Vorstellbar ist für mich zur Zeit dieses Szenario geworden:
- Murray hat nicht nur 25mg propofol injiziert, sondern anschließend aus dem Tropf eine 100ml-Flasche nachtropfen lassen, um den Schlaf aufrechtzuerhalten. Dann verließ er gegen Ende das Schlafzimmer, wie er sagt, 3 Minuten für einen Toilettengang.
Ich denke, dass Murray da gemütlich auf dem Klo gesessen und telefoniert hat und dass er länger weg war als 3 Minuten.
Dann, immer noch am telefonieren ist er ins Zimmer zurück und sieht, dass Michael nicht mehr atmet.
Er weiß aber nicht, wie lange dieser Atemstillstand schon andauert.
- Die Art und Weise, wie Murray dann handelte, lässt bei mir nur den Schluss zu, dass er Michael gar nicht zurückholen wollte!
- Für dieses Nichtwollen Murrays könnte folgendes der Grund sein:
bei einem Atemstillstand von mehr als ganz wenigen Minuten beginnt der Zerfall (?) der Gehirnzellen; da Murray nicht wusste, wie lange Michael schon nicht mehr atmete, lag es durchaus nahe, dass, wenn Michael wiederbelebt wurde, er bleibende Schäden im Gehirn zurückbehielt.
Dieser Satz, den er da vor Beginn seiner Mund-zu-Mund-Beatmung von sich sagte---- er ist so merkwürdig und so deplaziert in dieser Situation gewesen wie nur irgendwas; er gehörte wirklich nicht dahin. Aber es kann sein, dass genau dieser Satz in Murrays Kopf rumkreiste die ganze Zeit: "Er ist mein Freund, und deshalb tue ich das".
Es kann sein, dass er damit gar nicht die intime Berührung der Lippen Michaels mit seinem eigenen Mund meinte, sondern dass der Satz eigentlich die Begründung dafür war, warum er Michael sterben lassen wollte. (ich muss hier vermerken: es kann nach meiner einung immerhin möglich sein.)
Dass er genau bei der M-z-M-Beatmung diesen Satz sagte unmittelbar der Berührung der Lippen, also der engsten körperlichen Nähe könnte auch mit irgendwelchen diffusen religiösen Gefühlen in dem Moment zu tun haben.
Wir wissen ja, dass Murray damals 2009 in seiner Baptisten-Gemeinde eine kleine Ansprache gehalten hatte. Dass er da in einer Gemeinde bekannt ist und dass ihm gestattet wird, zur Gemeinde zu reden, lässt darauf schließen, dass da regelmäßig die Gottesdienste besucht und Kontakt mit seinen Glaubensbrüdern hält.
Vielleicht (denkt jetzt nicht: nun wird Hippo aber zur Märchenerzählerin)... vielleicht also flog ihm in diesem Moment der Vergleich mit dem Kuss des Judas durch den Kopf und der Satz "ich tue das, weil er mein Freund ist..." verselbstständigte sich und er sprach ihn aus, ohne dass es ihm recht bewusst war.
Und irgendwie passt er, wenn das, was ich mir da zusammengedacht habe, auch genau an diese Stelle....
Nun, ich denke, dass der Murray überhaupt keinen Plan hatte, was er richtigerweise hätte machen sollen.
Dass er nichts von Notfallmaßnahmen weiß, kann er keinem erzählen.
Aber er wollte diese Notfallmaßnahmen nicht anwenden, weil er nicht wusste, wie lange Michael da ohne Atmung gelegen hatte, als er dann ins Zimmer zurücktrödelte.
Und vielleicht stand ihm da in der ersten Lähmung nur dieses grausame Bild eines hirn- und möglicherweise körpergeschädigten Michaels vor Augen, während die Zeit immer weiter verstrich.
Ja, und danach setzte dann das ein, was immer so mit "seinen eigenen ar...aus der sch... zu ziehen" kurz und bündig zusammengefasst wird.
Mir ist wichtig, dass Ihr obiges nicht als Sympathiewerbung für Murray interpretiert!
Das liegt mir fern, seit ich die laufende Gerichtsverhandlung seit letzten Dienstag verfolge.
Eben weil mich diese völlig verantwortungslose Schlafhilfe ohne Kontrollgeräte, die er Michael zuteil werden ließ seit Anfang Mai, so entsetzt, kann ich keinerlei Verständnis für Murray aufbringen.
Es ist nur ein Versuch von mir, Murrays starre Behauptung "Ich habe keine Schuld" irgendwie begreifen zu können.
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