fritzl-Fieslinge. (Und selbst der blieb erschreckend lang unverdächtigt.)
Soll heißen: Man muss es trotz sich sträubender Emotionen und trotz Freispruchs in allen Punkten der Anklage allein schon aus intellektueller Redlichkeit heraus fundiert argumentierenden Autoren (wie Jefferson) zugestehen, diverse Szenarien hypothetisch durchzugehen, sofern es bei einer Hypothese bzw. Durchspielen von Denkbarem bleibt und nicht zur Behauptung wird. Das ist ein entscheidender Unterschied.
Alles andere käme einer Einschränkung der Meinungsfreiheit bzw. Denkfreiheit gleich. Es wäre - konsequent zu Ende gedacht - sehr bald der Beginn einer Meinungsdiktatur - und auch das Ende der Wissenschaft. Wer will das?
Wenn du jemanden liebst, nimm das Schlimmste von ihm an und guck dann, ob du ihn noch immer liebst. Stets eine gute Probe.
Wobei ich persönlich Michael nicht des Missbrauchs verdächtige, um das deutlich zu sagen. Es gibt für mich auch Gründe dafür, rein bauchmäßig. Ein Freispruch ist natürlich auch nicht von Pappe und verdient größten Respekt, wenn es darum geht, Behauptungen aufzustellen. Aber: Wie wir alle war ich nicht dabei.
Toleranz ist bekanntlich dierjenige Andersdenkenden gegenüber. Mithin ist sie mit das Härtste, was man Menschen abverlangen kann. Sieht man überall.
LG
colognian_girl
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